Wyatt Earp Classic 39 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Classic 39 – Western - William Mark D.


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wird gleich brennen. Und zwar auch in Ihrem Haus! Die Comanchen kommen.«

      Ted Duncer war ein Mann in den Dreißigern, aber für seine Jahre wirkte er alt. Sein aschblondes Haar war schütter, und seine wäßrigen Augen blickten müde aus einem verlebten Gesicht. Dieser Gesetzesmann hatte kaum einen anderen Platz verdient als dieses El Bravo. Hier wußte übrigens niemand, daß er aus zwei Städten wegen Unfähigkeit verwiesen worden war und daß der County Sheriff der Ward Countys ihn nur aus dem Grund als Deputy Sheriff nach El Bravo geschickt hatte, weil sich kein anderer Sternträger für diesen Platz hergeben wollte.

      Breitbeinig stand er jetzt in seiner Tür, hatte die Hände hinter den Hosenträgern und den Bauch vorgestreckt. Strümpfe und Schuhe trug er nicht.

      »Was bellen Sie da zu nachtschlafender Zeit durch die Gegend, Miretta?« knurrte er den Wirt an.

      »Die Comanchen kommen! Ich habe es Ihnen doch gesagt.«

      »Die Comanchen? Sie müssen verrückt sein, Mensch. Was sollten die Roten denn hier im Sand? Nur ein Verrückter kann sich hierher verirren – und verrückt sind die Redmen ganz sicher nicht.«

      »Aber Sie kommen. Mit Brandpfeilen kommen sie, sie haben es auf das Tuchlager abgesehen…«

      »Hören Sie, Miretta, gehen Sie heim und schlafen Sie sich mal ordentlich aus«, knurrte der Sheriff unwillig. »Ich jedenfalls werde mich jetzt wieder hinhauen.«

      »Aber so hören Sie doch, Duncer! Es ist Ernst, bitterer Ernst.«

      Der Sheriff sah ihn aus schläfrigen Augen an. »Lassen Sie mich jetzt gefälligst in Ruhe, Mann. Ich habe ganz andere Sorgen.«

      Da packte der kleine rundliche Schankwirt den lauen Gesetzesmann an den Schultern und rüttelte ihn. »Sie müssen wach werden, Duncer! Die Co…«

      Mit einem derben Stoß vor die Brust warf der Sheriff den Salooner zurück.

      Miretta stürmte nun auf ihn ein wie ein wildgewordener Puma und redete und redete mit Händen und Füßen.

      Endlich hob Duncer abwehrend die Hände. »Well – well – hören Sie auf mit diesem Geschwafel. Wo ist der Kerl, den Sie im Sand gefunden haben wollen? Ich werde ihn mir mal vorknöpfen.«

      »Ja, tun Sie das, Sheriff. Reden Sie mit dem Mann. Es ist ein netter Bursche. Er…« Miretta hatte sich umgewandt und blickte auf den Wagen. Da, wo gerade noch der Fremde gesessen hatte, war ein leerer Platz. Der Mann war nirgends zu sehen.

      Duncer blickte an dem Schankwirt vorbei. »Wo ist denn nun der Kerl?«

      Der Mexikaner deutete mit einer hilflosen Geste und verstörtem Gesicht auf den Wagen. »Da – er hat doch eben noch oben auf dem Bock gesessen.«

      Duncer wandte den Kopf und warf dem Wirt einen scheelen Blick zu. »Hören Sie, Miretta, wenn Sie schlecht schlafen können, dann suchen Sie sich einen anderen Idioten aus, mit dem Sie nachts auch noch herumnörgeln können.«

      Duncer wandte sich um und wollte in das Haus zurück.

      Da packte ihn der Dicke am Arm und hielt ihn auf. »Sheriff! Sie müssen warten! Der Mann war gerade noch da. Wir müssen ihn suchen.«

      Duncer wandte nur den Kopf. »Wir?«

      »Yeah, wir! Sie noch dringlicher als ich. Denn Sie sind der Sheriff. Der Mann ist oben im Sand angeschossen und ausgeraubt worden. Er hat sich zwei Tage durchs Valley nach Süden geschlagen…«

      »Diesen Unsinn haben Sie mir schon einmal erzählt«, brauste der Sheriff nun auf. »Jetzt reicht’s mir. Kein Mensch kann zu Fuß und dann auch noch bei Tage von Norden her durchs Tal nach El Bravo kommen. Das ist ein ausgemachter Schwindel. Es wird ein Tramp sein. Ein ganz verdammter Tramp. Ein Kerl, der sich hier einschleichen wollte. Seien Sie froh, daß er verschwunden ist. Ich hätte ihn einsperren müssen. Und dann der Unsinn mit den Comanchen. Sind Sie tatsächlich so kindisch, daß Sie glauben, die Roten treiben sich oben im Sand herum? Mensch, denen ist es genauso angenehm im Llano wie uns. Ihr Reservat ist viele Meilen westlich von hier. Sie müßten geradezu verrückt sein, wenn…«

      Da stieß der Wirt seinen Zeigefinger hart gegen die Rippen des Sheriffs. »So, Ihnen reicht’s? Jetzt will ich Ihnen was sagen, Sheriff! Mir reicht’s auch, und zwar mit Ihnen.« Und nun sprudelte es nur so über die Lippen des aufgeregten Mannes. Heißblütig hielt er dem Hüter des Gesetzes seine stadtbekannte Trägheit vor und donnerte ihn schließlich an: »Damit Sie ganz klar sehen, Mister. Sie werden den Mann jetzt suchen. Sie werden sich anhören, was er über die Comanchen zu sagen hat. Vorwärts. Ich fordere Sie als Bürger dieser Stadt, die Sie bezahlt, auf, unverzüglich…«

      »Was wollen Sie denn«, unterbrach ihn der Sheriff, »der Tramp ist doch verschwunden!«

      »Er kann nicht verschwunden sein! Ich werde ihn suchen. Und Sie kommen mit!«

      Miretta rannte auf die Straße, lief um den Wagen herum und wäre fast über den Körper, der da neben dem rechten Rad lag, gestolpert.

      »By Gosh! Hier liegt er. Kommen Sie, helfen Sie mir! Er ist vom Wagen gestützt. Er ist ohnmächtig…«

      *

      Als der Missourier wieder zu sich kam, fluteten rotgoldene Sonnenstrahlen ins Fenster und erfüllten die kleine schrägwandige Kammer.

      Er lag in einem Bett.

      Das Zimmer war nur dürftig möbliert. Außer dem Bett standen da ein schmalbrüstiger Schrank, ein Tisch und ein abgeschabter grüngepolsterter Sessel.

      Wyatt erhob sich und stellte fest, daß er noch immer den gleichen Verband trug, den er sich selbst angelegt hatte.

      Er zog seine Stiefel an, die man ihm ausgezogen hatte, trat ans Fenster und öffnete es. Tief sog er die frische Luft ein.

      Heavens, es war wenigstens drei Uhr nachmittags.

      Unten auf der Straße war alles still.

      Die Hitze, die auch den kleinen Raum stickig erfüllt hatte, lastete draußen brütend auf den Häusern, flimmerte über ihren Giebeln und waberte über dem Sand der breiten Straße.

      Der Marshal setzte seinen Hut auf, zog seine Weste an und ging hinunter.

      Hatte er es sich doch gedacht! Er war im Haus des kleinen feisten Schankwirtes Miretta.

      Der Dicke stand hinter der Theke und goß gerade einem vierschrötigen Mann einen Whisky ein.

      »Hallo, Señor. Da sind Sie ja. Gott sei Dank. Der Doc sagte schon, daß Sie wieder zu sich kämen.«

      »Hat er denn nach mir gesehen?«

      »Yeah, heute morgen, er warf einen Blick ins Zimmer und meinte, ich sollte Sie schlafen lassen. Das sei die beste Medizin für Sie.«

      »Sehr praktisch. Wo wohnt er?«

      »Gleich nebenan.« Miretta kratzte sich den Kopf. »Señor, Sie sollten die Stadt verlassen«, kam es unsicher von seinen Lippen.

      Wyatt trat an die Theke und warf dem Wirt wortlos ein Geldstück hin. Glücklicherweise hatte der Räuber, der ihn in den Sanddünen angeschossen hatte, das Geld im Gürtel nicht gefunden. Es war nicht sehr viel, bewahrte den Missourier aber vor Kopfschmerzen, was die geldlichen Sorgen der nächsten Tage betraf.

      Wyatt trat auf den Vorbau hinaus.

      Die Straße war immer noch leer.

      Nebenan, im Schatten des Überdaches, saß ein Mann im Schaukelstuhl und wippte langsam hin und her. Er mochte vielleicht vierzig sein, hatte ein aufgeschwemmtes Gesicht, flachsblondes Haar und einen schweren Leib. Er trug einen grauen, mit Flecken besäten Anzug, hatte die kurze Weste fast nur oben über der Schulter sitzen. Der Kragen stand offen.

      Wyatt trat an ihn heran. »Können Sie mir sagen, wo ich den Doc finde?«

      Der Mann blinzelte ihn an. »Was wollen Sie?«

      »Ich bin verwundet.«

      »Aha.


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