Der exzellente Butler Parker 29 – Kriminalroman. Günter Dönges

Der exzellente Butler Parker 29 – Kriminalroman - Günter Dönges


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sein, junger Mann«, blieb Lady Agatha unbeeindruckt und wandte sich an den Butler. »Sie dürfen mir ein paar hübsche Vorschläge unterbreiten, Mister Parker.«

      »Falls meine bescheidene Wenigkeit sich nicht täuscht, dürften die Unbekannten die Hoffnung auf die hochprozentige Ladung noch nicht aufgegeben haben«, schickte Parker voraus. »Diesen Schluß dürften Mylady aus dem Umstand ziehen, daß die Herren so frei waren, die Fahrzeugschlüssel mitzunehmen.« Er sprach mit gedämpfter Stimme, damit die Gangster, die vermutlich nicht weit waren, nichts verstehen konnten.

      »Und für welches konkrete Vorgehen entscheide ich mich, Mister Parker?«

      »Mylady dürften es vorziehen, die Gangster in einen Hinterhalt zu locken.«

      »Das ist ein taktisches Mittel, zu dem ich nur greife, wenn meine Gegner feige sind und sich der Konfrontation entziehen.«

      »Ein Umstand, der meiner Wenigkeit durchaus bekannt ist, Mylady«, erwiderte Parker. »Dennoch dürften Mylady es in der gegebenen Situation vorziehen, den Gangstern einstweilen das Feld zu überlassen.«

      »Das Feld überlassen? Niemals, Mister Parker!«

      »Myladys taktische Überlegungen dürften darauf hinauslaufen, bei den Unbekannten den irrigen Eindruck zu erwecken, ihre Beute wäre unbewacht und wieder verfügbar«, wurde der Butler deutlicher.

      »Wir könnten in Ihren Wagen steigen und so tun, als ob wir zur Polizei fahren«, schlug Marvin Fields im Flüsterton vor.

      »Eine Anregung, deren Verwirklichung man unverzüglich ins Auge fassen sollte, falls die Bemerkung gestattet ist«, pflichtete Parker dem Fernfahrer bei. »Meine Wenigkeit würde hier bleiben und die Herren erwarten, sofern Mylady keinerlei Einwände erheben.«

      »Eigentlich sollte ich Ihnen diese gefährliche Aufgabe nicht überlassen, Mister Parker«, zögerte die ältere Dame. Bei Handgreiflichkeiten wollte sie nicht abseits stehen, andererseits schien es ihr behaglicher im gepolsterten Fond des hochbeinigen Monstrums als auf der naßkalten Landstraße.

      »Nun gut, Sie sollen Gelegenheit erhalten, sich zu bewähren, Mister Parker«, überwand sich Agatha Simpson.

      »Dann lassen wir den Lastwagen hier stehen und fahren erst mal zur Polizei«, sagte Fields so laut, daß man es im Umkreis hören mußte.

      Die Detektivin, die an seiner Seite auf Parkers eckiges Gefährt zuschritt, schluckte im letzten Moment ihren Protest hinunter.

      »Sie sind sich ja hoffentlich im klaren, daß das nur eine List ist«, raunte sie dem Fernfahrer zu.

      Parker hörte die Bemerkung nicht mehr. Er war mit katzenhafter Geschmeidigkeit, die man seiner würdevollen Erscheinung nie zugetraut hätte, auf die Ladefläche des Lastwagens geklettert und erwartete die Unbekannten. Daß sie kommen würden, daran zweifelte er nicht.

      Der Butler hatte sich auf der dunklen Ladefläche bis zum Führerhaus vorgearbeitet und war damit beschäftigt, ein Stück der Plane zu lösen, als er draußen eilige Schritte vernahm. Im nächsten Moment klappten Türen, und der Motor sprang an. Rumpelnd setzte sich der schwere Wagen in Bewegung und nahm rasch Fahrt auf.

      Kurz entschlossen griff Parker in die rechte Außentasche seines schwarzen Covercoats und förderte eine Handvoll Krähenfüße zutage. Diese im Winkel verschweißten Stahlnägel konnten auf die Fahrbahn fallen, wie sie wollten – immer zeigte eine der nadelscharfen Spitzen nach oben und wartete nur darauf, sich in einen prall gefüllten Reifen bohren zu können.

      Vorsichtig schob der Butler die Plane ein wenig beiseite und steckte den Kopf nach draußen in den scharfen Fahrtwind. Bei Tageslicht hätte der Fahrer ihn vermutlich sofort im Außenspiegel entdeckt. In der Dunkelheit jedoch blieb ihm die schwarze Melone ebenso verborgen wie das glatte, ausdruckslose Gesicht darunter.

      Parker war mit seiner Position durchaus zufrieden. Wenn er sich nur ein kleines Stück hinausbeugte, konnte er die Krähenfüße so unter das Fahrzeug werfen, daß die schweren Zwillingsreifen der Hinterachse über die gierig zupackenden Spitzen hinwegrollten.

      Draußen tauchten die düsteren Umrisse einer Ortschaft auf. Wenig später nahm der Lkw-Fahrer das Gas weg und bog in eine Seitenstraße, die in ein verlassen wirkendes Industrierevier führte.

      Bedächtig ließ der Butler die Krähenfüße wieder in die Tasche gleiten. Offenbar war das Ziel, das die Gangster ansteuerten, nicht mehr weit. Wenn sie ihren blinden Passagier nichtsahnend dorthin mitnahmen, konnte das die Ermittlungen nur beschleunigen.

      Parker registrierte, wie der Lastwagen über einen unbeleuchteten Fabrikhof kurvte und dicht vor einer mächtigen Garage stoppte.

      »Von dieser Ladung stauben wir uns aber auch ’ne Kiste ab«, rief der Fahrer dem Beifahrer zu, während er aus dem Führerhaus kletterte. »Ist ja nicht nötig, daß der Chef alles bekommt.«

      Fröhlich vor sich hinpfeifend, wollte der bullig wirkende Ganove seine Schritte in Richtung Garagentor lenken, als der Butler mit der bleigefüllten Spitze seines schwarzen Universal-Regenschirmes vernehmlich auf den hölzernen Boden der Ladefläche pochte.

      Wie angewurzelt blieb der Mann stehen und blickte mißtrauisch in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.

      »Hast du das gehört, Lee?« fragte er den Beifahrer, der gerade an der anderen Seite aus dem Fahrzeug stieg.

      »Nee, was denn, Alan?« reagierte Lee.

      »Da hat irgendwas geklopft«, gab Alan Auskunft. »Ich sehe mal nach.«

      Nach kurzem Suchen kramte er eine Taschenlampe aus der Jackentasche, trat dicht an das Fahrzeug heran und leuchtete unter den Wagenboden. Um besser sehen zu können, ging der breitschultrige Alan in die Knie und ließ den Lichtstrahl in jeden Winkel wandern.

      Den Urheber des geheimnisvollen Pochens entdeckte er nicht. Da der Mann seine ganze Aufmerksamkeit auf die Unterseite des Lastwagens richtete, entging ihm völlig, was sich zur selben Zeit über ihm abspielte.

      Lautlos wurde die Plane beiseitegeschoben. In der Öffnung tauchte Parkers schwarz behandschuhte Rechte auf, die die Spitze des altväterlich gebundenen Regendachs fest umspannt hielt.

      Gerade richtete Alan sich wieder auf, als der Bambusgriff des Schirmes in Aktion trat. Stöhnend drehte der verdutzte Gangster auf einknickenden Knien eine mißglückte Pirouette, als sich das harte Material auf seine Schädeldecke senkte.

      Der Butler vernahm noch ein paar unverständliche Grunzlaute, bevor sein Gegner eilig den Kontakt zum Boden suchte und sich mit erlöstem Seufzer auf dem Beton ausstreckte. Die Lampe war ihm aus der Hand gefallen und erloschen.

      »Was ist denn los, Alan?« rief Lee und umrundete hastig die wuchtige Motorhaube des Lastwagens.

      Ihm blieb nicht viel Zeit, sich in den Anblick seines friedlich schlummernden Komplizen zu vertiefen. Erneut setzte Parker seinen Regenschirm in Marsch und entlockte auch dem zweiten Gangster Laute, die nur entfernt an menschliche Äußerungen erinnerten. Torkelnd probierte Lee ein paar Sambaschritte, ehe er sich ebenfalls in die Horizontale begab und seine Frage vergaß.

      Der Butler harrte noch zwei Minuten in seinem Versteck aus. Als sich draußen nichts rührte, kletterte er von der Ladefläche und sah sich um.

      Der betonierte Hof war an drei Seiten von Lagerschuppen und Lkw-Garagen umgeben, die einen heruntergekommenen Eindruck machten. Bewohnt schien keines der Gebäude zu sein. Offenbar hielt sich auch niemand hier auf, der das Diebesgut in Empfang nahm und für den Weitertransport sorgte.

      Dennoch hielt Parker es für unwahrscheinlich, daß die beiden Männer ihre Raubzüge auf eigene Faust ausführten. Seine Vermutung wurde bestätigt, als er mit Hilfe seines handlichen Universalbestecks einen Teil der Tore öffnete. – Im scharf gebündelten Lichtstrahl der Bleistiftlampe tauchte eine Szenerie auf, die an das gut sortierte Warenlager eines Kaufhauses denken ließ.

      Die Herkunft dieser Güter würde sich klären lassen. Jetzt galt es, Mylady und dem Fernfahrer die Festnahme der Gangster zu melden.

      Mit


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