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auch nicht, da schlafe ich nämlich. Aber Dienstag sieht es ganz gut aus für Ihren Italiener.«

      Robert freute sich. Nach Hause bringen lassen wollte sie sich nicht von ihm, und er bedrängte sie nicht. Sie war vorsichtig, das gefiel ihm. Immerhin gab sie ihm ihre Handy-Nummer, das war auch ein Vertrauensbeweis.

      Übermorgen würde er sie wiedersehen. Er konnte es kaum erwarten.

      *

      »Sieht ja toll aus, das Schloss!«, staunte Viktor von Löwen, als Isabella und er sich Schloss Sternberg näherten. Viktor saß selbst am Steuer, er fuhr gern.

      »Warte nur, bis du es aus der Nähe siehst«, lächelte Isabella. »Es wird immer schöner, je näher man ihm kommt. Und erst der Schlosspark … Es müsste jetzt eigentlich schon vieles blühen, das ist die schönste Zeit auf Sternberg. Er fängt übrigens hier schon an.«

      »Der Park?«, fragte Viktor erstaunt. »Das sieht doch aus wie Wald.«

      »Es ist ein besonderer Park. An seinen Rändern geht er in Wald über.«

      »Was ist das da vorn? Der Hügel da? Das habe ich ja noch nie gesehen – ein Hügel in einem Schlosspark!«

      »Der Familienfriedhof der Sternbergs. Da liegen jetzt auch Christians Eltern.«

      Sie schwiegen beide einen Augenblick, bis Viktor sagte: »Ich wiederhole noch einmal, was du mir erzählt hast, damit ich gleich alles richtig mache: Christian von Sternberg ist der Sohn des vor etlichen Monaten tödlich verunglückten Fürstenpaares.«

      »Richtig«, bestätigte Isabella. »Er ist fünfzehn, die Leute hier in der Umgebung nennen ihn ›der kleine Fürst‹ – eben weil er noch nicht volljährig ist. Sein derzeitiger Titel ist ›Prinz Christian‹, aber mit achtzehn wird er Fürst sein.«

      »Er lebt jetzt in der Familie seiner Tante Sofia von Kant«, fuhr Viktor fort.

      »Sofia ist eine Schwester seiner Mutter«, erklärte Isabella. »Sie hat Baron Friedrich von Kant geheiratet, die beiden haben zwei Kinder, Konrad und Anna. Die sind für Christian wie Geschwister. Die Kants leben schon lange auf Sternberg, so hat Christian zwar seine Eltern verloren, aber nicht auch noch sein Zuhause. Außerdem solltest du dir noch merken, dass der Butler Eberhard Hagedorn heißt – einen besseren Butler gibt es weit und breit nicht. Nett ist er außerdem und absolut diskret. Ich glaube, das war das Wichtigste.«

      Viktor lächelte. »Das reicht auch, finde ich. Sag mal, der kleine Fürst – wie geht er mit dem Verlust seiner Eltern um?«

      »Tapfer«, sagte Isabella. »Er ist natürlich ernster geworden, reifer, aber dadurch, dass er weiterhin lauter Menschen um sich herum hat, die ihn lieben, schafft er es einigermaßen, damit fertig zu werden. So, und jetzt guck mal nach vorn – von hier aus hat man nämlich den allerbesten Blick auf Sternberg.«

      Er brachte seine Bewunderung gebührend zum Ausdruck, und Isabella freute sich, dass er ehrlich beeindruckt zu sein schien. Gleich darauf hatten sie das Schloss erreicht. Als Viktor den Wagen abstellte, öffnete sich das große Eingangsportal, und Sofia und Friedrich erschienen zur Begrüßung – ihnen folgte Eberhard Hagedorn.

      Isabella stellte Viktor vor und war wieder einmal froh über seine Kontaktfreudigkeit. Als sie Schloss Sternberg betraten, hatte er Baron Friedrich von Kant bereits in ein lebhaftes Gespräch über Pferde verwickelt.

      »Er ist nett, dein Viktor«, flüsterte die Baronin Isabella zu.

      »Ja, nicht wahr? Wie schön, wieder einmal bei euch zu sein, Sofia! Wo sind die Kinder?«

      »Noch unterwegs, aber sie wissen ja, dass ihr kommt und freuen sich sehr, dich wiederzusehen.« Sofia senkte die Stimme. »Und auf Viktor sind sie natürlich neugierig, das kannst du dir ja vorstellen. Komm, das Wetter ist so schön, wir können auf der Terrasse sitzen.«

      Isabella folgte Sofia, von den beiden Männern war nichts mehr zu sehen. Sie lächelte in sich hinein. So war es immer mit Viktor: Er kam, sah und siegte.

      *

      Als Christine am Sonntagmittag immer noch nicht im Penthaus aufgetaucht war, machte sich Bernhard erneut auf den Weg zu ihrer Wohnung. Sie öffnete erst nach mehrmaligem Klingeln, er sah sofort, dass sie noch geschlafen hatte. Ihr Gesicht sah verquollen aus. »Ich bin noch müde«, sagte sie mürrisch und machte ihm die Tür vor der Nase zu.

      Er war so verdutzt über diese Reaktion, dass er mehrere Sekunden lang stehen blieb, wo er stand, bevor er sich endlich umdrehte, um zum Fahrstuhl zurückzukehren. Er hatte ihn noch nicht erreicht, als die Tür erneut geöffnet wurde. »Tut mir leid, Bernd, ich bin noch nicht ganz wach«, nuschelte Christine. »Komm rein.«

      »Ich kann auch später wiederkommen, wenn du noch schlafen willst«, sagte er.

      »Nein, nein, ich muss sowieso aufstehen, wir drehen doch ab heute Nachmittag. Komm rein und warte einen Augenblick.«

      Er folgte ihr also in die Wohnung, hörte im Bad Wasser laufen. Sie tauchte nach wenigen Minuten wieder auf, hatte sich die Haare gekämmt und das Gesicht gewaschen. Noch immer ähnelte sie dem Fernsehstar Christine Schalk nicht unbedingt, aber sie sah besser aus als zuvor. Ihr Lächeln war verlegen. »Ich war vollkommen übermüdet«, erklärte sie, »und außerdem war das blöd gestern Abend, ich habe zu viel getrunken, während ich auf dich gewartet habe, das ist mir leider zu spät aufgefallen.«

      »Wir können so nicht weitermachen«, sagte er ruhig.

      »Was willst du damit sagen?«

      »Ich habe nachgedacht, Christine, über uns beide. Wenn wir wirklich zusammenbleiben wollen …«

      Die Türklingel unterbrach ihn. Jemand drückte lang anhaltend darauf. »Nanu?«, fragte Bernhard. »Rufen die nicht an von unten, um deine Besucher anzukündigen?«

      Sie war bereits aufgesprungen. »Warte einen Augenblick«, bat sie hastig. »Wahrscheinlich ein Versehen.« Sie verließ das Zimmer und schloss die Tür zum Flur hinter sich.

      Ein Versehen? Bernhard wusste, wie ernst die Empfangsteams unten ihre Aufgabe nahmen. Jeder, der das Haus betrat, musste sich anmelden, durchgelassen wurden nur bekannte Gesichter. Hier im Haus wohnten ausschließlich wohlhabende Leute, es gab einiges zu stehlen, deshalb leisteten die Eigentümer sich die teuren Empfangsleute. Wer also kam bis vor die Tür dieser Wohnung, ohne von unten angekündigt worden zu sein?

      Er konnte sich keinen Reim auf diesen Vorfall machen.

      Unwillkürlich stand er auf und schlich zu der Tür, die sie so sorgfältig hinter sich geschlossen hatte. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht herkommen!«, hörte er sie mit unterdrückter Stimme sagen. »Es geht jetzt nicht, Jens, verstehst du?«

      Es war eine männliche Stimme, die ihr antwortete, heiser vor Erregung. »Aber ich muss mit dir reden, Tina – meine Frau ist misstrauisch geworden, ich kann mich nicht mehr mit dir treffen. Das mit uns muss aufhören, sofort. Ich will meine Familie nicht verlieren. Es war sowieso ein großer Fehler. Bitte, hör auf, mich …«

      Bernhard riss die Tür mit einem Ruck auf. Der Mann, der in der geöffneten Wohnungstür stand, war etwa so alt wie er: ein blasser schmaler Typ mit schwarzen Haaren und blauen Augen. Sehr gut aussehend, dachte Bernhard beinahe automatisch. »So ist das also«, stellte er mit kalter Stimme fest.

      Der Mann sah von ihm zu Christine und wieder zurück, auch der letzte Blutstropfen wich aus seinem Gesicht. »Was soll das heißen?«, stammelte er. Langsam wandte er sich wieder der jungen Schauspielerin zu. »Das habe ich gewusst«, sagte er tonlos. »Im Grunde habe ich es gewusst. Mit mir hast du nur aus Langeweile etwas angefangen – oder weil du dir beweisen wolltest, dass dir keiner widerstehen kann. Und dafür habe ich meine Ehe gefährdet!«

      Er drehte sich um und rannte zum Aufzug.

      Christine hatte noch gar nichts gesagt, und Bernhard wollte auch nichts hören. Er schob sich an ihr vorbei aus der Wohnung und sagte mit erzwungener Ruhe: »Ich wünsche dir noch einen schönen Tag.«

      Endlich


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