Der neue Sonnenwinkel Box 6 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Box 6 – Familienroman - Michaela Dornberg


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muss man an das Leben glauben. Hätte meine Mutter nicht so gekämpft, hätte sie nicht alle Energie daran gesetzt, wieder gesund zu werden. Sie säße noch heute im Rollstuhl.«

      »Und du wärst noch immer verheiratet, wenn du dem Wünsche deines Exmannes gefolgt wärst und deine Mutter in ein Heim gesteckt hättest.«

      Angela winkte ab, weil sie an diese düstere Zeit ihres Lebens nicht mehr erinnert werden wollte.

      »Wim war grausam, und ich sage dir, es wird ihn einholen. Der liebe Gott verzeiht vieles, aber nicht alles. Irgendwann zahlen wir alle unseren Preis für das, was wir getan haben.« Sie sah in sein Gesicht und fuhr fort: »Beziehe das jetzt nicht auf dich, Peter, manchmal ist es auch so, dass wir geprüft werden, ehe wir wachsen. Es macht alles Sinn in unserem Leben, auch wenn wir das nicht sofort begreifen, und eines steht ebenfalls fest, der liebe Gott mutet uns nur das zu, was wir auch ertragen können.«

      »Du hättest Pastorin werden sollen«, bemerkte Peter. Wenn es so war, dann hatte er nicht nur ein Päckchen getragen, sondern ein ziemlich großes Paket. Hatte es nicht gereicht, dass Ilka ihn verlassen und die ganze Familie zerstört hatte?

      Ahnte Angela seine Gedanken?

      »Peter, auch für dich wird die Sonne wieder scheinen. Du bist ein wunderbarer Mann, wer weiß, was das Schicksal noch mit dir vorhat. Eines möchte ich dir auf jeden Fall sagen. Mama und ich sind für dich und die Kinder immer da, und Freundschaft ist auch etwas ganz Wunderbares, Kostbares. Mama und ich fühlen uns durch die Freundschaft zu dir, Maren und Tim bereichert. Ihr habt viel Sonne und Wärme in unser Leben gebracht.«

      »Umgekehrt war es ebenfalls so, Angela, das musst du mir glauben.«

      Sie konnten sich nicht weiter unterhalten, denn Maren und Tim kamen die Treppe heruntergestürmt. Aber eigentlich war ja auch alles gesagt, manches konnte man zerreden, wenn man immer wieder davon anfing.

      »Papa, Tim und ich haben eine Idee. Können wir schon heute bei Angela und Sophia schlafen? Dann hast du deine Ruhe, kannst dich auf deinen Ausflug mit den Kollegen vorbereiten.«

      »Ja, Papa, und ich denke, besonders Sophia wird sich freuen, wenn wir heute schon kommen. Und ich weiß, dass die Betten in den Gästezimmern für uns schon bezogen sind«, fügte Tim hinzu.

      Es war Angela anzumerken, wie sehr sie sich freute. Sie blickte den Kindesvater an und sagte: »Tja, Peter, wenn du nichts dagegen hast, dann nehme ich Maren und Tim gleich mit zu uns, Mama könnten wir damit glücklich machen, sie ist in Maren und Tim vernarrt und ist froh um jede Minute, die sie gemeinsam mit ihnen verbringen kann.«

      »Und wir freuen uns auch«, bestätigte Maren.

      »Um bei Sophia zu sein oder weil es da immer all die leckeren Süßigkeiten gibt, die ich euch vorenthalte?«

      Diese Frage beantwortete Maren besser nicht, musste sie auch nicht, denn in diesem Augenblick umarmte Tim seinen Vater stürmisch und rief: »Danke, Papa.«

      Peter befreite sich aus der stürmischen Umarmung seines Sohnes. »Hoppla, mein Sohn, ich habe überhaupt nicht zugestimmt.« Tim grinste.

      »Aber ich weiß, dass du es tun wirst, weil du nämlich der allerbeste Papa von der ganzen Welt bist, weil du möchtest, dass Maren und ich glücklich sind.«

      Peter war gerührt.

      Er hatte zwar die Frau verloren, die er liebte und das leider nicht zum ersten Male. Doch er hatte seine Kinder, mit denen er durch ein unsichtbares Band für immer fest verbunden war. Daran würde sich niemals etwas ändern.

      »Also gut, meinetwegen geht.«

      »Dann holen wir nur noch unsere Sachen«, schrie Tim begeistert. »Wir haben nämlich schon gepackt.«

      Maren und Tim polterten los, Angela und Peter waren vorübergehend wieder allein, es würde nicht lange dauern, bis die Kinder zurückkamen, doch die Zeit reichte Angela, um ihm sagen zu können: »Peter, du bist so reich. Maren und Tim sind ein Geschenk, für das du ewig dankbar sein musst.«

      Peter hätte jetzt gern etwas dazu gesagt, er kam nicht dazu. Seine Sprösslinge mussten geflogen sein.

      Jetzt fiel Maren ihrem Papa um den Hals und flüsterte: »Papa, wenn du dich allein fühlst, dann komm einfach rüber. Sophia und Angela haben gewiss nichts dagegen einzuwenden.«

      »Bestimmt nicht«, bestätigte Tim, dann allerdings hatte er es eilig, zu den von Bergen zu kommen. Sophia hatte ihn bei ihrem letzten Spiel tatsächlich geschlagen, und das war ganz gegen seine Jungenehre, er wollte Revanche.

      Die Kinder verabschiedeten sich von ihrem Vater, und dann rannten sie schon mal los.

      »Danke, Angela«, sagte er und begleitete sie zur Tür. »Ich weiß überhaupt nicht, wie ich das jemals gutmachen soll.«

      Sie umarmte ihn flüchtig.

      »Indem du unser Freund bleibst«, erklärte sie, »mache dir nicht all die Gedanken, alles wird gut.«

      Daran konnte er noch nicht glauben, im Augenblick war es um ihn herum ganz schön düster. Und es kostete viel Kraft, sehr viel Kraft, das nicht vor den Kindern zu zeigen.

      Sie verabschiedeten sich voneinander wie gute Freunde, und das war wohltuend. Nachdem Angela gegangen war, blickte er hinauf zum Himmel, der heute übersät war mit Sternen.

      Er dachte an Nicki.

      Ob auch sie den Sternenhimmel sah?

      Ob sie an ihn dachte?

      Wohl eher nicht, denn würde sie für ihn das empfinden, was er für sie empfand, dann hätte sie seinen Heiratsantrag nicht abgelehnt.

      Sie waren sich so nah gewesen.

      Vielleicht war es sich deswegen auch so sicher gewesen, dass der Antrag sie glücklich machen würde.

      Angelas Worte fielen ihm ein, die Nicki praktisch in Schutz genommen hatte. War sie überfordert gewesen, und er hatte zu rasch vorausgesetzt, dass es für sie so etwas sein würde wie ein Spaziergang auf einer Sommerwiese?

      Er blickte noch einmal in den Himmel, ehe er ins Haus zurückging, und genau in diesem Augenblick sah er eine Sternschnuppe. Zu spät fiel ihm ein, dass man sich da etwas wünschen konnte. Er hatte einen Wunsch, doch er hatte es verpasst, ihn auszusprechen. Schade, sehr schade.

      *

      So, Roberta beschloss, endlich Schluss zu machen und sich nicht länger in den Fall zu vertiefen. Sie musste für diesen neuen Patienten bei den Kollegen, bei denen er vorher in Behandlung war, die Unterlagen anfordern, und sie musste auch einmal ein Gespräch mit seiner Frau führen und sich deren Sicht der Dinge anhören. Doch da sie sich kannte und wusste, dass sie nicht einfach aufhören konnte, wenn sie sich mit etwas beschäftigte, klemmte sie sich die Krankenakte unter den Arm, und dann verließ sie die Praxis.

      Wieder einmal wurde ihr bewusst, welch ein Privileg es doch war, die Praxisräume direkt neben ihrer Wohnung zu haben. Sie löschte das Licht, stieß die Tür zu ihrer Wohnung auf. Zuerst sah sie Schmutzspuren auf dem hellen Fußboden, dann die Scherben einer zerschlagenen Fensterscheibe, danach entdeckte sie in einem Sessel jemanden.

      »Du?«, rief sie überrascht. »Bist du durchs Fenster eingestiegen?«

Immer Ärger mit Max

      Roberta konnte nicht glauben, was sie da sah, lässig und entspannt saß im Sessel ihr Exmann Dr. Max Steinfeld, der sie wie ein böser Schatten verfolgte, obschon sie lange schon geschieden waren.

      Er grinste sie an.

      »Ja, ich bin durchs Fenster gekommen«, erklärte er seelenruhig, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt, »hätte ich an der Tür geklingelt, dann hättest du mir nicht geöffnet.«

      Es war so unglaublich, dass es Roberta zunächst einmal die Sprache verschlug. Sie war aufgeregt, doch sie


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