Butler Parker Jubiläumsbox 3 – Kriminalroman. Günter Dönges
klassische Zwickmühle«, meinte Anwalt Rander eine knappe Stunde später, nachdem auch er sich mit den beiden FBI-Beamten Barrings und Localli unterhalten hatte. »Fettnäpfchen, wohin man schaut. Die Gangster um diesen Steve Morgan sind sauer auf uns, hinzu kommen die beiden FBI-Beamten, die uns ausschalten wollen.«
»Eine äußerst delikate Situation«, räumte Josuah Parker freundlich ein. »ich darf meiner bescheidenen Freude darüber Ausdruck verleihen, daß ich den Namen Steve Morgan vergaß zu erwähnen.«
Josuah Parker und sein junger Herr hielten sich in einem kleinen Feinschmeckerlokal hart an der Küste auf und hatten ihr Dinner gerade hinter sich gebracht. Parker hatte Mokka kommen lassen und schob seinem jungen Herrn die Tasse in Griffnähe zu.
»Fragt sich, weshalb das FBI gegen Glenn Hastings ermittelt hat«, redete Mike Rander weiter, »es muß sich schon um eine verflixt dicke Sache gehandelt haben.«
»Die Herren Barrings und Localli, Sir, konnten und wollten noch nicht einmal mit einer Andeutung dienen. Hat Ihre Unterhaltung mit Miß Clearborn einen greifbaren Erfolg gezeitigt?«
»Susan Clearborn!« Randers Stimme bekam einen leicht verträumten Unterton, »eine rassige Blondine, Parker. Sehr attraktiv, sehr clever, wenn Sie mich fragen.«
»Sie war mit Glenn Hastings befreundet, nicht wahr?«
»Das streitet sie erst gar nicht ab, Parker. Warum sollte sie auch?! Susan Clearborn arbeitet als Sängerin in einem Nachtklub in Hollywood. Nach Glenn Hastings Tod hat sie alle Verpflichtungen abgesagt.«
»Der Tod ihres Freundes hat sie demnach sehr getroffen, nicht wahr?«
»Sieht so aus! Sie erfuhr davon, als sie in Las Vegas wegen eines Engagements verhandelte. Deshalb auch ihre Verspätung auf dem Friedhof. Sie wäre ohnehin nicht zur Beerdigung gekommen, denn Glenns Vater war gegen sie.«
»Gab es einen bestimmten Grund dafür, Sir?«
»Glenn und Susan wollten heiraten. Richard Hastings war strikt dagegen. Er ließ seinem Jungen ja sonst freie Hand und hatte nichts dagegen, daß Glenn sein Leben genoß, aber heiraten sollte er die Tochter eines seiner Geschäftsfreunde.«
Parker wollte gerade seine nächste Frage stellen, als er aufmerksam hochschaute.
»Ich fürchte, Sir«, sagte er dann, »Sie und meine bescheidene Wenigkeit bekommen ungebetenen und recht unfreundlichen Besuch.«
Mike Rander folgte Parkers Blickrichtung. Er sah - zwei gutgekleidete Männer, die schnell und zielsicher auf ihren Tisch zukamen.
»Wenn ich vorstellen darf?« Parker wandte sich den beiden Gästen zu, um dann fortzufahren: »Die Herren Butch und Red. Die weiteren Namen sind mir leider unbekannt.«
Red sah etwas leidend aus. Er schien das Abenteuer mit Parkers Colt noch nicht ganz vergessen zu haben. Die Augen von Butch waren noch immer gerötet. Sie hatten das Reizpulver aus dem Siegelring ebenfalls noch nicht ganz überstanden.
»Los, Leute«, knurrte Butch, dessen rechte Hand verdächtig in der Hosentasche ruhte, »der Boß wartet. Wenn Ihr Ärger macht, knallen wir euch hier im Laden restlos zusammen.«
»Worauf ihr Gift nehmen könnt«, fügte Red giftig hinzu. Auch seine rechte Hand stak bezeichnenderweise in der Hosentasche.
»Mister Steve Morgans Mitarbeiter«, erläuterte der Butler und erhob sich langsam.
»Ja, wenn wir derart liebenswürdig eingeladen werden, wollen wir uns auch beeilen«, meinte Anwalt Rander, der durchaus begriffen hatte, mit wem er es zu tun hatte.
»Beeilung, Leute«, redete Butch weiter. »Und keine Mätzchen wie gehabt. Diesmal legt man uns nicht aufs Kreuz!«
Der Oberkellner dienerte heran. Er fühlte instinktiv, daß etwas nicht stimmte. Fragend schaute er Mike Rander und dessen Butler an.
»Sie sind so nett und begleichen die Rechnung«, meinte Anwalt Rander, sich lächelnd an Butch wendend. Dann nickte er seinem Butler zu und marschierte los. Red blieb ihnen dicht auf den Fersen.
Butch bekam vor Wut einen hochroten Kopf. Doch er wollte jeden unnötigen Skandal vermeiden. So blieb ihm nichts anderes übrig, als tief in die Tasche zu greifen. Die Rechnung war nicht gerade mäßig zu nennen, denn Mike Rander und Josuah Parker hatten es sich schmecken lassen.
»Leider kann ich Ihnen nur mit meinem Wagen dienen«, sagte Parker, als sie draußen vor dem Restaurant standen.
»Wenn schon!« Red grinste verächtlich, »Hauptsache ist, die Kutsche hält noch eine halbe Stunde durch!«
»Wenn Sie erlauben, übernehme ich das Steuer«, schlug der Butler vor.
»Und ich bleibe neben Ihnen sitzen«, erwiderte Butch grimmig, »noch einmal, Parker, Mätzchen sind nicht drin, klar? Sonst kracht es aus allen Nähten!«
Während Parker und Butch auf den Vordersitzen Platz nahmen, verschwanden Mike Rander und sein Bewacher Red im Fond des hochbeinigen Monstrums.
Unter Knattern und Ächzen setzte das Fahrzeug sich in Bewegung. Parker saß stocksteif am Steuer und widmete sich voll und ganz dem nächtlichen Verkehr, der um diese Zeit ganz erheblich war. Erst weit nach Sonnenuntergang schienen sich die Strandviertel gefüllt zu haben.
»Sie sprachen eben von einem gewissen Boß«, fragte Parker seinen Bewacher, »meinten Sie damit zufälligerweise Mister Steve Morgan?«
»Wen denn sonst, Trottel!« gab Butch gereizt zurück. »Können Sie nicht etwas schneller fahren? Ich möchte noch vor Morgengrauen bei ihm sein!«
»Dann würde ich doch sehr raten, sich festzuhalten«, gab der Butler höflich zurück.
Dann gab er Gas!
*
Butch hielt sich wimmernd am Haltegriff fest und stierte aus hervorquellenden Augen auf die nächtliche Schnellstraße. Er hatte das untrügerische Gefühl, in einem Raketenschlitten zu sitzen.
Red klammerte sich an Mike Rander und wartete darauf, daß sie von der Straße abhoben. Mike Rander selbst stemmte sich mit aller Kraft fest und hatte sicherheitshalber die Augen geschlossen. Er wollte nicht sehen, in welchem Slalom Parker stadteinwärts brauste.
Nur Josuah Parker war nicht betroffen. Er fühlte sich endlich wieder einmal in seinem Element und genoß die anregende zügige Fahrt, wie er es ausgedrückt hätte. Er freute sich der breiten betonierten Straße und der natürlichen Hindernisse, die von den übrigen Wagen unfreiwillig gebildet wurden. Hatte er dadurch doch Gelegenheit, eine kleine Spur dessen zu zeigen, was er unter Fahrkunst verstand.
Es störte ihn im Gegensatz zu seinen Mitinsassen überhaupt nicht, daß sein hochbeiniges Monstrum zeitweilig nur auf zwei Rädern stand. Er übersah die auseinanderspritzenden Wagen, die den Weg dieses Höllengefährts auf keinen Fall freiwillig kreuzen wollten.
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