Der exzellente Butler Parker 26 – Kriminalroman. Günter Dönges

Der exzellente Butler Parker 26 – Kriminalroman - Günter Dönges


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war ein Klicken zu vernehmen. Rander wandte sich um und stellte fest, daß die Tür zur Lounge des Hotels gerade von zwei jungen Männern geschlossen wurde. Sie bauten sich von innen vor dieser Tür auf und zogen dabei Teile eines Vorhangs zu.

      »Es dürfte soweit sein, Sir«, deutete Parker in seiner höflichen Art an. »Man scheint die entsprechenden Vorbereitungen zu einem speziellen Empfang zu treffen.«

      Er hatte noch nicht ganz ausgesprochen, als das sparsame Licht unter der Decke der Halle erlosch. Völlige Finsternis breitete sich aus. Mike Rander kam sich einen Moment völlig hilflos vor. Er verlor jede Orientierung.

      »Die Schutzbrille, Sir«, erinnerte Josuah Parker. Er hielt längst seine Miniatur-Blitzlichtbombe in der schwarz behandschuhten Rechten.

      Die Bombe war kaum größer als die Sicherung einer Auto-Elektrik, doch sie hatte es in sich, wie sich schnell zeigte. Parker, der seine Augen ebenfalls geschützt hatte, knickte den kleinen Glaskörper seitlich weg und warf ihn in die Dunkelheit.

      Das Resultat war frappierend.

      Eine grelle Sonne füllte die Empfangshalle des ›Lunatica‹ bis in den letzten Winkel aus. Gleichzeitig hörte man einige Schreie, Flüche und Rufe.

      Mike Rander sah durch das Schutzglas seiner Brille einige Personen, die vor dem Treppenaufgang standen und ihre Augen mit hochgerissenen Händen zu schützen versuchten. Er sah aber auch, daß diese jungen Männer durchweg mit Holzprügeln und Fahrradketten ausgerüstet waren, Gegenstände, die durchaus tödlich sein konnten.

      »Man bittet, meiner Wenigkeit zu folgen, Sir«, ließ Josuah Parker sich würdevoll vernehmen. »Die bewußten Personen dürfen kein Hindernis mehr darstellen.«

      Was durchaus stimmte.

      Die gerade noch wehrhaften jungen Männer hatten sich ohne Ausnahme hingehockt und stöhnten in verschiedenen Tonlagen. Sie bekamen überhaupt nicht mit, daß die beiden Besucher sie passierten und über die Treppe ins erste Geschoß stiegen.

      »Wie lange werden die Burschen geblendet bleiben?« fragte Rander.

      »Etwa drei bis fünf Minuten«, lautete Parkers Antwort. »Man darf Ihnen versichern, Sir, daß die Personen nicht an Folgeschäden leiden werden.«

      »Selbst ich sehe bunte Kreise«, meinte der Anwalt beeindruckt. »Hoffentlich haben Sie für den Rückweg noch solch eine hübsche Überraschung parat.«

      »Meine Wenigkeit richtete sich vor der Fahrt auf gewisse Zwischenfälle ein, Sir.« Während dieser Aussage nickte der Butler knapp. Er hatte die Führung übernommen und erblickte dabei in einem Korridor einen Mann, der seinerseits stutzte, als er den Butler sah.

      Da dieser Gang gut beleuchtet war, konnte man deutlich sehen, daß dieser Mann mit Parkers Erscheinen wirklich nicht gerechnet hatte. Er wollte sich hastig ab wenden, schaffte es auch und ... zuckte dann wie unter einem elektrischen Schlag zusammen.

      Fast ungläubig fingerte er mit der linken Hand nach seinem Gesäß und produzierte ein Stöhnen, als wäre er tödlich getroffen worden. Die tastenden Finger hatten einen Pfeil ausgemacht, der kaum größer war als eine Stricknadel. Am Schaftende dieses Pfeils gab es eine bunte, kleine Feder, die zur Flug-Stabilisierung diente.

      Der Pfeil stammte aus Parkers Universal-Regenschirm und war von komprimierter Kohlensäure angetrieben worden. Der hohle Schirmschaft war im Grund nichts anderes als ein modernes Blasrohr; die Patrone mit der Treibladung befand sich im unteren Teil des Griffs.

      Diese so gut wie lautlose Waffe bot aber noch eine zusätzliche Überraschung. Die Spitze des Blasrohr-Pfeils war mit einer chemischen Substanz präpariert, die fast wütenden Juckreiz auslöste und die Muskeln erschlaffen ließ.

      Wie zu sehen war!

      Der Getroffene hatte den hinderlichen Pfeil aus dem Gesäß gezogen und auf den Boden geworfen. Er war bereits dabei, sich ausgiebig und fast wollüstig zu kratzen. Dabei stöhnte er, hüstelte dazwischen und vergaß die Anwesenheit der beiden Besucher.

      »Und dies ist erst der Beginn, wie meine Wenigkeit Ihnen versichern darf und muß«, sagte Parker, der den Mann inzwischen erreicht hatte. »Wo findet man Mister Faldex, wenn man fragen darf?«

      Josuah Parker hatte den Blasrohr-Pfeil aufgehoben und präsentierte ihn wie zufällig dem genußvoll kratzenden Mann, der diese Geste auf seine Art interpretierte und einen zweiten Einschuß fürchtete.

      »Da hinten«, hechelte er und zeigte mit der freien Hand auf eine Tür am Ende des Korridors.

      »Herzlichen Dank«, gab Parker zurück und legte den bleigefüllten Bambusgriff seines Schirmes kurz auf die Stirn des Mannes, der daraufhin aller Qual enthoben wurde. Er verdrehte die Augen und nahm auf dem zerfransten Teppichboden Platz.

      »Sie können ja ganz schön direkt sein, Parker«, meinte der Anwalt.

      »Besondere Umstände verlangen spezielle Methoden, Sir«, entgegnete Josuah Parker. »Man sollte Mister Steven Faldex nicht unnötig warten lassen.«

      Er hatte seinen Satz noch nicht beendet, als er Mike Rander eine schallgedämpfte Feuerwaffe überreichte. Sie stammte aus der Schulterhalfter des inzwischen Schlafenden, der überhaupt nicht mitbekommen hatte, wie schnell, einfühlsam und überaus geschickt die Hände des Butlers waren.

      *

      Steven Faldex zählte etwa fünfundvierzig Jahre. Er war groß, schlank und hätte als Dressman mit Sicherheit Karriere gemacht. Sein gut geschnittenes Gesicht zeigte deutlich, daß er die vergangenen Monate im Süden Europas zugebracht hatte. Mit einem Whiskyglas in der Hand fühlte er sich als Herr der Situation. Er hatte Schritte im Vorzimmer gehört und sie prompt mißdeutet.

      »Alles klar?« fragte er und wandte sich dabei lässig zur Tür.

      »Die Dinge entwickelten sich durchaus günstig«, sagte Josuah Parker und lüftete die schwarze Melone. Steven Faldex reagierte ungemein schnell und profihaft. Er ließ sein Glas fallen und griff nach seiner Schulterhalfter. Die Absicht war unzweideutig.

      Butler Parker kam dem Gangster zuvor.

      Aus dem Handgelenk schleuderte er die gewölbte Kopfbedeckung in Richtung Faldex. Die Melone wurde zu einer Frisbee-Scheibe, die in einer leichten Kurve auf den Mann sirrte und dessen Handgelenk traf.

      Da die Kopfbedeckung des Butlers mit Stahlblech gefüttert und auch der Rand entsprechend verstärkt war, wurde die Hand des Gangsters empfindlich getroffen und leicht gelähmt. Die Finger waren nicht mehr in der Lage, nach der Schußwaffe zu greifen.

      »Verzeihen Sie gütigst die spontane Reaktion meiner Wenigkeit«, entschuldigte sich der Butler. »Die mit Sicherheit eintretende Schwellung Ihrer Hand wird erfahrungsgemäß wieder abklingen. Mein Name ist übrigens Parker, Butler Parker. Und dies ist Mister Mike Rander, den Sie noch näher kennenlernen werden.«

      »Sie sind tatsächlich durchgekommen«, sagte Faldex, der sich bereits wieder unter Kontrolle hatte. Er rang sich ein dünnes Lächeln ab. »Ich hätte es mir denken müssen.«

      »Sie waren auf den Besuch Mister Randers und meiner Wenigkeit vorbereitet, Mister Faldex?«

      »Ich ... hatte andere ... Gäste erwartet«, log der Gangster und legte die getroffene Hand auf den Tresen einer Hausbar. »Verdammt, Parker, hoffentlich haben Sie mir eben nicht die Hand gebrochen.«

      »Falls dem so sein sollte, Mister Faldex, sollten Sie möglichst bald einen Spezialisten aufsuchen«, riet der Butler in seiner höflichen Art. »Sie müßten dann allerdings nicht gerade mit Falschgeld bezahlen.«

      »Falschgeld? Worauf wollen Sie hinaus, Parker?« Faldex gab sich ahnungslos.

      »Lady Agatha Simpson, der zu dienen meine Wenigkeit die Ehre hat, erhielt im Verlauf des heutigen Tages eine falsche Fünf-Pfund-Note. Daher dieser Besuch. In der kriminellen Szene raunt man sich zu, daß Sie sich auf dem Gebiet der sogenannten Blüten betätigen, Mister Faldex.«

      »Reiner Unsinn, Parker«, widersprach Faldex.


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