Der exzellente Butler Parker 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

Der exzellente Butler Parker 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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      »Unsinn, Mister Parker«, wehrte Mylady ab, als ihr Butler vorschlug, der jungen Dame unauffällig zu folgen.

      »Immerhin gehört Miß Burley zu den wenigen Personen, die ungehindert Zutritt zum Computerraum haben, falls dieser Hinweis erlaubt ist«, wandte Parker ein.

      »Dennoch kommt sie mir nicht verdächtig vor, Mister Parker«, entschied Lady Simpson. »Eine Putzfrau! Woher sollte ein dienstbarer Geist wissen, wie man mit einem Computer umgeht? Wenn die Frau solche Fähigkeiten hätte, würde sie eine angenehme und gut bezahlte Arbeit ausüben, anstatt zu putzen.«

      »Zweifellos haben Mylady erwogen, daß Miß Burley möglicherweise als Spionin in das Unternehmen eingeschleust worden ist«, spielte Parker seiner Herrin einen Ball zu, den sie prompt auffing.

      »Darauf wollte ich sie gerade aufmerksam machen, Mister Parker«, schwindelte die ältere Dame unbekümmert. »Diese Miß Curley ist eine gefährliche Agentin. Das war mir natürlich sofort klar, als ich sie beim Lauschen an der Tür ertappte.«

      Die Entscheidung war gefallen. Die roten Lichter des japanischen Wagens verschwanden gerade hinter einer Häuserecke, als Josuah Parker sein hochbeiniges Monstrum anrollen ließ und die Verfolgung aufnahm.

      *

      Für den Butler stand noch nicht fest, daß Miß Burley eine Spionin war, wenn auch ihre Ausrede nicht sehr überzeugend geklungen hatte. Darüber hinaus machte sie nicht den Eindruck, als wäre sie es gewohnt, ihren Lebensunterhalt durch Putzen zu verdienen. Und sie war erst einen Monat bei der »Hitec«.

      Die Fahrt endete nach einer Viertelstunde in einer Wohnstraße in der Nähe des Victoria-Parks. Die junge Frau verließ ihren Wagen, überquerte eilig die Fahrbahn und klingelte an der Tür eines kleinen, gepflegten Reihenhauses.

      Parker hatte sein Fahrzeug in sicherer Entfernung zum Stehen gebracht. Er sah, wie die Tür geöffnet wurde und die junge Frau eintrat. Wer sie eingelassen hatte, konnte er nicht erkennen.

      »Falls Mylady keine Einwände erheben, würde man das Haus, das Miß Burley soeben betreten hat, etwas näher in Augenschein nehmen«, bot er an.

      »Aber lassen Sie größte Vorsicht walten, Mister Parker«, warnte die Detektivin. »Diese Frau ist gefährlich.«

      »Man wird sich bemühen, Myladys wohlgemeinte Ratschläge uneingeschränkt zu beherzigen«, versprach Parker und verließ den Wagen.

      Das glatte Pokergesicht des Butlers zeigte nicht die Spur einer Regung, als er das Messingschild an der weiß lackierten Haustür las: Sinclair Longdale.

      Sekunden später verschwand Parker in dem Durchgang, der zu dem kleinen Gärtchen an der Rückseite des Hauses führte. Da die Fenster zur Straße dunkel waren, hielten Longdale und seine Besucherin sich vermutlich in einem der rückwärtigen Zimmer auf.

      Licht fiel nur aus einem großen Fenster im Obergeschoß, das auf einen Balkon hinausging. Kurz entschlossen hakte der Butler den Bambusgriff seines Universal-Regenschirmes ins schmiedeeiserne Geländer und hangelte sich nach oben.

      Jetzt konnte er auch Stimmen hören. Die Glastür, die auf den Balkon führte, stand einen Spalt offen.

      »Laß mich doch in Ruhe mit dem Kram, Jennifer«, murrte Longdale gerade. »Wenn ich Feierabend habe, will ich von dem verdammten Betrieb nichts mehr hören. Ich habe Champagner für uns eingekauft, Darling ...«

      »Du kannst mir doch ruhig sagen, wo ihr diesen komischen Prototyp, oder wie das Ding heißt, aufbewahrt«, unterbrach Jennifer Burley. »Was ist denn schon dabei?«

      »Natürlich ist nichts dabei«, entgegnete Longdale mürrisch. »Aber es nervt mich, wenn du mir ständig Löcher in den Bauch fragst. Was interessiert dich denn so daran?«

      »Ich möchte nur möglichst genau wissen, was du den ganzen Tag machst«, war Jennifer Burley wieder zu hören. Die Gereiztheit, die eben noch in ihrer Stimme gelegen hatte, war verschwunden. »Das ist doch das gute Recht einer liebenden Frau, oder nicht?«

      »Also gut. Damit du endlich Ruhe gibst: Das Ding liegt in dem großen Panzerschrank im Keller. Zufrieden?«

      »Zufrieden«, bestätigte Jennifer Burley. Ein schmatzendes Geräusch und das Klingen von Gläsern folgte.

      Parker wollte sich schon diskret zurückziehen, doch ein derart taktvolles Verhalten erwies sich als überflüssig.

      »Um Himmels willen!« rief die junge Frau plötzlich. »Schon kurz nach neun.«

      »Na und?« brummte Longdale unwillig.

      »Fast hätte ich vergessen, daß ich meiner Freundin Betty versprochen habe, sie vom Flugplatz abzuholen«, behauptete Jennifer. »Ihre Maschine landet in zwanzig Minuten.«

      »Aber wir wollten doch ...«, meldete der enttäuschte Longdale Protest an.

      »Morgen, Schatz. Morgen«, vertröstete die Besucherin ihn.

      Der Ingenieur verlegte sich aufs Bitten, aber die junge Frau beharrte auf ihrer Verabredung.

      Gemessen ließ sich der Butler wieder auf den Boden gleiten und verließ Longdales Garten. Er hatte sein hochbeiniges Monstrum schon fast erreicht, als Jennifer Burley aus der Haustür trat und ihren gegenüber geparkten Wagen ansteuerte.

      *

      Natürlich dachte Jennifer Burley nicht daran, eine Freundin von einem der Londoner Flughäfen abzuholen.

      Während Parker ihrem Wagen über die Grove Road folgte, informierte er Mylady über das Gespräch, das er unmittelbar zuvor belauscht hatte.

      »Ich habe Ihnen ja von Anfang an gesagt, daß dieses Frauenzimmer eine raffinierte Agentin ist, Mister Parker«, triumphierte die Detektivin. »Aber für mich ist sie natürlich nicht raffiniert genug.«

      Inzwischen war Jennifer Burley in die Roman Road eingebogen, und der Butler war nicht im mindesten überrascht, als sie ihren Wagen vor dem Postamt abstellte. Während er sein hochbeiniges Monstrum am Straßenrand ausrollen ließ, schritt die junge Frau zu einer Telefonzelle.

      »Was ist denn los, Mister Parker?« erkundigte sich Lady Agatha überrascht. »Warum fahren Sie nicht weiter?«

      »Miß Burley hat soeben ihren Wagen verlassen, um ein Telefongespräch zu führen, falls man sich nicht gründlich täuscht«, meldete der Butler nach hinten.

      »Bestimmt will sie die Information weitergeben, die sie diesem Trottel Monday entlockt hat«, vermutete seine Herrin.

      »Falls Mylady gestatten, würde auch meine Wenigkeit sich dieser Annahme anschließen«, pflichtete Parker ihr bei.

      »Natürlich muß ich wissen, wen sie anruft«, fuhr die Detektivin fort.

      »Darf man fragen, wie Mylady sich die gewünschte Information zu beschaffen gedenken?« ließ der Butler sich vernehmen. Da alle Sprechkabinen besetzt waren, hatte Jennifer Burley bisher warten müssen. Doch jetzt schien eine Zelle frei zu werden.

      »Sie wissen doch, daß ich mich mit derartigen Details nicht belasten kann, Mister Parker«, gab die ältere Dame mürrisch zurück.

      »Myladys Wünsche sind meiner bescheidenen Wenigkeit selbstverständlich Befehl«, versicherte Parker und verließ rasch den Wagen. Die Zelle, vor der Jennifer Burley gewartet hatte, war frei geworden.

      Kaum hatte die junge Frau ihm den Rücken zugewandt und den Hörer abgenommen, stand der Butler auch schon vor der gläsernen Tür. Konzentriert folgte er Jennifers Zeigefinger beim Weg über die Wählscheibe.

      Parker prägte sich die Ziffernfolge ein, während er eine Art Stethoskop aus der Tasche zog, wie Ärzte es zum Abhorchen ihrer Patienten verwenden. Sanft drückte er die Gümmimuschel mit dem hochempfindlichen Mikrofon gegen die Scheibe.

      »Hallo Ed? Hier Jenny«, tönte es deutlich aus den Ohrhörern. »Ich konnte dich nicht früher anrufen, weil es den ganzen Tag im Betrieb von Polizisten und Detektiven nur so wimmelte. Ich mußte extra noch zu Longdale


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