Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman - Günter Dönges


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’raus, Parker! Warum haben Sie Glenn Harpers umgebracht?“

      „Ich fürchte, Sie wiederholen sich unnötig, Sir.“

      „Gut, wie Sie wollen, Parker … Darin werde ich kaum noch etwas für Sie tun können.“

      „Darf ich eine Frage stellen, Mr. Andrew?“

      „Warum nicht, schießen Sie schon los!“

      „Befinde ich mich in einer Gemeinde, die sich ihrerseits in den Vereinigten Staaten von Amerika befindet?“

      „Darauf können Sie Gift nehmen!“

      „Sind Sie dann nicht an die herrschenden Gesetze gebunden?“

      „Ach so, darauf wollen Sie hinaus, Parker!“ Andrew sah den Butler kopfschüttelnd und fast erstaunt an. „Wer sagt Ihnen, daß ich mich nicht an die Gesetze halten werde? Wollen Sie mir später das Gegenteil beweisen?“

      „Ich habe das untrügliche Gefühl, daß Sie unbedingt einen Täter brauchen, gleich, woher Sie ihn nehmen müssen.“

      „Gefühle können täuschen, Parker – Sie kommen sich wohl verdammt schlau vor, weil Sie aus der Stadt kommen, ja?“

      „Sie werden das, was man unsachlich nennt, Mr. Andrew.“

      „Sie werden hier bei uns in Heartville noch Ihr blaues Wunder erleben, Parker. Schön, man mag uns Hinterwäldler nennen, aber hier gelten noch unsere eigenen Gesetze.“

      „Sie sind ungewöhnlich offen.

      „Kann ich auch sein. Haben wir Zeugen, Parker? Na, sehen Sie!“

      Andrew zündete sich eine weitere Zigarette an und nickte Dave Culpers und Joe Higgins zu, die das Gepäck des Butlers hereintrugen. Es handelte sich um den schwarzen Spezialkoffer des Butlers und um eine Reisetasche. Beide Gegenstände wurden auf den schäbigen Schreibtisch des Sheriffs geknallt.

      „Ist der Koffer abgeschlossen?“ fragte Andrew.

      „Das ist nicht notwendig, Sir, weil …“

      Parker kam nicht mehr dazu, den Satz zu Ende zu bringen. Dave Culpers ließ die Schlösser aufspringen und, – sprang entsetzt und völlig überrascht zurück, als aus dem Koffer eine Art Stichflamme aus Staub hervorschoß.

      Sekunden später husteten Sheriff Andrew sowie die Herren Culpers und Higgins. Sie hatten derart mit leichten Erstickungsanfällen zu tun, daß sie nicht weiter auf den Butler zu achten vermochten …

      *

      Parker, der die kleinen Überraschungen seines Koffers natürlich kannte, hatte sich zum Fenster hinüberbegeben und es geöffnet. Er hielt sich an die frische Luft. Er hatte nicht die Absicht, sich wie die drei Herren zu einem kleinen Nickerchen niederzulegen.

      Um ungestört arbeiten zu können, holte er sein Zigarrenetui hervor, nahm eine der spezialpräparierten Zigarren und schob sie sich in den Mund. Von diesem Moment an versorgte er sich nur noch durch die Zigarre mit Frischluft. Der eingebaute Spezialfilter in der Zigarre absorbierte den feinen, herumflirrenden Staub, der so schnell zum Tiefschlaf führte.

      Zuerst bat Parker den Sheriff um den Schlüssel für die Handschelle. Als Andrew nicht antwortete, unterstellte Parker dessen Einverständnis und befreite sich erst einmal. Anschließend befaßte er sich mit dem Dienstapparat und bat die Ortsvermittlung um ein Dienstgespräch mit Salida. Es dauerte nur wenige Zeit, bis Salida sich meldete.

      Parker hatte sich das Wildpark-Hotel geben lassen, in dem sein junger Herr abgestiegen war. Leider war Mike Rander nicht zu erreichen. Der Butler hinterließ eine entsprechende Mitteilung. Er legte auf und kontrollierte die Waffen der drei Amtsvertreter. Aus Gründen der Sicherheit und Menschlichkeit nahm er schnell und geschickt einige an sich harmlose Manipulationen vor.

      Die frische Luft, die durch das Fenster in das Amtsbüro eindrang, brachte die stämmigen Männer schnell wieder auf die Beine. Sie rührten sich, hüstelten noch leicht beklommen und brauchten einige Sekunden, bis sie begriffen.

      Dave Culpers rappelte sich hoch und ballte die Fäuste. Sie sahen jetzt aus wie ansehnliche Schmiedehämmer. Er stakste auf Parker los und schlug zu Der Butler hatte dies natürlich vorausgesehen.

      Er nahm sich die Freiheit, diesem Schlag auszuweichen. Culpers vorschnellende Faust landete krachend an der Wand und zersplitterte ein Brett der Verkleidung. Culpers’ Nase nahm eine grau-weiße Färbung an. Er stöhnte, schaute fast interessiert auf seine Faust und fiel dann stöhnend in einen Drehsessel.

      Joe Higgins war zwar beeindruckt, doch er blieb deswegen nicht untätig.

      Durchaus gekonnt riß er seinen 45er aus der Schulterhalfter und richtete den Lauf auf den Butler.

      „Flossen hoch!“ kommandierte er in einem Ton, den Parker als unangebracht und rüde empfand.

      „Sollten wir jetzt nicht endlich die Prinzipien der Vernunft obwalten lassen?“ fragte Parker und hielt sich ausschließlich an Sheriff Andrew, der den Butler aus nachdenklichen Augen ansah.

      „Steck die Kanone weg, Joe“, befahl Andrew und hüstelte wieder ein wenig. Er deutete auf den Koffer, „stecken da noch weitere Überraschungen drin?“

      „Nicht, wenn ich ihn öffne, Sir!“

      „Sie sind gerissen, wie?“

      „Sie erlauben, daß ich darauf nicht antworte. Würden Sie mir jetzt endlich erklären, warum Sie meine bescheidene Wenigkeit für einen Mörder halten?“

      „Scheren Sie sich ’raus, Parker“, sagte Sheriff Andrew fast gelangweilt und wandte sich ab, „Sie halten sich aber zu meiner Verfügung, ist das klar? Nehmen Sie sich ein Hotelzimmer und versuchen Sie bloß nicht abzuhauen! Ich würde Sie noch in der Hölle suchen und erwischen …!“

      „Chef … Das können Sie doch nicht machen …!“ rief Joe Higgins enttäuscht. „Wir haben ihn ja noch nicht mal richtig gefragt.“

      „Hauen Sie ab, Parker“, wiederholte Sheriff Andrew noch einmal. „Nehmen Sie das ‚Penelope‘! Ich lasse dort ein Zimmer für Sie reservieren. Noch etwas … Ein guter Rat, den Sie sich hinter die Ohren schreiben sollten … Gehen Sie möglichst nicht auf die Straße. Sie wissen vielleicht nicht, wieviele gute Freunde Glenn Harpers hier in Heartville hatte. Die werden etwas gegen Sie haben …!“

      *

      Vom Hotelfenster aus ließ Heartville sich gut überblicken. Es lag im Zentrum und an den Hängen eines großen Bergkessels. Viel Wald und Wiesen, abzweigende Bergtäler und Bäche rundeten das Bild eines friedlichen Ferienortes ab. Parker erinnerte sich an die freundlichen Hinweis- und Reklametafeln bei der Einfahrt. Er hatte die Aufschrift im Licht der Scheinwerfer deutlich erkennen können. Heartville nannte sich rätselhafterweise „Die Stadt mit Herz und Charme“. Davon hatte er seit seiner Festnahme nichts bemerkt. Aber das alles beruhte wohl auf einem Mißverständnis.

      Parker gab sich keinen Illusionen hin. Sein Instinkt hatte ihm längst deutlich gesagt, daß er von Haß, Intrige, Brutalität und Tod umgeben war. Was mochte sich unter der Oberfläche dieser kleinen Stadt abspielen?

      Zu sehen war davon selbstverständlich nichts.

      Da war die breite Haupt- und Durchgangsstraße, an der auch dieses Hotel lag. Da waren die vielen Geschäfte, Tankstellen, Bars und Imbißlokale. Rechts und links hinter diesen Häusern, große Gärten mit freundlich angestrichenen Holzhäusern.

      Drüben an dem Steilhang schien so etwas wie die örtliche Prominenz zu wohnen. Rote Ziegeldächer von Landhäusern schimmerten durch die grünen Blätterkronen der Bäume.

      Es gab auch so etwas wie eine einheimische Industrie. In den großen Trichtern zweier abzweigender Seitentäler entdeckte er Sägewerke, eine Möbelfabrik und flachgedachte Fabrikbetriebe. Der Verkehr auf der Hauptstraße war nur gering.

      Es klopfte an der Tür.

      „Herein“, sagte Parker und wandte sich um. Die Tür öffnete


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