Butler Parker 170 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 170 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Brandrote und schob das Fernglas zurück ins Handschuhfach. „Fahr’ los! Damit ist unsere Aufgabe erledigt.“

      Der flache, englische Sportwagen schoß wie ein Pfeil los und verschwand mit satt brummendem Motor in einer weiten Senke der Ausfallstraße.

      Zurück blieb eine schwarze Rauchwolke dicht vor dem Wäldchen, die nach Tod roch...

      *

      Die junge Dame im Hosenanzug brauchte etwa zehn Minuten, bis sie wieder aus dem Haus kam.

      Sie trug einen dunklen Lederkoffer, der, wie Parker sofort erkannte, der Privatbesitz seines Butler-Kollegen Aristide Lamelle war. Aus diesem Koffer hatte Lamelle einmal während eines Besuches Erinnerungsfotos hervorgekramt und gezeigt.

      Die junge Dame im Hosenanzug fühlte sich im Gegensatz zu Josuah Parker völlig unbeobachtet. Mit schnellen, energischen Schritten verließ sie das Grundstück. Josuah Parker blieb ihr ungesehen auf den Fersen, bis sie die Straße erreicht hatte. Hier steuerte sie auf einen unscheinbar aussehenden, durchschnittlichen Ford zu, verstaute den Koffer auf den Rücksitzen, setzte sich ans Steuer und fuhr los.

      Der Butler merkte sich sicherheitshalber das Autokennzeichen, wartete, bis der Ford verschwunden war, und begab sich würdevoll hinüber zu seinem hochbeinigen Monstrum. Er spürte, daß ihn irgend etwas irritierte.

      Warum hatte Lamelle, sonst die Zuverlässigkeit in Person, ihn nicht erwartet? Warum hatte er zeitlich nicht umdisponiert und ihn verständigt, wenn ihm etwas dazwischengekommen war? Warum hatte er keine Nachricht hinterlassen? Und wieso hatte diese junge, sehr modisch gekleidete Dame einen Koffer von Lamelle abgeholt?

      Hatte es überhaupt noch einen Sinn, auf den Kollegen zu warten? Sollte er sich noch einmal bei dieser Emily Custner zeigen? Nun, Josuah Parker wollte nicht zu aufdringlich erscheinen. Er brachte sein hochbeiniges Monstrum in Bewegung und... merkte sehr schnell, daß man ihn beschattete.

      Das war elektrisierend für ihn. War die junge Dame im Hosenanzug abgeschirmt worden? Oder war sie ihrerseits beobachtet worden? Fragen über Fragen, auf die der Butler so schnell wie möglich eine passende Antwort finden wollte.

      Es galt erst einmal herauszufinden, wer die Beschatter waren. Er steuerte sein hochbeiniges Monstrum in eine passende Vorortstraße, schaltete ein geheimes Zusatzgerät ein und wartete auf das Ergebnis seines Tricks.

      Dieser Trick war sehr einfach. Aus dem Auspuff quollen jetzt nämlich blauschwarze Rauchwolken, die auf einen bösen Motorschaden hindeuteten. Die Verfolger mußten den Eindruck gewinnen, daß dieser seltsam und altehrwürdige Wagen es sicher nicht mehr lange machte.

      Und richtig, das hochbeinige Monstrum stuckerte und ruckte plötzlich, hielt am Straßenrand und schien, was den Motor anbetraf, den Geist ausgehaucht zu haben. Josuah Parker stieg aus und beschäftigte sich mit der schweren Motorhaube. Während er in den Motorraum hineinsah, beobachtete er vorsorglich den Chrysler, der jetzt heranglitt und dicht hinter seinem Monstrum anhielt.

      Ein junger, geschmeidiger Mann stieg aus. Er mochte etwa dreißig Jahre alt sein, war schlank und trug tadellose Kleidung. Er lächelte breit und gewinnend, als er auf den Butler zuging.

      „Panne...?“ fragte er.

      „Die äußeren Anzeichen sprechen durchaus dafür“, sagte der Butler.

      „Soll ich Sie mitnehmen?“ Der junge Mann kam näher und trug mit Sicherheit unter dem Jackett einen Revolver, wie Parker sofort fachmännisch feststellte.

      „Das wäre überaus liebenswürdig“, bedankte Parker sich. Um einem plötzlichen Angriff begegnen zu können, hatte er einen seiner vielen Patentkugelschreiber in die Hand genommen, mit dem seine Finger scheinbar nervös herumspielten.

      „Ich fahre in die City... Sie brauchen nur einzusteigen.“ Der junge Mann strahlte Vertrauen und Herzlichkeit aus. Dennoch blieb Josuah Parker vorsichtig. Nachlässigkeit war der sicherste und schnellste Weg zum Zentralfriedhof.

      „Wenn Sie gestatten, werde ich vorher noch meinen Wagen abschließen.“ Parker wandte sich ab und zog dabei höflich die schwarze Melone. Nicht ohne Grund übrigens, denn in der Wölbung der Innenseite dieser Melone befand sich eine Art Panoramaspiegel, der eine ausgezeichnete Übersicht bot.

      Dieser Blick in den Spiegel lohnte sich.

      Der junge Mann war plötzlich gar nicht mehr sympathisch, freundlich und vertrauenerweckend. Er hatte blitzschnell in das Jackett gegriffen und war dabei, seine Waffe ans Tageslicht zu befördern...

      „Sie werden durchaus begreifen und verstehen, daß ich Ihre Handlungsweise als einen unfreundlichen Akt betrachte“, sagte der Butler tadelnd, nachdem er dem jungen Mann die Waffe aus der Hand geschlagen hatte.

      Der Universal-Regenschirm des Butlers war zu einer gefährlichen Waffe geworden. Dann sah der Mann hinunter auf seinen 38er, der auf dem Asphalt lag. Er konnte es einfach nicht begreifen, daß er nicht zum Zuge gekommen war.

      „Würden Sie mir freundlicherweise erklären, warum Sie meine bescheidene Wenigkeit niederschießen wollten?“

      „Reden Sie doch keinen Quatsch!“ Der junge Mann pumpte sich langsam auf. Es war zu berechnen, wann er versuchen würde, den Butler wütend anzuspringen.

      „Soweit ich mich erinnern kann, hatte ich bisher noch nicht das zweifelhafte Vergnügen, Ihnen vorgestellt worden zu sein. Darf man also fragen, in wessen Auftrag Sie schießen wollten?“

      Der junge Mann griff erwartungsgemäß an.

      Er hatte die feste Absicht, seinen Kopf gegen Parkers Leib zu rammen.

      Parker hingegen durchschaute dieses an sich primitive Manöver und trat rechtzeitig zur Seite.

      Wie bei einem wütenden und blinden Stier zischte der Kopf des jungen Mannes an ihm vorbei und brachte sich in innige Berührung mit dem Blech des hochbeinigen Monstrums.

      Ein dunkles Dröhnen, das an einen gut gestimmten Gong erinnerte!

      Der junge Mann rutschte am Wagenaufbau hinunter und dekorierte sich gekonnt und malerisch auf dem Asphalt. Bevor er die Straße erreichte, war er natürlich längst ohnmächtig.

      Parker hob den Oberkörper des Mannes an und untersuchte die Riß- und Schürfwunde an der Stirn, die übrigens nicht sonderlich gefährlich war. Dann zog er den jungen Mann hinüber zum parkenden Chrysler und setzte ihn ans Steuer. Nach einem kurzen Blick in das Handschuhfach des Wagens ging der Butler zurück zu seinem Monstrum.

      Er entriegelte den Beifahrersitz, kippte den Sitz nach hinten und hatte vor sich einen fast quadratischen Behälter, der mit technischen Spielereien aller Art wohlgefüllt war.

      Josuah Parker entschied sich für eine Art Zahnpastatube, die er mit hinüber zum Chrysler nahm. Aus dieser Tube drückte er einige wenige Tropfen einer zähflüssigen Paste auf die Reifen. Dann ging er zurück, verstaute die Tube und fuhr davon.

      Die mit der Paste behandelten Reifen lösten sich inzwischen langsam auf. Dort, wo der Butler die Tröpfchen angebracht hatte, fraß sich eine Intensivsäure durch die Reifenwände und zerstörte gründlich die Pneus.

      Wenn der junge Mann wieder zu sich kam, was bestimmt nicht lange dauerte, mußte er sich zumindest um ein Taxi kümmern.

      *

      „Sie sehen Gespenster“, sagte Mike Rander eine gute halbe Stunde später, nachdem der Butler seine Erlebnisse erzählt hatte. „Sind Sie überhaupt sicher, daß dieser junge Mann auf Sie hatte schießen wollen?“

      „Dieser 38er, Sir, dürfte Beweis genug sein.“ Parker präsentierte die Waffe, die er natürlich mitgenommen hatte.

      „Okay! — Irgendein Ganove, der sich an Ihnen rächen wollte, Parker. Leider passiert das ja immer wieder.“

      „Immerhin wurde ich von besagtem Chrysler verfolgt, Sir, nachdem ich meinerseits die junge Dame beobachtet hatte.“

      „Wie dem auch sei, Parker, vergessen Sie diesen Zwischenfall! An weiteren Kriminalfällen bin ich


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