Butler Parker 143 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 143 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Er schaute auf seinen Partner, der bleich geworden war und in die Hocke ging.

      »Ihr Begleiter dürfte von einer momentanen Schwäche befallen sein«, erklärte der Butler und hatte Zeit, ein Sprayfläschchen aus einer seiner vielen Westentaschen zu ziehen. Er bestäubte den zweiten Catcher mit einer winzigen Dosis und trat dann sicherheitshalber einen Schritt zurück, um nicht auch noch erreicht zu werden.

      Dieser Spray hatte es in sich!

      Er diente nämlich keineswegs dazu, aufkommenden Schnupfen in Grenzen zu halten, sondern verhalf zu einem umgehenden Schlafbedürfnis, dem man sich kaum entziehen konnte. Der zweite Catcher fiel über seinen Partner und drückte ihn mit seiner Körpermasse noch nachhaltiger zu Boden. Es dauerte nur Sekunden, bis beide Männer völlig entspannt neben der Tür lagen, die sie eigentlich zu bewachen hatten.

      Parker war ein höflicher Mensch.

      Er lüftete seine schwarze Melone, als er über die beiden Schläfer trat, die Tür öffnete und dann einen Korridor aufsuchte, in den einige Türen mündeten. Der Butler steuerte auf eine zu, die dick wattiert war, und trat ein, ohne vorher anzuklopfen. Er sah sich einer recht seltsamen Szene gegenüber. Hinter einem Schreibtisch saß ein massiger Fünfziger mit schmerzerfülltem Gesicht. Er verfolgte fast widerwillig die Handlungen eines muskulösen Mannes, der einen wesentlich schmaleren Burschen auf einem Besucherstuhl mit Faustschlägen traktierte.

      »Ich hoffe zu stören, meine Herren«, grüßte Josuah Parker und lüftete erneut seine schwarze Melone, um sie dann mit blitzschneller Drehung des Handgelenks wie eine fliegende Untertasse auf die Luftreise zu schicken.

      *

      Die Melone wirbelte tatsächlich wie eine Untertasse durch den großen Raum und landete mit ihrer Kante auf der Nasenwurzel des Mannes, der gerade wieder einen Fausthieb verabreichen wollte.

      Die Faust blieb aber wie erstarrt in der Luft stehen. Der Mann atmete scharf durch, schien dann echte Reue wegen seines Vorgehens zu empfinden und kniete vor dem Mißhandelten nieder. Dann seufzte er noch mal und streckte sich auf dem Teppich aus.

      Der Mann auf dem Stuhl, der mit Sicherheit bereits einige herbe Fausthiebe kassiert hatte, stand mühsam auf und schaute sich unsicher um. Dabei nahm Parker zur Kenntnis, daß das Gesicht dieses Bedauernswerten angeschwollen war.

      Der etwa Fünfzigjährige hinter dem Schreibtisch weigerte sich offensichtlich das zu glauben, was er da gerade gesehen hatte. Er saß steil im Sessel und sah zu, wie Josuah Parker mit dem Griff seines Universal-Regenschirms die schwarze Melone vom Teppich hob, die sofort auf den Kopf zurückwanderte.

      »Mr. William Torrings, wenn ich nicht sehr irre?« erkundigte sich der Butler. »Mein Name ist Parker, Josuah Parker. Vorn an der Tür gab es einige Mißverständnisse, die inzwischen allerdings geklärt wurden.«

      »Parker?« fragte William Torrings gedehnt und schluckte nervös.

      »In der Tat«, antwortete der Butler und deutete eine äußerst knappe Verbeugung an, »darf ich davon ausgehen, daß Sie mir einige Minuten Ihrer sicher kostbaren Zeit schenken werden?«

      »Wie ... Wie sind Sie hier ’reingekommen?« wunderte sich William Torrings.

      »Eine Frage, die meiner Wenigkeit immer wieder gestellt wird«, schickte der Butler voraus, »ich war so frei, die Tür zu benutzen, um genau zu sein. Darf man fragen, ob diesem bedauernswerten Mann geholfen werden kann? Er scheint offensichtlich unter einer Allergie zu leiden.«

      »Allergie? Er hat seine Zinsen nicht... Äh, was geht Sie das an, Mr. Parker? «

      »Eine Allergie, die eindeutig von Fäusten herrühren dürfte, Mr. Torrings. Sie sollten diesem Mann eine Art Schmerzensgeld zahlen, wenn ich dies mal formlos vorschlagen darf.«

      »Schmerzensgeld? Zuerst pumpt er Geld, dann will er nicht zahlen? Ich bin doch nicht verrückt!«

      »Aber ein Wohltäter, wie ich unterstellen möchte.«

      »Wohltäter? Äh, was glauben Sie denn?« Torrings hatte den kühlen Blick des Butlers wahrgenommen und hüstelte noch nervöser. »Schon gut, schon gut...«

      »Wie wäre es, wenn Sie den Schuldschein, der sicher existiert, vor meinen Augen im Aschenbecher verbrennen, Mr. Torrings?«

      »Einen Schuldschein über zweihundert Pfund? Ich bin doch nicht...«

      »Sie sollten sich nicht wiederholen, Mr. Torrings! Falls nötig, stelle ich selbstverständlich gern ein Zündholz zur Verfügung.«

      William Torrings sah ah dem Butler vorbei und setzte wohl auf den Mann, der von Parkers Melone getroffen worden war. Dieser Schläger hatte sich inzwischen von der improvisierten Fliegenden Untertasse erholt und erhob sich. Er wollte den Butler anschleichen und niederschlagen.

      Als er glaubte, es bereits geschafft zu haben, wandte sich Parker um und klopfte ‚mit dem bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms gegen die Stirn des Schlägers. Der Mann lächelte versonnen, schnappte dann nach Luft und machte es sich umgehend wieder bequem.

      »Das Greifen nach einer Waffe würde ich als unfreundlichen Akt gegen meine Wenigkeit werten«, erklärte Parker dann in Richtung Torrings, der vorsichtig seine Schreibtischlade aufziehen wollte.

      »Nein, nein, schon gut«, verteidigte sich William Torrings. »Sie sehen das falsch. Ich wollte keine Waffe ziehen.«

      »Wie schön für Sie, Mr. Torrings. Kommen wir zurück zum Schuldschein. Sie sollten sich tunlichst nicht länger zieren, wenn ich es so ausdrücken darf.«

      William Torrings hatte eingesehen, daß dieser Besucher wohl doch zu scharf aufpaßte. Er legte also wieder die Hände auf den Tisch und zeigte Bereitschaft zur Mitarbeit. Er langte vorsichtig nach dem Schuldschein, den Josuah Parker sich erst mal genau ansah. Dann legte William Torrings den Schein in den großen Aschenbecher und zündete ein Streichholz an. Nach wenigen Augenblicken war das Stück Papier verbrannt.

      »Sie können gehen«, meinte Parker und widmete sich dem Mann, der erstaunt und ängstlich zugleich diese Szene verfolgt hatte, »Sie brauchen keineswegs zu unterschreiben. Sehe ich dies richtig, Mr. Torrings?«

      »Das geht in Ordnung«, antwortete der Gangsterchef gereizt, »hauen Sie ab, Mann, und pumpen Sie mich nie wieder an!«

      »Diesem Rat würde ich allerdings unbedingt Folge leisten«, riet Josuah Parker dem Schuldner, der gerade langsam zur Tür ging, um dann plötzlich loszulaufen. Er war noch mal davongekommen und begriff es erst jetzt so richtig.

      »Nun zu Ihnen, Mr. Torrings«, sagte Butler Parker, »als Gesprächspartner schlage ich einen gewissen Mr. Ken Brixham vor.«

      *

      »Was ist mit Brixham?« fragte der Gangsterchef und ließ nicht erkennen, ob dieser Name ihm etwas sagte. »Ich kenne ihn kaum. Ich weiß natürlich, daß es ihn gibt, aber das ist auch bereits alles.«

      »Einige zusätzliche Informationen könnten von Wert sein, Mr. Torrings«, meinte Josuah Parker.

      »Er macht in Glücksspiel und Buchmacherei, ein kleiner Fisch«, lautete die etwas verächtliche Antwort, »hat er etwa behauptet, wir würden Zusammenarbeiten?«

      »Keineswegs und mitnichten, Mr. Torrings.« Parker hatte das Gefühl, daß ihm die Wahrheit gesagt wurde. »An wen sollte man sich wenden, um mehr über Mr. Brixham in Erfahrung bringen zu können?«

      »Was ist denn mit ihm?« tippte Torrings neugierig an.

      »Dazu vermag ich aus bestimmten Gründen zur Zeit nichts zu sagen«, entgegnete der Butler, um die Neugier des Gangsterchefs zusätzlich anzustacheln, »Mr. Brixham scheint sich auf Geschäfte eingelassen zu haben, die man ihm bisher wohl kaum zugetraut haben dürfte,«

      »Ken Brixham?« Zweifel lag in William Torrings’ Stimme. »Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.«

      »Mr. Brixham scheint das zu sein, was man einen Spätentwickler nennt«, erwiderte Josuah Parker ausweichend, »darf ich Sie daran erinnern,


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