Butler Parker 114 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 114 – Kriminalroman - Günter Dönges


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hielt sich zusammen mit der Gesellschafterin und Sekretärin seiner Herrin in dem Landhaus auf. Kathy Porter nickte lächelnd. Auch sie wunderte sich ehrlich. Lady Simpson befand sich schon seit gut einer Stunde im kleinen Teehaus weit hinten im Park.

      Butler Parker trug schwarze Hosen, eine gestreifte Weste und den üblichen weißen Eckkragen. Es war ein Butler wie aus einem englischen Gesellschaftsfilm der alten Schule. Schon seit geraumer Zeit befand er sich in Diensten der älteren Dame und schätzte sie ungemein. Lady Simpson garantierte dem Butler stetige Abwechslung.

      Kathy Porter sah gegen Parker direkt lässig aus. Sie erinnerte auf den ersten Blick an ein scheues Reh, wirkte zurückhaltend und stets ein wenig erstaunt. Sie war groß, schlank und hatte kastanienrotes Haar, eine junge Frau also, nach der die Männer sich prompt und wie unter innerem Zwang umdrehten und veranlaßt fühlten, ihre schützende Hand über sie zu breiten.

      Kathy brauchte solch einen Schutz allerdings überhaupt nicht. Sie war eine gut getarnte Pantherkatze, die sich in allen speziellen Künsten der Verteidigung bestens auskannte. Karate und Kung-Fu waren für sie eine Selbstverständlichkeit, über die sie nicht sprach. Darüber hinaus war die junge Dame, die von Lady Simpson wie eine Tochter gehalten wurde, eine erstklassige Schauspielerin, die sich in Sekunden in einen völlig anderen Typ verwandeln konnte.

      Kathy Porter war Parkers Schülerin. Er hatte sie eine Unmenge von Tricks gelehrt und ihre Fähigkeiten entwickelt. Sie mochte diesen Josuah Parker, dessen viktorianische Erscheinung so gar nicht in diese Zeit paßte.

      Der Butler schien ein Relikt vergangener Zeiten zu sein, doch er wußte sich dieser, unserer Zeit sehr gut anzupassen. Er war Amateurdetektiv aus Leidenschaft und konnte auf eine schier endlose Kette von Erfolgen zurückblicken.

      »Ich wundere mich, Mister Parker, daß Lady Simpson noch nicht geläutet hat«, meinte Kathy Porter ein wenig ironisch. »Normalerweise gab sie das Schreiben meist nach dreißig Minuten wieder auf.«

      »Vielleicht ist das geplatzt, Miß Porter, was man gemeinhin im Volksmund den Knoten nennt«, antwortete der Butler in seiner barocken und steifen Art. »Mylady machte einen sehr entschlossenen Eindruck, als sie sich ins Teehaus begab.«

      Parker hatte seinen Satz gerade beendet, als er plötzlich gespannt und aufmerksam lauschte. Bruchteile von Sekunden später setzte er sich gegen seine sonstige Gewohnheit sehr schnell in Bewegung und öffnete eine Terrassentür.

      »Das war doch ein Schuß, nicht wahr?« stieß Kathy Porter hervor und sah den Butler prüfend an.

      »In der Tat, Miß Porter«, antwortete der Butler, »er wurde durch einen Schalldämpfer modernster Bauart gedämpft.«

      Parker verzichtete auf weitere Erklärungen, eilte über die hintere Terrasse und begab sich in den Garten. Er schien sich nur gemessen und steif zu bewegen, in Wirklichkeit aber war er sehr schnell, erreichte zusammen mit Kathy die Reihe der hohen Sträucher und Büsche und nickte ihr knapp zu.

      Sie wußte daraufhin, was sie zu tun hatte, trennte sich von ihm und-verschwand nach links. Parker übernahm die rechte Seite dieser Sträucher und umging den weiten englischen Rasen, der in seinem makellosen Schnitt an einen kostbaren Teppich erinnerte.

      Wenig später stellte er zu seinem Bedauern fest, daß dieser grüne Teppich leider in Mitleidenschaft gezogen worden war. Ein häßlicher Blutfleck verunzierte ihn deutlich. Und dieser Blutfleck sickerte unter einem Mann hervor, der eine Art engsitzenden, silberglänzenden Overall trug.

      Parker drehte den Träger des Overalls auf den Rücken und hatte echte Schwierigkeiten, seine Gelassenheit zu bewahren. Er sah in ein monsterähnliches Gesicht, das völlig konturenlos war und eigentlich nur aus Schlitzen und schmalen Öffnungen bestand. Unheimlicher hätte eine echte Dämonenmaske nicht aussehen können, selbst wenn sie noch so reichhaltig ausgestattet gewesen wäre. Diese Konturenlosigkeit schuf einen abstoßenden Eindruck.

      Der Mann war tot, doch damit hatte der Butler bereits gerechnet. Er entdeckte vorn im Overall einen blutverschmierten Einschuß über der Herzgegend.

      Parker dachte an Lady Agatha Simpson.

      Er glaubte zwar nicht, daß sie die Schützin war, doch er fragte sich, wo sie war. Oder sollte sie diesen Schuß in unmittelbarer Nähe des Teehauses überhört haben, selbst wenn er schallgedämpft gewesen war?

      Vom Teehaus her kam Kathy Porter und schüttelte bereits verneinend den Kopf.

      »Lady Simpson ist nicht im Teehaus«, sagte sie hastig, »aber dort muß ein Kampf stattgefunden haben.«

      Wenig später sah Parker sich die Unordnung im Teehaus an. Auf dem Boden lagen Manuskriptblätter und ein Aschenbecher. Dort entdeckte er auch unter dem Arbeitstisch der älteren Dame ein langes und scharfes Stilett. Nur Lady Agatha blieb unauffindbar. Sie war entweder entführt worden, oder dem heimtückischen Mörder auf der Spur.

      Parker wagte nicht zu entscheiden, welche Möglichkeit die günstigere war. Sein sonst so ungemein beherrschtes Gesicht zeigte die Andeutung von echter Erleichterung, als er dann die streitbare Dame erblickte. Sie kam vom Ufer der Themse und schien sich in angeregter Stimmung zu befinden.

      Damit war dem Butler klar, daß seine Herrin die Pläne für das Schreiben eines Kriminal-Bestsellers erst mal zurückstellen würde. Er kannte so etwas aus Erfahrung.

      *

      »Diese Subjekte«, keuchte Lady Simpson, als sie Parker und Kathy Porter erreicht hatte, »um ein Haar hätte ich sie erwischt. Um ein Haar!«

      »Mylady waren möglicherweise hinter einem Schützen her?« erkundigte Parker sich vorsichtig.

      »Hinter zwei Subjekten«, gab sie zurück, »sie waren etwas schneller als ich und entkamen in einem Kahn.«

      »Mylady wissen, daß sich dort auf dem Rasen ein Toter befindet?«

      »Dumme Frage«, grollte Agatha Simpson, »der Schuß galt doch mir!«

      »Mylady versetzen meine bescheidene Wenigkeit nachträglich in Entsetzen«, bekannte Parker formvollendet.

      »Als ich diesen ungezogenen Lümmel zurück ins Teehaus zerrte, wurde auf mich geschossen«, berichtete die Dame mit der detektivischen Ader. »Zwei dieser Monster standen plötzlich vor mir. Man muß sich das mal vorstellen! Sie hatten Revolver in Händen. Eine unverschämte Frechheit, finden Sie nicht auch?«

      »In der Tat, Mylady.«

      »Etwas mehr könnten Sie sich schon entrüsten, Mister Parker«, fuhr sie ihn grimmig an, »ich dachte schon, mein Herzschlag würde aussetzen, so habe ich mich geängstigt.«

      »Ein Vorgang, der nur zu natürlich gewesen wäre, Mylady.«

      »Er setzte aber nicht aus«, redete die Sechzigjährige grimmig weiter, »ich geriet vielleicht ein wenig in Zorn, wenn ich mich recht erinnere. Ich schleuderte diesen jungen Mann auf die beiden Lümmel. Und genau in diesem Moment fiel der Schuß.«

      »Sie stellten das Opfer vor dem Teehaus, Mylady?«

      »Im Teehaus«, korrigierte sie ihren Butler, »das, was ich erlebte, ist eigentlich die Geschichte für einen zweiten Bestseller.«

      »Sie sind also überfallen worden, Lady Simpson?« schaltete sich Kathy Porter ein.

      »Seit wann sind Sie so begriffsstutzig, Kindchen?« Sie sah ihre Vertraute kopfschüttelnd und verweisend zugleich an, um dann die ganze Geschichte zu erzählen.

      »Fünfzehntausend Pfund«, widerholte Josuah Parker, als er Myladys Geschichte kannte, »und man wollte Sie bis zur Einlösung des Barschecks als eine Art Geisel betrachten.«

      »Stellen Sie sich vor, was das für ein Zeitverlust gewesen wäre«, entrüstete Mylady sich erneut. »Schließlich wollte ich gerade meinen Krimi beginnen. So etwas konnte ich einfach nicht zulassen. Ich mußte diesen Flegel zur Ordnung rufen. Was halten Sie davon, daß man so einfach drauflos feuerte, Mister Parker?«

      »Es muß sich um eine Bande handeln, die auf jede Rücksicht verzichtet.«

      »Aber


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