Butler Parker 106 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker 106 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Krankenhauses. Nach wenigen Minuten wußte er, daß einer der hier abgestellten Krankenwagen fehlte. Der Leiter des Wagenparks stand vor einem Rätsel, er wußte dazu nichts zu sagen.

      Josuah Parker riet dem konsternierten Mann, umgehend die Polizei zu verständigen und begab sich dann zurück zu Lady Agatha. Die resolute Dame marschierte bereits leicht gereizt vor Parkers hochbeinigem Wagen auf und ab und maß ihn mit grimmigen Blicken.

      „Sie sind jetzt ebenfalls seit genau zwölfeinhalb Minuten unterwegs“, stellte sie mit gefährlich leiser Stimme fest. „Hoffentlich bekomme ich eine einigermaßen gute Ausrede zu hören, Mister Parker.“

      „Miß Porter dürfte nach Lage der Dinge gekidnappt worden sein“, antwortete der Butler. „Sind Mylady mit dieser Erklärung zufrieden?“

      „Das ist ja wunderbar!“ Agatha Simpsons Augen glänzten augenblicklich, ihr Gesicht nahm einen unternehmungslustigen Ausdruck an. Sie witterte einen Fall!

      „Miß Porter denkt möglicherweise anders darüber, Mylady“, redete der Butler weiter. „Die Kidnapper scheuten sich nicht, einen Angestellten des Spitals niederzuschießen. Demnach dürfte man es mit Gangstern zu tun haben.“

      „Das möchte ich aber auch sehr hoffen“, sagte Lady Agatha grimmig und freudig zugleich. „Und wo finden wir diese Strolche? Ich hoffe, Sie haben das inzwischen bereits ermittelt.“

      „Ich fürchte, Mylady enttäuschen zu müssen.“

      „Was soll das heißen?“

      „Nach meinen ersten Ermittlungen, Mylady, wurde Miß Porter in einem Krankenwagen verschleppt. Dessen Standort ließ sich leider noch nicht ausfindig machen.“

      „Dann sollten wir uns sofort an die Arbeit begeben, Mister Parker.“

      „Sehr wohl, Mylady.“ Parker ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

      „Worauf warten wir noch?“ Sie sah ihn flammend an und wirkte wie ein reichlich fülliges und angejahrtes Rennpferd vor dem Start.

      „Auf das, Mylady, was man gemeinhin eine Eingebung nennt“, gestand Josuah Parker. „Zu meinem Leidwesen sehe ich mich zur Zeit außerstande zu sagen, wo man den sprichwörtlichen Hebel ansetzen könnte.“

      „Kathy befindet sich unter Umständen in Lebensgefahr“, stellte Lady Agatha vorwurfsvoll fest.

      „Dieser Tatsache, Mylady, bin ich mir durchaus bewußt.“

      „Dann unternehmen Sie endlich etwas!“ Sie sah ihn mehr als vorwurfsvoll an und stampfte mit dem Fuß auf das Pflaster.

      „Myladys Wunsch ist meiner bescheidenen Wenigkeit Befehl“, antwortete Josuah Parker, dem plötzlich eine Idee gekommen war. Er besann sich auf die rothaarige Frau, die er in der Empfangshalle des Spitals gesehen und mit Kathy Porter verwechselt hatte. War diese Frau vielleicht der Schlüssel zu Kathys Entführung?

      Automatisch lüftete er seine schwarze Melone, bevor er sich umdrehte und noch mal zurück in die Empfangshalle ging. Bei der ältlichen Krankenschwester am Empfang erkundigte Parker sich nach der rothaarigen Dame, die er auf den ersten und zweiten Blick hin mit Kathy Porter verwechselt hatte.

      Erfreulicherweise wurde er fündig.

      Die Krankenschwester, von Parkers Höflichkeit jetzt sehr beeindruckt und von seinen lauteren Absichten überzeugt’, schickte den Butler hinauf in die zweite Etage. Ihrer Erinnerung nach hatte die rothaarige Dame sich nach einem gewissen Harry Lancing erkundigt.

      „Mister Harry Lancing“, bestätigte Parker und nickte bedeutungsschwer, „es handelte sich wahrscheinlich um den Blinddarm, nicht wahr?“

      „Um einen Lastwagen“, korrigierte ihn die immer noch beeindruckte Krankenschwester, „er wurde davon nämlich überrollt.“

      „Nannte die Besucherin zufälligerweise ihren Namen?“ stellte der Butler seine nächste Frage.

      „Jetzt muß ich leider passen“, gab die Schwester bedauernd zurück, „aber der Patient wird ihn ja wahrscheinlich kennen, finden Sie nicht auch, Sir?“

      „Ein bemerkenswerter Schluß“, lobte der Butler die Dame hinter dem Auskunftstisch, „zwingender könnte Logik gar nicht sein. Nehmen Sie meinen allerherzlichsten Dank in Empfang!“

      Sie errötete sanft und verfolgte den Butler mit ihren Blicken, nachdem sie ihm noch die Zimmernummer Harry Lancings genannt hatte.

      Parker beeilte sich, diesem Mann seine Aufwartung zu machen. Er war sicher, auf einer wichtigen und heißen Spur zu sein. Als er dann wenige Minuten später im genannten Zimmer vor dem Bett des Patienten stand, schwand diese Sicherheit.

      Harry Lancing war nämlich nicht mehr in der Lage, mit irgendwelchen Auskünften zu dienen. Er war tot und konnte nicht mehr reden.

      *

      Kathy Porter kam sich sehr hilflos vor.

      Nach wie vor angeschnallt auf der Krankentrage, sah sie sich umgeben von etwa zwei Dutzend junger Damen, von denen sie schweigend angestarrt wurde. Diese schlanken Vertreterinnen ihres Geschlechts waren restlos entkleidet und nackt. Bis auf einige Ausnahmen, wie sie dann später entdeckte. Einige der Damen trugen knappe Höschen oder auch nur Schuhe.

      Kathy machte sich erst gar nicht die Mühe, diesen Damen Fragen zu stellen, mit Antworten war ohnehin nicht zu rechnen. Die Damen waren Kunststoff-Mannequins, Schaufensterpuppen von aparter Schönheit Sie standen verteilt in dem großen Raum, in dem man Kathy Porter abgestellt hatte.

      Schritte waren zu hören.

      Kathy sah zu der Eisentür hinüber, durch die die beiden Träger verschwunden waren. Sie wurde jetzt geöffnet, die Träger kehrten zurück. In ihrer Begleitung befand sich ein mittelgroßer, rundlicher Mann von etwa vierzig Jahren, der bereits über eine beachtliche Tonsur verfügte. Sein Haar war oben auf dem Kopf mehr als stark gelichtet und bildete eine Glatze.

      Dieser Mann blieb wie angewurzelt stehen, nachdem er auf Kathy einen schnellen und prüfenden Blick geworfen hatte. Dann wandte er sich an die beiden Träger.

      „Ihr Idioten!“ Er sagte es in schneidendem Ton.

      „Wieso denn?“ wollte der schlanke, junge Mann wissen, dessen Augen grünlich schimmerten.

      „Das ist sie nicht!“

      „Das ist Helen Winters“, behauptete der Mann im weißen Arztkittel nervös.

      „Das ist sie nicht“, wiederholte der Dickliche entschieden. „Ihr hättet euch das Foto besser ansehen sollen.“

      „Aber die roten Haare“, wehrte sich der junge Killer.

      „Eben“, stieß der Dickliche wütend hervor, „nur daran habt ihr blöden Hunde euch gehalten. Seht zu, wie ihr das wieder hinbekommt!“

      „Was denn?“ wollte die Arztimitation wissen.

      „Wie ihr die Kleine wieder los werdet“, entschied der Dicke. „Ich rufe inzwischen den Boß an.“

      „Moment mal, Melvin“, schaltete der junge Mann sich ein, „die können wir doch nicht wieder raus in den Verkehr schicken.“

      „Genau das habe ich gerade gemeint“, entschied der Dickliche erneut nachdrücklich. „Packt sie meinetwegen in den Krankenwagen und stellt die Karre irgendwo ab! Aber mit ’ner Toten auf der Trage, habe ich mich jetzt genau genug ausgedrückt?“

      Die beiden Killer sahen sich kurz an und nickten, während der Dickliche wieder das Feld räumte. Er schien ärgerlich zu sein, denn er schmetterte die Eisentür laut hinter sich ins Schloß.

      Kathy Porter hatte sich absichtlich ruhig verhalten und wußte nun mit letzter Deutlichkeit, was man mit ihr plante. Sie war zu einer unbequemen Zeugin geworden und sollte aus dem Weg geräumt werden. Der von dem Dicklichen vorgeschlagene Mord schien den beiden Männern überhaupt nichts auszumachen.

      Sie bauten sich neben der Trage auf, und sahen


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