Ich will dich, Pirat! Erotisches Abenteuer. Trinity Taylor
auf einer Liege nieder.
Gary blicke ihr hinterher und sagte: »Sehr gut sogar!«
Jana stupste ihn in die Seite. »He, schön brav sein.«
»Dito«, sagte er und guckte Jana von der Seite an.
Sie lachte: »Klar, der nächstbeste Piraten vernascht mich!«
»Vorstellen kann ich es mir, so attraktiv wie du bist.«
»Nicht, Schatz, sonst werde ich noch rot.«
»Ich meine das ernst.«
Mit guten Gewissen ließ Jana ihren Freund Gary mit der Aussicht auf Drinks an der Poolbar und Massagen im Spa-Bereich im Hotel zurück. Es war knapp drei Uhr nachmittags und sie musste sich beeilen, um das Schiff pünktlich zu erreichen.
Kapitel 3
Als Jana zum Steg kam, blieb sie verblüfft stehen. Ein riesiges dunkelbraunes Holzschiff mit feuerroten Segeln lag dort im Wasser. Es strahlte Macht und Stolz aus. Eine Totenkopf-Fahne flatterte im Wind. Sofort kam Jana sich um drei Jahrhunderte zurückversetzt vor. Andächtig schritt sie den langen Steg zum Schiff entlang, dabei brannte die Nachmittagssonne, trotz des leichten Windes, stark vom Himmel. Jana stellte sich vor, was die Piraten damals empfunden haben mussten, vom Landgang wieder zurück auf ihr schwimmendes Zuhause zu steigen. Wochen- und monatelang ohne Land, ohne richtiges Essen, ja nicht einmal frisches Wasser und festen Boden unter den Füßen zu haben oder gar andere Menschen zu sehen.
»Aye, Lady, Willkommen an Bord der ›Blackbeard‹. Wie ist Ihr Name bitte?« Ein Mann, als Pirat verkleidet, grüßte sie, indem er sich einen Säbel mit der flachen Seite senkrecht an die Stirn hielt und leicht verbeugte.
»Jana McGill«, schmunzelte sie.
Auf einer Liste suchte er ihren Namen mit dem Finger, fand ihn und setzte einen Haken dahinter. »Danke, Lady, gehen Sie einfach an Bord und setzen Sie sich hinten an einen der langen Holztische.«
Jana bedankte sich, ging los und setzte sich auf die für ein Piratenschiff untypisch aufgestellte Bank. Dort saßen schon diverse Passagiere. Junge Leute zwischen zwanzig und Mitte vierzig. Ihr gegenüber saß ein gut aussehender Mann, der sie unverwandt ansah. Als Jana seinem Blick ein zweites Mal begegnete, lächelte er. Flüchtig lächelte sie zurück.
»Aye, meine Piratenfreunde. Willkommen an Bord der ›Blackbeard‹. Mein Name ist José. Ich bin der Quartiermeister, das heißt, ich kümmere mich um alle Besatzungsmitglieder, teile eure Essensrationen auf und schwinge auch schon mal die Neunschwänzige. Das ist eine Peitsche mit neun Lederriemen, an deren Enden Knoten befestigt sind – also, immer schön folgsam sein«, sagte José und lachte. »Ich gebe euch Aufgaben und koordiniere das Geschehen auf dem Schiff. Zwei erlebnisreiche, aufregende Tage stehen uns mit einer Übernachtung an Bord bevor. Wir werden euch viel über Piraten und deren Lebensweisen, Eigenarten, Taten und Legenden erzählen. Dabei werdet ihr herausgefordert, tatkräftig mitzumischen, denn ihr sollt euch so fühlen, als wärt ihr selbst einer von ihnen. Also, Mut und Lust am Spiel sind gefragt. Außerdem werden wir am zweiten Tag eine Insel anlaufen, wo wir auf zwei Piratenfrauen treffen.«
»Mary Read und Anne Bonny!«, rief ein eifriger Passagier.
»Ja, ganz genau. Da ist jemand schon informiert, wie ich höre. Aber nicht zu vorlaut sein, Kaulquappe, sonst binde ich Euch an den Mast.« Wieder unterstrich er seine Worte mit einem Lachen.
Jana betrachtete das Ganze, obwohl es ja nur ein Spiel sein sollte, mit gemischten Gefühlen.
»Diese beiden Piratenladies«, fuhr der Quartiermeister José fort, »werden uns auf dieser Insel begegnen, wobei euch dort noch eine kleine Überraschung erwartet. So, meine lieben Piratenfreunde, wir werden in etwa zehn Minuten lossegeln und ich werde ein wenig über die Piraten plaudern.« Er blickte mit leicht zusammengekniffenen Augen durch die zwei Reihen der Passagiere. »Ein kurzes Wort zu uns: Wie ihr wisst, bin ich der Quartiermeister José. Dann haben wir hier noch Pablo, unseren Captain, also seid nett zu ihm, denn er führt das Kommando und kann euch jederzeit auspeitschen lassen. Hier zu meiner Rechten stehen Mike, der Steuermann, daneben Ed, unser Schiffskoch, Rodney und Miguel, unsere Bootsmänner. Sie werden immer ein Auge auf euch gerichtet haben.«
Jana blickte alle der Reihe nach an und blieb an Miguel hängen, weil seine gerade Haltung und seine Aura sie faszinierten. Er trug ein weißes, bereits angegrautes Leinenhemd mit weiten Fledermaus-Ärmeln, leichte schwarze Segeltuchhosen, Stiefel und um seine Taille war ein purpurfarbenes Tuch geschlungen. Außerdem zierte seine Hüfte ein breiter Ledergürtel, in dem ein Entermesser steckte. Ein türkisfarbener Stein hing an einem Lederband um seinen Hals. Er hatte die schwarzen Haare im Nacken zu einem Zopf gebändigt und ein weinrotes Tuch fest um seine Haare gebunden.
Als Jana in seine Augen blickte, hatte er sie anscheinend die ganze Zeit, während sie ihn musterte, beobachtet. Ertappt guckte sie sofort weg.
Der Quartiermeister José zeigte den Passagieren das Schiff.
Der junge, gut aussehende Mann, vom Tisch ihr gegenüber, hatte es geschafft, sich hinter Jana einzureihen und im schummerigen Licht des Schiffsinneren ständig, wie rein zufällig, ihre Hand oder ihren Po zu berühren.
Gleichzeitig wurden den Passagieren auch ihre Kajüten gezeigt. Sie waren karg, klamm und eng. Jana hatte sich ein bisschen mehr erhofft, denn schließlich waren sie nicht wirklich auf einem Piratenschiff. Sie dachte schon jetzt mit Schaudern an die ihr bevorstehende Nacht.
Es war nicht anders zu erwarten gewesen, aber die Kajüte des Schönlings lag genau neben ihrer. Er lächelte ihr süffisant zu, als er es erfuhr, und hauchte ihr die Worte ins Ohr, dass er sich nichts Besseres hätte wünschen können.
Jana wandte sich einfach ab und stieg mit den anderen die schlecht gebaute Holztreppe wieder hinauf. Auch wenn die Sonne noch heiß vom Himmel brannte, war Jana froh, sie wiederzusehen und die laue Brise tief einzuatmen.
José zögerte nicht, alle Passagiere einzuteilen. »Schließlich sind wir auf einem Piratenschiff und da kann es wohl kaum sein, dass wir sechs Piraten arbeiten und ihr uns dabei zuseht. Mit gegangen, mit gefangen, mit gehangen.« Er lachte. »Also, ihr Landratten, ich habe hier eine Liste. Ich rufe euch namentlich auf und teile euch ein.«
Sie waren fünfundzwanzig Passagiere. Vier sollten zerfetzte Segel flicken, vier sollten gerissene Seile reparieren, vier die Waffen säubern. Drei weitere mussten dem Koch helfen und zwei jüngere Schiffsmitglieder wurden als Schiffsjungen verdonnert. Einer hatte die Aufgabe, die Kajüte des Captains sauber zu machen und der andere sollte für Handlangerdienste zur Verfügung stehen. Jana gehörte zu den acht, die das Deck schrubben sollten.
Jana ärgerte sich, dass ihre weiße Bluse mit den weiten Ärmeln, die sie sich extra für diese Tour gekauft hatte, um wenigstens ein bisschen piratenmäßig auszusehen, nun nass und schmutzig wurde. Allerdings war sie froh, einen längeren Rock anzuhaben. Er umspielte ihre Knöchel, sodass sie sich beim Knien keine Blöße gab. Eine andere Frau hatte genau dieses Problem: Sie trug einen Minirock und versuchte permanent, so aufrecht wie möglich zu schrubben, was ihr nicht immer gelang. So erntete sie Pfiffe und Rufe, als hätten die Männer sich bereits zu Piraten verwandelt.
Jana ging die ganze Sache sehr gegen den Strich. Sie konnte nicht glauben, dass man ihr diese Art von Information im Reisebüro verschwiegen hatte. Sie wusste von Bekannten, die ebenfalls Passagiere eines imaginären Piratenschiffes gewesen waren, dass lediglich über Piraten geredet wurde. Später hatten sie eine Insel angefahren, wo ein Schatz versteckt gewesen war und wo sie wild gegessen und viel getrunken hatten. Aber ein richtiges Piratenleben zu führen, mit Deck schrubben ... So hatte Jana sich das nicht vorgestellt! Ihr taten schon jetzt die Knie und Hände weh.
Nach einer Weile blickte Jana hoch, um sich zu vergewissern, dass die anderen Passagiere auch etwas taten und sich nicht nur mit ihr einen üblen Scherz erlaubten. Und tatsächlich stöhnten und ächzten auch andere Frauen unter der schweren Arbeit in der prallen Sonne.
Jana sah den Bootsmann Miguel in einiger Entfernung an der Reling stehen, die Arme vor der Brust verschränkt und die Leute beobachtend.