Der exzellente Butler Parker 31 – Kriminalroman. Günter Dönges

Der exzellente Butler Parker 31 – Kriminalroman - Günter Dönges


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      Bevor Herbert Wiggins antworten konnte, klingelte das Telefon. Wenige Augenblicke später hatte Parker bereits Lester Greenes Adresse.

      »Greene war ein Blindgänger, Mister Parker«, sagte Wiggins dann. »So etwas kommt immer wieder mal vor. Eine Frage, wollen Sie sich mit dem ›Ring‹ anlegen?«

      »Wenn es sich nicht vermeiden läßt, Mister Wiggins, durchaus.«

      »Dann sollten Sie aber „verdammt vorsichtig sein«, warnte der Clubbesitzer ihn. »Diese Organisation verfügt über eine kleine Armee von Schlägern.«

      »Gegen die Sie sich zu schützen wissen, Mister Wiggins?«

      »Durchaus, Mister Parker, durchaus. Und ich ... Moment, was ist das?«

      »Es scheint sich um Lady Simpson zu handeln, Mister Wiggins«, gab Josuah Parker gemessen zurück. »Mylady scheint verloren zu haben.«

      Sein Hinweis ging im förmlichen Auffliegen der Tür unter. Agatha Simpson erschien wie eine zürnende Rachegöttin und trieb zwei Männer vor sich her, die etwas leicht derangierte Smokings trugen. Zudem machten sie einen durchaus angeschlagenen Eindruck.

      *

      »Man hatte Sie beleidigt, Mylady?« fragte Mike Rander am anderen Morgen. Er und Kathy Porter waren zum gemeinsamen Frühstück im Haus der älteren Dame erschienen und hörten ihr amüsiert zu.

      »Stellen Sie sich vor, mein Junge, man behauptete, ich hätte falsch gespielt.«

      »Eine Frechheit«, warf Kathy Porter ein. Sie war die Gesellschafterin und Sekretärin der Lady. Seit Mike Randers Rückkehr aus den Staaten war sie auch noch in seiner Kanzlei in der nahen Curzon Street tätig und arbeitete dort zu Myladys Freude sehr eng mit ihm zusammen. Die ältere Dame tat nämlich alles, um Kathy und Mike eines Tages unter die Haube zu bringen.

      »Man unterstellte Mylady, Chips auf dem Roulette-Tisch zu Myladys Gunsten manipuliert zu haben«, schaltete Parker sich ein. »Mylady sah sich darauf gezwungen, ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen.«

      »Und zwar sehr nachdrücklich«, bestätigte die ältere Dame. »Zwei dieser Croupiers werden mich so schnell nicht wieder vergessen.«

      »Mylady teilten einige Ohrfeigen aus«, berichtete der Butler weiter. »Davon wurden auch einige Gäste betroffen, die sich vermutlich schlichtend einzuschalten versuchten.«

      »Sie attackierten mich«, behauptete Agatha Simpson grimmig. »Aber ein paar hübsche Fußtritte brachten diese Lümmel auf Distanz.«

      »Wie sollen Sie denn das Spiel manipuliert haben?« erkundigte sich der Anwalt. Mike Rander war um die vierzig und erinnerte an einen bekannten James-Bond-Darsteller, was sein Äußeres betraf.

      »Wie war das noch, Mister Parker?« Agatha Simpson sah ihren Butler auffordernd an.

      »Man behauptete, Mylady habe, nachdem die Roulettekugel im Kessel eine Nummer besetzt hatte, mit dem Ärmel ihrer Kostümjacke ihren Chip nachträglich korrigiert.«

      »Trauen Sie mir so etwas zu?« Sie blickte Kathy Porter und Mike Rander geradezu empört an.

      »Ausgeschlossen«, erwiderte der Anwalt.

      »Unvorstellbar«, fügte Kathy Porter hinzu.

      »Wenn überhaupt, dann kann so etwas nur unabsichtlich passiert sein«, fuhr die Hausherrin fort. »Aber in dieser Spielhölle weiß man nun inzwischen, wer ich bin.«

      »Das kann ich mir lebhaft vorstellen.« Rander verbiß sich ein aufsteigendes Lächeln.

      »Hat man Ihnen den Gewinn verweigert, Mylady?« fragte Myladys Gesellschafterin.

      »Mister Wiggins sorgte dafür, daß Mylady der Gewinn ausgezahlt wurde«, gab Parker Auskunft. »Es handelte sich um die Summe von einundzwanzig Pfund.«

      »Ein schönes Stück Geld für eine Frau, die mit jedem Penny rechnen muß«, stellte die ältere Dame klar. »Man darf sich eben nicht den Schneid abkaufen lassen, meine Lieben.«

      »Das ist bei Ihnen nicht zu befürchten, Mylady«, versicherte Kathy Porter ihr.

      »Demnach hat sich der Besuch im Spielclub also in doppeltem Sinn gelohnt«, faßte der Anwalt zusammen. »Wiggins machte Sie auf eine Organisation aufmerksam, die ›Ring‹ genannt wird. Und dazu wurde Ihnen sogar noch ein Name genannt.«

      »Richtig«, bestätigte die Detektivin. »Mister Parker hat sich diesen Namen hoffentlich auch gemerkt.«

      »Es handelt sich um einen gewissen Mister Don Hayers«, half der Butler umgehend aus. »In diesem Zusammenhang sollte man aber auch noch Mister Lester Greene erwähnen, mit dem man meine Wenigkeit offensichtlich verwechselte.«

      »Sie haben diesen Greene aus dem Auftragsbuch von Meggan, nicht wahr?« fragte Rander.

      »In der Tat, Sir«, bestätigte Parker. »Dazu kommen noch weitere Namen und Adressen, die sicher eine gute Grundlage für Mylady weiteres Vorgehen sind.«

      »Keine Details«, forderte die ältere Dame. »Sie verstellen nur den Blick für die großen Zusammenhänge. Und auf sie habe ich mich nun mal spezialisiert.«

      Kathy Porter und Mike Rander kämpften gegen ein Schmunzeln an. Butler Parkers Gesicht hingegen blieb glatt und ausdruckslos wie das eines hochherrschaftlichen Butlers.

      *

      In dem kahlen und nüchternen Vorraum, der an eine Tiefgarage erinnerte, roch es bereits penetrant nach Schweiß, Desinfektionsmitteln und kaltem Rauch. An den Wänden hingen vergilbte Lorbeerkränze und Plakate von Boxveranstaltungen.

      Hinter einem verschrammten Schreibtisch mit einigen Telefonapparaten saß ein mittelgroßer, schwammig-dicker Mann von vielleicht fünfzig Jahren, dessen Unterkiefer sich jäh senkte, als Lady Agatha und Butler Parker den Raum betraten.

      »Man wünscht einen abwechslungsreichen Morgen«, grüßte Josuah Parker und lüftete die schwarze Melone. »Würden Sie die Güte haben, Mister Don Hayers hierher zu bitten?«

      »Den Chef?« fragte der Mann und sah nach wie vor entgeistert aus.

      »Wie immer Sie ihn auch nennen mögen.« Parker deutete ein zustimmendes Kopfnicken an.

      »Wir sind hier ein Sport-Center«, erinnerte der Mann, der längst aufgestanden war.

      »Wenn man Sie sieht, junger Mann, sollte man das nicht glauben«, schaltete die ältere Dame sich ironisch ein. »Nun sputen Sie sich endlich, oder muß ich Ihnen erst Beine machen?«

      »Moment, Leute«, bat der Mann und wieselte erstaunlich schnell zu einer Tür. Als er sie öffnete, war das dumpfe Klatschen von Boxhandschuhen zu hören, die bewegt wurden. Stimmengewirr klang auf, scharfe Kommandos waren zu vernehmen.

      Lady Agatha konnte natürlich nicht widerstehen.

      Sie hatte ihre Fülle bereits in Bewegung gesetzt und folgte dem Schwammigen, der schon nicht mehr zu sehen war. Die resolute Dame blieb in der Tür stehen und blickte in einen großen, relativ niedrigen Raum, der ebenfalls an eine Tiefgarage erinnerte. Überhelles Neonlicht biß in die Augen.

      Im Mittelpunkt dieses saalartigen Raumes stand ein Seilgeviert, in dem sich zwei Boxer tummelten, die wohl dem Mittelgewicht zuzurechnen waren. Um dieses Seilgeviert herum waren weitere Sportler zu sehen, die sich mit schweren Sandsäcken abmühten, Seilchen sprangen und gegen ihren eigenen Schatten boxten.

      Don Hayers entpuppte sich als ein drahtiger Fünfziger, der mit Hingabe auf einer Zigarre kaute. Er trug weiße Sporthosen, ein grellbuntes Hemd und hatte eisgraues Haar. Seine Augen hatten die Bläue eines Gletschers.

      »Was liegt an?« fragte er kühl und musterte Mylady und Parker mit dem abschätzenden Blick eines Pferdehändlers.

      »Nehmen Sie gefälligst die Zigarre aus dem Mund, wenn Sie mit einer Dame reden«, raunzte die ältere Dame ihn umgehend an. »Oder muß ich Ihnen erst Manieren beibringen?«

      Er


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