Butler Parker Box 11 – Kriminalroman. Günter Dönges
Gefühl habe ich nicht!“
„Wenn schon!“ Bantam hob geringschätzig die Schultern. „Hauptsache, wir legen diesen Schnüffler hier auf Eis. Kommen Sie, Parker, gegen eine kleine Ausfahrt haben Sie doch wohl nichts einzuwenden, oder?“
„Ich freue mich auf diesen Ausflug“, gab Parker höflich zurück, „man tut im Grunde viel zu wenig für seine Gesundheit. Wohin soll die Fahrt denn gehen?“
„Lassen Sie sich überraschen“, sagte Bantam, der hier das große Wort führte, „ich wette, Sie werden Augen machen!“
*
Josuah Parker traf liebe alte Bekannte.
An Bord der Motoryacht befanden sich außer Bantam und Henderson zwei Männer, die er seinerzeit nicht aus dem Wasser gefischt hatte Sie erinnerten sich noch recht gut an diese Unterlassungssünde und maßen den Butler mit mehr oder weniger finsteren Blicken.
Hinzu kamen zwei junge Damen, die ihm ebenfalls nicht unbekannt waren. Da war einmal eine gewissen Joyce Stafford, die zusammen mit ihrem Partner Jeff Halton in einem italienischen Sportwagen gesessen und per Funk telefoniert hatte. Sie strafte den Butler mit Verachtung und konnte ihm wohl nicht vergessen, daß er ihren Freund nach dem Mordversuch entführt hatte.
Die wohl erfreulichste Begegnung war die mit einer gewissen Nixe. Sie erinnerte sich wohl noch mehr ihres Pechs mit ihrem Oberteil eines äußerst knappen Bikinis. Sie ließ den Butler während des Ablegemanövers nicht aus den Augen und hoffte, ihm bald endgültig eine Harpune in den Rücken jagen zu können, wie sie es schon einmal versucht hatte.
Josuah Parker ignorierte all diese Freundlichkeiten. Er saß steif, würdevoll und äußerst gemessen auf der Sitzbank neben dem Niedergang der hinunter in die Kabine der Yacht führte.
Die Motoryacht nahm schnell Fahrt auf und ließ das Bootshaus der Firma Henderson samt Landungssteg weit zurück. Die Mittagssonne stand hoch, auf dem Wasser bildeten sich die typischen Hitzeschleier, die in dunstigen Sonnenglast übergingen.
„Ich vermisse das Geschwisterpaar Portcliff an Bord“, sagte Parker, sich an Bantam wendend, „sollten Mister und Miß Portcliff auf diesen Ausflug freiwillig verzichtet haben?“
„Was haben Sie eigentlich mit diesen Portcliffs?“ wollte Bantam wissen. Jetzt war er ohne Waffe. Er fühlte sich völlig sicher und rauchte mit Genuß eine Zigarette.
„Nun, Mister Bantam, ich möchte doch annehmen, daß Sie so etwas wie einen Vorgesetzten oder Arbeitgeber haben.“
„Sie trauen mir wohl nicht zu, daß ich den Laden hier führe, wie?“
„Ich glaube, darüber ließ ich mich schon bei anderer Gelegenheit negativ aus, Mister Bantam. Um offen und ehrlich zu sein: Sie besitzen keineswegs das notwendige Format, um eine Spionageorganisation zu leiten, wenngleich ich nicht verschweigen möchte, daß Sie als Vollstrecker fremder Wünsche und Artordnungen gute Dienste leisten werden.“
Bantam wurde wütend. Die Insassen der Yacht hatten alles mitbekommen. Sie grinsten verstohlen, woraus Parker schließen konnte, daß er der Wahrheit Und den Tatsachen sehr nahe gekommen war.
„Schön, dann bin ich in Ihren Augen eben nur ein Vollstrecker“, gab Bantam wütend zurück, „wir werden sehen, wie gut ich hin. Warten Sie’s ab!“
„Besteht die Absicht, meine bescheidene Person umzubringen?“
„Manchmal landen auch Sie einen Treffer.“
„Hat man sich über die mögliche Todesart bereits geeinigt?“
„Sie werden einem unglücklichen Unfall zum Opfer fallen. Was man mit einer Harpune an fangen kann, wissen Sie doch wohl!“
„Doch, ich erinnere mich.“ Parker zeigte sich überhaupt nicht beeindruckt. „Darf ich aber vorher noch erfahren, ob meine Vermutungen wenigstens richtig gewesen sind?“
„Ist doch jetzt uninteressant für Sie, Parker.“
„Sagen Sie das nicht, Mister Bantam! Als von Natur aus neugieriger Mensch möchte ich gern erfahren, wer nun der geheimnisvolle Chef dieser Spionageorganisation ist. Mister Hubert Portcliff. Oder vielleicht Mrs. Helen Portcliff?“
„Auf wen tippen Sie denn?“ Bantam grinste und zwinkerte Henderson zu, der neben ihm erschien.
„Ich möchte mich da lieber nicht festlegen“, gab Parker zurück, „sowohl Mister Hubert Portcliff als auch seine Schwester Helen hatten Gelegenheit, die Firmen ausspionieren zu lassen.“
„Und wie das?“ mischte Henderson sich in die Unterhaltung.
„Einmal auf dem direkten Weg über die diversen Sekretärinnen. Sie waren durchaus in der Lage, Geheimnisse in Erfahrung zu bringen. Doch möchte ich gleich abschwächend hinzufügen, daß diese Möglichkeiten nicht überzeugend waren. Man wird die Aushilfskräfte bestimmt nicht damit beschäftigt haben, Firmengeheimnisse abzuschreiben!“
„Bliebe also Hubert Portcliff, wie?“
„In der Tat, Mister Henderson. Der Reparaturservice dieses Herrn bietet die echte Chance, eine Dauerspionage auszuführen. Ich denke da verständlicherweise an Minisender, an Minitonbandgeräte und ähnliche Einrichtungen.“
Henderson und Bantam sahen sich an und lächelten wissend. Dann erstarb ihr Lächeln, als die Nixe auf das Wasser hinausdeutete und ausrief: „Achtung – dort kommt ein Boot!“
Alles sah aufs Wasser hinaus.
Nur Parker nicht, den das Boot überhaupt nicht interessierte. Er stand auf. Diesmal weniger gemessen als sonst. Er griff nach seinem Universal-Regenschirm, der neben dem Niedergang stand und begab sich hinunter in die Kabine.
Die Nixe wurde aufmerksam.
Sie warf sich auf den Butler und zog gleichzeitig ihr Kappmesser, mit dem sie bereits einmal schon an dem Butler hatte herumschnitzen wollen.
Parker, an dieser Feinarbeit nicht interessiert, trat im rechten Moment zur Seite. Die Nixe verlor den gedachten Festpunkt und segelte an Parker vorbei hinunter in die Kabine.
Als die übrigen Passagiere an Bord munter wurden, befand der Butler sich bereits unter Deck und blockierte den Niedergang mittels einer Maschinenpistole, die er an einem Wandschrank hängend vorgefunden hatte.
„Ich bitte, mich vorerst nicht stören zu wollen“, rief er in seiner höflichen Art hinauf an Deck, „Sie können ja inzwischen schon den Leiter der Organisation verständigen. Dieser listreichen Person wird möglicherweise etwas einfallen!“
*
Die Zeitbombe, die Mike Rander bei Portcliff gelegt hatte, platzte schneller, als er erwarten konnte. Als er die Firma verlassen wollte, stand plötzlich Hal Carter vor ihm, und zwar in der gewohnten Aufmachung. Er trug den gut geschnittenen Anzug und die obligate Sonnenbrille. Er hatte seine rechte Hand in die Tasche seines Jacketts gesteckt, die sich erstaunlich weit ausbeulte.
„Ich brauche ja wohl nicht viel zu sagen“, meinte Carter trocken, „wenn Sie nicht niedergeschossen werden wollen, brauchen Sie nur mitzukommen!“
„Die Polizei hat Sie also doch entlassen?“
„Gegen Stellung einer Kaution!“ Hal Carter lächelte und zwinkerte Rander zu, „hatten Sie damit nicht gerechnet?“
„Das schon“, räumte Mike Rander bereitwillig ein. „Aber es ging schneller, als ich es berechnet hatte. Was haben Sie jetzt vor, Carter?“
„Was wohl. Der Chef will Sie sehen.“
„Dagegen läßt sich wohl nichts machen, wie?“
„Das schon, aber dazu würde ich Ihnen nicht raten, Rander. Kommen Sie jetzt! Da unten steht mein Wagen!“
„Wieso? Wir müssen wegfahren? Warum gehen wir nicht zurück zu Portcliff?“
„Was sollen wir bei Portcliff?“
„Ist