Das hungrige Biest. Zsolt Majsai
Theodor mir erzählt, anderseits von der Anstrengung, die das Zuhören verursacht, denn er spricht extrem undeutlich.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand nur dadurch, dass er Menschenfleisch isst, so verwandelt. Dass er sich überhaupt verwandelt. Dann müssten sich ja alle verwandeln, die Fleisch irgendwelcher Art essen. Nein, es gibt einen anderen Grund, und der wird mit den Drogen zu tun haben, die Theodor und einige der anderen offensichtlich verabreicht bekommen haben.
Aber wozu? Dahinter stecken vermutlich die Gastgeber der Party, doch was bezwecken sie? Ich habe den Verdacht, dass Theodor kein normaler Fall ist. Irgendwas ist bei ihm vermutlich schiefgelaufen und es entspricht gar nicht dem Plan, dass er sich so verändert hat.
Hilft alles nichts, ich muss sie selbst fragen.
„Führ mich hin.“
„Wohin?“, fragt Theodor erstaunt.
„Zu dem Haus, in dem du Menschenfleisch gegessen hast.“
„Was hast du vor?“
„Ich will herausfinden, was das alles zu bedeuten hat. Schon allein, weil ich es nicht zulassen werde, dass Newopes Bevölkerung aufgegessen wird.“
„So viele waren es gar nicht.“
Ich beschließe, den letzten Satz zu überhören. Alles andere wäre zu anstrengend.
Ich springe auf und mustere Theodor. Er sieht ja nicht wirklich unauffällig aus, nicht einmal im Schutz der Dunkelheit. Außerdem sind wir beide immer noch besudelt von … von was auch immer. Ich will es so genau gar nicht wissen.
„Gibt es hier eine Möglichkeit zu duschen?“
„Duschen?“
„Ja, duschen!“ Ich atme tief durch. „Sorry. Wir müssen mit dem Auto fahren, schätze ich, und so setzt du dich nicht in mein Auto. Und ich auch nicht!“
„Ich glaube nicht, dass es hier fließendes Wasser gibt“, sagt Theodor vorsichtig. „Aber einen kleinen Fluss ...“
Hm. Es ist Winter und es ist kalt. Ich sterbe vor Kälteschock, wenn ich in Klamotten baden gehe. Und ohne Klamotten erst recht. Aber den Gestank würde ich nie wieder aus dem Auto kriegen … Verdammt!
„Also gut, wir gehen im Fluss baden. Und danach setzen wir uns bei voll aufgedrehter Heizung sofort ins Auto.“
„Mir ist nicht kalt.“
„Aber mir!“ Diesmal entschuldige ich mich nicht.
Das Wasser ist tatsächlich kalt. Sehr, sehr kalt. Handy und andere empfindliche Sachen deponiere ich zuvor am Ufer, bevor ich in voller Kleidung ins Wasser wate.
Es. Ist. Verdammt. Kalt!
Dann sitze ich zitternd im Auto, Klimaanlage und Sitzheizung auf volle Kraft gestellt, die Fenster heruntergelassen, weil die Scheiben sonst sofort beschlagen, und blicke Theodor an, dem die Kälte anscheinend wirklich absolut gar nichts ausmacht.
„Wohin?“
„Wohin?“
„Warum wiederholst du meine Frage?“
„Ich habe nicht verstanden.“
Anscheinend geht es mit seinem Verstand im Stundentakt bergab. Ich sollte mich vielleicht beeilen.
„Wo wir hin müssen“, erkläre ich also geduldig, beide Hände unter den Oberschenkeln zu Fäusten geballt.
„Nach Summarit.“
Oh Gott. Noch kälter! Das Dorf liegt ja einiges höher als Skyline!
Seufzend löse ich die Handbremse und lasse den Wagen anrollen.
Mein Kopf …
Wieso habe ich Kopfschmerzen?
Ich öffne langsam die Augen, zugleich beginne ich, meinen Körper wieder zu spüren. Ich liege auf dem Rücken und kann meine Hände nicht bewegen. Sie scheinen gefesselt zu sein, außerdem liege ich auf ihnen. Das ist unbequem und in dem Maße, wie ich wach werde, auch schmerzhafter.
Neben mir bewegt sich etwas. Ich drehe vorsichtig den Kopf und sehe Theodor. Er liegt ebenfalls gefesselt auf dem Boden.
„Was ist passiert?“, erkundige ich mich.
„Ich weiß nicht.“
Habe ich etwa eine andere Antwort erwartet?
Ich sehe mich um. Der Raum, in dem wir uns befinden, könnte einem Horrorfilm, in dem die Menschen zum Verspeisen zerlegt werden, jede Ehre machen. Dann fällt mir ein, wo wir sind und warum, und mir wird klar: Wir befinden uns tatsächlich in genau so einem Raum.
Nur ist es kein Horrorfilm, sondern die düstere Wirklichkeit.
Ich schließe die Augen, um mich auf meine Erinnerungen zu konzentrieren. Allmählich lichtet sich die Dunkelheit um meinem Verstand.
Nachdem Theodor mir gesagt hatte, dass wir nach Summarit müssen, fuhren wir los. Dank des extremen Einsatzes von Klimaanlage und Sitzheizung waren meine Sachen fast trocken, als wir die kleine Stadt erreichten.
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