Fiona - Spinnen. Zsolt Majsai

Fiona - Spinnen - Zsolt Majsai


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Die waren schon immer so, seitdem ich denken kann.“ Beinah erzähle ich über den Ballettunterricht als Kind, und über den Kampfsport, aber ich glaube, das würde ihn eher irritieren. In dieser Welt gibt es das entweder nicht oder zumindest nicht für Frauen. Eigenartig. Okay, ich habe wirklich einen selbst für irdische Verhältnisse muskulösen Bauch, aber auf der Erde gab es trotzdem noch mehr Frauen, die so aussahen, keineswegs nur Bodybuilder. Intensiver Sport, insbesondere wenn er korrekte Atmung erfordert, hat das als Auswirkung. Weibliche Ninja Warriors sehen doch auch oft so aus, sonst kommen sie nicht mal bis Stage 2. Sahen. Sie sahen so aus.

      Na egal. Ich bin ja nicht auf der Erde.

      „Hier dagegen siehst du aus, wie andere schöne Frauen auch.“ Seine Finger gleiten weiter nach unten.

      „Äh … Meinst du wirklich, nur schöne Frauen haben eine schöne Muschi?“

      „Andersherum. Jede Frau mit einer schönen Muschi ist schön.“

      Eine interessante Logik. Ich muss mich sehr beherrschen, nicht in den Feministin-Modus zu schalten, das würde er nicht unverletzt überstehen, und ich brauche ihn noch.

      „Siehst du das anders? Eigentlich ist das doch gut, wenn Frauen nicht nur nach ihrem Gesicht beurteilt werden.“

      „Loiker, wir sollten das Thema wechseln.“

      „In Ordnung. Wieso habe ich noch nie von dir gehört?“

      Vielleicht hätten wir doch beim anderen Thema bleiben sollen. Aber jetzt ist es zu spät. Ich drehe den Kopf so, dass ich ihn direkt ansehen kann. Er erwidert den Blick offen.

      „Wieso hast du mich mitgenommen?“, erwidere ich.

      Seine Miene verdüstert sich kurz. Wirklich nur sehr, sehr kurz. Aber mir entgeht es nicht.

      „Ich schätze, ich bewahre mein Geheimnis, du deins“, sagt er nach einer Weile.

      „Deal.“

      „Wie bitte?“

      „Wir haben einen Deal, wir sind uns einig.“

      „Okay. Den Ausdruck kannte ich noch nicht. Deal.“

      Ich schenke ihm ein Lächeln.

      „Also gut, ich will dir den Job geben. Doch du brauchst andere Kleidung, und wenn ich richtig gesehen habe, hast keine andere Kleidung. Wir werden also nachher einkaufen gehen und dich einkleiden. Und danach bringe ich dich zu meinem Großvater, denn er hat das letzte Wort.“

      „Er stellt jeden persönlich ein? Wie viele Sicherheitsleute gibt es denn?“

      „Zehntausende. Nur die wenigstens kennt er persönlich. Aber du bist kein Fußvolk. Ich will dich in meiner Leibwache haben ...“

      „So, so ...“

      „... und da will er persönlich entscheiden“, fährt er unbeirrt fort. „Erst recht ein Grund, dir vernünftige Kleidung zu besorgen.“

      „Ich könnte ja nackt gehen. Vielleicht erhöht das die Chancen. Oder ist er zu alt dafür?“

      „Im Gegenteil, und schon darum gehst du ganz sicher nicht nackt.“

      Ich mustere ihn erstaunt. Ich hätte erwartet, dass er wenigstens ansatzweise grinst, aber er ist stattdessen sehr ernst geworden. Was verbergen sich wohl für Dramen hinter all dem? Loikers grüne Augen wirken leicht verschleiert in diesem Augenblick, und ich frage mich, wie sein Verhältnis zu seinem Großvater wohl sein mag. Und was mit seinem Vater ist. Ich unterdrücke den Impuls, nach Letzterem zu fragen. Ist gerade kein guter Zeitpunkt, schätze ich.

      „Was genau meintest du eigentlich mit nachher?“, erkundige ich mich.

      Endlich lächelt er wieder. „Was vermutest du?“

      Ich taste mit der rechten Hand nach seinem Schwanz. Da seine rechte nach wie vor zwischen meinen Beinen liegt, könnte es ja sein. Immerhin haben wir schon einige Stunden in seinem Bett verbracht und uns schlafend erholt. Ich auf jeden Fall.

      Und er auch, wie ich herausfinde.

      Seine Finger erforschen meine Bereitschaft und scheinen ob des Ergebnisses nicht unzufrieden zu sein.

      „Danach müssen wir duschen“, sagt er.

      „Hoffentlich.“

      Er grinst breit, dann beugt er sich über mich und küsst mich.

      Nein, ich werde mich nicht in ihn verlieben. Aber ich mag ihn, das steht fest. Er hat was. Eine unverbrauchte Offenheit, die einen seltsamen Gegensatz zu seinem Selbstbewusstsein bildet. Meine Sympathie für ihn erleichtert mir das, was ich gerade tue. Es macht mir sogar Spaß, ich kann es genießen. Nicht mich fallenlassen, dafür bräuchte es etwas mehr, vor allem echtes Vertrauen. Aber ich habe ja oft Sex gehabt, ohne mich fallenzulassen und es trotzdem genossen.

      Unser Gespräch bleibt nicht ohne Folgen, das wird mir klar, als er mich sachte auf den Bauch dreht und von hinten in mich eindringt. Die anderen Male war ich oben oder auf Augenhöhe. Jetzt dominiert er.

      Ich erlaube es. Auch, dass er meinen Kopf anhebt, mein Gesicht dreht und mich von oben küsst. Aber ich schiebe meine rechte Hand von unten zwischen meine Beine und berühre meine Klitoris. Es entgeht ihm nicht, aber er reagiert nicht.

      Er kommt vor mir und lässt sich danach auf mich sinken. Ich ziehe mein rechtes Bein an und verschaffe so meiner Hand wieder Bewegungsfreiheit. Mit der anderen Hand packe ich seine Haare und drücke mein Gesicht gegen das Bett, bis ich stöhnend meinen Höhepunkt habe.

      „Ich würde gerne wissen, was in deinem hübschen Köpfchen vorgeht.“

      Ich hebe selbiges und habe das Gefühl, wieder in dieser Welt angekommen zu sein. Dabei muss ich daran denken, dass auch Katharina ähnliche Sprüche loszulassen pflegte. Ich bin doch keine Puppe?

      „Sex, Sex, Sex.“

      „Ja, sicher“, sagt er lachend. „Du willst es also nicht verraten.“

      „Habe ich doch.“

      Kopfschüttelnd erhebt er sich und kehrt mit Essen zurück. Etwas Ähnliches wie Brot mit einem Aufstrich. Eigentlich ist es Brot. Woraus auch immer. Aber vielleicht habe sie ja sogar Getreidefarmen hier, halt ohne echte Sonne. Irgendwie muss es gehen, denn gewöhnliche Menschen würden ohne die Sonne vermutlich sowieso sterben. Oder sie müssten Vitamin D schlucken. Meinem Kriegerkörper ist das ja egal. Hoffe ich jedenfalls.

      Ich setze mich im Schneidersitz auf und wir essen schweigend. Dabei sieht er mich an. Ich wünschte, er würde meine Titten anstarren, nicht mein Gesicht. Selten, dass es mir unangenehm ist, so beobachtet zu werden.

      Jedenfalls bin ich froh, als wir fertig sind und gemeinsam duschen gehen. Zwar gibt es dabei keinen Sex mehr, aber wir seifen uns gegenseitig ein und zum Schluss trocknen wir uns auch ab. Irgendwie komme ich mir vor wie bei einem meiner ersten Dates. Was ich ziemlich befremdlich finde. Zwar glaube ich an Liebe auf den ersten Blick, mit Phil hatte ich sie ja erlebt, aber Loiker wirkt dafür zu zurückhaltend. Dennoch benimmt er sich, als wäre er verliebt, und zwar zum ersten Mal.

      „Wo sind eigentlich meine Sachen?“, erkundige ich mich. „Oder soll ich nackt shoppen gehen?“

      Er schüttelt den Kopf. „Die Männersachen, die du anhattest, habe ich weggeworfen, als du geschlafen hast. Carli hat dir etwas von ihren Sachen leihweise gebracht, während du gebadet hast.“

      „Okay. Habe gar nichts davon mitbekommen.“

      Carlis Sachen dürften mir auf jeden Fall passen. Eine knöchellange Stretchhose in Dunkelblau, ein hellblaues T-Shirt, Unterwäsche und Slipper. Die Dame hat ein gutes Auge für Farben, stelle ich für mich fest, während ich mich im Spiegel betrachte.

      „Das sieht doch schon ganz anders aus“, meint Loiker.

      Als ich meine Haare binden will, schüttelt er den Kopf. „Mir gefallen sie offen besser. Dein Gesicht wirkt dann freundlicher.“

      „Freundlicher?“


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