Der Kirschgarten. Eine Komödie in vier Akten. Anton Tschechow

Der Kirschgarten. Eine Komödie in vier Akten - Anton Tschechow


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(leise). Anja schläft. (Öffnet leise das Fenster.) Die Sonne ist schon aufgegangen. Es ist nicht mehr kalt. Schauen Sie nur, Mamachen: Was für herrliche Bäume! Mein Gott, und die Luft! Die Stare zwitschern!

      GAJEW (öffnet das andere Fenster). Der ganze Garten ist weiß. Du hast ihn doch nicht vergessen, Ljuba? Da, diese lange Allee verläuft schnurgerade, wie ein straffer Riemen. Wenn der Mond scheint, leuchtet sie auf. Weißt du’s noch, hast du sie nicht vergessen?

      LJUBOW ANDREJEWNA (blickt durch das Fenster in den Garten). Oh, meine Kindheit, meine Reinheit! In diesem Kinderzimmer habe ich geschlafen, von hier aus sah ich in den Garten, und jeden Morgen erwachte mit mir das Glück, und der Garten war genau wie heute, nichts hat sich verändert! (Lacht vor Freude.) Ganz, ganz weiß! Oh, mein Kirschgarten! Nach dem düsteren, regnerischen Herbst und dem kalten Winter bist du wieder jung geworden, glückstrahlend, und die Engel des Himmels haben dich nicht im Stich gelassen … Wenn ich doch von meiner Brust und meinen Schultern den schweren Stein wegwälzen könnte, wenn ich doch meine Vergangenheit vergessen könnte!

      GAJEW. Ja, und wegen der Schulden wird der Kirschgarten verkauft, wie seltsam ist das …

      LJUBOW ANDREJEWNA. Da seht nur, unsere verstorbene Mutter geht im Garten umher … im weißen Kleid … (Lacht vor Freude.) Dort ist sie …

      GAJEW. Wo denn?

      [26]WARJA. Um Gottes willen, Mama!

      LJUBOW ANDREJEWNA. Niemand ist da, mir schien es nur so: rechts, wo es zur Laube geht, hat sich ein weißes Bäumchen herabgebeugt. Gerade wie eine Frau.

       (Trofimow tritt ein, in einer abgetragenen Studentenuniform. Er trägt eine Brille.)

      LJUBOW ANDREJEWNA. Was für ein wunderbarer Garten! Das weiße Blütenmeer, der blaue Himmel …

      TROFIMOW. Ljubow Andrejewna!

       (Sie sieht sich nach ihm um.)

       Ich möchte Sie nur begrüßen und gehe auch gleich wieder weg. (Küsst leidenschaftlich ihre Hand.) Mir war gesagt worden, ich sollte bis morgen warten, ich hatte aber keine Geduld mehr …

       (Ljubow Andrejewna sieht ihn erstaunt an.)

      WARJA (unter Tränen). Das ist Petja Trofimow …

      TROFIMOW. Petja Trofimow, früher der Lehrer Ihres Sohnes Grischa … Habe ich mich denn so sehr verändert?

       (Ljubow Andrejewna umarmt ihn und weint still vor sich hin.)

      GAJEW (bekümmert). Nun genug, genug, Ljuba!

      WARJA (weint). Ich habe Ihnen doch gesagt, Petja, Sie möchten bis morgen warten.

      LJUBOW ANDREJEWNA. Mein Grischa … mein Junge, Grischa … mein Sohn …

      WARJA. Was ist daran zu ändern, Mamachen? Es war Gottes Wille.

      TROFIMOW (weich, unter Tränen). Es wird schon, es wird schon …

      LJUBOW ANDREJEWNA (weint leise weiter). Mein Junge ist gestorben, ertrunken … weshalb, wofür, mein [27]Freund? (Ruhiger.) Drüben schläft Anja und ich rede so laut … mache Lärm … Nun, Petja? Warum sehen Sie so schlecht aus? Weshalb sind Sie so gealtert?

      TROFIMOW. Im Zug hat eine Frau von mir gesagt, ich wäre wohl ein Herr, den die Motten kahlgefressen haben.

      LJUBOW ANDREJEWNA. Damals waren Sie ganz und gar noch ein junger Mann, ein lieber kleiner Student, wahrhaftig, und jetzt sind Ihre Haare schon nicht mehr voll, und dann Ihre Brille. Sind Sie denn wirklich noch Student? (Wendet sich zur Tür.)

      TROFIMOW. Ich muss wohl ewig Student bleiben.

      LJUBOW ANDREJEWNA (küsst ihren Bruder, dann Warja). Nun, geht schlafen … Auch du bist alt geworden, Leonid!

      PISCHTSCHIK (geht hinter ihr her). Also, jetzt schlafen … Och, mein Rheuma! Ich werde bei Ihnen bleiben … Wenn Sie mir doch, Ljubow Andrejewna, meine gute Seele, morgen, schön früh am Morgen, zweihundertvierzig Rubel …

      GAJEW. Immer das Gleiche will er!

      PISCHTSCHIK. Zweihundertvierzig Rubel gäben mir die Möglichkeit, die Hypothekenzinsen zu bezahlen.

      LJUBOW ANDREJEWNA. Ich habe das Geld wirklich nicht, mein Bester!

      PISCHTSCHIK. Ich gebe Ihnen das Geld ja wieder, meine Liebe … So eine lächerliche Summe …

      LJUBOW ANDREJEWNA. Nun gut, Leonid wird es Ihnen geben … Gib es ihm doch, Leonid!

      GAJEW. Wenn ich es ihm gebe, haben wir die Taschen ganz leer.

      LJUBOW ANDREJEWNA. Was hilft’s, gib’s ihm schon … er braucht das Geld … er zahlt es ja zurück.

      [28] (Ljubow Andrejewna, Trofimow, Pischtschik und Firs gehen ab. Gajew, Warja und Jascha bleiben.)

      GAJEW. Dass meine Schwester immer noch nicht mit Geld umgehen kann! … (Zu Jascha.)

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