Familie Dr. Norden Classic 45 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Familie Dr. Norden Classic 45 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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in den Griff zu bekommen war, wenn die ärztlichen Anordnungen befolgt wurden.

      Torsten Hanson hatte des Guten immer zuviel getan, was Essen, Alkohol und ungesunde Lebensweise betraf. Dazu diese Frau, die nur an sich dachte, keinen Finger rührte, nur das Geld mit vollen Händen ausgab. Daniel Norden dachte über Nicolas nach, Nick, wie er genannt wurde, den er als netten Jungen in Erinnerung hatte, als mittelmäßigen Schüler, der ein Jahr vor dem Abitur das Handtuch geworfen hatte, als es Krach mit seinem Vater gab. Warum eigentlich, wußte so recht niemand. Jedenfalls war der Streber Torsten immer der bevorzugte Sohn gewesen.

      Wo Nick abgeblieben war, wußte auch niemand. Vielleicht seine Mutter, aber die behielt es für sich, wenn es so war.

      Roberta Hanson hatte in ihrer Ehe gelernt zu schweigen. Einen Arzt hatte sie selten gebraucht. Sie lebte auf dem Land, nahe des Tegernsees. Sie lebte gesund und war immer noch sportlich. Die wenigen Menschen, die sie richtig kannten, konnten feststellen, daß sie nach dem Tod ihres Mannes richtig aufgeblüht war. Albert Hanson war ein schwieriger Mann gewesen, kein treuer Ehemann, aber immerhin waren seine Affären diskret behandelt worden, und als Roberta die ganze Wahrheit darüber erfuhr, war er bereits tot.

      Als Daniel Norden im Klinikum ankam, erfuhr er, daß Dr. Hausmann sich um den Patienten bemühte. Das war für ihn eine angenehme Überraschung, denn Klaus Hausmann war ein Kommilitone, den er in guter Erinnerung hatte, was nicht bei allen so war. Er mußte warten, bis er ihn sprechen konnte, und in dieser Zeit dachte er wieder an Nick Hanson. Würde er wirklich kommen, und was hatte er in all den Jahren getrieben, wo war er gewesen? Es war schon eigenartig, wenn ein junger Mensch sein reiches Elternhaus sang- und klanglos verließ, um in eine unbekannte Welt zu gehen, die voller Gefahren war, das Risiko gegen Sicherheit einzutauschen.

      Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Dr. Hausmann kam, genauso sympathisch, wie Daniel ihn in Erinnerung hatte.

      »Ist das eine Freude, wenn auch der Anlaß ernst ist«, sagte Klaus Hausmann, »du hast dich nicht verändert, Daniel.«

      »Du auch nicht, Klaus, aber lange bist du noch nicht hier.«

      »Erst seit sechs Wochen, und es war eine große Umstellung. Ich war im Rheinland, meiner Frau zuliebe, die ich leider vor einem Jahr verloren habe. Da hat es mich wieder in heimatliche Gefilde gezogen, die du anscheinend nie verlassen hast.«

      »Meine Familie und meine Praxis halten mich fest, aber mich zieht es auch nicht hinaus. Tut mir leid, daß dir das Schicksal übel mitgespielt hat.«

      »Rena war lange krank. Es ist schlimm, wenn man der eigenen Frau nicht helfen kann.«

      Daniel nickte. »Hast du Kinder?«

      »Ja, zwei, sie können hier bei meinen Eltern sein, das ist beruhigend. Wie viele hast du?

      Zwei habe ich noch mitbekommen.«

      »Inzwischen sind es fünf, aber wir möchten keins missen.«

      »Sie werden auch gut gelungen sein«, meinte Klaus, »das kann ich auch von meinen sagen. Sie sind jetzt acht und zehn Jahre.«

      »Wir können uns doch mal treffen bei uns, es wäre nett.«

      »Momentan bin ich noch in der Umgewöhnphase. Hier ist es ziemlich anstrengend, und du bringst mir auch noch so einen schweren Fall.«

      »Wie stehen die Chancen?«

      »Schlecht. Wie lange hat er schon gelegen?«

      »Ich weiß es nicht. Seine Frau behauptet zwar, sie hätte mich sofort gerufen, aber ich traue ihr nicht. Sie ist gleichgültig und oberflächlich.«

      »Sind Kinder da?«

      »Ein kleiner Sohn.«

      »Hoffentlich hat Hanson alles geordnet. Er wird kaum noch fähig sein, ein Testament zu machen.«

      »Du sagst mir bitte Bescheid, wenn sich etwas ändert. Wir bleiben in Verbindung, Klaus.«

      »Es ist schön, wenn man alte Freunde wiedertrifft. Auf bald, Daniel.«

      *

      Daniel konnte Fee genug erzählen. Sie erinnerte sich auch noch recht gut an Klaus. Fee ging es immer nahe, wenn gute Bekannte von tragischen Schicksalsschlägen betroffen wurden und vor allem, wenn Kinder ihre Mutter verloren.

      Aber der kleine Mario Hanson würde seinen Vater verlieren, und man konnte sich Karin Hanson nicht als liebevolle Mutter vorstellen.

      »Er ist achtunddreißig und muß sterben«, sagte Fee düster.

      »Der Tod richtet sich nicht nach dem Alter, mein Liebes, und wir wissen nicht, wann uns die Stunde schlägt.«

      Fee drängten sich gleich Tränen in die Augen. Sie umarmte und küßte ihren Mann.

      »Was sollte ich ohne dich machen, Daniel?« flüsterte sie.

      »Und ich ohne dich, aber wir wollen nicht daran denken. Wir führen ein sehr vernünftiges Leben und fordern nichts heraus, aber was wissen wir denn schon, was uns beschieden ist. Wir wollen dankbar sein für jeden Tag. Karin Hanson wird es nicht aufregen, wenn sie die Nachricht bekommt, daß sie Witwe ist. Sie ist so was von gefühllos, daß man friert in ihrer Nähe.«

      »Und ein Tröster wird schon zur Stelle sein«, sagte Fee. »Der Bub tut mir leid, aber vielleicht kommt er dann zur Großmama.«

      »Hast du schon was gehört, daß Nick heimkehrt?«

      »Nein, ist davon die Rede?« fragte Fee hastig.

      »Frau Hanson hat so eine Andeutung gemacht, daß sich ihr Mann darüber aufgeregt haben könnte.«

      »Er wird sich über etwas ganz anderes aufgeregt haben, vielleicht über ihren Hausfreund Peter Porter. Ich will ja nicht klatschen, aber beim Friseur wird ziemlich laut davon geredet und so fange ich doch manches auf.«

      »Ich habe gehört, daß es um die Firma nicht gut bestellt sein soll. Wundern würde es mich nicht. Torsten Hanson hat nicht den Geschäftssinn seines Vaters. Aber was geht es uns an. Freuen würde es mich allerdings, wenn es Nick allen zum Trotz doch zu etwas gebracht hat. Hier hat man ihm ja keine Chance gegeben.«

      »Du hast ihn sehr gemocht«, meinte Fee.

      »Er war ein richtig lieber Junge, halt nicht so ein Ehrgeizling wie sein Bruder. Sie haben sich ja auch überhaupt nicht verstanden.«

      »Der Altersunterschied war sicher auch zu groß, und Torsten hat es mit seinem Vater besser verstanden. Wer weiß denn schon, was es da gegeben hat.«

      Es war spät geworden, als sie nun endlich zum Schlafen kamen. In Sydney war es bereits Morgen, und Nick Hanson war auf dem Weg zum Airport.

      »Wann kommen Sie zurück, Mr. Hanson?« fragte der Chauffeur, als sie dort angelangt waren.

      »Ich weiß es nicht, Joke.«

      »Wir werden Sie sehr vermissen.«

      Nicks Blick schweifte in die Ferne. Das hatte damals niemand zu ihm gesagt, als er der Heimat Adieu sagte.

      »Ich lasse von mir hören, Joke. Grüß noch mal alle. Es war eine gute Zeit mit euch.«

      Er wollte keine Wehmut aufkommen lassen. Er gab das Gepäck auf und begab sich zur Longe.

      »Nick, Nick, so warte doch!« rief eine helle Stimme, und wie ein Wirbelwind kam ein zierliches Mädchen auf ihn zugelaufen und warf sich an seinen Hals. Eigentlich sah sie aus wie ein Junge in den verwaschenen Jeans und dem gestreiften Baumwollpulli.

      »Pepper, was soll das, wo kommst du her?« fragte Nick erschrocken.

      »Geh nicht fort, Nick, oder nimm mich mit«, flehte sie.

      »Das geht doch nicht, ich habe es dir oft gesagt, Pepper. Du hast liebe Eltern und ein schönes Zuhause. Sie wären sehr traurig, wenn du sie verlassen würdest.«

      »Aber ohne dich gefällt es mir nicht mehr«, schluchzte sie. »Warum verläßt du uns?«

      »Weil


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