Stay for Love. Jennifer Sucevic
"Warte mal!"
Allmächtiger Gott!
Alles, was ich tun will, ist, diesen Kerl loszuwerden. Kann er ernsthaft keinen eindeutigen Wink verstehen? Ich bin nicht interessiert! Ich will nicht interessiert sein. Ich brauche die Ablenkung nicht. Und er ist definitiv eine Ablenkung.
"Ich muss Brooklyn finden, damit ich von hier verschwinden kann", murmele ich vor mich hin.
"Was?" Sein Atem streicht federleicht über meinen Nacken und löst eine Gänsehaut auf meinen Armen aus. Ich knirsche mit den Zähnen und versuche, die natürliche Reaktion meines Körpers auf ihn zu unterdrücken.
Genervt drehe ich mich ein drittes Mal zu ihm um. "Verfolgst du mich?" Mein Blick richtet sich auf seinen. So verärgert ich auch gerade bin, ich finde ihn immer noch absolut traumhaft. Das verschlimmert nur all die Gefühle von Frustration und Ärger, die gerade in mir aufsteigen.
"Ähm … ja?"
Er klingt nicht sicher. Sein Blick hält weiterhin meinem stand und obwohl ich nicht will, dass er die dicke Eisschicht schmilzt, die mich schützt, schafft er es irgendwie.
Indem ich einen tiefen Atemzug einatmete, bevor ich langsam ausatme, versuche ich, das wütende Chaos in mir zu beruhigen. "Schau, du scheinst ein netter Kerl zu sein." Nun, so nett, wie ich ein Arschloch wie ihn finden kann. "Aber das wird nicht passieren."
Seine kräftigen Brauen ziehen sich zusammen und es ist irgendwie … bezaubernd. Ach zum Teufel, es ist absolut bezaubernd. Verdammt sei er, weil er so wunderschön und bezaubernd ist. Das ist eine tödliche Kombination. Ich bin sicher, er schafft es, dass so ziemlich alle Mädchen der Western University zu seinen Füßen in Ohnmacht fallen.
Aber ich bin nicht eines dieser Mädchen.
"Was wird nicht passieren?" Seine Verwirrung trägt nur zu seiner Liebenswürdigkeit bei.
Im Ernst, ich muss von hier weg.
Langsam zeige ich mit dem Finger zwischen uns beiden hin und her. Ich muss ein Stöhnen unterdrücken, weil er so verdammt nah bei mir steht. Und ja, ich hätte wahrscheinlich wissen müssen, dass er fantastisch riechen würde. Wie der Ozean, an einem sonnigen Tag mit nur einem Hauch von Wind. Ich möchte einen großen, tiefen Atemzug von ihm einatmen, aber das tue ich nicht. Ich wage es nicht, weil er viel zu gefährlich für Leute wie mich ist.
"Das."
"Ich will nur deinen Namen wissen", antwortet er leise, als ob er es tatsächlich so meint. Und ich kann nicht leugnen, dass ein sehr winziger Teil in mir ihm etwas sagen will.
Ich wehre mich gegen all die Niedlichkeit, die so hübsch verpackt vor mir steht, und zwinge mich, ihm einen langen, herablassenden Blick zu schenken. "Richtig." Ich dehne das Wort auf gut fünf Sekunden aus, bevor ich ein übertriebenes Augenrollen hinzufüge. "Sicher, das tust du." Dann setze ich zum letzten Stoß an. "Schau, ich werde dich nicht ficken. Nicht heute Abend oder morgen Abend oder sonst irgendwann." Nun zeige ich auf all die spärlich bekleideten Mädchen, die uns umgeben. Und von denen gibt es viele. "Es gibt hier viel einfachere Eroberungen als mich. Geh und hole dir eine von ihnen zum Spielen."
Ich drehe mich wieder um, allerdings komme ich nicht sehr weit. Er packt meinen Oberarm und schwingt mich wieder herum. Seine Augenbrauen sind tief heruntergezogen, als er mich anstarrt. Bissig sagt er: "Ich bin, um Himmels willen, nicht daran interessiert, flachgelegt zu werden, und es ist eine ziemlich beschissenes Vorurteil von dir, so etwas zu denken."
Mit aufgerissenen Augen erstarre ich unter seiner Berührung, während mein Herz schmerzhaft schnell schlägt. Adrenalin rauscht durch meine Venen. Schweiß rinnt über meine Stirn, meine Brust zieht sich zusammen.
Obwohl sein Griff nicht schmerzt, schafft er es, dass jede Zelle in meinem Körper von Panik ergriffen wird.
Ich mag es nicht, berührt zu werden. Oder angefasst. Oder geschubst.
Um ehrlich zu sein, ich war nett zu Alex. Ich hab es ihm leicht gemacht. Aber das … das ist nicht in Ordnung. Ich merke nicht einmal, dass ich mit den Zähnen knirsche, bis ich es tue. Als meine Worte schließlich herauskommen, sind sie nichts anderes als ein wütendes Zischen zwischen fest zusammengedrückten Lippen. Ich kann das feine Zittern, das sich durch meinen angespannten Körper zieht, nicht unterdrücken.
"Nimm deine verdammte Hand weg!"
Mit weit aufgerissenen Augen lässt er sofort meinen Arm los, als hätte ich ihn mit der Hitze meiner Worte verbrannt. Lautlos starren wir uns gegenseitig an, für einen langen schmerzhaften Herzschlag oder vielleicht sind es eher zwanzig. Das raue Lachen und die pulsierende Musik, die uns umgeben, treten in den Hintergrund. Mein zittriger Atem beruhigt sich erst, als ich einen großen Atemzug nehme und ihn langsam wieder herauslasse.
Obwohl er meinen Arm losgelassen hat, bin ich immer noch von der Angst ergriffen, die über mich hereingebrochen ist und droht, mich nach unten zu ziehen. Das leichte Zittern verwandelt sich in ein Beben. Meine Brust fühlt sich an, als würde sie von einem Schraubstock zusammengepresst.
Ich kann nicht atmen.
Ich muss … Ich muss hier raus.
Jeden Moment werde ich an meiner Panik ersticken. Ich spüre, wie sich die vertrauten Tentakel um mich schlingen. Das Letzte, was ich brauche, ist, meine Beherrschung vor all diesen betrunkenen Fremden zu verlieren.
Ohne ein weiteres Wort drehe ich mich um, bevor ich mich hektisch durch die dicht gedrängten Körper schiebe, bis ich bei der Haustür bin. Nach draußen, in die frische Nachtluft taumelnd, atme ich tiefe Züge frischen Sauerstoffs ein, als ich wie ein betrunkener Vollidiot den Bürgersteig entlangstolpere. Ich muss so viel Abstand wie möglich zwischen mich und diese gottverdammte Party bringen. Auch wenn ich verzweifelt versuche, die hektischen Gedanken, die durch meinen Kopf toben, zu beruhigen, ist es unmöglich.
Es ist viel zu spät, um meine außer Kontrolle geratenen Emotionen zu zügeln.
Ich beuge mich vor und erbreche mein Abendessen in den Vorgarten von jemandem. Das einzig Gute, das ich an diesem Schlamassel finden kann, ist, dass mein Haufen Kotze wahrscheinlich nicht der einzige sein wird, der am Morgen den Rasen ziert.
3
Ein leises Stöhnen dringt tief aus den aufgetürmten Kissen und Steppdecken. "Ich fühle mich nicht gut", krächzt eine Stimme schließlich. "Ich glaube, ich habe die Grippe."
Ich schnaube mit so viel Hohn, wie ich aufbringen kann. Was nicht wenig ist. "Was du technisch gesehen hast, nennt man die 24-Stunden-Saufgrippe." Ich singe die Worte fröhlich, kurz bevor ich die dicken, hässlichen blauen Vorhänge öffne, die unser Schlafzimmerfenster bedecken, damit helles Sonnenlicht eindringen kann. Ich kann kein Mitleid für jemanden empfinden, der sich wissentlich diese Art von Schmerz zufügt. Brooklyn wimmert als Reaktion, bevor sie versucht, sich noch weiter unter den Berg von Decken und Kissen zu graben. "Komm schon, steh auf, Sonnenschein. Du hast in vierzig Minuten Unterricht." Dann tue ich so, als würde ich zusammenzucken – nicht, dass sie sehen kann, wie ich das tue – und füge gespielt mitleidig hinzu: "Oh, und hast du nicht Mathe mit Professor Ling an diesem hellen und schönen Freitagmorgen? Ja … das wird wirklich scheiße für dich. Er ist an den besten Tagen schon schwer zu verstehen. Viel Glück damit."
"Nein," jammert sie, oder stöhnt, wer weiß das schon? "Keine Vorlesung. Ich kann da nicht hin. Nicht heute, bin zu krank. Der Kopf hämmert. Kann sein, dass ich mich übergebe. Muss jetzt weiterschlafen."
"Ich glaube, du hast mir gesagt, dass deine Partys dem Besuch der Vorlesungen nicht im Weg stehen würden, Brook. Erinnerst du dich? Ich habe dich dazu gebracht, mir das zu versprechen, bevor ich zugestimmt habe, mit dir zusammenzuziehen."
Und ja, ich hatte wirklich eine mündliche Vereinbarung mit ihr über genau solche Situationen getroffen. Nach dem letzten Jahr habe ich kein Interesse daran, zu feiern. Mein einziges Ziel ist es, mich auf mein Studium zu konzentrieren. Mit Brooklyn, die ich schon seit Ewigkeiten kenne, zusammenzuziehen,