Wyatt Earp Staffel 10 – Western. William Mark D.
zum gefährlichen Hehler gemacht hatten, hörte zu.
Dann kam er heraus und blickte den Bandenführer mißtrauisch an.
»Sie haben Glück gehabt, Jack. Die Wunde ist halb so schlimm und wird verheilen.«
»Und wenn ich einen Stapel Dollarnoten darauflege, old man, heilt sie doppelt so schnell.«
Plötzlich blickte der Alte in die Ferne, wo am südöstlichen Horizont mehrere auf und nieder tanzende Punkte auftauchten.
»Ein Wagen und ein Reiter.«
Cassedy packte sein Pferd und zerrte es hinters Haus.
»Hunde im Nacken?« höhnte der Alte, der ihm gefolgt war. Er zog den Jungen aus dem Schuppen. Dann beobachtete er von hier aus die langsam größer werdenden Punkte.
»Hunde?« wiederholte Cassedy. »Nein, Wölfe, wenn du so willst.«
»Einen Sheriff?«
»Und was für einen!«
»Marcat?«
Cassedy schüttelte den Kopf.
»No, der sitzt nicht hier oben. Es ist ein bedeutend gefährlicherer Wolf, der mir in Garcia in die Quere kam.«
»Bin gespannt!« spöttelte der Alte.
»Wyatt Earp!«
Feldbush ließ den Jungen los und wich verblüfft einen großen Schritt zurück.
»Sind Sie wahnsinnig! Sie haben sich doch nicht mit dem angelegt?«
»Ich hatte es nicht vor, aber er stand plötzlich auf meinem Hof, als ich einen Peon niederschießen mußte. Hal…«
»… Chester?« fiel ihm der Alte ins Wort.
»Genau!«
Ernest Feldbush schlug die Hände an den Kopf.
»Dann… sind Sie verloren, Jack«, stieß er heiser hervor.
»Einmal habe ich den Marshal erlebt, drüben in Amarillo, damals war Doc Holliday bei ihm.«
»Ich glaube, der ist auch jetzt bei ihm. Aber was wollen Sie, Mann, das da ist doch nicht Wyatt Earp! Der kommt doch nicht mit einem Wagen an.«
»Schwerlich.« Der Alte beruhigte sich etwas.
Gewaltig war ihm der Schreck in alle Glieder gefahren. Wyatt Earp! Himmel und Hölle, mit dem wollte er nichts zu schaffen haben.
»Es wird ein Händler sein«, meinte Cassedy. »Komisch ist nur der Reiter daneben. Auf jeden Fall: Er darf nichts von meiner Gegenwart erfahren, klar? Nehmen Sie den Jungen mit ins Haus. Das heißt, er kommt am besten gleich mit mir.«
Die Station lag wieder still da, als der Wagen vorüberrollte. Wyatt Earp hatte eine Decke über die beiden Kinder gelegt, die wieder einmal eingeschlafen waren, sich selbst mit krummen Rücken auf den Bock gesetzt, und Doc Holliday gar sah aus wie ein uralter Mann, so schief und vornübergeneigt hing er im Sattel. Ihre Gesichter waren vom Haus abgewandt.
Sie hatten die Station etwa um eine Meile hinter sich gebracht, als Wyatt Earp die Zügel anzog.
»Der Trick war nicht ganz umsonst, Doc. Der Reiter, dessen Fährte wir seit dem Nachlassen des Windes folgen, ist wieder zur Station zurückgekehrt.«
»Unser Mann?«
»Nicht ausgeschlossen.«
»Und was haben Sie vor?«
»Wir müssen die Dunkelheit abwarten.«
Damit mußten sie dasselbe tun, was auch Jack Cassedy tat.
Als es dunkel wurde, verließ der Bandenführer die Station, nachdem er den Alten gemahnt hatte, sorgfältig auf den Jungen aufzupassen.
Er strebte etwas von der Straße weg, mußte aber den versteppten Boden bald wieder verlassen, da es wegen der Soden und harten Grasinseln zu gefährlich war, darüber zu reiten. So kam er denn wieder auf den Weg zurück.
Plötzlich stand da die schwarze Gestalt eines Mannes, Jack Cassedy sah sie wie von der Feder geschnellt aus dem von der Sonnenglut verbrannten Boden auftauchen.
Er war radikal genug, sofort den Colt zu ziehen.
Aber seine Kugel traf das schwarze Phantom nicht.
»Wer bist du?« krächzte Jack mit heiserer Stimme.
»Ich war vor dir hier.«
»Well, ich bin Jack Cassedy! Geh aus dem Weg!«
Wie Schuppen fiel es da dem Missourier vor den Augen.
Jack Cassedy, der Führer der Sands, der in zwei Staaten steckbrieflich gesuchte Bandenführer Cassedy.
»All right, ich bin Wyatt Earp!«
Der Outlaw saß einen Moment wie gelähmt im Sattel.
»Nein«, brach es da von seinen Lippen.
»Steig ab, Cassedy!« Metallisch schlug ihm die Stimme des Missouriers ans Ohr.
»Nein…«
»Steig ab, sonst hole ich dich.«
»Was… willst du… von mir, Earp?«
»Du hast Hal ermordet.«
»Es war Notwehr.«
»Das kannst du dem Richter sagen.«
»Nein!«
»Steig ab!«
»Ich… will mit dir kämpfen!« preßte der Verbrecher wild durch die Zähne.
»Das steht dir frei.«
Und dann begann das Duell mit Cassedy – aber es währte nur einen Herzschlag lang.
Cassedys Kugel fehlte den Marshal, streifte nur den Rand seines Hutes – und das Geschoß aus dem schweren Buntline Special in der Linken des Missouriers warf den Mörder aus den Stiefeln.
Aber er war nicht tot. Die Kugel hatte ihn nur schwer betäubt.
Doc Holliday, der am Wegrand gewartet hatte, verband den Desperado und fesselte ihn dann.
Cassedy wurde auf den Wagen geladen und so hingelegt, daß er sich nicht bewegen und auch die beiden Kinder nicht stören konnte.
Dann lenkte der Marshal den Highlander zur Station zurück.
Der Alte erschien in der Tür.
»Sie sind Wyatt Earp, nicht wahr?« rief er sofort.
»Richtig. Und was haben Sie mir zu sagen, Mister?«
Der Alte hatte eine Kerosinlampe in der Hand und sah das harte Gesicht des Marshals dicht vor sich. Da tat er etwas, das er sich gar nicht vorgenommen hatte. Er sagte: »Das Kind ist bei mir, Marshal. Hal Chester hat es hiergelassen. Ich weiß nicht weshalb und ich weiß auch nicht, wo es hingehört. Morgen wäre ich damit nach San Jon zum Sheriff geritten…«
*
Als der Marshal zusammen mit Doc Holliday, den drei Kindern und dem gefangenen Führer der Sands in Tucumcari einritt, war es Mitternacht.
Aber im Sheriffs Office warteten drei Männer, die den Gesetzesmann schon den ganzen Tag heiß beschäftigt hatten: Dandyson, Gonzales und Hartman. Und draußen vor dem Vorbau standen ihre weinenden Frauen.
Der Highlander hielt, und die drei Kinder, die schliefen, bemerkte niemand.
Wyatt Earp ging auf das Office zu.
Da sah ihn Gonzales und warf die Arme hoch.
»Himmel, Wyatt Earp! Sie schickt der Himmel!«
»Es wäre schön«, entgegnete der Marshal, der den Pferdehändler von früher her flüchtig kannte.
Ehe noch jemand etwas sagen konnte, erschien Doc Holliday auf dem Vorbau und meinte, während