Die große Begegnung. Herbert V Speer

Die große Begegnung - Herbert V Speer


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mich naturgemäß in heftige Unruhe. Jetzt schien die Jenseitsverbindung einen durchaus religiösen Charakter zu bekommen. Doch was ist der Mensch? Ein unverbesserlicher Zweifler! Kein Wunder, dass die Hölle jeden, auch den allergeringsten Zweifel ausnutzt. War es überhaupt möglich, dass der allmächtige Schöpfer, die höchste Intelligenz im ganzen Universum, mir auf diesem merkwürdigen Verständigungsweg mit Hilfe einer Medialität, etwas sagen wollte? Konnte es nicht eher sein, dass gewisse Seelen Abgeschiedener sich aus Langeweile einen Jux, einen Zeitvertreib machen wollten? Ich wusste nur zu gut, dass jenes Jenseits, das mich umgab, voller Seelen war, die uns schon mehr als faustdick belogen haben. Wer sollte sich jetzt auskennen, ob hier die Wahrheit oder die Dämonie ihre Hand im Spiele hatte? Wie aber, wenn Gott mir wirklich etwas zu sagen hatte? Musste ich mich dann ob meiner Zweifel nicht in Grund und Boden schämen? Waren meine Zweifel dann nicht eine unerhörte Schmähung des Allerhöchsten? Kein Mensch, selbst der allerbeste Prophet vermag mir auf diese Fragen eine Antwort zu geben.

      Mose sah wenigstens einen brennenden Busch, ich sah nichts anderes als meine eigenen Luftbuchstaben, jenes Mene-mene-Tekel. Mir wurde mit unheimlicher Deutlichkeit bewusst, dass die Bibelpropheten sich in vielen Mitteilungen geirrt haben können, denn eine Stimme aus dem Jenseits genügt nicht allein zu einem eindeutigen Gotteswillen. So genannte zuchtlose Geister können mächtig foppen. Der Psychiater glaubt noch weniger an derartige übersinnliche Mitteilungen, er glaubt vielmehr an eine ausgewachsene Schizophrenie. Nach seiner einstudierten Ansicht vermag das unbekannte Unterbewusstsein die unglaublichen Gedanken und Fähigkeiten heraufzuzaubern. Mit Hilfe der Auslegung eines Psychologen musste ich gefährlich krank sein, ja vermessen wahnsinnig.

      Auch die christliche Theologie blinzelt mit einem Auge und ist sehr geneigt, der Psychologie mehr Glauben zu schenken als einem unbekannten Medium. Wenn man sich mit Theologen darüber unterhielt, so glaubten sie keinesfalls an derartige Wunder, denn ihrer Meinung nach sind die Propheten ausgestorben. Sie meinen, dass weder Gott noch Christus uns noch etwas zu sagen hätten. Und überdies, was es noch zu sagen gibt, das gibt Gott den Seinen im Schlafe, also den Theologen, die es dann von der Kanzel predigen können.

      Ich will keinem Menschen etwas mit Gewalt aufzwingen. Jeder vernünftig denkende Mensch möge selbst entscheiden, was er von meinen Worten hält. Wahrheit, Literatur oder Märchen? Ich persönlich bin der festen Überzeugung, dass die gesamte Bibel in dem Augenblick zum Märchen wird, wenn meine Erlebnisse nicht ebenso echt sind. Doch der Widersacher lacht dazu. Wer sich mit ihm intuitiv verbunden fühlt, der lacht noch lauter. Die Gesetze im Jenseits sind sehr streng, und dennoch besteht die Möglichkeit, dass der Widersacher sich für Gott ausgibt. Wir werden es noch sehen, mit welch raffinierten Mitteln er arbeitet. Die größte Schwierigkeit besteht darin, absolut wahrheitsgetreu in der Wiedergabe der Erlebnisse zu sein, sie für die Allgemeinheit also nicht auszuschmücken. Eine gewisse Nüchternheit in der Berichterstattung möge man mir zugunsten der Wahrheitsliebe verzeihen. Auf gewisse wissenschaftliche Erklärungen möchte ich jetzt verzichten. Ich kann nur betonen, dass es genug Menschen gibt, die meinem Phänomen mit einer gewissen Ehrfurcht zugestimmt haben und es waren sowohl Ärzte, Theologen und andere Wissenschaftler unter ihnen.

      Meine hier beschriebenen Erfahrungen sind zwar parapsychologisch, aber sie haben trotzdem einen gewissen Anspruch in Bezug auf den Begriff einer wirklichen Inspiration. Es gibt genug ähnliche Beispiele, von der Bibel angefangen, wie auch Nostradamus, Swedenborg, die Seherin von Prevorst, Sokrates, Goethe, Karl May und viele andere.

      Ein unvergesslicher Abend

      Als ich an jenem unvergesslichen Abend im Bett lag, befand ich mich in der größten Spannung meines Lebens, denn ich hatte aufgrund der merkwürdigen Ankündigung das Gefühl, dass tatsächlich etwas Bedeutsames geschehen würde. Trotzdem war ich sehr im Nachteil, da ich mich kaum für eine Religion interessiert hatte, ja, ich hatte nicht einmal einen richtigen Konfirmationsunterricht gehabt. Nun stand ich machtlos vor einem religiösen Phänomen. Einige Zeit lag ich ruhig im Bett, ohne dass etwas geschah. Im gleichen Zimmer schliefen meine 15jährige Tochter und mein 17jähriger Sohn, der als starkes Schreibmedium allerdings ein erhebliches Od ausstrahlte und neben mir lag. Es herrschte vollkommene Ruhe, bis auf die regelmäßigen Atemzüge der beiden Kinder. Nachdem ich etwa eine halbe Stunde vergeblich gewartet hatte und immer noch nichts geschah, glaubte ich schon, dass überhaupt kein Ereignis eintreten würde.

      Um aber ganz sicher zu gehen, hob ich meine rechte Hand in die Höhe, streckte den Zeigefinger aus und wartete erneut. Nach weiteren zehn Minuten spürte ich plötzlich einen gewaltigen Schauer, der meinen ganzen Körper einhüllte. Zur selben Zeit knisterte es heftig im Parkettfußboden und aus dem Nebenzimmer, dessen Tür geöffnet war, hörte ich ein mehrmaliges scharfes Knacken im Holz der Möbel. Meine Tochter stöhnte laut auf, warf sich gewaltsam auf die andere Seite und rief im Schlafe laut die Worte: „ Jetzt komme ich!“ Im selben Augenblick schoss eine ziemlich starke magnetische Kraft in meinen Arm und ich konnte es nicht verhindern, dass meine Hand große Buchstaben in die Luft malte, die ich im Geiste genau verfolgen konnte. Und die geheimnisvolle Schrift schrieb: „Gelobt sei Jesus Christus in Ewigkeit, denn er ist der Erlöser – Amen.“

      Ich wiederholte in Gedanken: „Amen!“

      Die magnetische Macht führte weiter meine Hand. Voller Spannung verfolgte ich Buchstabe für Buchstabe und trotzdem ich aus den ersten Buchstaben bereits das Wort erkennen konnte, so wollte ich keinesfalls vorgreifen, noch unhöflich sein, sondern wartete geduldig, bis auch der letzte Buchstabe ausgeschrieben war. Meine Hand schrieb immer schneller, sodass der Text, wie langsam gesprochen, erkenntlich wurde.

      „Ich bin es wieder. Ikarus, der Bote Gottes. Der Allmächtige hat mich zu dir gesandt, um dir etwas zu verkünden. Gott braucht dich als Helfer. Folge genau seinen Anweisungen. Gott wird es dir einmal lohnen.“

      Diese Botschaft brachte mich im ersten Augenblick völlig aus der Fassung. Ich möchte denjenigen einmal sehen, dem es nicht ähnlich ergehen würde. Auch das Alte Testament weiß zu berichten, dass die Propheten, die von dieser Stimme angerufen wurden, im ersten Augenblick ihre ganze Selbstbeherrschung einbüßten. Ein Bote Gottes konnte nach klarer Überlegung nur ein Engel des Herrn sein. Doch dieser Engel schrieb weiter: „Gott möchte gerne, dass die Bibel umgeschrieben wird. Du könntest diese Arbeit für ihn tun.“

      Das war ein ungewöhnlich schweres Verlangen. Zunächst wunderte ich mich sehr, warum diese Arbeit gerade von mir verlangt wurde, wo ich über die Bibel überhaupt nicht Bescheid wusste. Andererseits befand ich mich in einem unerhörten Rauschzustand, der mir einen Tränenstrom entriss. Natürlich befand ich mich in einer unvergleichbaren Ekstase. Böse Zungen haben schon immer behauptet, dass die Bibelpropheten nur in ihrer Ekstase etwas zusammengedichtet haben. Die Ekstase ist das A und O der Inspiration. Mein Beispiel zeigt jedoch, dass die Ekstase nicht das Phänomen hervorgerufen hat, sondern das Phänomen die Ekstase.

      Ich wusste nicht, was ich dem Engel Ikarus antworten sollte. Natürlich konnte er alle meine Gedanken mit Leichtigkeit lesen. Um nicht den ganzen Auftrag zu verwerfen, bot ich einen Vergleich an: Ich wollte gut und gerne nach allen Kräften bemüht sein, den göttlichen Willen in Romanen und Kurzgeschichten zum Ausdruck zu bringen. Ikarus blieb bei seinem Thema. Mein Finger schrieb seine Antworten kraftvoll Buchstabe für Buchstabe in die Luft, in die Finsternis. Ich war gezwungen auf jede Bewegung zu achten, um nicht den Text zu verlieren. „Gott setzt seine Werkzeuge in ein Amt. Du bist keinesfalls auf dich allein angewiesen, denn alles, was zu deiner Aufgabe gehört, gibt dir der Allmächtige so reichlich, dass du keinen Mangel daran haben wirst. Du könntest die Bibel sehr gut umschreiben, aber Gott zwingt keinen Menschen etwas zu tun, das er nicht aus Liebe von sich selbst tut.“

      „Warum soll die Bibel geändert werden?“

      „Sieh dir das Buch der Bücher an! Die Bibel ist schwarz gebunden. Sie enthält einen großen Teil an falschen Übersetzungen und schwarzer Magie. Es ist nicht Gottes Wille, die Menschen damit zu erschrecken, noch damit zu drohen. Gott ist barmherzig und liebevoll ohne alle Grenzen. Ein Buch des Allmächtigen soll keine Schandtaten enthalten. Es soll trösten und belehren.“

      „Warum ergeht dieser Auftrag nicht an die Theologen? Luther hat doch die Bibel bearbeitet.“


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