Die HexenLust Trilogie | 3 Erotische Romane. Sharon York
Lust und der betäubenden Wirkung des Zaubers. Noch einmal blickte ich zu der schützenden Ritterlilie, welche neben dem Bett lag. Niemand hätte diese Prozedur ausgehalten. Ich schloss die Augen und küsste ihn zärtlich. Dann versuchte ich, tief in seine Gedanken einzudringen. Ich blendete das Schnaufen von Ira aus, auch die Bewegungen unseres Opfers. Es war leicht, in ihn einzudringen.
Durch eine Wand aus Schmerz konnte ich für eine Sekunde auf seine Seele blicken. Fragen, unendlich viele Fragen schienen ihn zu quälen. Er musste Schreckliches durchgemacht haben. Daraufhin hatte er eine Entscheidung getroffen, die ihm den Zorn seiner Familie auf sich gezogen hatte. Ich konnte Böses erkennen, es ruhte in ihm, jeden Moment bereit, auszubrechen, so viel Böses, dass es für Tausende Menschen gereicht hätte. Gleichzeitig war da diese Güte, das Noble, diese Menschlichkeit. Ein Panoptikum der Gefühle und Empfindungen. Beileibe, er war kein gewöhnlicher Mensch! Ich konnte dort noch etwas anderes sehen, was ich mir nicht erklären konnte, etwas Animalisches, was er nur mit Mühe im Zaum halten konnte. In seinem tiefsten Inneren blitzte Liebe. Zwischen all dem Hass und all den Fragen, erfüllte sie jeden Winkel seines Daseins.
Die Hände auf seiner Brust ruhend, wich ich schließlich zurück.
»Warte«, flüsterte ich Ira zu. Man konnte ihr ansehen, dass sie nicht aufhören wollte, dass sie weitermachen wollte mit der süßen Tortur.
»Hast du etwas gesehen? Seine Erinnerungen?«
»Steig ab«, bat ich sie und zog ihm die schwarze Shorts nach oben. »In seinem Kopf ist so viel ... Schmerz und Liebe ... Hass und Güte.« Ich schüttelte mit dem Kopf, während wir die Hose über die schmale Taille schoben und seinen Gürtel wieder anlegten. Innerlich tat es mir unendlich leid, dass wir ihn nicht kommen lassen konnten, aber mir war klar, dass ich bei seinem Orgasmus nicht hätte widerstehen können und alles hätte wissen wollen. Es war einfach zu verlockend. Nur eine Handbewegung, eine kurze Konzentration und sein Geist lag offen.
»Da sind so viele Gedanken. So viele Entscheidungen. Es ist einfach zu viel von all dem.«
»Wie meinst du das?«, wollte Ira wissen.
Ich ging um das Krankenbett herum. »Ich kann es dir nicht sagen, habe aufgehört, bevor ich zu weit in ihn eindringen konnte. Er ist kein gewöhnlicher Mensch, vielleicht noch nicht einmal ein gewöhnlicher Reaper.« Obwohl ich es nicht wollte, hielt ich inne, nahm die Kette mit der Ritterlilie in die Hand und streichelte das Emblem. »Er ist etwas Besonderes, musste sehr viel Schmerz erleiden.« Dann legte ich ihm die Kette an, rückte sie auf seiner Brust gerade. Behutsam löste ich die Fixiergurte und strich über das Laken des Krankenbettes. Meine Stimme begann zu flattern, jegliche Stärke schien verloren. »Ich ... Ich habe so viel gesehen und gespürt. Und ich habe das Gefühl, dass es falsch ist, weiterzumachen.«
Noch einmal ließ ich den Blick über seinen Körper gleiten. Die ebenmäßige und von Creme glänzende Haut schimmerte im Licht des Krankenzimmers.
»Lass uns gehen, Ira. Ich habe kein gutes Gefühl dabei. Es ist einfach nur falsch.«
Aus Iras Blick sprach Enttäuschung. Sie fuhr noch einmal mit der Hand über seinen Penis, der sich unter dem dicken Stoff grob abzeichnete.
»Zu schade ...«
HexenJagd
Enttäuscht war Ira gegangen. Ich hatte noch versucht, ihr den Grund für meine Entscheidung zu erklären, war mir meiner eigenen Gefühle aber gerade so unsicher, dass ich dafür selbst kein logisches Argument fand. Nachdenklich die Beine von mir gestreckt, saß ich vor Maddox Zimmer und wartete darauf, dass er aus seinem künstlichen Schlaf erwachte. Würde ich sagen, dass dieser Mann mich faszinierte, so wäre es eine maßlose Untertreibung gewesen. Seine Seele war so tief und nur in Nuancen lesbar, dass ich mir nicht sicher war, ob er überhaupt ein Mensch war. Es war ein Tummelplatz von so widersprüchlichen Gefühlen, als würde er Hunderte auf einmal durchleben. Ich hatte gestoppt, obwohl ich alles aus ihm hätte lesen können und konnte mir nicht erklären, warum ich es nicht getan hatte. Vielleicht, weil es nicht richtig war, vielleicht aber auch, weil ich Angst hatte, das Gesehene nicht aushalten zu können.
Ein lautes Knacken riss mich ich aus meinen Gedanken. Milde lächelnd stand Maddox im Rahmen und zog seine Schutzweste an. Keine Frage, unter dieser attraktiven Hülle und hinter den verträumten Augen lag etwas, was ich mir nicht erklären konnte – und das machte mich rasend.
»Schöne Träume gehabt?«, wollte ich herausfordernd wissen und stellte mich neben ihn.
Etwas verlegen kratzte er sich am Kopf, überprüfte seine Ausrüstung.
»Einen interessanten Traum«, murmelte er schließlich. »Weiß noch nicht ganz, wie ich damit umzugehen habe.«
Ich wusste es und konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Schließlich gelang es, trotz Realität um einen herum, hin und wieder in die schöne Gelassenheit eines künstlichen Traums zu versinken. Vielleicht hatte er sogar ein paar Fetzen mitbekommen, die er nun händeringend einzuordnen versuchte. Einmal mehr fühlte ich mich schuldig. Armer Soldat.
»Du siehst etwas mitgenommen und errötet aus. Alles in Ordnung?«
Manchmal kann ich so gemein sein!
Maddox fuhr sich durch die Haare und streckte sich.
»Ja, danke«, log er.
Ich konnte ihn gut verstehen, schließlich pochte auch in meinem Körper die Begierde weiter. Wenn auch nicht so schlimm, wie es bei ihm sein musste.
»Wie geht es nun weiter?« Sein Blick war stechend, als bräuchte er dringend Ablenkung.
»Ich habe von einer meiner Quellen erfahren, dass es einen Versammlungsort für sämtliche Dämonen im Central Park gibt. Wir sollen das überprüfen.«
Angriffslustig lud Maddox das automatische Gewehr nach.
»Worauf warten wir dann noch?«
***
Der Central Park lag nur einige Meilen Uptown vom Financial District entfernt. Eingebettet zwischen Museen und herrschaftlichen, altehrwürdigen Gebäuden waren der kleine Weiher und das Dickicht des Mischwaldes charakteristisch für den von Spaziergängern gern besuchten Park.
»Lemi scheint dich zu mögen«, sagte ich in Richtung Maddox, der das Kaninchen liebevoll auf seinem Schoß streichelte.
»Freut mich, dass dir der Name gefällt«, entgegnete er mit einem Schmunzeln auf den Lippen.
Verdammter Mist! Eigentlich wollte ich nicht, dass er den Namen behält. Leider passte er nur allzu gut.
Die digitale Anzeige meines Mercedes verriet, dass es mittlerweile fast vier Uhr war. Je weiter wir uns vom Wolkenkratzer des Zirkels entfernten, desto weniger wurden die menschlichen Nachtschwärmer, dafür füllten andere Gestalten die Straßen. Auf den ersten Blick wirkten sie wie normale Passanten. Nur wenn man weiß, worauf man achten sollte, konnte man die kleinen, aber tödlichen Unterschiede erkennen. Zum Beispiel bei der blonden Frau, die im kurzen Minirock an einer Bushaltestelle lehnte und so aussah, als würde sie auf den Nachtbus warten.
Sie war eine Vilja.
Ein Nachtgeist, der irgendwann mal von einem Mann ermordet wurde und aufgrund all ihres Hasses und der Schmerzen nicht sterben wollte. Bis in alle Ewigkeit würde sie nun nachts auf der Suche nach Männern sein. Doch anstatt körperlicher Zuwendung würden ihre Opfer nichts anderes finden als den Tod. Ihre bleiche Haut, diese toten, riesigen Augen, alles deutete darauf hin. Die Städte waren voll mit solchen Geschöpfen. Viele harmlos, die sich von Tieren ernährten oder tatsächlich in die Gesellschaft eingegliedert waren. Leider auch einige, die vor Gefährlichkeit nur so strotzten, wie diese Vilja dort.
Maddox bemerkte meinen konzentrierten Blick.
»Dafür haben wir keine Zeit«, knurrte er.
Ich wusste, dass er recht hatte, und lenkte meinen Wagen auf den Parkplatz. Als wir die ersten Schritte in die Nacht machten, erhellte der Mond Maddox Gesicht. Schon wieder war da dieses helle Schimmern auf seiner Haut. Ich traute meinen