Im Sonnenwinkel Classic 45 – Familienroman. Patricia Vandenberg

Im Sonnenwinkel Classic 45 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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n> Im Sonnenwinkel Classic – 45 –

      Felix Münster, der Chef der Münster-Werke, war kein Freund von großen Parties, doch manchmal war es einfach nicht zu umgehen, dass er seine zahlreichen Geschäftsfreunde nach Hohenborn einladen musste. Die Einweihung eines neuen Fabriktrakts bot dazu einen Anlass. Allerdings hatte ihm seine hübsche Frau Sandra ordentlich zureden müssen.

      Sandra fand es ganz amüsant, ab und zu andere Gesichter zu sehen, obwohl sie sich in ihrem schönen Haus auf dem Sonnenhügel von Erlenried recht wohl fühlte. Dort empfingen sie auch nur die engsten Freunde.

      Felix hätte ganz energisch protestiert, wenn sein Heim der Schauplatz eines großes Festes gewesen wäre. Er war am liebsten allein mit Sandra und den Kindern, dem siebenjährigen Manuel und den achtzehn Monate jungen Zwillingen, die ihre Namen nach den Eltern bekommen hatten, aber nur Flipp und Flapp genannt wurden.

      Sandra hatte ihrem Mann die Vorbereitungen für dieses Fest abgenommen, die Einladungen verschickt, das kalte Büfett zusammengestellt und eine Tanzkapelle engagiert. Ihr Mann war diesbezüglich schwer ansprechbar.

      »Wenn ich mir vorstelle, wie viel Männer wieder mit dir tanzen werden, kommt mir jetzt schon die Galle hoch«, sagte er brummig, als Sandra verkündete, dass nun eigentlich nichts mehr schiefgehen könnte.

      »Sie werden ja nichts von mir abbeißen«, erklärte sie lachend. »Wenn ich mir vorstelle, wie viel Damen darauf brennen, mit dir tanzen zu dürfen, werde ich eifersüchtig.«

      »Du hast es gerade nötig.« Er zog ihren Kopf zu sich herab, da er faul im Sessel lehnte, und küsste sie. »Mir tut es leid, dass der alte Röttgen nicht kommen kann«, fuhr er fort, nachdem er den Kuss sekundenlang ausgedehnt hatte. »Mit ihm hätte ich mich gern wieder mal unterhalten. Das ist noch ein Unternehmer, auf den man sich verlassen kann.«

      »Auf seinen Sohn aber anscheinend weniger«, meinte Sandra. »Er füllt nur die Klatschspalten der Illustrierten.«

      »Das darf man auch nicht alles für bare Münze nehmen. Na, wir werden ihn ja wohl kennenlernen.«

      »Wenn er unseren Galaabend nicht als Ausrede für ein anderes Abenteuer benutzt«, äußerte Sandra skeptisch.

      Dieses Gespräch fand zwei Tage vor dem Fest statt. Claudius Röttgen, von dem die Rede gewesen war, besuchte an diesem Abend die Oper in Stuttgart, in der das Ballett »Schwanensee« aufgeführt wurde. Er hatte nur Augen für die junge Solotänzerin Eva Rudolph, die er vor ein paar Wochen in Hamburg kennengelernt hatte.

      Claudius Röttgen war eine blendende Erscheinung, an der keine Frau vorbeisehen konnte. Das einzige ernsthafte Interesse, das ihm eigen war, war seine Liebe zur Kunst in jeder Form. Arbeit war eine lästige Sache, der er nur zu gern aus dem Weg ging, zum großen Kummer seines Vaters.

      Ludwig Röttgen hatte nur diesen einen Sohn und lebte ständig in Sorge, dass Claudius den Besitz schneller vergeuden würde, als dieser von ihm erarbeitet worden war, müsste er ihm eines Tages die Zügel überlassen. Seit einigen Wochen hatte es den Anschein, als würde dies bald der Fall sein, denn Ludwig Röttgen fühlte sich müde und alt.

      Bevor Claudius an diesem Tag nach Stuttgart geflogen war, um Eva zu treffen, hatte es eine ernste Auseinandersetzung mit seinem Vater gegeben. Es ging um das Unternehmen und auch um die geplante Verlobung des Röttgen-Erben mit Anke von Halling.

      Anke war ein reizvolles Mädchen, aber sie bedurfte selbst einer starken Hand. Ludwig Röttgen hatte das längst erkannt. Er hatte seinen Sohn ernsthaft ermahnt, sich zu prüfen, bevor er diese Verbindung eingehen wollte.

      »Einerseits liegst du mir dauernd in den Ohren, dass ich heiraten soll, andererseits willst du es mir ausreden, Papa«, hatte Claudius gesagt. »Was willst du wirklich? Anke ist hübsch und reich, beste Familie und keine Spießerin. Du hast sie doch gern.«

      Ja, der alte Ludwig Röttgen hatte Anke von Halling gern, aber gerade deshalb dachte er nüchtern. Doch was nutzte es, Claudius Vorhaltungen zu machen. Er tat doch, was er wollte.

      Jetzt dachte er überhaupt nicht mehr an die Unterredung mit seinem Vater. Er war fasziniert von Eva Rudolph, und genau genommen konnte er sich gar nicht mit dem Gedanken vertraut machen, den seriösen Ehemann zu spielen. Er wollte sein Leben viel lieber genießen. Jetzt ein paar Tage mit Eva.

      Er wartete auf sie am Ausgang. Er wartete ungeduldig, aber als sie erschien, entzückend aussehend in dem grünen Tuchmantel mit großen Fuchskragen, der ihr ovales, zartes Gesicht umschmeichelte, war seine Ungeduld vergessen. Er nahm ihren Arm und drückte ihn an sich.

      »Jetzt teile ich dich mit niemandem mehr! Sag nur nicht, dass du wieder mit Kollegen beisammen sein willst.«

      Das wollte Eva nicht. Sie hatte diesen Abend auch mit Ungeduld erwartet. Sie hatte sich Hals über Kopf in Claudius verliebt, und all die Warnungen ihrer Freunde waren vergessen, als er sie im Wagen küsste.

      »Eine Woche, Ev«, sagte Claudius, »eine Woche, die nur uns gehört! Können wir gleich fahren?«

      »Meinen Koffer müssen wir noch holen«, erwiderte sie mit ihrer weichen Stimme, die immer zärtlich klang, wenn sie mit ihm sprach.

      »Du warst wunderbar, aber ich mag es nicht, wenn ein anderer Mann dich im Arm hält.«

      Das mochte er wirklich nicht. Er teilte nicht gern.

      »Was denn für ein Mann?«, fragte Eva verwundert.

      »Dein Partner auf der Bühne.«

      Sie lachte leise. »Du liebe Güte, wenn du auf den eifersüchtig bist! Lassen wir das doch, Claudius. Für mich gibt es nur dich.«

      Sie war jung und voller Illusionen. Sie lebte wie in einem Traum, seit Claudius Röttgen ihren Weg gekreuzt hatte, in einem wundervollen Traum, aus dem sie am liebsten nie erwachen wollte, denn sie glaubte an seine Liebe. Und vielleicht glaubte Claudius jetzt auch daran, denn ein Mädchen wie Eva war ihm noch nie begegnet.

      *

      Sie hatten ihren Koffer aus dem Hotel geholt und fuhren nun hinein in die Nacht.

      »Wohin?«, fragte sie, sich wohlig in den weichen Lederpolstern rekelnd.

      »Du wirst es schon sehen, Liebling«, sagte Claudius. »Einen Abend müssen wir opfern. Ich muss zu einem Empfang. Papa vertreten. Es ist nicht zu umgehen, sonst grollt er. Aber natürlich kommst du mit. Du wirst die bezauberndste Frau sein.«

      Für Eva war dies ein weiterer Beweis seiner Liebe. Er versteckte sie nicht. Er war sogar stolz, sie herzuzeigen. Noch wusste sie nicht, wie wenig Skrupel Claudius diesbezüglich besaß.

      Vielleicht war er sich selbst nicht bewusst, dass er manchmal unverantwortlich handelte. Zu vieles war ihm nachgesehen worden. Von seiner Mutter sträflich verwöhnt, war er nach deren Tod auch von seinem Vater mit Nachsicht behandelt worden, weil sie gleichermaßen unter dem schweren Verlust litten.

      Mochte es auch so gewesen sein, dass der damals erst Achtzehnjährige diesen Schmerz betäuben wollte, so hatte er später schnell Gefallen an dem unbeschwerten Leben gefunden. Allem Zwang abhold, hatte er es drei Jahre im Ausland genossen.

      Das Studium in England wurde ihm nicht schwer. Er war intelligent und brauchte sich nicht zu plagen. Was andere sich erarbeiteten, fiel ihm zu.

      Zudem verfügte er stets über genügend Geld. Ludwig Röttgen war nicht kleinlich. Er liebte seinen Sohn. Er sah in ihm immer den kleinen Jungen und vergaß über seiner Arbeit fast, dass er nun erwachsen war.

      »Wird es deinem Vater auch recht sein, wenn du mich mitnimmst?«, fragte Eva nach einer gedankenvollen Pause.

      »Warum sollte es ihm nicht recht sein? Dich kann man doch herzeigen, Ev.« Er lachte dazu.

      Ein wenig merkwürdig tönten diese Worte doch in ihren Ohren, aber sie liebte sein jungenhaftes Lachen, sie liebte alles an ihm.

      Gegen Mitternacht hielten sie vor einem Haus, das wie ein kleines Schloss aussah. Wie ein Märchenschlösschen, dachte Eva.

      Der Portier kam ihnen entgegen.

      »Guten Abend, Herr Röttgen«, sagte er. Dann machte er eine Verbeugung


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