Dr. Norden Bestseller Classic 49 – Arztroman. Patricia Vandenberg
habe ich dir übrigens in die Wohnung schicken lassen. Ich hoffe, daß es unbeschädigt angekommen ist.«
Sie küßte Daisy auf beide Wangen, nickte den andern zu und ging davon.
Daisy blickte ihr nach. »Irgend etwas ist mit ihr«, sagte sie leise.
»Ein exzentrisches Geschöpf, das sich interessant zu machen versteht«, sagte ein Mann, der an ihre Seite getreten war.
»Werde nicht sarkastisch, Sascha«, sagte Daisy. »Du bist bei Donna abgeblitzt wie viele, aber laß dir von mir sagen, daß sie sich niemals interessant machen will. Man mißversteht das.«
»Ja, das glaube ich auch«, sagte Isabell zu Fees Erstaunen.
*
»Ein sehr interessanter Abend«, sagte Daniel auf der Heimfahrt.
»Ja, sehr interessant, aber du hast dich ja nur mit Arne unterhalten. Du hast viel versäumt, Daniel.«
»Was denn? Daisy ist gefeiert worden wie ein Weltstar und sie hat es mehr verdient als solcher. Sie ist eine Frau mit Herz.«
»Das ist sie. Aber Donna hat auch viel mehr Herz als man ihr zutraut.«
»Was du nicht sagst.«
»Spotte nicht. Ich denke über sie nach.«
»Und was denkst du nach, Allerschönste? Sie kann dir nicht das Wasser reichen!«
»Übertreibe bitte nicht. In ihr steckt viel mehr als man annimmt. Sie hegt eine starke Zuneigung zu einem René Thies.«
»Thies kommt mir bekannt vor«, sagte Daniel.
»Es ist Isabells Familienname, und sie wurde blaß, als Donna sie fragte, ob sie einen Bruder hätte, der René Thies heißt.«
»Hat Isabell einen Bruder?« frage Daniel.
»Ja, aber er heißt Markus. Ich frage mich nur, warum sie so blaß wurde, als Donna nach René fragte.«
»Deine Phantasie treibt mal wieder Blüten, mein Liebes. Lenk dich ab, damit es dich nicht im Schlaf verfolgt, was du erlebt hast. Arne ist ein immens gescheiter Mann.«
»Er beschäftigt dich, und mich beschäftigen Isabell und Donna. In unseren Träumen werden wir uns vielleicht treffen«, sagte Fee schelmisch. »Es sind zwei so gegensätzliche Frauen.«
»Und beide sind vielleicht auf Arne Thurau aus«, meinte Daniel. »Es könnte ein kalter Krieg beginnen.«
»Das glaube ich nicht. Es gab keine Feindseligkeit zwischen ihnen. Ich habe sie beobachtet. Ja, sie sind grundverschieden und sich doch so nah.«
»Mein Liebes, du träumst ja schon«, sagte Daniel, »aber es war wirklich kein verlorener Abend. Ich möchte fast meinen, Arne braucht keine Frau. Er braucht nur seine Arbeit. Er ist besessen.«
»Wie du?«
»Na, warte nur, ich werde dir schon zeigen, was mich am meisten fasziniert«, erwiderte er lachend.
*
Daisy war auch müde. »Du kannst doch bei uns wohnen, Isabell«, sagte sie, als Arne erklärte, daß es jetzt wohl an der Zeit wäre, Isabell zum Hotel zu bringen. »Bitte, tu mir den Gefallen, Kleines. Wir müssen doch ein bißchen Zeit füreinander haben.
Zu Arnes Überraschung stimmte Isabell zu. »Aber meine Koffer sind schon im Hotel«, sagte sie.
»Das macht doch nichts. Du kannst alles von mir haben, was du brauchst. Ich bin doch so froh, daß ich dich endlich kennenlerne, Isabell.«
»Endlich?« sagte Arne gedehnt. »Ich habe Isabell erst vor vier Wochen kennengelernt, Mama, und heute sehe ich sie zum dritten Mal.«
Daisy war sehr überrascht, aber sie zeigte es nicht, und Arne fügte schnell hinzu: »Wenn man allerdings so viel gemeinsame Interessen hat, spielt die Zeit keine Rolle.«
Gemeinsame Interessen, überlegte Daisy schnell. Arne interessierte sich doch nur für seinen Beruf und für alles, was mit der Technik zusammenhing.
Dann fiel sie aus allen Wolken, als sie hörte, daß auch Isabell ein Ingenieurstudium abgeschlossen hatte.
»Nun bin ich aber sprachlos«, sagte sie, »wie alt bist du überhaupt, Isabell?«
»Vierundzwanzig«, erwiderte Isabell lächelnd.
»Ja, da staunst du, Mama«, sagte Arne.
»So was Zierliches und Ingenieur«, meinte Daisy kopfschüttelnd.
Arne tippte sich an die Stirn. »Da muß man es haben, liebste Mama, nicht in den Muskeln.«
Es war schon sehr spät, und sie waren müde. Daisy meinte, daß man ja anderntags Zeit füreinander hätte. In ihrer schönen Maisonettewohnung wartete auf Isabell ein hübsches Gästezimmer. Arne hatte nebenan seine eigene Wohnung.
Vor dem Einschlafen dachte Daisy noch bedauernd, daß es wohl doch keine Liebe zwischen Arne und Isabell sei, aber dann fielen ihr schon die Augen zu.
Erst am späten Vormittag fanden sie sich am Frühstückstisch ein, der reichlich gedeckt war. Daisy fiel es nicht schwer, allerlei Köstlichkeiten herbeizuzaubern. Man sah ihr nicht an, daß sie eine lange Nacht hinter sich hatte. Isabell bewunderte die Ältere sehr.
Es war ein herrlicher warmer Tag. Sie konnten draußen sitzen. Die Loggia war so groß wie der Wohnraum und mit seinen Grünpflanzen und Blumen ein Gartenersatz.
In Daisys Gegenwart kamen keine Hemmungen auf. Ihre Fröhlichkeit war ansteckend. In dieser Atmosphäre war auch Arne viel aufgeschlossener.
Plötzlich lachte Daisy ganz unvermittelt auf. Die beiden jungen Leute sahen sie erstaunt an.
»Das muß ich geträumt haben«, sagte Daisy.
»Was?« fragte Arne.
»Daß Isabell Ingenieur ist.«
»Du hast es nicht geträumt, Mama. Es stimmt.«
»Das will mir nicht in den Kopf. Mit diesen zarten Händen«, sagte Daisy ungläubig.
»Sie braucht keine mechanischen Arbeiten zu verrichten, Mama«, sagte Arne nachsichtig.
»Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, daß eine Frau so etwas kann«, sagte Daisy.
»Es ist erblich bedingt«, erklärte Isabell. »Ich kann wieder nicht begreifen, wie man im Handumdrehen so himmlische Sachen zubereiten kann.«
Daisy spürte, daß sie ablenken wollte, und sie war viel zu taktvoll, Isabell auszufragen.
»Reden wir nicht von der Arbeit, genießen wir diesen Tag. Ich bin sehr glücklich, daß ich ihn mit euch allein verbringen kann.«
»Ich wollte mir eigentlich eine Wohnung suchen«, sagte Isabell.
»Aber warum denn? Hier ist doch genug Platz. Ich nütze die Wohnung viel zu wenig aus«, sagte Daisy.
»Und ich wollte vorschlagen, daß Isabell meine Wohnung haben kann, da ich drei Wochen abwesend sein werde«, warf Arne ein.
»Davon weiß ich gar nichts«, sagte Daisy bestürzt.
»Es hat sich auch erst gestern entschieden und bei der Geburtstagsfeier konnte man darüber nicht sprechen. Ich fahre nach Holland, Mama.«
»Arne hilft meinem Vater bei einem wichtigen Projekt«, erklärte Isabell. »Ich bin ihm sehr dankbar dafür.«
Daisy warf ihrem Sohn einen Seitenblick zu und las in seinen Augen, daß darüber nicht mehr gesprochen werden sollte. »In meinem Atelier kann Isabell ungestört arbeiten«, sagte Arne. »Allerdings wäre es lieb, wenn du ein bißchen für ihr leibliches Wohl sorgen würdest, Mama.«
»Das ist doch selbstverständlich. Ich freue mich, wenn ich so liebe Gesellschaft habe.«
»Vielen Dank, Frau Thurau«, sagte Isabell.
»Nicht