Die Geschichte der Blood-Gang. Stardust Book Publishing

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Doch dies gelang ihr mehr schlecht als recht, weil in den 1960er-Jahren ein Großteil der Nachbarschaft aus Afroamerikanern bestand. Jeff war nicht gerade ein Musterschüler und sorgte immer wieder für Ärger, weshalb er in der 9. Klasse der Hyde Park High School verwiesen wurde.

      Jeff musste nun an einer Trainingsschule teilnehmen, die für junge Straftäter gedacht war, welche noch zu jung waren für das Erwachsenengefängnis. In diesem Jugendknast traf er dann auf einen alten Bekannten, Eugene „Bull" Hairston. Fort und Hairston verstanden sich prächtig, da sie alte Freunde waren. Sie beschlossen eine Gang zu gründen, die sie die Blackstone Rangers nannten. Bei den Blackstone Rangers handelte es sich um eine Jugend-Gang, die vor allem die Blackstone Avenue (Straße) in Woodlawn beherrschte. Grund hierfür war wie so oft der Verteidigungsgedanke gegen andere Gangs aus der South Side von Chicago. Hairston führte die Blackstone Rangers an. Fort war seine rechte Hand und der Zweitmächtigste in den Reihen der Blackstone Rangers. Zu ihren ärgsten Feinden zählten vor allem die Devil's Disciples von David Barksdale, mit denen sie sich heftige Auseinandersetzungen lieferten.

      In den frühen 1960er-Jahren baute sich Fort einen Namen als Friedensrichter auf, indem er Streitigkeiten zwischen verfeindeten Gangs schlichtete und sie in die Blackstone Rangers-Allianz aufnahm. Für diese Verdienste erlangte er sogar den Spitznamen „Angel“ (Engel). 1965 gründeten Fort und Hairston die „21 Main-Allianz“, die aus 21 Gang-Anführern von verbündeten Gangs bestand. Durch den rasanten Anstieg der Mitgliederzahlen der Blackstone Ranger-Allianz fokussierten sich Fort und Hairston zusehends auf den politischen und sozialen Aspekt, um die Interessen der Afroamerikaner in Chicago zu stärken. Eine Hilfe dabei war der schon erwähnte Pfarrer John Fry, der Fort und Hairston zeigte, wie sie ihre Organisation führen mussten, um erfolgreich zu sein.

      1967 schaffte es Fort mit der Hilfe von Pfarrer John Fry, eine politische Organisation zu gründen, die er die „Grassroots Independent Voters of Illinois“ nannte. Von nun an ging es steil bergauf. Fort und seine Organisation bekamen in der Zwischenzeit Fördergelder von der Regierung, und dies sogar in rauen Mengen. 1,4 Millionen Dollar gingen über die Ladentheke an Fort, damit dieser sein „Job-Training-Programm“ weiter ausbauen konnte. Auch bekam er Hilfsgelder in großen Mengen von privaten Spendern. Die Blackstone Rangers waren in der Gesellschaft nämlich mehr als Hilfsorganisation angesehen und nicht als eine Gang, wodurch Fort sogar zu Präsident Nixons Amtseinführung eingeladen wurde.

      Fort tat alles, aber ganz bestimmt steckte er keinen Cent in seine politische Organisation. Vielmehr machte er sich selbst die Taschen voll und baute seine kriminellen Aktivitäten mit Hilfe der Fördergelder massiv aus. Das bekam dann auch die Regierung mit, wodurch Fort wegen Veruntreuung von Hilfsgeldern enorm unter Druck stand (1970). 3 Jahre zuvor gelangte Hairston hinter schwedische Gardinen, wodurch Fort der unumstrittene Anführer der Blackstone Rangers wurde. 1968 änderte Fort dann den Gang-Namen der Blackstone Rangers in Almighty Black P. Stone Nation und zum Schluss in Black P. Stones um. Die Black P. Stones machten sich anschließend vor allem durch ihre massiven kriminellen Tätigkeiten einen Namen, wodurch die Regierung aufmerksam wurde und Fort wegen Veruntreuung von Fördergeldern für 5 Jahre hinter Gitter (United States Penitentiary, Leavenworth) steckte (1972). Während seiner Haftstrafe konvertierte er dann zum Islam.

      Nachdem Fort schon 1976 entlassen wurde, machte er sich nach Milwaukee, Wisconsin auf, wo er dem „Moorish Science Temple“ (Maurischer Wissenschaftstempel) beitreten wollte. Der Gründer (Timothy Drew) dieses Tempels hatte die Theorie, dass alle farbigen Menschen von den Mauren abstammten und somit islamisch waren. Jeff wurde der Beitritt jedoch verboten, wodurch er seinen eigenen „Moorish Temple of America“ gründete. Fort steigerte sich zusehends in den Islam hinein und vollzog deshalb eine Namensänderung der Black P. Stones in „El Rukn Tribe of the Moorish Science Temple“. EL Rukn ist arabisch und heißt so viel wie „Die Säule“.

      1977 erwarb Fort dann das Kino „The Oakwood“ und gestaltete es in eine Moschee und ein Hauptquartier von El Rukns um. Die Strafverfolgungsbehörden hatten den Verdacht, dass Fort das alte Kino nur zu einer Moschee umbauen ließ, um besser vor der Justiz geschützt zu sein. Religiöse Gebäude standen unter einem besonderen Schutz in den USA und durften nicht einfach so durchsucht werden. El Rukns mischte nun vor allem im Drogengeschäft mit, wodurch Fort 1983 auch wieder mal das Gefängnis von innen betrachten durfte. Er wurde wegen Drogenhandels zu 13 Jahren Haft verurteilt und in das „Federal Correctional Institution at Bastrop in Texas“ geschickt. Fort begann dann die Geschicke von El Rukns aus der Gefängniszelle heraus zu leiten. Durch tägliche Anrufe gab er Befehle an seine El Rukns-Mitglieder.

      Jeff plante auch schon in die Zukunft und ließ eine Pilgerfahrt nach Mekka organisieren. Startpunkt sollte das nordafrikanische Land Libyen sein, in dem kein Geringerer als Moammar Gaddafi die Marschrichtung vorgab. Somit wurden Generäle von EL Rukns nach Libyen geschickt, um die Lage zu checken. Dabei kam ein Top-General von Jeff Fort mit Moammar Gaddafi in Kontakt, der ein ausgesprochener Feind der USA war. EL Rukns und Gaddafi handelten einen Plan aus, der in den USA umgesetzt werden sollte. Dabei erklärte sich Fort bereit, Terroranschläge in den USA zu verüben, wenn ihm das libysche Regime unter der Führung von Gaddafi ein Versteck in Tripolis verschaffte und darüber hinaus 2,5 Millionen Dollar flüssigmachte.

      1987 flog die ganze Geschichte auf, wodurch Fort zu weiteren 80 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. 1988 wurde er schließlich noch einmal für weitere 75 Jahre schuldig gesprochen, weil er in den 1980er-Jahren einen rivalisierenden Gang-Anführer unter die Erde gebracht hatte. Zu guter Letzt sperrte man Fort in das Hochsicherheitsgefängnis „ADX Florence Supermax Prison“ in Florence, Colorado, wo er bis heute keinen persönlichen Kontakt mehr zur Außenwelt haben darf.

      Wenn man in diesem Zusammenhang von der People Nation spricht, darf man den anderen wichtigen Kopf dieser Allianz nicht vergessen zu erwähnen. Am Leben von Eugene Hairston möchte ich daher noch eine andere Sichtweise und Facette zur Geschichte der People Nation geben.

      Eugene Hairston wurde am 1. Mai 1944 in Columbus, Ohio geboren. 1956 zog die Familie Hairston nach Woodlawn, Chicago. Dort freundeten sie sich mit der Familie Fort an. Eugene und Jeff Fort kannten sich somit lange, bevor die ganze Gang-Geschichte in Chicago aufkeimte. Beide Freunde hatten dieselben Probleme in der Schule, zu Hause und auf der Straße, wodurch sie immer engere Kumpels wurden. 1958 überfluteten die berüchtigten Vice Lords die Straßen von North Lawndale. Jeff war zu diesem Zeitpunkt gerade mal 11 Jahre alt und hatte zu Hause enorme Probleme mit seinen Eltern. Um seinem Elternhaus zu entfliehen, hielt er sich zusehends auf der Straße auf. Genauer gesagt, hielt er sich immer mehr auf der Westseite von North Lawndale auf, weil dort sein Cousin Leonard Calloway lebte. Calloway war jedoch kein unbeschriebenes Blatt, sondern einer der Gründer der Vice Lords, weshalb Jeff Fort ihn bewunderte. Auch Eugene Hairston hatte Verwandtschaft bei den Vice Lords. Kein Geringerer als der erste Gründer der Vice Lords, Edward Perry, war sein Cousin. Fort und Hairston hingen nun zusehends bei den Vice Lords ab und waren von dieser Gang ziemlich beeindruckt, sodass sie beschlossen, ihre eigene Gang zu gründen.

      Die Vice Lords können daher als fundamentale Hilfe bei der Entstehung der People Nation betrachtet werden. Sie fungierten für Jeff und Eugene als Mentoren und zeigten ihnen, wie man eine Gang aufbaute, führte und schlussendlich daraus ein Machtzentrum erschuf. 1959 gingen Hairston und Fort jedoch getrennte Wege. Fort gründete die „Blackstone Raiders“ Gang und Hairston die „Harpers Boys“ Gang. Eugene, der von seiner Familie den Spitznamen „Lil Bull“ verpasst bekommen hatte, ließ sich nach der Gründung der eigenen Gang nur noch mit „King Bull“ ansprechen. Nach kurzer Zeit kam es zu ersten Verstimmungen zwischen diesen beiden Gangs und somit zwischen Jeff und Eugene. Beide Gangs stritten sich um das Territorium des Jackson Parks. Jeff und Eugene wurden jetzt ziemlich beste Feinde. In den nächsten beiden Jahren ging es heiß her zwischen den Blackstone Raiders und den Harpers Boys. Besonderes Augenmerk hatte Jeff vor allem auf Stony Island (Blackstone) gelegt, weil es als Hotspot der Kriminalität galt und damit ziemlich lukrativ war. Das wusste aber auch Eugene Hairston, wodurch es wieder mal zu heftigen Revierkämpfen zwischen Fort und Hairston kam.

      1961 kam es dann endlich zur großen Friedenszeit zwischen Jeff und Eugene. Beide Gangs ließen sich weitestgehend in Ruhe und schafften damit ein Habitat, wodurch ihre


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