Waco 10 – Western. G.F. Waco

Waco 10 – Western - G.F. Waco


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Bewegung seinen Colt.

      Zu spät für Marlon, viel zu spät. Zwar zucken Marlons Hände hoch nach den beiden Revolvern, aber Belmont ist zu schnell.

      »Belmont!« brüllt Marlon scharf. »Belmont, weg mit dem…«

      Dann bleibt ihm nur noch die Möglichkeit, sich zu ducken und noch hinter die Tischplatte zu kommen.

      Marlon sieht den Colt auf sich deuten und dahinter Belmonts vor Wut und auch Haß verzerrtes Gesicht. Belmont wird schießen.

      Das ist der letzte Gedanke Marlons, als es schräg hinter ihm einen tosenden Knall gibt, dem gleich danach noch einer folgt. Die beiden Schüsse fallen so blitzschnell hintereinander, daß Marlon glaubt, sie hatten ihm gegolten. Er hört das grelle Fauchen der Geschosse und sieht, wie Belmont, der am Boden kniet, die Hand mit dem Colt sinken läßt.

      In der nächsten Sekunde brüllt auch Belmonts Revolver auf und jagt seine Kugel in den Boden. Auf Belmonts ­grauer Jacke zeigen sich zwei Löcher, aus denen im pulsenden Strom das Blut schießt. Noch kniet Belmont. Er sieht an seinem Boß vorbei zur Vordertür der Bodega. Seine Augen zucken plötzlich, und sein Mund stößt einen leisen, erstaunten Ruf aus. Danach neigt sich Belmont, als wolle er sich hinlegen, nach vorn.

      So kippt er um. Seine Brust berührt den Boden, und aus seiner Hand fällt der Revolver klappernd hin.

      Das Brüllen der Schüsse verebbt. Durch die plötzliche, absolute Stille kommt Seratas leise, schrille Stimme, sie flüstert beinahe: »No – no, no muerto – nicht tot – nicht tot.«

      In der Tür schurren Stiefel. Der Mann steht dort, den Hut nach hinten geschoben, das blonde wilde Haar in der Stirn und den rauchenden Colt in der Hand. Es ist ein seltsames Geräusch, als er in den rauchenden Colt bläst.

      Der wilde Bursche Vic Roggers beginnt zu pfeifen. Es ist wieder seine Melodie des Todes, des Rittes in das Abendrot, der Texassong.

      Marlon, halbgeduckt hinter den Tisch gesunken, wendet langsam den Kopf. Er sieht ihn in der Tür stehen und nun losgehen. Die Silbersporen an den Stiefeln des Jungen singen. In den grauen Augen von Roggers ist gar nichts, nicht mal Kälte. Es sieht aus, als habe der zwanzigjährige Victor Roggers ein kleines Geschäft erledigt.

      »So eine Ratte«, sagt er gleichmütig und klappt seinen Revolver auf, um die beiden Patronen zu ersetzen. »Ich wußte doch, daß es Ärger geben würde. Tut mir leid, Captain, ich dachte, du würdest wild werden, wenn ich mich sehen ließ. Ive Torpin stritt sich mit mir auf dem Weg zum Camp herum, weil ich ihm zu jung erschien, das Kommando zu haben. Ich ritt weg, ehe es zu einer Schießerei zwischen Torpin und mir kommen konnte. Du hattest gesagt, ich sollte keinen Streit anfangen, wie?«

      »Bist du – bist du – des Teufels?« kann Marlon nur herausbringen. »Kid, eh – ich hatte keine Chance mehr.«

      »Ist wohl so«, antwortet Roggers achselzuckend. »Ich hätte Torpin auf die Nase gelegt, wenn er weiter gestichelt hätte. Du sagtest einmal, man müßte manchmal Dingen aus dem Weg gehen. So waren deine Worte doch, oder? Ich bin weggeritten und euch gefolgt. Schlimm, Boß?«

      »Nun, nach dieser Sache nicht mehr«, brummt Marlon. »Der Kerl wollte mich abknallen. Kid, warum hast du geschossen?«

      »Manchmal mag man jemand«, murrt der eiskalte Kid. »Du erinnerst mich an meinen älteren, gefallenen Bruder, Captain. Das war es vielleicht.«

      Er geht zum Tresen und blickt das Mädchen an. Sie mustert ihn wie einen aus der Hölle erschienenen Teufel und schluckt verzweifelt.

      »Was ist?« fragt Vic und zieht die Brauen hoch. »Ist was, eh?«

      »No – no, Señor.«

      Vic Roggers gießt sich einen Tequila ein und trinkt. Er denkt schon nicht mehr an Belmont. Tot ist tot, danach ist immer alles zu Ende, wie? Das hat er gelernt. Etwas anderes hat er nie gelernt und noch nie getan. Es gibt nur eine Furcht in Kid Roggers’ Leben: Mädchen!

      Er hat noch nie eins besessen, aber er denkt häufig daran, jetzt auch.

      Sie sieht gut aus, denkt der Kid. Ich habe Geld, sie ist bestimmt so eine. Aber vielleicht wird sie mich auslachen, wie damals Mary. Mary sagte, ich könne nicht mal küssen, und dann lachte sie und rannte weg. Damals fand ich das albern, und ich haßte Mary eine Weile.

      Er hört kaum, daß sich Maxwell stöhnend aufrichtet und Chapman greinend sagt: »Captain, ich habe ihn umstimmen wollen, ich konnte nichts tun, ich wollte, aber ich konnte nicht. Und da…«

      »Max, raus mit ihm zu den Pferden. Komm, Kid, wir gehen.«

      Kid geht los und sieht Serata an.

      Als er aus der Tür geht, haben sie das Gefühl, daß der Tod selbst sie endlich verläßt.

      Zwanzig Jahre, denkt Maxwell draußen, und ein eiskalter Mörder. Was hat diese Zeit aus unseren Burschen gemacht? Das ist doch unmöglich, er ist ja noch ein halbes Kind.

      Der Kid steigt auf und sieht Maxwell und Marlon noch einmal zurück in die Bodega gehen. Sie holen Belmont heraus und binden ihn wenig später auf dessen Pferd fest.

      »Los, Chappy, dann reite mal voraus«, sagt der Kid träge und gähnend, aber er hat die Hand am Colt. »Versuche besser nicht auszureißen, es wäre ungesund für dich.«

      Chapmans Gesicht ist nichts als eine graue Maske der Furcht. So verlassen sie San Carlos. Drei Männer und ein Toter.

      *

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