Der exzellente Butler Parker 32 – Kriminalroman. Günter Dönges

Der exzellente Butler Parker 32 – Kriminalroman - Günter Dönges


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gut«, ging Millstone einer längeren Diskussion aus dem Weg. »Und was war mit Patrick?«

      »Der Schurke hat sich an mich herangepirscht und wolle mich kaltblütig aus dem Hinterhalt erschießen«, breitete Agatha Simpson ihre Sicht der Dinge aus, ohne den verhalten protestierenden Walker eines Blickes zu würdigen. »Als ich ihn dann entdeckt und überwältigt hatte, wollte er sich mit dem dummen Märchen von einem Sportclub herausreden.«

      Augenblicklich zeigte Millstones Gesicht einen lauernden Ausdruck. Seine dunklen Augen unter den buschigen Brauen verengten sich zu Schlitzen.

      »Was für ein Sportclub?« fragte der »Commander« wie in beiläufigem Ton.

      »Das müssen Sie am besten wissen, Mister Killbone«, entgegnete Mylady. »Schließlich sind Sie der Chef, wenn der Lümmel mich nicht belogen hat.«

      Millstones Brustkorb hob und senkte sich unter heftigen Atemstößen. Die Rotfärbung seines Teints vertiefte sich.

      »Der gute Patrick ist unser Sorgenkind. Er hat die Weisheit nicht gerade mit Löffeln gegessen und redet deshalb manchmal dummes Zeug«, ließ der »Commander« wissen.

      »Also hat er mich doch belogen!« grollte Lady Simpson.

      »Nicht direkt«, wich Millstone aus. »Am besten sollten wir die Sache in Ruhe unter vier Augen besprechen. Darf ich Sie zu einem Gläschen einladen?«

      »Eigentlich rühre ich ja keinen Alkohol an«, schwindelte Mylady ungeniert. »Aber ein Schlückchen würde meinem strapazierten Kreislauf bestimmt guttun.«

      »Ihr könnt jetzt in die Unterkünfte abrücken und eure Ausrüstung in Ordnung bringen«, wies der »Commander« seine Leute an. Während die Truppe wortlos dem Befehl Folge leistete, schritt Eric Millstone zu einer Tür, die er seiner Besucherin öffnete.

      »Legen Sie Wert darauf, daß Ihr – äh – Butler bei der Unterredung zugegen ist, Mylady?« erkundigte er sich, als Parker sich unaufgefordert anschloß.

      »Warum sollte Mister Parker nicht dabei sein?« fragte die passionierte Detektivin überrascht.

      »Ja – warum eigentlich nicht?« reagierte Millstone mit einem Lächeln, das ein wenig verkrampft wirkte, und ging voran.

      *

      »Natürlich sind wir kein gewöhnlicher Sportclub, Mylady«, begann Millstone, nachdem er seinen Gästen Plätze in einer Art Salon angeboten hatte. »Unsere Zielsetzung geht über die körperliche Ertüchtigung weit hinaus.«

      »Hervorragend!« bemerkte die ältere Dame mit sichtlichem Wohlgefallen.

      Der Gastgeber, der diesen Kommentar auf seine einleitende Äußerung bezog, lächelte geschmeichelt. Daß Mylady nur die Flasche feinen, alten Kognaks meinte, die er gerade entkorkte, entging ihm.

      »Darf man möglicherweise erfahren, welche Art von Zielsetzung Sie zu meinen belieben, Mister Millstone?« erkundigte sich Parker, während der »Commander« einschenkte.

      »Nun ... äh ...« druckste Millstone herum. »Was wir hier tun, könnte man am ehesten mit dem Begriff ›Sozialarbeit‹ erklären.«

      »Eine Mitteilung, die man mit einer gewissen Überraschung zur Kenntnis nimmt, Mister Millstone«, merkte der Butler an.

      »Sie werden gleich verstehen, was ich meine, Mister Parker«, erwiderte der Hausherr und erhob sein Glas. »Zuerst wollen wir aber einen Schluck trinken.«

      »Eine gute Idee, Mister Billphone«, pflichtete Agatha Simpson dem »Commander« bei und schob ihm ihr leeres Glas hinüber.

      »Verzeihen Sie meine Unaufmerksamkeit, Mylady«, entschuldigte sich Millstone. »Ich dachte, ich hätte schon eingeschenkt.«

      »Sie machen einen etwas zerstreuten Eindruck, junger Mann«, stellte die Detektivin fest. »Meditation oder autogenes Training würden Ihnen bestimmt guttun.«

      »Ja, vielleicht«, erwiderte Millstone verwirrt und schenkte kopfschüttelnd in Myladys Glas.

      »Unsere wichtigste Aufgabe sehen wir darin, junge Arbeitslose von der Straße zu holen«, begann er dann seine Erläuterungen.

      »Man bittet um Nachsicht, Mister Millstone«, unterbrach Parker. »Wären Sie so freundlich, Mylady näher zu erläutern, wen Sie mit ›wir‹ zu meinen geruhen?«

      »Wir – das sind die Mitglieder mehrerer Sportclubs, die sich alle einen schwarzen Stier als Symbol von Stärke und Selbstvertrauen zum Wappentier gewählt haben«, gab der Mann nach kurzem Zögern Auskunft. »Darüber hinaus verfügen wir über eine Reihe fördernder Mitglieder, die unsere patriotischen Ziele unterstützen und überwiegend in Kreisen des britischen Hochadels zu finden sind.«

      »Bemerkenswert«, reagierte Mylady, und diesmal wußte selbst der Butler nicht, ob sie den Kognak oder Millstones Ausführungen meinte.

      Der Gastgeber schien das Lob wiederum auf sich zu beziehen und fühlte sich zu weiteren Erklärungen ermuntert. Seine anfängliche Nervosität wich einer jovialen Redseligkeit, die schon fast vertraulich wirkte.

      »Dabei brauchte es gar keine Arbeitslosigkeit zu geben, wenn unser ›Merry Old England‹ nicht von Ausländern überschwemmt wäre, die unserer Jugend die Arbeitsplätze wegnehmen und ihren Leistungswillen aushöhlen«, plauderte er unbekümmert weiter.

      »Das ist eine Ansicht, die ich schon lange vertrete, Mister Billphone«, nickte Agatha Simpson und schob dem Hausherrn mit gewinnendem Lächeln ihr leeres Glas hin.

      »Leider trifft man heutzutage nur noch wenige Menschen, die über ein derartiges Maß an gesellschaftlicher Einsicht verfügen, Mylady«, schmeichelte Millstone, der zusehends Oberwasser bekam. »Insofern könnte man es eine glückliche Fügung des Zufalls nennen, daß wir uns kennengelernt haben.«

      »Meiner Wenigkeit liegt es fern, Mister Millstone, die von Ihnen erwähnten Probleme gesellschaftspolitischer Art wegzudiskutieren«, meldete Parker sich zu Wort. »Da es bisher jedoch an überzeugenden Lösungsvorschlägen fehlt, wäre man dankbar für einen Hinweis, welche Rezepte Sie anzubieten haben.«

      Besonders gelegen schien Millstone diese Frage nicht zu kommen. Er bedachte den Butler mit argwöhnischem Blick, ehe er sich zur Antwort bequemte.

      »Wir wollen den jungen Leuten wieder eine Perspektive geben und sie motivieren, aus eigener Kraft den Platz in der Gesellschaft einzunehmen, der ihnen zusteht«, erklärte der »Commander«.

      »Eine Absicht, die man nur als ehrenwert und verdienstvoll bezeichnen kann«, erwiderte Parker. »Darf man im übrigen die höfliche Frage anschließen, welche Rolle kriegsmäßige Bewaffnung und paramilitärische Geländeübungen im Konzept der ›Schwarzen Stiere‹ spielen?«

      Die steile Falte auf Millstones Stirn vertiefte sich kaum merklich. Hilfesuchend sah er zu Lady Agatha hinüber, doch die ältere Dame dachte nicht daran, die aufmüpfigen Fragen des Butlers zu unterbinden.

      »Ein verantwortungsbewußter Patriot sollte im Fall einer akuten Bedrohung für sein Vaterland und seine Ideale eintreten können«, erklärte der Hausherr. »Aber seien Sie unbesorgt! Die Gewehre, mit denen wir die Männer ausgerüstet haben, sind ungeladen und deshalb genauso harmlos wie eine Attrappe. Die ›Schwarzen Stiere‹ sind vaterländisch gesonnene Briten, keine roten Revoluzzer.«

      »Sehr beruhigend«, kommentierte Mylady und meinte damit den Kognak.

      Millstone jedoch bezog die Äußerung wiederum auf seine abenteuerlichen politischen Vorstellungen und fühlte sich deshalb ermuntert, endlich zur Sache zu kommen.

      »Natürlich erfordert die Aufgabe, die wir uns gestellt haben, neben Idealismus auch immense finanzielle Mittel«, schickte er voraus.

      »Das erwähnen Sie sicher nicht ohne Grund, Mister Killbone«, mutmaßte die Detektivin, deren Sparsamkeit ebenso sprichwörtlich war wie ihr Reichtum.

      »Natürlich nicht, Mylady«, entgegnete der Gastgeber, der den mißtrauischen Unterton


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