Ich bin Isolato. Rudolf Nedzit

Ich bin Isolato - Rudolf Nedzit


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      Rudolf Nedzit

      Ich bin Isolato

      Erzählung

      Theodor Boder Verlag

       IMPRESSUM

      ebook, Februar 2020

      Erstausgabe

      Copyright © 2017 by Theodor Boder Verlag,

      CH-4322 Mumpf

      Alle Rechte vorbehalten

      Covergestaltung: Theodor Boder

      ISBN 978-3-905802-74-0

      www.boderverlag.ch

       ZITAT

      [...] but each Isolato living on a separate continent of his own.

      (Herman Melville)

       ERSTER TEIL

      TAG 1

      Jetzt!

      Der Roboter stand an seinem Platz, drückte die Taste, der Rollladen setzte sich in Bewegung. Gleißendes Licht ergoss sich ins Zimmer.

      Er beschattete mit einer Hand seine Augen.

      Gehe!

      Der Roboter begab sich in die Küche und begann mit der Zubereitung der Mahlzeit.

      Er würde im Bett liegen bleiben, bis alles fertig wäre. Es war nun 1300. 1400 würde er also gesättigt sein.

      TAG 2

      Jetzt!

      Der Roboter stand an seinem Platz, drückte die Taste, der Rollladen setzte sich in Bewegung. Gleißendes Licht ergoss sich ins Zimmer.

      Er beschattete mit einer Hand seine Augen.

      Gehe!

      Der Roboter begab sich in die Küche und begann mit der Zubereitung der Mahlzeit.

      Er verließ das Bett, ging langsam zur Küche hin. 1302. An 1400 würde sich dadurch nichts ändern.

      TAG 3

      Jetzt!

      Der Roboter stand an seinem Platz, drückte die Taste, der Rollladen setzte sich in Bewegung. Gleißendes Licht ergoss sich ins Zimmer.

      Er beschattete mit einer Hand seine Augen.

      Gehe!

      Der Roboter begab sich in die Küche und begann mit der Zubereitung der Mahlzeit.

      Er würde im Bett liegen bleiben, bis alles fertig wäre. 1300. 1400.

      TAG 0

      Ich mache es also, widersprecht nicht. Das Vorgehen ist so in Ordnung, ich weiß es. Und ich nehme euch alle beim Wort, dass alles absprachegemäß organisiert ist und auch alles funktionieren wird! Ihr wisst ganz genau, dass ich keine Überraschungen liebe und Versagen, gleich, welcher Art, auf den Tod nicht ausstehen kann.

      TAG 7 (8?)

      Öffne!

      Der Roboter begab sich zur Tür, drückte die Taste – und die Tür ging nicht auf.

      Sicherheitshalber wiederholte er die Anweisung – und die Tür blieb verschlossen, wie abgesprochen. Das war gut so, denn er liebte nun mal keine Überraschungen.

      TAGE SPÄTER, VIELLEICHT WOCHEN

      Erlaubt uns an bereits dieser Stelle eine erste Zwischenbemerkung. Wir wollen nicht in einem falschen Licht erscheinen, wir hielten uns lediglich strikt an die Vorgaben, seine. Ihm alleine gebührt somit die Anerkennung für alles, was gelungen ist. Wie er auch die alleinige Verantwortung für alles trägt, was misslungen ist. Genau genommen waren wir nichts anderes als irgendwelche Handlanger. Aber immerhin machten wir den Job so gut wir es vermochten und soweit wir es vermochten, denn ab einem gewissen Zeitpunkt waren wir in die ganze Angelegenheit nicht mehr involviert. Allerdings wussten wir das vorher nicht. Und als wir es schließlich feststellen mussten, war das Entsetzliche ja bereits geschehen. Wer hätte aber auch ein solch irrsinniges Ende einplanen können, ein solches Ende, das sich nicht einmal denken ließ? Es war ja damals noch schlicht undenkbar gewesen! Es hatte noch nie zuvor so etwas gegeben, nicht unter solchen Umständen, niemand konnte damit rechnen, weil niemand es auch nur ansatzweise für möglich hätte halten können, nicht unter solchen Umständen.

      TAGE SPÄTER, VIELLEICHT WOCHEN

      Gleißendes Licht ergoss sich ins Zimmer.

      1200.

      1200?

      Das konnte nicht sein! Er überzeugte sich. 1200. Es stimmte.

      Jetzt!

      1300.

      Der Roboter stand an seinem Platz, drückte die Taste, der Rollladen setzte sich in Bewegung. Gleißendes Licht ergoss sich ins Zimmer.

      Er beruhigte sich. Er musste geträumt haben. Es war also nur ein Traum gewesen, ein schlechter, mehr nicht. Nur ein schlechter Traum.

      WOCHEN SPÄTER, VIELLEICHT MONATE

      Alles ging seinen gewohnten Gang. Alles lief nach Plan. Kein Versagen, welcher Art auch immer.

      EIN WEITERER TAG, IRGENDEINER

      Gleißendes Licht ergoss sich ins Zimmer.

      1200.

      Er hatte es registriert, wieder einmal, zum wiederholten Male. Es hatte nichts zu sagen.

      Jetzt!

      LETZTER TAG

      Er stellte Anzeichen an sich fest. Aber nein. Er stellte eigentlich keine Anzeichen an sich fest, denn er konnte sie – sollten sie denn tatsächlich vorhanden sein – nicht definieren. Und doch mussten es Anzeichen sein. Wovon? Wofür? Weshalb? Vielleicht war es Unwohlsein, eine Irritation, irgendwas. Aber wie kam er überhaupt auf diesen Gedanken? Er wusste doch gar nicht, was das war: Unwohlsein, Irritation, oder was auch immer.

      Seine Träume fielen ihm ein. Hatte er auch schon früher geträumt? Er konnte sich nicht erinnern. Hatte er auch schon früher gedacht, Gedanken gehabt? Früher? Welche Bedeutung hatte dieses Wort? Erinnern? Was war das?

      Jedenfalls stimmte etwas nicht mit ihm. Er wusste nur nicht, was. Doch wusste er, dass er wissen wollte. Wollen!

      STUNDE 1, SEKUNDE 1

      Das Nichts.

      STUNDE 1, MINUTE 27, SEKUNDE 16

      Öffne!

      Es war nicht zu fassen! Damit hatten wir nicht gerechnet. Aber womit hätten wir überhaupt rechnen können? Es war unabsehbar gewesen, was sich zu diesem Zeitpunkt ereignen würde, ja, die zentrale Frage war gewesen, ob sich überhaupt irgendetwas ereignen würde, irgendwann, ob nicht vielmehr alles umsonst gewesen wäre. Ihr könnt euch vielleicht die Begeisterung vorstellen, die wir in dieser Sekunde empfanden, in welcher wir noch der Illusion unterlagen, unser Tun würde vielleicht einen völlig neuen Beitrag zur Forschung leisten können. Und in gewissem Sinne war das tatsächlich der Fall – aber mit welch unerwartetem, verfluchtem Ergebnis!

      STUNDE 1, MINUTE 27, SEKUNDE 16

      Öffne!

      Der Roboter begab sich zur Tür, drückte die Taste. Die Tür ging nicht auf.

      STUNDE 2

      Er saß im Wohnzimmer, das Licht war an. Er drehte den Kopf etwas zur Seite. Der Roboter stand in der Ecke. Glotz nicht so, Eisenmann, dachte er. Dann sagte er leise: Glotz nicht so, Eisenmann. Dann schrie er: Glotz nicht so, Eisenmann! Er schlug mit der Faust auf die Tischplatte, an welcher er saß. Sie zerbarst.

      STUNDE 5

      Er war immer noch im Badezimmer, starrte in den Spiegel. Er konnte nicht sagen, wen oder was er im Spiegel sah, wer oder was ihn aus


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