Sound of Us. A.M. Arthur
nicht für immer Teil seines Lebens sein und Jake musste sich sicher sein, dass er damit fertigwerden würde, von ihnen verlassen zu werden.
Wer wollte schon langfristig ein fünftes Rad am Wagen seiner Beziehung haben, das zudem bipolar war und keinerlei Pläne für eine zukünftige Karriere hatte? Niemand. Schon gar keines, dessen Ausstattung dank seiner verdammten Medikamente an Fehlfunktionen litt. Dr. Englade hatte gemeint, diese Nebenwirkung wäre unter Patienten, die ihre erste Episode durchliefen, weit verbreitet und bezog sie daher eher auf seine erste depressive Phase, die das ganze Chaos ausgelöst hatte.
Ihm war egal, was dahintersteckte. Er wollte, dass sich sein Gehirn verdammt noch mal aussortierte, damit er wieder Sex haben konnte. Richtigen, aufregenden Sex mit allen Schikanen, wie er ihn früher mit Cris gehabt hatte. Es gefiel ihm, dass Cris sich bemühte, sich in sexueller Hinsicht um ihn zu kümmern, aber es war verflucht peinlich, dem eigenen superheißen Freund dabei zuzusehen, wie er an einem schlaffen Schwanz lutschte. Egal, wie oft Cris behauptete, dass es ihn nicht störte.
Jake störte es. Es störte ihn ganz gewaltig. Und mit Chet diesen Weg zu beschreiten, kam überhaupt nicht infrage. Keine Chance. Ihre einzige sexuelle Begegnung, bei der es Jake auf eine volle Erektion gebracht hatte und gekommen war, lag Wochen zurück und war so großartig gewesen, dass sie sich für immer in sein Gehirn eingebrannt hatte. Er würde vor Scham sterben, wenn er für Chet keinen hochbekäme.
In gewisser Hinsicht hatte sein Auszug Jake von spontanen intimen Augenblicken befreit. Oder zumindest verringerte es die Chance, dass es dazu kam. Er liebte Cris' Aufmerksamkeit in jeder Form, in der er sie bekommen hatte, und er bereute nie den Sex, den sie hatten. Es war nur nicht die Art von Sex, die Jake wollte.
Ich will, dass er mich auf vier Fingern abspritzen lässt und mich anschließend durchvögelt, bis ich ein zweites Mal komme.
Die perfekte Kombination aus dem ersten und dem zweiten Mal, das er mit Cris Sex gehabt hatte. Gott, das waren fantastische Erinnerungen. Jake hatte keinem Partner jemals so sehr vertraut wie Cris und er hatte eindeutig nie einem anderen erlaubt, vier Finger in seinen Arsch zu schieben. Hölle, Jake vertraute ihm vermutlich sogar genug, um es mit der ganzen Faust zu versuchen, aber er hatte keine Ahnung, ob das eine Grenze war, die Cris mit ihm zu übertreten bereit war.
Sein Schwanz versuchte, sich angesichts all der aufregenden Bilder in seinem Kopf aufzurichten. Jake schob eine Hand in seine Shorts und streichelte sich ein paar Mal. Fühlte sich gut an. Nicht so gut wie Cris' Mund, aber akzeptabel. Nur würden ihn weder Gedankenspiele rund ums Fisting noch tatsächliche Berührung mehr als halb hart bekommen, also gab er auf.
Erbärmlich.
Vielleicht würden Chet und Cris nun, da er aus dem Haus war, endlich dazu kommen, miteinander zu schlafen. Jake hätte es niemals laut ausgesprochen, aber ein kleiner Grund für seinen Auszug war gewesen, dass er die beiden nicht länger ausbremsen wollte. Sie hatten nie direkt gesagt, dass sie wegen Jakes schlaffen Schwanzes nicht vögelten, aber das mussten sie auch nicht. Es machte Jake mehr zu schaffen, dass sie sich zurückhielten, als wenn sie auf dem Küchentisch gefickt hätten, während er zusah.
Das geistige Bild jagte eine frische Welle der Begierde durch ihn hindurch. Einige seiner liebsten Erinnerungen an die vergangenen Wochen war, Cris und Chet zuzusehen, wie sie sich gegenseitig bliesen. Sie waren so eindringlich, so unglaublich aufeinander eingestimmt und so ineinander versunken gewesen, dass es beinahe wehgetan hatte, ihnen zuzusehen – aber das war es auch, was sie so wunderschön zusammen aussehen ließ.
Jake war meistens passiv und er wusste, dass Cris beide Rollen mochte, aber er hatte keine Ahnung, was Chet vorzog. Und verdammt, er würde liebend gern zusehen, wie Chet Cris über die Rückenlehne der Couch lehnte und ihn hart von hinten durchnagelte, genau wie in einem Porno.
Vielleicht sogar unten im Studio, auf der Couch am Set.
Als Jake dieses Mal seinen Schwanz zu reiben begann, erhielt er bessere Ergebnisse. Er stellte sein inneres Auge anders ein, sodass es aussah, als würde er Chet und Cris auf dem Bildschirm seines Laptops vögeln sehen. Wie in den Pornos, die er sich eine Million Mal online angesehen hatte. Mit Schnitten zu neuen Blickwinkeln, neuen Stellungen. Nahaufnahmen von Cris' engem Loch, das Chets langen Schwanz in sich aufnahm.
Jake streckte sich auf dem Bett aus, öffnete seine Shorts und rieb sich härter, schneller, während er den Porno in seinem Kopf mit seinen Freunden als Darstellern aufrechterhielt. Er stellte sich vor, auf der anderen Seite der Kamera zu stehen, die Szene zu filmen, ein Platz in der ersten Reihe für jeden Blickwinkel, jedes Geräusch und jeden Geruch im Raum. Chet streckte die Hand aus und bedeutete Jake, sich ihnen anzuschließen.
»Fuck.«
Zum ersten Mal seit Wochen hart, bearbeitete Jake seinen Schwanz mit jedem Trick, den er kannte. Aber aus irgendeinem Grund blieb seine Fantasie an der Stelle, an der Chet ihn bat, sich ihnen anzuschließen, hängen und sein Orgasmus versickerte, bevor Jake ihn erreichen konnte. Er starrte zur Zimmerdecke auf und ärgerte sich über sich selbst. Obwohl er Teil einer Dreiecksbeziehung war und obwohl sie es bei einer Gelegenheit alle zusammen in der Dusche getrieben hatten, machte ihm die Vorstellung, dass sie es alle drei richtig miteinander taten, immer noch Angst.
Vermutlich, weil ich bisher nicht einmal mit Chet allein Sex hatte, geschweige denn, während Cris uns zusieht.
Jake konnte nicht genau sagen, warum er mit Chet so viele kleine Schritte nahm. Ihre Küsse waren leidenschaftlich und fantastisch und es gefiel ihm, wenn Chet ihn durch die Kleidung rieb und versuchte, ihm eine helfende Hand zu bieten.
Ich möchte nicht, dass mein erstes Mal mit ihm allein schiefgeht. Ich will mich nicht blamieren, indem ich keinen hochkriege. Indem ich nicht komme.
Jake könnte es nicht ertragen, bei dem Versuch, mit Chet Sex zu haben, zu versagen. Wie ein Kind, dem es nicht gelang, eine ganz leichte Aufgabe allein zu bewerkstelligen. Chet hatte so viel für ihn getan, ohne dass Jake ihn je darum gebeten hätte. Jake konnte ihn nicht enttäuschen, niemals. Besonders nicht, wenn es um etwas so Wichtiges ging.
Aber heute war er einem voll funktionierenden Sexleben einen Schritt nähergekommen und das war schon mal was. Seine Libido kehrte Stück für Stück zurück, während er die Depression zurückschlug und sich an seine Medikamente gewöhnte. Medikamente, die er vermutlich für den Rest seines Lebens nehmen würde, und mit dreiundzwanzig war das ein sehr beängstigender Gedanke, also schob er ihn beiseite.
Er musste etwas anderes unternehmen als nur im Bett zu liegen und sich zu bemitleiden. Bis er zur Arbeit musste, lagen noch Stunden vor ihm und er wollte Chet und Cris etwas Luft lassen.
Ned. Jake hatte ihn seit über einer Woche nicht besucht. Es war definitiv Zeit, nach ihm zu sehen.
Ned Thurmont war ein Bewohner des Präriehügel-Altenheims. Jake hatte durch Zufall eine Beziehung zu dem alten Mann aufgebaut, nachdem er sich in dessen Zimmer geschlichen hatte, um Essen von seinem Tablett zu stehlen. Ned war sechsundneunzig und litt an Demenz. Manchmal vergaß er, dass er Jake kannte; manchmal verwechselte er Jake mit seinem lang verstorbenen Liebhaber Wilson. Meistens redeten sie oder schauten sich Seifenopern an. Ab und zu las Jake ihm etwas vor. Er hatte seine eigenen Großeltern nie kennengelernt. Daher war das Zusammensein mit Ned für ihn, als hätte er zum ersten Mal einen Großvater.
Der Juli in Pennsylvania-Mitte war heiß und feucht. Daher war er ordentlich durchgeschwitzt, als er das Heim erreichte, ein traurig aussehendes Gebäude inmitten eines ebenso traurig wirkenden Wohnblocks. Er meldete sich an und stellte fest, dass die übliche Besetzung der Rezeption – eine Pflegerin namens Marla – nicht da war. Da sie inzwischen gefühlt im zwanzigsten Monat schwanger sein musste, hatte das Kind vielleicht endlich entschieden, zur Welt kommen zu wollen.
»Ihre Beziehung zu Mr. Thurmont?«, fragte die neue Pflegekraft.
Jake widerstand stolz dem Drang, die Augen zu verdrehen. »Urenkel.« Dann ging seine bissige Seite mit ihm durch. »Brauchen Sie vielleicht auch noch meine Sozialversicherungsnummer?«
Sie winkte ihn den Flur entlang.
Neds Zimmer lag im Erdgeschoss, sodass er nicht