Wyatt Earp Classic 45 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Classic 45 – Western - William Mark D.


Скачать книгу
Heimat waren.

      *

      Eine kleine Blockhüttenstadt mit ansteigender gewundener Mainstreet und drei Nebengassen. Sechzig oder siebzig Häuser vielleicht. Mit knapp vierhundert Menschen – das war Concha.

      Jesse Hacatt wunderte sich, wie man drüben im Osten, jenseits der Berge, dieses Nest kennen konnte. Sogar der Sheriff von Vincham hatte es erwähnt. Der Ire konnte sich genau daran erinnern, daß der Gesetzesmann den Namen dieser Stadt, zwar wie etwas Weltenfernes, aber auch wie etwas ganz Besonderes ausgesprochen hatte.

      »Concha.« Leise waren die beiden weichen Silben über die Lippen des Iren gekommen.

      Seit einer Stunde gingen die beiden Männer zu Fuß nebeneinander, wortlos wie auf dem ganzen Weg bisher.

      Plötzlich stolperte Hacatt.

      Wyatt fing ihn auf.

      »Thanks«, murmelte der Ire in seinen zottigen Bart und griff ächzend nach seiner linken Schulter.

      Der Marshal sah ihn forschend an. »Schmerzt die Wunde stark?«

      »Nein, nicht sehr. Hab ich mir beim Ausrutschen an einem scharfen Felsstein geschlagen…«

      Weshalb log er dem anderen etwas vor? Hacatt wußte es selber nicht. Stumm trottete er weiter neben seinem Retter auf die Stadt zu.

      »Sie sollten einen Arzt aufsuchen, Mister Hacatt.«

      Der Ire schüttelte den Kopf. Nein, er würde ganz sicher keinen Arzt aufsuchen, denn er hatte keinen Dollar übrig für so etwas. Die paar Geldstücke, die er noch bei sich trug, würde er notwendig für andere Dinge brauchen.

      Eines der anderen Häuser auf der rechten Straßenseite trug vorn ein großes ovales Schild mit der Aufschrift: James Gilbert, Wundarzt.

      Wyatt wies auf das Haus.

      »Ich würde da mal hingehen, Mister Hacatt.«

      »No!«

      »Ich komme mit – und was er verlangt, kann ich Ihnen vorstrecken.«

      Der Ire warf den Kopf herum. »Vorstrecken? Wie meinen Sie das?«

      »Nun. Sie können es mir gelegentlich mal wiedergeben.«

      Jesse Hacatt schluckte und blickte an seinen zerrissenen Kleidern hinunter. »Nein, Mister Earp. Ich könnte es Ihnen nicht wiedergeben. Ich – habe höchstens noch sechs Dollar in der Tasche. Das andere, das ist mit in die Tiefe gegangen…«

      »Dachte ich mir. Eben deshalb. Kommen Sie!« Der Marshal ergriff ihn am Arm und schob den immer noch Widerstrebenden auf das Haus des Doktors zu.

      Mit der Linken warf er den Zügel seines hochbeinigen Falben um den Querholm und führte den Iren auf den Vorbau. Er klopfte noch an die Tür und meinte dann:

      »Ich bin in Hunters Boardinghouse, wenn Sie mich suchen sollten, Mister Hacatt.« Ohne eine Antwort des anderen abzuwarten, wandte sich der Missourier ab und ging zu seinem Pferd.

      Hacatt wartete, bis er verschwunden war, und ging dann auf die Straße zurück.

      Er dachte nicht daran, sich von dem Mann auch noch die Doktorrechnung bezahlen zu lassen.

      *

      Spät am Abend sah Wyatt, der schon die ganze Stadt nach ihm durchstreift hatte, ihn wieder. Ganz zufällig erkannte er vom jenseitigen Vorbau aus die Gestalt des Iren im schwachen Licht, das durch die Ritzen einer Fensterlade fiel.

      Wyatt blieb stehen und beobachtete den Mann. Er hatte sich auf die Zehenspitzen erhoben und versuchte, in den Raum zu blicken.

      In den Schankraum – denn das Haus, vor dem er stand, war eine Schenke.

      Wyatt sah, wie der Alte sich niedergeschlagen abwandte.

      Ob er Durst hatte? Zweifellos war er ein seltsamer Mensch, ein Sonderling, das hatte der Missourier längst erkannt, aber vielleicht hatte der Unfall oben am Paß ihn so schockiert oder gar seelisch zerbrochen. Wer konnte das sagen. Absichtlich hatte der Marshal ihn unterwegs nicht mit Fragen behelligt. Er sah ja, wie es um den Alten stand. Wie es allerdings in Wirklichkeit um den Iren stand, das konnte der Missourier nicht wissen.

      Hacatt stand eine Weile mit gesenktem Kopf da, sah sich dann um und trottete weiter die Straße hinunter.

      Und das Haus, bei dem er erneut stehenblieb, war wieder ein Saloon. Wieder sah er durch die Fenster. Und der Beobachter, der ihm drüben auf den Stepwalks gefolgt war, konnte jetzt deutlich sehen, daß der Ire sich Mühe gab, möglichst ungesehen in den Saloon zu spähen.

      Er suchte also jemanden. Oder sollte es tatsächlich nur seine Menschenscheu sein, die ihn so sonderbar handeln ließ? Vielleicht suchte er eine leere Schenke, in der man ihm vielleicht einen Whisky umsonst gab? Nein, dieser Mann nahm nichts umsonst. Wyatt hatte inzwischen auch herausgebracht, daß er den Arzt nicht aufgesucht hatte.

      Hacatt hatte jetzt in das erste Fenster hineingesehen, duckte sich nieder, ging unter dem Wandzwischenstück hindurch und spähte von der Seite her in das nächste Fenster.

      Plötzlich schien es Wyatt, als habe der Alte jemanden gesehen. Er zuckte förmlich zurück und fuhr sich mit der Rechten durch den Nacken. Eine Gebärde, die der Missorier schon bei ihm kannte.

      Wyatt lehnte sich an einen Vorbau-pfeiler und behielt den Iren im Auge.

      Drüben kamen jetzt zwei Männer aus der Schenke.

      Hacatt trat auf sie zu.

      Er sprach sie an.

      Was gesprochen wurde, konnte Wyatt nicht verstehen.

      Dann flammte drüben ein Zündholz auf. Der Alte hatte sich Feuer für einen Zigarrenstummel von einem der Männer geben lassen.

      Die beiden überquerten die Straße und verschwanden in einer Nebengasse.

      Jesse Hacatt sah ihnen nach. Den Zigarrenstummel löschte er wieder und schob ihn in die Tasche. Er war sparsam wie ein Schotte mit seinem Rauchzeug; auch das hatte der Marshal schon unterwegs feststellen können.

      Hacatt ging weiter. Er bog links in eine Quergasse ab.

      Der Marshal folgte ihm vorsichtig; das war hier in der bedeutend engeren Gasse erheblich schwieriger als vorn auf der breiten Mainstreet. Dennoch gelang es ihm, rechts im Schlagschatten der Häuserfronten zu bleiben. Hacatt erleichterte ihm sein Vorhaben, da er selbst sehr nah an der linken Häuserreihe blieb.

      Die Straße war ziemlich dunkel im Gegensatz zur Mainstreet, wo die Schenken, die beiden Hotels, die drei Boardinghäuser und der große Spielsalon ganze Lichtbündel auf den Fahrdamm warfen.

      Hinten, fast am Ende der Gasse, fiel ein scharfer grellgelber Lichtkegel bis an die gegenüberliegende Hauswand.

      Aber das Fenster der Schenke war zu hoch, als daß der Ire einen Blick hätte hineinwerfen können. Wohl oder übel mußte er die Bar betreten. Er öffnete die mit Buntpapier beklebte Tür und blickte in den schlauchartigen Schankraum, über dem eine gewaltige Tabakwolke schwebte. Stimmengewirr, Lachen, Johlen und das hysterische Kreischen einer Frau schlugen ihm entgegen und drangen auf die Gasse.

      Eine Minute später folgte der Marshal dem Iren.

      Er entdeckte ihn nicht gleich – sah ihn dann aber doch hinten zwischen zwei Gruppen abenteuerlich gekleideter Holzfäller am anderen Ende der Theke stehen.

      Wyatt schob sich durch die Tischreihen und zwängte sich auf einen leeren Hocker an einem Ecktisch zu zwei düster dreinblickenden Woodcuttern, die auf seine Frage, ob der Platz noch frei sei, überhaupt nicht reagierten.

      Erst nach einer halben Ewigkeit kam der Keeper und schob, ohne eine Bestellung abzuwarten, ein schmieriges, halbgefülltes Glas mit übelriechendem Fusel vor ihm hin.

      Wyatt zog eine der Zigarren, die er vorhin frisch gekauft hatte, hervor, riß ein Zündholz an und rauchte.

      Der Mann, der rechts neben ihm saß, knurrte. »Jetzt verpestet der


Скачать книгу