8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009. Frank Rehfeld

8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009 - Frank Rehfeld


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beschlagnahmten wir seinen Rechner. Sollten die Kollegen im Labor mal den Email-Verkehr unter die Lupe nehmen.

      6

      Wir waren gerade in den Sportwagen eingestiegen, als uns ein Anruf aus dem Field Office erreichte. Mr Jonathan D. McKee, der Chef des New Yorker FBI, war am Apparat.

      „Es hat sich jemand gemeldet, der O’Rourke in der Nacht seines Todes gesehen haben will“, berichtete uns Mr McKee. O’Rourkes Bild war mit der Frage an die Bevölkerung über die Medien verbreitet worden, wer den Lieutenant der Homicide Squad in der Mordnacht gesehen hatte, um auf diese Weise nach und nach rekonstruieren zu können, was sich vor der Tat ereignet hatte. Vor allem ging es uns natürlich um den Tatort, denn dort waren möglicherweise noch Spuren zu finden. „Der Mann heißt Jamie Fredo und betreibt eine 24-Stunden-Snack Bar mit Fischgerichten. Der Laden liegt an der 5th Street in Queens, das dürfte nicht allzu weit von Ihrer gegenwärtigen Position entfernt sein.“

      „Wir sind schon so gut wie dort“, versprach ich. Von O’Rourkes Revier aus waren das maximal zehn Minuten.

      7

      Als wir Fredo’s Fish Bar in der 5th Street erreichten, waren dort bereits zwei Einsatzfahrzeuge des NYPD.

      Wir stiegen aus. Möwen kreischten. Man hatte einen direkten Blick auf den East River und Franklin D. Roosevelt Island. Die lang gezogene Insel teilte den East River zwischen dem UNO-Hauptquartier und dem Carl Schurz Park in West Channel und East Channel. Etwas weiter südlich lag Belmont Island, eine unbewohnte Insel, auf der sich, abgesehen von einem Leuchtturm, keine Gebäude befanden.

      Eine Pier ragte etwa hundert Meter weit ins Wasser hinein. Ein Frachter lag dort vor Anker.

      Mehrere uniformierte Kollegen der City Police sahen sich dort bereits um.

      Wir betraten Fredo’s Fish Bar.

      Es herrschte kaum Betrieb.

      Eine junge Polizistin saß zusammen mit einem Mann mit weißer Schürze und Matrosenmütze an einem der Tische. Wir traten hinzu.

      „Jesse Trevellian, FBI. Dies ist mein Kollege Milo Tucker“, stellte ich uns vor.

      „Sergeant Rebecca DeHunt“, nannte die junge Polizistin ihren Namen. „Mister Fredo hat uns angerufen und wir haben gleich Ihr Field Office verständigt.“

      „Danke.“ Wir setzten uns dazu. „Sie haben Lieutenant O’Rourke wiedererkannt“, wandte ich mich an Jamie Fredo.

      Der Besitzer von Fredo’s Fish Bar nickte. „Ja. Er aß regelmäßig hier. Fast täglich. Die Uhrzeit war wochenweise verschieden. Ich nehme an, dass er immer nach seiner Schicht hier vorbei kam. Zwei Fishburger und eine Tasse Kaffee, dazu Chips. Das war seine Standard-Bestellung.“ Jamie Fredo atmete tief und fuhr schließlich fort: „Sein Bild wurde im Lokalfernsehen gebracht. Ich habe ihn gleich wiedererkannt.“

      „Schildern Sie uns, was geschehen ist.“

      „Es war ungefähr vier Uhr morgens. Er saß am letzten Tisch dort hinten, in der Ecke. Dort ist er immer hingegangen. Er gähnte dauernd, weil er wohl eine Nachtschicht hinter sich hatte. Er hat seine Bestellung aufgeben, angefangen zu essen und wurde dann über das Handy angerufen.“

      „Konnten Sie etwas verstehen?“

      „Ja, er war der einzige Gast um die Zeit und ich habe mitbekommen, dass sich mit dem Typ am anderen Ende der Leitung verabredet hatte. Er war etwas ungehalten darüber, dass der Kerl noch nicht da war. Vielleicht sollte er auch in der Fish Bar auf ihn warten.“

      „Woraus schließen Sie, dass es ein Mann war?“

      Jamie Fredo zuckte mit den breiten Schultern und hob die Augenbrauen. „Also, wenn Sie mich so fragen…“

      „Ja?“

      „Ich habe das einfach nur angenommen. Jedenfalls verließ er kurz nach dem Anruf das Lokal und verschwand draußen in der Dunkelheit.“

      „Sie haben nichts mehr gesehen oder gehört?“

      „Nein. Wenn es dunkel ist, spiegeln die Scheiben. Man sieht fast nichts.“

      „Wir danken sehr für Ihre Auskünfte“, mischte sich Milo ein.

      Jamie Fredo schluckte. „Hoffentlich konnte ich Ihnen weiterhelfen. Ich verliere ungern Stammkunden auf diese Weise. Dass er ein Cop war, habe ich übrigens erst in den Nachrichten gehört.“

      „Meine Kollegen suchen die Umgebung nach Hinweisen ab“, sagte Sergeant DeHunt.

      „Ich hoffe, sie finden etwas“, antwortete ich. „Wenn man den Tatort nicht kennt, stochert man mit seinen Ermittlungen ziemlich im Nebel herum.“

      Wir erhoben uns. Ich wandte mich noch einmal an Jamie Fredo, der ziemlich nervös wirkte und sich die schwitzigen Hände an seiner Schürze abwischte. „Eine Frage noch…“

      „Ja, Sir?“

      „Sie meinten, dass er jemanden hier erwartet hat.“

      „Genau.“

      „Hat er sich zuvor mal mit jemandem hier getroffen oder war er immer allein, wenn er seine Fishburger aß?“

      „Er war eigentlich immer allein. Zumindest, wenn ich dabei war, aber ich muss gestehen, dass zwar meine Fish Bar 24 Stunden geöffnet hat, aber ich nicht rund um die Uhr hinter dem Tresen stehen kann.“

      „Könnten wir Ihre Angestellten dazu befragen?“

      „Sicher.“

      Es stellte sich heraus, dass Jamie Fredo insgesamt fünf feste Angestellte hatte, dazu drei Aushilfskräfte, die stundenweise engagiert wurden. Von den fest angestellten fehlte eine und von den Aushilfskräften zwei Personen, deren Arbeitszeiten in der Fish Bar erst später begannen.

      Eine als Aushilfskraft angestellte junge Frau namens Jessica Liao wollte gesehen haben, dass sich O’Rourke einmal mit einem Mann um die dreißig und einmal mit einer Blondine getroffen hatte. Die Blondine war auch noch einem anderen Angestellten aufgefallen, der Mann hingegen nicht.

      „Der Mann, mit dem er sich traf, war ziemlich groß, schlaksig und hatte gelocktes, dunkles Haar“, berichtete uns Jessica Liao. „Er wurde wohl eingeladen. Jedenfalls ist er mir schon deswegen in Erinnerung geblieben, weil er vier Fishburger geschafft hat.“

      „Haben Sie einen Namen oder irgendetwas von dem Gespräch der beiden mitbekommen?“, fragte ich.

      Jessica Liao schüttelte den Kopf und strich eine Strähne ihrer schulterlangen, blauschwarzen Haare aus Gesicht. „Nein, tut mir leid. Aber es gab Streit zwischen den beiden, woraufhin der Mann mit dem gelockten Haar wutentbrannt hinausgelaufen ist. Er hätte mich fast umgerannt. Ach, übrigens, er trug ein Goldkettchen mit einem Kreuz auf der Brust.“

      „Bis wann sind Sie hier in der Fish Bar?“

      „Heute bis fünf Uhr am Nachmittag.“

      „Dann wird vorher noch einer unserer Kollegen hier vorbeikommen und mit Ihnen zusammen ein Phantombild anfertigen. Er heißt Agent Prewitt.“

      „Glauben Sie, dass dieser Lockenkopf den Mann umgebracht hat?“

      „Er ist bislang nur ein Zeuge. Jeder, der in den letzten Tagen und Wochen mit ihm zu tun hatte, kann uns vielleicht wertvolle Informationen darüber geben, wer einen Grund gehabt haben könnte, O’Rourke umzubringen.“

      „Und was können Sie uns über die Frau sagen?“, fragte Milo.

      „Ich glaube, die beiden hatten was miteinander – so wie die sich angesehen haben“, lautete die Meinung von Jessica Liao. „Ihr Blond war nicht echt, die Brüste auch nicht und ich nehme an, sie hat sich auch die Lippen machen lassen. Ich frage mich, was sie mit ihrem Körper angestellt hat, dass Sie das in dem Alter schon


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