Sei höflich zu deinem Hund!. Masih Samin

Sei höflich zu deinem Hund! - Masih Samin


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      Natürlich ist es wichtig, dem Verhalten auf die Spur zu kommen. Aber eines vergessen wir hierbei leicht: Dass der Hund sich auch auf uns einstellen muss. Einen glücklichen Hund bekommt man nur dann, wenn man ihn auch versteht. So kann man seine Bedürfnisse befriedigen, ohne die eigenen zu vernachlässigen. Im heutigen »Informationsdschungel« ist es jedoch äußerst schwierig, den richtigen Weg für sich zu finden. Und so mancher fragt sich, wie es eine Mutterhündin nur schafft, ihren Nachwuchs großzuziehen – ohne Google, Fachbücher oder Hundeschulen? Während wir Menschen schon häufig beim ersten Rückruf verzweifeln.

      Die Lösung ist ganz einfach: Sie lautet Kommunikation! Deshalb hat die Hündin es einfacher als wir Menschen, ihre Jungen zu erziehen. Schließlich sprechen sie dieselbe Sprache. Wir dagegen müssen erst lernen, die Sprache unserer Hunde zu verstehen und ihnen – im Umkehrschluss – unsere Welt und unsere Kultur ins »Hündische« zu übersetzen. Tun wir das nicht gewissenhaft genug, können sich rasch einige Probleme entwickeln. Eines nämlich ist ununstößlich: Fast jedes Problem lässt sich auf ein kommunikatives Missverständnis zurückführen.

      Genau hier beginnt meine Arbeit: Ich betreue deutschlandweit Hundehalter, die die Beziehung zu ihrem Vierbeiner verbessern wollen. Ich unterrichte sie darin, das natürliche Verhalten ihrer Hunde zu verstehen und sich darauf einzustellen. Aber auch darin, ihre eigenen Handlungen infrage zu stellen. Der Hund »erzählt« mir dabei ebenfalls seine Sicht der Geschichte. Meine Aufgabe besteht also letztendlich darin, zwischen Mensch und Hund zu vermitteln.

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      Mein Mädchen, noch ganz jung! Mittlerweile sind wir ein perfekt eingespieltes Team.

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      MEINE PHILOSOPHIE

      Der Hund ist seit jeher der ständige Begleiter des Menschen, und vermutlich ist daher der Wunsch nach einem eigenen Hund so tief in vielen von uns verwurzelt. Er soll freundlich und verspielt sein, soll uns respektieren und gut hören, groß oder klein sein … Wir haben viele Erwartungen an den »besten Freund des Menschen«. Aber was erwartet der Hund eigentlich von uns? Wir haben eine genaue Vorstellung, was einen guten Hund ausmacht. Aber was genau macht einen guten Menschen aus? Zumindest für unsere Vierbeiner.

      Ich bin, wie Sie wahrscheinlich auch, ein Hundemensch durch und durch. Um meine Verbundenheit zu den Hunden mit Ihnen zu teilen, habe ich dieses Buch geschrieben. Denn eine von vielen wichtigen Lektionen im Laufe meiner Arbeit mit Hunden ist: Ich kann nichts von meinem Hund verlangen, solange ich es selbst nicht leisten kann. Ich kann nicht von meinem Hund erwarten, dass er sich draußen entspannt verhält, solange ich selbst im Angesicht eines anderen Hundes in Panik verfalle. Und ich kann nicht wirklich den Rückruf verlangen, wenn ich ihn dem Hund nicht beigebracht habe.

      Sollte mein Hund an der Leine pöbeln, bin ich sicher kein Vorbild als Krisenmanager, wenn ich mich ebenfalls aggressiv verhalte, an der Leine rucke oder mich mit anderen Hundebesitzern anlege. Und schlägt mein Herz jedes Mal hoch, wenn es an der Tür klingelt, wäre es unfair, mich über das unsichere Gebell meines Tieres aufzuregen.

      Unsere Vierbeiner machen so einiges mit uns durch. Dabei ließe sich vieles leichter erleben, wenn wir zunächst unser Verhalten reflektieren würden. Der beste Freund des Menschen braucht ebenfalls einen besten Freund, und wie jede Beziehung muss auch diese gepflegt werden.

      »Der Mensch beeinflusst maßgeblich das Verhalten des Hundes, indem er sich selbst entwickelt.«

      Es ist schon eine ganze Weile her, aber als mein Mädchen zu mir kam, erwies sie sich als recht widerspenstig. Sie war äußerst aggressiv und konnte ihre Emotionen gegenüber Artgenossen nicht kontrollieren.

      Ich verzweifelte ein ums andere Mal an ihrem unbändigen Verhalten. Während der langen Arbeit mit ihr lernte ich viel über mich selbst. Vor allem aber bemerkte ich, dass mein Verhalten maßgeblich ihr Verhalten beeinflusste. Somit musste ich mich immer wieder an meine eigenen Leitsätze erinnern.

      Mädchen war eine strenge Lehrerin und ließ mich für jede meiner Unsicherheiten zahlen. So erteilte sie mir eine wichtige Lektion, die ich nie vergessen werde: Jede Veränderung beginnt in dir selbst. Ich war gezwungen, mich besser zu reflektieren, um bewusster zu kommunizieren. Nur so konnte ich aus meinen Fehlern lernen. Und erst ab dann war Mädchen bereit, mir zu vertrauen.

      Heute ist Mädchen meine treue Gefährtin und hilft mir so gut wie jeden Tag, anderen Hunden zu helfen. Die Erkenntnisse aus der Arbeit mit ihr ziehen sich wie ein roter Faden durch meine Arbeit mit allen Hunden und helfen mir immer wieder, wenn einer meiner »Patienten« mal besonders große Probleme hat. Ohne Mädchen wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Danke!

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      KOMMUNIKATION VERBINDET

      WENN SIE RESPEKTVOLL MITEINANDER ­UMGEHEN, SIND MENSCHEN UND HUNDE EIN STARKES TEAM. DOCH DAZU MÜSSEN SIE ZUERST EINMAL VERSTEHEN, WAS SIE ­EIGENTLICH VONEINANDER WOLLEN.

      KOMMUNIKATION IST DIE BASIS JEDER GUTEN BEZIEHUNG

      Kommunikation ist nicht nur unter Menschen die Grundlage jeder Beziehung und ganz entscheidend für deren Qualität. Es ist dabei überhaupt nicht notwendig, für das Übertragen von ­Informationen ein akustisches Signal zu ­verwenden. ­Insofern stimmt es auch nicht, wenn wir sagen: »Es kann nur dem geholfen werden, der spricht.«

      Es gibt sehr viel mehr Möglichkeiten, um sich mitzuteilen, als die Sprache. Wenn man beispielsweise in einem fremden Land nach dem Weg fragt, der Landessprache jedoch nicht mächtig ist, wird man wenn nötig Hände und Füße einsetzen, damit das Gegenüber einen versteht. Die Informationen müssen nur verstanden werden, ganz gleich, welches Instrument man dafür verwendet.

      Wir Menschen haben gelernt zu improvisieren, wenn die Not es erfordert. Genauso haben wir gelernt zu fühlen, wenn wir zunächst nicht verstehen. Die Stimme dient schließlich lediglich dem Transport des Gefühls. Ebenso wie Mimik und Gestik hilft sie, Gefühle nach außen zu bewegen und das Gegenüber zu erreichen. Es ist dabei nicht von Bedeutung, ob wir und unser Gegenüber dieselbe Sprache sprechen. Das Gefühl der Freundlichkeit oder auch der Feindseligkeit versteht jeder. Nichtsdestotrotz kommt es zwischen zwei Menschen immer wieder zu Missverständnissen und Kommunikationsschwierigkeiten. Wie schwierig wird es dann erst, wenn wir die Spezies wechseln und mit einer anderen Art kommunizieren? Wenn es schon zwischen Mensch und Mensch nicht leicht ist, ist es gewiss nicht einfacher zwischen Mensch und Hund.

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      Wenn ein Hund so gut ohne Leine laufen soll wie Mädchen, muss man ihm zuvor genug Zeit zum Üben zugestehen.

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      Ich vertraue meinen Hunden blind. Deshalb muss ich auch nicht immer hinter ihnen laufen und alles im Blick behalten. Aber Vertrauen ­beruht auch auf Gegenseitigkeit.

      FÜNF GRUNDREGELN DER KOMMUNIKATION

      Der Kommunikationswissenschaftler und Psychotherapeut Paul Watzlawick befasste sich sein Leben lang intensiv damit, die Kommunikationsprozesse zwischen Menschen zu analysieren und zu verbessern. Eine seiner wichtigsten Errungenschaften sind die fünf Grundregeln der Kommunikation. Watzlawick beschäftigte sich unter anderem mit der Frage, warum Menschen eigentlich in Streit geraten. Dasselbe könnte man sich bezüglich unserer Hunde fragen. Warum haben wir Probleme im Umgang mit ihnen?

      Die wichtigste Regel von Paul Watzlawick lautet: »Man kann nicht nicht kommunizieren, denn jede Kommunikation (nicht nur mit Worten) ist Verhalten, und genauso wie man sich nicht nicht verhalten


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