Ragins Weg. Dr. Reinhold Goldmann
Ländern gehortet. Ein neuer, weitaus zerstörerischer Krieg war nach dem zweiten Weltkrieg durchaus vorstellbar und ist es leider bis heute.
Im Jahre 1962 stürzte Ragins Großmutter ins Zimmer und rief entsetzt aus, dass ein neuer, wohl noch schrecklicherer Krieg bevorstehe. Zu jener Zeit transportierten Schiffe der Sowjet-Union Mittelstrecken-Raketen mit Atomwaffen nach Kuba, was die US-Amerikaner zu einer Seeblockade veranlasste.
Die ungeheuren Gefahren eines möglichen Krieges mit Kernwaffen wurden damals einer breiten Öffentlichkeit schlagartig bewusst.
Die Wasserstoffbombe
Bereits 1952 wurde auf einem kleinen Atoll im Pazifik eine Wasserstoffbombe gezündet, welche die viertausendfache Sprengkraft der Hiroshima-Bombe hatte. Nach der Explosion war die kleine Insel nicht mehr vorhanden.
Edward Teller war maßgeblich an der Entwicklung der Wasserstoffbombe beteiligt. Er war Zeitlebens eine Figur voller Widersprüche. Sein vehementes Eintreten für Massenvernichtungswaffen von immer größerer Sprengkraft war für ihn ein Dienst am Weltfrieden und übte großen Einfluss auf die US-Politik aus.
1995 sinnierte Teller:
„Die Zündung einer Atombombe am Abendhimmel über Tokio hätte die Stadt in grelles Licht getaucht, aber verschont und vermutlich zur Abschreckung genügt. Wenn wir den Krieg durch eine Demonstration wissenschaftlicher Macht beendet hätten, ohne einen einzigen Menschen zu töten, wären wir heute alle glücklicher, vernünftiger und in größerer Sicherheit."
Kurz vor seinem Tod schrieb er:
"Ich wurde oft gefragt, ob ich es bedauere, an Atom- und Wasserstoffbomben gearbeitet zu haben. Meine Antwort lautet nein. Ich beklage zutiefst den Tod, den die Atombomben-Abwürfe brachten. Aber die beste Erklärung, warum ich die Arbeit an Waffen nicht bedauere, ist eine Frage: Was wäre geschehen, wenn wir es nicht getan hätten?"
Otto Hahn hat den Missbrauch seiner Entdeckung verurteilt. Edward Teller dagegen versuchte das grauenvolle Ergebnis seiner Arbeiten zu rechtfertigen. Eine tödliche Nutzung ihrer Tätigkeiten konnten oder wollten beide nicht verhindern.
Immer mehr Nationen entwickeln Kernwaffen, wodurch das „Gleichgewicht des Schreckens“ aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Auch für Terroristen sind Kernwaffen interessant. Es genügt bereits eine „schmutzige Bombe“, die mit herkömmlichem Sprengstoff gezündet wird und radioaktive Materialien enthält. Dadurch könnten große Gebiete langfristig unbewohnbar werden.
Wegen seiner hohen Dichte wird Uran in panzerbrechenden Geschossen genutzt. Da dieses abgereicherte Uran aus Kernkraftwerken stammt, enthält es auch andere radioaktive Elemente, welche ebenfalls die Einsatzgebiete verseuchen. Tausende Tonnen dieser Uranmunition wurden in den kriegerischen Auseinandersetzungen der jüngeren Zeit eingesetzt. Die dort lebenden Menschen atmen die bei der Explosion freigesetzten fein verteilten Partikel ein oder nehmen sie mit der Nahrung auf. Inkorporierte Alphastrahlung schädigt die Körperzellen und kann Krebs auslösen.
Viele revolutionäre Erfindungen können dem Menschen hilfreich oder ein Schaden sein. Es kommt stets darauf an, wie eine Technik genutzt wird.
Elektrizität ist heute unersetzlich, kann aber auch tödlich wirken.
Ein Messer in der Hand des Chirurgen kann Leben retten, aber in der Hand eines Mörders Leben vernichten.
Auch die in der Wasserstoffbombe verheerend wirkende Kernfusion könnte zukünftig die Energieversorgung sichern.
Die Kernfusion
Die Wasserstoffbombe entfaltet eine unvorstellbar große zerstörerische Kraft.
In den unzähligen Sternen des Universums läuft die Kernfusion jedoch ohne Schaden für die Erde ab und bleibt ungefährlich, solange man ihnen nicht zu nahe kommt.
Auch in dem uns nächstgelegenen Stern, der Sonne, findet die Fusion von Wasserstoff zu Helium unter enormer Energiefreisetzung statt. Um diese Energie in einer Bombe zu erzeugen, wird darin das Wasserstoffisotop Deuterium in der chemischen Verbindung Lithium-Deuterid verwendet.
Fusionsreaktionen werden in den kommenden Kapiteln dieses Buchs ausführlich erläutert.
Die bei der Wasserstoffbombe entstehenden Neutronen sind für die sogenannte „Neutronenwaffe“ entscheidend. Die Bauart dieser speziellen Wasserstoffwaffe wird auf eine maximale Neutronenausstrahlung optimiert. Besonders fies ist die militärische Bedeutung der Neutronenwaffe als taktische Waffe, da alle Lebewesen durch Neutronenstrahlung getötet werden, die Infrastruktur jedoch weitgehend intakt bleibt.
Wegen der vernichtenden Wirkung der energiereichen Wasserstoffbomben, hat bisher die Vorstellung an einen alles zerstörenden Krieg, den Einsatz von Atomwaffen verhindert. Man spricht immer noch zynisch vom „Gleichgewicht des Schreckens“.
Erstaunliche Technik
Radiowellen
Ragins Mutter verstand nie, woher wohl die Sprache aus dem Rundfunkgerät komme. Das treibe sie noch in den Wahnsinn, so drückte sie sich manchmal aus.
Schon deswegen informierte sich Ragin bereits früh über die Funktionsweise der damaligen Rundfunktechnik.
Die dafür nötigen Wellen umfassten Frequenzbereiche von 30 Kilohertz (Langwelle) bis 300 Megahertz (UKW).
Hertz ist die Einheit für die Frequenz von Wellen. Sie gibt die Anzahl der sich wiederholenden Schwingungen pro Sekunde an.
Im Ersten Weltkrieg wurden Versuche mit Röhrensendern begonnen.
Eine Elektronenröhre ist ein elektrisches Bauelement mit Elektroden, die sich in einem evakuierten oder gasgefüllten Kolben befinden. Die Röhre enthält eine beheizte Kathode und eine Anode, weshalb sie Diode genannt wird. Aus der Glühkathode treten negativ geladene Elektronen aus und werden zur positiven Anode beschleunigt.
Die Existenz von Radiowellen wurde 1864 von James Clerk Maxwell auf Grund theoretischer Überlegungen vorhergesagt und 1886 von Heinrich Hertz zum ersten Mal experimentell bestätigt.
Radiowellen entstehen, wenn der Elektronenstrom in der Kathodenstrahlröhre zum Schwingen gebracht wird. Das kann durch einen Schall geschehen. Diese Schallwellen werden von einem Sendemast versandt. Mit der Empfängerantenne des Rundfunkgeräts werden diese Wellen empfangen und im Radiogerät zuerst in elektrische Signale und dann wieder in Schallwellen umgewandelt. Ein Lautsprecher des Radiogeräts sendet die Schallwellen aus. Je nach eingestelltem Sender empfängt das Gerät die entsprechenden Radiowellen.
Die erste Rundfunkübertragung fand in Massachusetts zum Weihnachtsfest 1906 statt. Die Übertragung war in 500 Metern Umkreis zu empfangen. Im Jahre 1920 wurde in Berlin das erste Konzert über Rundfunk übertragen.
Leider empfand Ragins Mutter diese Erläuterung zur Wirkungsweise des Rundfunks nicht verständlich genug. Technik und Wissenschaft erfordern vermutlich doch den Willen, sich intensiv mit der Theorie auseinanderzusetzen.
Auch über die Wärmestrahlung in der Erdatmosphäre werden Elektronenübergänge in Molekülen der Luft angeregt, wodurch „natürliche Radiowellen“ entstehen.
Blitze erzeugen starke, vorübergehende Radiowellen, die zur Ortung von Gewittern genutzt werden können.
Radiowellen der Natur werden als atmosphärische Störungen bezeichnet. Sie tragen zum elektromagnetischen Rauschen in älteren Rundfunkempfängern bei.
Strahlungsbelastung
Durch moderne Kommunikationsgeräte sind die Lebewesen heutzutage unüberschaubar vielen Strahlungen ausgesetzt.
Kann dies auf Dauer eigentlich gesund sein?
Mobiltelefone und Smartphones nutzen zur Übertragung von Daten und Sprachen hochfrequente elektromagnetische Funkwellen. Daten werden dazu digitalisiert und in Funkwellen umgewandelt. Diese Wellen werden beim Telefonieren direkt am Ohr erzeugt. Deshalb sollten Telefonate möglichst kurz und idealerweise mit Kopfhörern oder Freisprechanlage erfolgen,