Davor war alles anders, danach auch. ISIS Ehbauer

Davor war alles anders, danach auch - ISIS Ehbauer


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      So nach und nach erholt sie sich. Wie konnte sie nur so etwas tun. Warum hat sie nicht da an ihren Marc gedacht, das wird sie sich nie verzeihen! Mein Gott, wenn sie gestorben wäre? Was hätte sie ihrer Familie angetan, wegen so einem charakterlosern Typen! Sie war doch immer eine Kämpferin, warum konnte sie diesen unberechtigten Beleidigungen und Schmähungen nicht anders begegnen? Aber wie? Am nächsten Tag entlässt sie der Arzt mit guten Wünschen und Ratschlägen, den Umgang mit ihrem Chef untersagt er ihr fast. Sollte es Probleme geben, sei er jederzeit für sie da. Für diese Worte ist sie ihm sehr dankbar, er gibt ihr noch den Brief für ihren Chef mit.

      Zu Mara wird sie jetzt gehen, ein Mensch, der sie kennt, wie sie wirklich ist, der sie versteht! Zwei Stunden später wird dort ein riesiger Strauß roter Rosen abgegeben – der erste übrigens in der ganzen gemeinsamen Zeit. Reuevoll bittet er um Vergebung. Er würde auch Marc zu sich nehmen, wenn sie ihn heiraten würde. Christina glaubt, dass er wahnsinnig oder verhaltensgestört sei. Wieso laufen ihr gerade solche Männer immer über den Weg? Die Rosen will Christina in den Müll werfen, doch Mara sagt, was können die Rosen dafür. Das ist mal ein teurer Strauß, der kommt in meinem Schaufenster gut zur Geltung, da hat auch dein Chef etwas davon! Mara bittet sie inbrünstig, nicht wieder auf diesen Kerl hereinzufallen. Christina hat nicht vor, sein Image wieder aufzupolieren; sie weiß, ein Mensch, kommt auf die Welt, mit Eigenheiten, Stärken und Schwächen. Er könnte sich nie ändern, auch wenn er es wollte. Deshalb bleibt sie unerbittlich – aber morgen muss sie wieder rübergehen. Augen zu und durch!

      Abends ist Mara bereits verabredet, mit Rolf Eden, der ist gerade dabei, sich das Image eines Playboys zuzulegen. Momentan ist sie seine Favoritin. Doch wie lange, Rolf wechselt die Gespielinnen schneller als die Hemden. Mara überedet Christina mitzukommen. Musst aber allein zurückfahren, ich bleibe bei Rolf. Lange will sie ohnehin nicht bleiben. So lernt sie auch den damals schon berühmt-berüchtigten „Eden-Saloon „kennen.

      Um Mara nicht auf den Wecker zu fallen, schließt sie sich einem „Damentrio „an. Karin Baal, Kai Fischer und Barabara Valentin, letztere das „Blonde Busenwunder „. Diese nimmt Christina forsch an die Hand, entführt sie buchstäblich in einen anderen kleinen Raum, dort läuft ein Film von ihr. Oben ohne! Das könntest du mit deiner Figur auch machen, verkündet sie. Es sind natürlich die Männer in der Überzahl. Christina ist entsetzt, fluchtartig verlässt sie diesen Raum. Die Herren amüsieren sich auf ihre Kosten! Nein, das ist nicht ihr Ding! Die anderen sind später gute Schauspielerinnen geworden.

      Anschließend fährt sie nach Hause, krampfhaft überlegt sie, was sie ihren Eltern sagen soll, von ihrer größten Schmach wird sie nicht berichten. Sie hat eben einen freien Tag, morgen wird sie dann ihre Wohnung auf Vordermann bringen.

      Gisela freut sich, sie endlich mal zu sehen. Als sie von diesem Drama erfährt, ist sie entsetzt. Dann sagt sie, dass du den überhaupt in dein Leben gelassen hast, habe ich nie begriffen. Ich habe ihn nur einmal gesehen, das reichte mir; ein sehr unsympathischer Mann. Christina bittet sie auch um Stillschweigen, das musst du mir nicht sagen, aber, hast du nicht eine Sekunde an Marc gedacht? Das passt doch überhaupt nicht zu dir. Gisela, ich denke Tag und Nacht daran, die Schuldgefühle werde ich niemals loswerden … Wegen diesem Monster!

      Nun erzähle von Dir, sie möchte nicht mehr über diese schreckliche Sache reden. Gisela hat nicht viel zu berichten. Ein Tag ist so eintönig wie der andere. Ich erlebe doch nichts Aufregendes, so wie du. Ab und zu ein Plausch im Treppenhaus, mehr nicht. Ich hoffe, wir sehen uns wieder öfter, du bringst immer frischen Wind in die „Einöde „Eine Weile unterhalten sie sich noch, dann muss Christina ihr Pensum in der Wohnung schaffen.

      Spät abends steht der Chef vor ihrer Tür. Sie erblasst, alles flammt erneut auf. Sie bleibt in der Tür stehen, will ihn nicht hereinlassen. Er bittet sie ganz ruhig und beherrscht um den Eintritt in ihre Wohnung, in aller Form möchte er sich bei ihr entschuldigen. Das glaubt sie jetzt nicht!

      Dazu ist es zu spät, nie werde ich vergessen können, was du mir angetan hast. Marc hätte beinahe seine Mutter verloren. Warum diese obszönen Beleidigungen, wie konntest du mich derart erniedrigen, vor allem weißt du, dass sie nicht stimmen!

      Er gibt zu, dass es aus Eifersucht geschah. Überall erregt sie Aufsehen. Ihre Figur, ihr Aussehen, das will er mit niemand teilen. Dann hat ihm Mara noch den Rest gegeben, jede freie Minute verbrachte sie nur noch mit ihr, außerdem habe sie einen zweifelhaften Umgang. Sie verteidigt Mara, sagt, du hast nicht das Recht so mit Menschen umzugehen, schon gar nicht, wenn man vorgibt, sie zu lieben. Wieso findest du plötzlich den Weg „in den Osten“, deine Worte! Nachts hast du mich allein gelassen, es war dir egal, wie, und ob ich nach Hause komme. Wie Schuppen fiel mir dein ganzes, egoistisches Verhalten von den Augen.

      Ihm wurde im Leben auch nichts geschenkt, so seine Antwort. Und deshalb zahlst du es den Menschen heim, die für dich arbeiten, deinen Wohlstand ermöglichen; und zum Schluss noch eine „äußerst preiswerte Geliebte „abgeben …?

      Er läuft ganz rot an, das hatte er nicht erwartet. Ich hatte dir einen Heiratsantrag gemacht, als du den ablehntest, bin ich durchgedreht. Können wir noch mal von vorn anfangen? Staunend sieht sie ihn an, du hast wirklich gar nichts begriffen!

      Du bist nicht der Mann, den ich ein ganzes Leben an meiner Seite haben wollte.

      Den Altersunterschied hätte ich wegstecken können, nicht aber deine miesen Charaktereigenschaften, und du glaubst, dass du mich liebst, du suchst nur eine billige Arbeitskraft, und liebst nur dich selbst. Wer einmal in den Spiegel deiner Seele gesehen hat, kann sich nur abwenden, dann bittet sie ihn, zu gehen. Er scheint ziemlich geknickt, sie glaubt ihm nicht mehr. Christina, ich habe nie eine Frau so geliebt wie dich, bitte bleibe bei mir. Günther, das ist nun schauderhaft, sie öffnet wieder die Tür. Fast auf Knie ’n bittet er sie, noch solange bei ihm zu arbeiten, bis er für Helga und sie Ersatz gefunden hat. Da sind wir gleich beim Thema. Die Arbeit, die sie geleistet hat, hast du uns allen aufgebürdet, während du dich in bester Gesellschaft amüsiert hast. Auf uns konntest du dich verlassen, wie sieht dein Dank aus? Du hättest mich auch erschießen können, mit dem Revolver aus deiner Schublade. Ein Wunder, dass es bei deinem Jähzorn nicht passiert ist. Sie überlegt kurz, ob sie sein Angebot annehmen sollte, das Geld braucht sie. Den Eltern muss sie somit nichts erzählen, kann rumhorchen, wo eine Stelle frei ist. Was werden die Kunden davon halten, die das Geschehen mitbekamen, eine peinliche Situation! Da es die Kündigungsfrist betrifft, sagt sie zu, mit der Einschränkung, dass sie von nun an getrennte Wege gehen. Freudestrahlend willigt er ein, versucht gleich ein paar Bedingungen zu stellen. Günther, zu meinen Bedingungen, oder gar nicht, es gibt genug Arbeit. Einen Tag will sie sich noch erholen, dann wird sie kommen. Zerknirscht billigt er ihr das zu.

      Juli 1961

      Christina arbeitet die letzte Woche beim Chef. Dieser versucht, sich loyal zu geben, es gelingt ihm immer seltener. Nur noch wenige Tage wird er sie sehen, er konnte sie bisher nicht umstimmen. Die Eifersucht frisst ihn fast auf. Mittwochabend sieht er durch den Türspion vorn in der Ladenjalousie gerade noch, wie sie und Mara, beide toll zurechtgemacht, in ein Taxi steigen. Mara muss unbedingt raus, Rolf hat sie ausgetauscht, Christina will sie trösten, Mara nimmt es relativ gelassen. War ’ne schöne Zeit, er hätte ihr so gar im Winter, Süßkirschen aus Italien einfliegen lassen. Spinnt die jetzt, oder ist es Galgenhumor? Sie fragt nicht weiter.

      Heute wird Christina das “ Resi in der Hasenheide“ kennenlernen. Mara hat ihr schon so viel davon erzählt; und sie hat eine glänzende Idee. Nicht umsonst steht sie einem Modesalon vor.

      Beide probieren und probieren, dann entscheiden sie sich für das Modell „Karina „. Ein schwarzer enger Rock, knieumspielt, feinstes Tuch! Darüber eine eng anliegende, taillierte Bluse mit Schößchen und einem tollen Dekollete, das ganze schwarz/weiß gepunktet. Dazu elegante schwarze Pumps. Schnell werden die Strumpfnähte noch gerade gezogen. Siegessicher lächeln sie in den großen Spiegel, er gibt das Bild vielsagend zurück! Fantastisch sehen sie beide aus, sie können sich sehen lassen – das wissen sie!

      Mara hatte zur Eile gedrängt, um diese Zeit traf sich dort die halbe Welt. Schließlich wollte man einen guten Platz erwischen, die Telefone würden klingeln. An endlos scheinenden Tischreihen vorbei, steuert sie zielsicher einen Tisch


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