Der Fisch in der Heizung. Gerhard Moser
Gerhard Moser
Gerhard Moser, geboren 1955 in der Nähe von Offenburg, machte 1972 seine Ausbildung zum Altenpfleger. Nach seinem Examen war er in verschiedenen Heimen und Kliniken in ganz Deutschland tätig. Im Oberbergischen baute er schließlich einen privaten Pflegedienst auf. Der Liebe wegen zog er 1999 nach Köln, wo er nach längerer Krankheit aus dem Pflegeberuf aussteigen musste und bis vor einigen Monaten eine ambulante medizinische Fußpflege und private Seniorenbetreuung betrieb.
Seit 2017 veröffentlicht er mit seinem Mann die Erlebnisse ihrer gemeinsamen Reisen auch auf der eigenen Blog-Seite, kombiniert mit Achims fantastischen Fotos, die er mit Leidenschaft überall digital festhält. Diesen Blog kann jeder kostenlos einsehen und einen Kommentar dazu abgeben. Über diesen Blog ist es auch möglich, mit dem Autor Kontakt aufzunehmen.
https://die-weltenbummler.blog/
Dieses Buch widme ich meinen Mann Achim,
der meinem Leben durch seine Liebe
immer wieder Flügel verleiht,
und so den Glauben an mich selbst stärkt.
Und das seit über 25 Jahren.
Gerhard Moser
Der Fisch in der Heizung
Geschichten eines Pflegers
© 2020 Gerhard Moser
Texte: | Gerhard Moser |
Umschlag: | Achim Kurtz |
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN | |
Paperback | 978-3-347-11077-9 |
Hardcover | 978-3-347-11078-6 |
e-Book | 978-3-347-11079-3 |
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhalt
Wie mir meine Berufswahl „aufgezwungen“ wurde
Der Fisch in der Heizung
Wohnungsauflösung am Sterbebett
Spare in der Zeit, dann hast du nichts mehr in der Not
Hypnose wird dich heilen
Hier bleibe ich nicht!
Die „Fürstin von Hammerschlag“
Wir müssen alles feiern
Nachts, wenn alles schläft
Will die Alte ewig leben?
Sex ist kein Privileg der Jugend
Wo rohe Kräfte walten
Tod, wo ist dein Stachel – Hölle, wo ist dein Sieg?
Stille Nacht, Heilige Nacht
Ich bin keine Melkkuh
Dann eben auf eigene Faust
Das geht zu weit
Papa ist für uns die ganze Welt
Ärger, Ärger, nichts als Ärger
Paris ist eine Reise wert
Satt und sauber
Gedanken zur Grundversorgung in der Pflege
Zu diesem Kapitel ist erneut ein Nachtrag notwendig
Weitere Veröffentlichungen des Autors:
Wie mir meine Berufswahl „aufgezwungen“ wurde
Mit siebzehn Jahren machte ich den Realschulabschluss. Welchen Beruf sollte ich nun ergreifen? Mit dieser Frage hatte ich mich nie groß auseinandergesetzt. Nur eines war mir klar: Mein Beruf sollte viel mit Menschen zu tun haben. Büroarbeit oder Maschinen, nein Danke! Helfen wollte ich, täglich mit recht vielen Menschen in Kontakt kommen.
Welche Möglichkeiten boten sich da? Lehrer oder Pfarrer – ja, das wäre schon was für mich gewesen, aber dazu hätte ich das Abitur und anschließend ein Studium benötigt. So lange wollte ich die Schulbank nicht mehr mit meinem Hosenboden blank wetzen. Also ging ich zum Beratungstermin beim Arbeitsamt. Und da fand ich ein Berufsbild, das mir auf Anhieb gefiel: Diplom-Pädagoge! Behinderte oder schwererziehbare Kinder und Jugendliche betreuen, das konnte ich mir gut vorstellen. Je mehr ich mich mit dieser Idee auseinandersetzte, umso schöner erschien mir dieser Beruf. Allerdings musste ich dazu das Fachabitur nachholen und dann in Freiburg studieren. Doch das fand ich durchaus akzeptabel, zumal ich das Fachabitur innerhalb eines Jahres an der gleichen Schule machen konnte, an der ich dann das Studium zum Pädagogen absolvieren musste. Das Studium selbst würde dann nochmals drei Jahre in Anspruch nehmen. Begeistert schwärmte ich meinen Eltern vor.
„Pädagogen werden immer gebraucht. Davon wird es nie zu viele geben …“ Damals traf dies noch zu, heute sieht die Lage völlig anders aus.
Mein Vater, der zu Hause immer das entscheidende Wort zu sagen hatte, stimmte meinen Plänen tatsächlich zu. Ich war happy. So machte ich einen Termin mit dem Leiter der Fachhochschule aus und fuhr in der folgenden Woche nach Freiburg. Das Gespräch mit dem freundlichen Herrn bestärkte mich in meiner Entscheidung, die richtige Berufswahl getroffen zu haben. Aufnahmeantrag, Studienleitlinien, Lehrgangsgebührenordnung, er gab mir einen Packen Papiere mit, die ich von meinem Vater unterschrieben, baldigst an ihn zurücksenden sollte. Mündlich hatten wir soweit alles besprochen. Da ich schon mal in Freiburg war, besuchte ich noch ein älteres Ehepaar, das ich von der Jugendarbeit her kannte. Sie freuten sich mit mir, dass ich mich für diesen Beruf entschieden hatte.
Nach einem ausgiebigen Mittagessen, das meinen immer hungrigen Magen beruhigte, hatten sie für mich noch eine Riesenüberraschung parat: Sie boten mir in ihrem Haus ein möbliertes Zimmer mit Dusche und Kochnische an und das auch noch mietfrei! Mein Glück war vollkommen. Ich sah die Zukunft in den herrlichsten Farben. Voll innerer Freude fuhr ich am Abend mit dem Zug nach Hause und berichtete meinen Eltern sehr ausführlich von der tollen Schule, dem mietfreien Zimmer und dem schönen Freiburg. Zum Schluss gab ich meinem Vater die ganzen Unterlagen, mit denen ich mich vor lauter glücklichen Zukunftsgedanken gar nicht beschäftigt hatte, zum Unterschreiben. Ich bat ihn, sie möglichst bald zu unterschreiben, damit mir niemand diesen tollen Studienplatz wegschnappen konnte.
Die kalte Dusche kam am nächsten Abend. Mein Vater bat mich ins Wohnzimmer. Schon das allein war für mich ein Warnsignal, denn ins Wohnzimmer zu kommen bedeutete immer, dass etwas Außergewöhnliches passierte sein musste. Es war mir klar, dass Vater in den Formularen etwas gefunden haben musste, was er nicht akzeptieren konnte. Verflixt, warum hatte ich mir den ganzen Formularsalat nicht durchgelesen, oder wenigstens oberflächlich angesehen. Nun war es zu spät.
Und es kam dicke, ohne Schonung, ohne Alternative. Mein Vater sprach meist wenig, aber wenn, dann direkt und ohne großes Drumherum.
„Diese Schule kannst du dir aus dem Kopf schlagen. Du wirst wohl nicht erwarten, dass wir zu Hause Pellkartoffel und Quark essen, nur um dir dein Studium zu finanzieren. Such dir einen anderen Beruf. Das Studium ist entschieden zu teuer.“
Das saß! Es gab für ihn nichts weiter zu erklären. Ich brachte kein Wort heraus. Den Tränen nahe, ging ich auf mein Zimmer und handelte treu meiner Devise: Erst eine Nacht darüber schlafen, morgen sieht die Welt anders aus. Doch Vaters Meinung änderte sich über Nacht in keiner Weise. Trotzdem hatte ich Hoffnung. Um den Studienplatz belegen zu können, war ein Praktikum von mindestens sechs Monaten Dauer in einer sozialen Einrichtung vorgeschrieben. Diese Zeit erschien mir lang genug, um meinen Vater irgendwie doch noch von der Richtigkeit meiner Pläne zu überzeugen. Außerdem gab es für dieses Praktikum Geld. Ich wusste zwar nicht, wie viel, aber vielleicht …, wenn das selbstverdiente Geld … und von meinen Eltern dann der Rest?
Eine Praktikantenstelle war schnell gefunden. In