Terras kosmische Bestimmung: SF Abenteuer Paket. Reinhard Köhrer
Net Rovan und dazu natürlich jene Angehörigen von Darrans Mannschaft, die Paul Erixon gut gekannt hatten. Jeff Larson, der mit Paul Erixon auf demselben Space Force Schiff gedient hatte, sagte einige bewegende Worte, die an alle per Helmfunk übertragen wurden.
Dann war John Darran an der Reihe.
"Keiner von uns lebt ewig", sagte er. "Gemessen an den zeitlichen Maßstäben des Kosmos ist die Lebensspanne eines Menschen ein Nichts, aber gemessen an der Lebensspanne eines Menschen wird wenigstens der Stein und die sterblichen Überreste Paul Erixons hier außerhalb der Energiekuppel von Port Mars eine Ewigkeit lang erhalten bleiben. Mögen sich kommende glücklichere Generationen an diesen Ort begeben, um sich an ihn, Paul Erixon, zu erinnern, aber nicht nur an ihn, sondern auch an das, wofür er sich eingesetzt hat." Genau in diesem Moment überholte Deimos, der kleinere der beiden Marsmonde, seinen größeren Bruder Phobos.
Paul Erixon ist der Erste von uns, der hier auf dem Mars seine Heimat gefunden hat, dachte John Darran.
ENDE
Das Reservat
von Dietrich Wachler
Der Umfang dieser Geschichte entspricht 20 Taschenbuchseiten.
Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Nach den ersten heftigen Regenfällen dieses Sommers Anfang Juli war es an der Zeit, sich auf die Socken zu machen und wieder einmal um den Aasee zu wandern. In der Regel schleifte ich zu solchen „Walkie-Talkies“ Freunde oder Besucher mit, die sonst in meiner Wohnung herum gesessen und bei Kaffee, Bier und Zigaretten die Zeit mit endlosen Diskussionen totgeschlagen hätten. Diese Art, sich nicht von der Stelle zu rühren und gleichzeitig im Kreise zu drehen, ruft bei mir manchmal ein Bedürfnis nach Gewalttätigkeit oder mindestens Bewegung in frischer Luft wach, dem ich ganz spontan Folge leiste, indem ich aufstehe und den mir am nächsten Stehenden oder Sitzenden unsanft anrempele.
Bei Andrea war das nicht nötig. Andrea ist meine ältere Schwester, nur wenige Jahre älter als ich und mir in vieler Hinsicht ähnlich, ja seelenverwandt. Als ich aufgestanden war sagte sie sofort, ohne dass ich meinen Mund aufgemacht und irgendeine bestimmte Absicht geäußert hätte: „Ich komme mit.“
Wir zogen los, marschierten am Bahnhof vorbei, über den Bahnhofsvorplatz, bummelten ein bisschen auf der Promenade, deren schattige Baumkronen das Sonnenlicht zerteilten und goldene Flecken vor uns auf den Weg warfen, bis wir auf der obersten der breiten Treppenstufen standen, die direkt in den Aasee führen. Man kann von dieser Stelle bis zur Brücke sehen, die über den See führt und auf deren uns abgewandten Seite er sich noch zwei bis drei Kilometer zwischen festen Uferböschungen erstreckt, bis er irgendwo im Schilf versandet. Es war fast windstill und die Wellen des Aasees platschten sanft ans Ufer und berührten unsere Schuhspitzen.
Wir wanderten bei strahlendem Sonnenschein am rechten Ufer entlang und blieben manchmal stehen, um - die Hand über den Augen – zurückzublicken oder den Seglern zuzuschauen, die einzeln oder in kleinen Gruppen den See durchquerten oder längs der Richtung des allmählich aufkommenden Windes folgten. Die Bezeichnung „Aasee“ ist mir, solange ich in Münster lebe, immer wie eine lächerliche Übertreibung vorgekommen. Als ich von der Kieler Förde hierher kam, konnte ich in diesem Binnengewässerchen nicht viel mehr als einen Teich, eine Mini-Alster oder etwas dergleichen erblicken. Aber immerhin gab und gibt es hier einen Yachtclub, einen kleinen Segelhafen, mehrere Bootsstege und weiter weg sogar einen Badestrand, der allerdings selten benutzt wird.
Als wir oben auf der Brücke standen und uns ans Geländer lehnten, bot sich uns ein wunderbares Bild: vor und unter uns leuchtete der „See“ in dunklem Blau, von hellen Streifen, die von Wellen herrührten, durchzogen und von weißen Segeln bedeckt. Zu beiden Seiten das Grün der noch vom nächtlichen Regen dampfenden Wiesen. Und in weiter Ferne vor uns erschien eine bunte Palette, das Gemisch aus den kräftigen Farben der Promenade, aus Wegen, Bäumen, Baumwipfeln und der im Hintergrund verschwimmenden Stadtkulisse. Irgendwo dazwischen ragte der breite eckige Turm der Überwasserkirche auf.
Der Blick vom gegenüber befindlichen Geländer der Brücke weckt geradezu holländische Assoziationen. Das Land der Polder und Windmühlen (eine Windmühle stand mit unbewegten Flügeln auf einem flachen Hügel nahe der Uferböschung) war ja auch tatsächlich nicht mehr weit. Der See und die grüngraue Ebene aber verloren allmählich ihre Konturen, verschwammen miteinander und lösten sich im Nebel der Ungewissheit auf. Nun ganz im Banne dieser Eindrücke, fasziniert von den festen und fließenden Phantomen, die sich mehr und mehr unseren Blicken entzogen, überquerten wir die Brücke und machten uns auf den Rückweg am linken Ufer des Aasees. Als wir dem langgestreckten Mensagebäude – oberhalb der Böschung und getrennt von ihr durch Straße und Fußweg – vorbeigekommen waren, machte mich Andrea auf etwas aufmerksam, das ich noch nie gesehen hatte. Jedenfalls war es mir bisher nicht aufgefallen. „Was ist das?“, fragte sie und zeigte mit der Hand auf eine Art Mauervorsprung, der sich zwischen der Mensa und dem angrenzenden Gebäude befand, ohne sie eigentlich miteinander zu verbinden.
Ich zögerte mit der Antwort, denn ich hatte den Eindruck, dass dieses Stück Mauer nicht hierher gehörte, dass es die angrenzenden Gebäude nicht verband, sondern trennte und dass das, was es eingrenzte und vor unseren Blicken verbarg, einen Keil auch in die dahinter liegenden Wiesen und Gärten trieb. Es war ein Fremdkörper an diesem Ort und zerstörte irgendwie die künstlich-natürliche Umgebung, in der es sich befand, ohne dass allem Anschein nach, ein einziger Stein von der Stelle gerückt worden wäre.
Das ganze Gebilde wirkte auf mich wie eine Verzerrung der gewohnten Perspektive, die vielleicht aufgehoben werden könnte, wenn man sich ihr näherte. Wir kletterten also die kleine Treppe über die Böschung hinauf, die zur Straße führte. Wie groß war aber unser Erstaunen, als wir an Stellen der normalen Straßenführung eine Art Rondell vorfanden, das direkt an die Mauer grenzte und wie diese als Fremdkörper in seiner Umgebung als ganz und gar nicht hierher gehörig erschien. Ein breiter roter Pfeil war auf den Boden gemalt worden und führte vom Rand des Vorplatzes auf eine grüne, in die Mauer eingelassene Toreinfahrt zu, die wir zuerst übersehen hatten. Wir näherten uns langsam dem roten Pfeil und blieben plötzlich angstvoll stehen, denn von ihm und dem grünen Tor schien eine geheimnisvolle, fast magnetische Anziehungskraft auszugehen, die uns zwang, direkt auf das Tor zuzugehen, was wir im Grunde nicht wollten.