Kunterbunte Kurzgeschichten. Daniela Streitenberger

Kunterbunte Kurzgeschichten - Daniela Streitenberger


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      © 2020 Daniela Streitenberger

      Lektorat: Anja-Nadine Mayer

      Illustrationen: Daniela Streitenberger

      Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN
Paperback:978-3-347-09423-9
Hardcover:978-3-347-09424-6
e-Book:978-3-347-09425-3

      Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

      Inhalt

      Rette mich!

      Lanzelot

      Herr Krokus und Frau Schneeglöckchen

      Übervoll

      Kasimir – Der Held im Karpfenteich

      Meggi in Not

      Liebeskummer

      Die Geschichte vom kleinen Augenblick

      Paulina die Clownfrau

      Erwin Schneck – Mit Vollgas ins Glück

      Rette mich!

      Das Meer war heute ruhig. Ein sonnenklarer Tag und der Himmel strahlend blau. Solche Tage gefielen Elli der Waldame besonders. Stundenlang konnte sie sich treiben lassen und kilometerweit auf offener See schwimmen. Bis zum Abend war noch Zeit. Dann musste sie wieder bei ihrer Gruppe sein. Die Walgesänge hörte sie meilenweit und den Weg zurück würde sie wie im Schlaf finden. Weit und breit war niemand zu sehen. Ab und an tauchte sie an die Oberfläche. Dabei pustete sie eine Wasserfontäne aus einer Öffnung ihres Rückens. Wusch! Mit einer Wucht schoss diese in die Höhe.

      „Aaaaaaaaaaah!“, hörte Elli plötzlich einen Schrei. Verwundert blickte sie sich um.

      „Was um alles in der Welt soll das? Ja, dich meine ich.“

      Die Waldame spürte jemanden auf ihrem Rücken stehen. Langsam hüpfte der Unbekannte in ihren Blickwinkel.

      Auf Ellis Nasenrücken stand ein Vogel und schimpfte vor sich hin: „Haben Sie noch alle Tassen im Schrank, Fräulein? Was fällt Ihnen ein, mich einfach so aus der Luft zu pusten? Beinahe wäre ich untergegangen. Da haben Sie aber Glück gehabt, dass ich auf Ihrem Rücken gelandet bin.“

      Der Gefiederte war immer noch klatschnass. Seine Federn klebten tropfend an seinem Körper, die Augen waren vor Empörung weit aufgerissen und er atmete lautstark ein und aus.

      „Oh“, entgegnete die Walfrau nur. Und dann lachte sie unvermittelt los: „Hihihihihi! Entschuldigung! Hihi! Aber Sie sehen ziemlich komisch aus. Hihihihi!“

      „Ich weiß wirklich nicht, was daran so lustig ist“, schmollte der Vogel.

      „Tut mir leid“, meinte Elli, als sie sich wieder beruhigt hatte. „Ich heiße Elli und wer sind Sie?“

      Der Angesprochene rümpfte den Schnabel. „Na schön! Waffenstillstand. Ich bin Alfred Albatros.“

      „Freut mich“, sagte die Waldame und grinste ihr Gegenüber an. „Und was machst du so weit hier draußen?“

      „Also, um ehrlich zu sein“, begann Alfred, „bin ich auf der Suche nach Hilfe.“ Er stockte.

      Elli blickte ihn erwartungsvoll an.

      „Meine Kumpels und ich wohnen auf einem kleinen Felsen. Er steht mitten im Meer. Seit Generationen leben wir dort. Ich wüsste nicht, wann es einmal anders gewesen wäre. Aber vor ein paar Tagen sind sie angerückt.“

      „Wer?“, fragte die Zuhörerin interessiert.

      „Menschen! Mit einem riesigen Tanker. Sie wollen eine Bohrinsel bauen. Frag mich nicht, wie sie das machen, aber anscheinend gibt es im Meeresboden reichlich Öl. Das wollen sie haben. Ich dachte, mir fliegen die Ohren weg, als sie mit den Bauarbeiten angefangen haben. Ohne Pause. Permanent dieser Lärm. Ich bin jetzt schon völlig am Ende. Nicht auszudenken, wenn das Ding erst einmal steht.“

      „Ach herrje! Du armer Tropf“, sagte Elli mitfühlend. „Und deswegen suchst du Hilfe?“

      Alfred nickte matt. „Ich muss irgendetwas tun, um meine Sippe zu retten. Aber was? Wir sind zu wenige und zu schwach, um den Feind in die Flucht zu schlagen. Der Lärm macht uns alle fertig. Er zerrt an unseren Nerven. Keiner von uns hat mehr ein Auge zugetan, seit die Menschen da sind. Und zu fressen finden wir auch nichts mehr in der Nähe des Felsens, weil alle Meeresbewohner geflohen sind. Wenn es zum Äußersten kommt, dann müssen wir unser Zuhause verlassen.“ Traurig ließ er die Flügel hängen.

      „Das darf nicht sein!“, rief die Waldame. „Das wäre schrecklich! Ich helfe dir!“

      „Du?“, fragte der weiße Vogel ungläubig. „Wie willst du …?“, wollte er noch hinterherschicken, doch da begann die Walfrau zu singen. Der Albatros sah verwundert zu, wie sie im Meer verschwand.

      Es dauerte aber nicht lange, da tauchte sie wieder auf. „Bring mich zu deinem Felsen!“

      Alfred verstand überhaupt nichts mehr, aber er befolgte die Anweisung. Am Ziel angekommen, erkannten sie das Baugelände. Maschinenlärm war zu hören und die verschreckten Albatrosse versteckten sich auf dem Felsen. Aus sicherer Entfernung beobachteten Elli und Alfred die Lage.

      „Was hast du denn jetzt vor?“, fragte der Vogel.

      „Warte ab!“, kam die Antwort. Schweigend lag die Walfrau im Wasser und der Albatros saß auf ihrem Rücken.

      „Es geht los!“, rief Elli plötzlich. „Schau!“

      Tatsächlich! Aus dem Meer tauchten an die fünfzig Wale auf und schwammen geradewegs auf die Baustelle zu. Alfred traute seinen Augen kaum.

      „Das ist meine Familie. Wir helfen euch. Komm mit!“ Und auch sie steuerte auf den Tanker zu.

      Geschlossen umkreisten die Wale das feindliche Gefährt Dicht beieinanderliegend, rückten sie immer näher. Sie waren erfolgreich. Der Baulärm stoppte.

      „Was um alles in der Welt!“, rief ein Mensch. „Das gibt es doch nicht?“, meinte ein anderer.

      Die Meeressäuger blieben stur auf ihren Plätzen. Und nicht nur das. Alfred hatte inzwischen alle Albatrosse mobilisiert. Geschlossen flatterten sie auf die Menschen zu und kreisten über deren Köpfen.

      „Weg mit euch!“, schrie ein Bauarbeiter und ein anderer fuchtelte wild mit seinen Armen. Doch auch die Vögel blieben hartnäckig. Den Menschen war es unter dieser Belagerung unmöglich, ihr Bauvorhaben fortzusetzen. Drei Tage lang blieben die Wale und die Albatrosse da und bedrängten die Menschen. Die Arbeiter gaben schließlich auf.

      Sie lösten die Baustelle auf und fuhren auf dem Tanker davon.

      Das war ein Jubel! Geschafft. Der Plan hatte funktioniert. Der Felsen der Albatrosse war gerettet. Wie eh und je ragte er aus dem Meer. Ringsum blaues Wasser und fünfzig Wale, die sich mitfreuten.

      „O Mann, Elli! Das war einfach gigantisch!“, sagte Alfred glücklich. „Danke. Danke. Danke.“

      Die Waldame blinzelte mit ihren großen Augen. „Immer gerne.“

      Von nun an besuchte sie ihn regelmäßig. Aus der Rettungsaktion entstand eine Freundschaft, die von Heldenmut und unerschütterlichem Zusammenhalt erzählt.

      Lanzelot


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