Trojanische Hühner. Ado Graessmann

Trojanische Hühner - Ado Graessmann


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ein Mexikaner, eine Schönheit ist er sicherlich nicht, aber trotzdem wirkt er irgendwie attraktiv, der könnte mir schon gefallen, na mal sehen was daraus wird.

      Wie immer stand wieder unaufgefordert ein Glas Bier vor mir auf dem Tisch, so wie immer.

      Aus der Nähe sah sie noch viel besser aus, Selbstsicherheit sprach aus ihren Augen, durch die etwas nach oben gezogen Mundwinkel erschien es, als würde sie leicht lächeln und ihre Lippen erschienen mir noch verführerischer als aus der Ferne.

      Es sind immer die komischsten Momente bevor man wagt ein Wort zu sagen, ich überlegte mir kurz, soll ich das Gespräch mit einem Kompliment beginnen, frag ich was sie so macht, oder vielleicht wie ihr Tag war.

      Um das Gespräch zu beginnen, wählte ich die einfachste Methode, ich stellte ich mich kurz vor und sagte, ich bin der Mike, ich komme fast jeden Abend hierher, nach der Uni, zum Relaxen, auf ein Bier.

      Habe ich mir schon gedacht, ich bin die Terri und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Molekularbiologie.

      Nach einer Woche gingen wir zum ersten Mal von der Kneipe aus direkt zu mir in meine Bude. In der Hoffnung, dass sie nicht nein sagen würde, hatte ich schon am Morgen zuvor einige Blumen und zwei Weingläser auf den Tisch gestellt.

      Ich zündete die Kerzen an, das Licht war gedimmt und der Weißwein hatte die richtige Temperatur, wir schauten uns beide etwas verlegen an und mussten nicht so genau wie und wo wir beginnen sollten.

      Sie machte den Anfang, sagte kein Wort und stand plötzlich eng vor mir. Das erste was mir entgegenschlug war der liebliche Duft ihres Parfüms, ihre Augen waren dunkler als ich es in Erinnerung hatte. Mit beiden Händen umfasste sie seitlich meinen Kopf, ich spürte ihren Atem schon bevor ihre Lippen mich berührten, erst meine Wangen, dann erreichten sie langsam meinen Mund. Leichte impulsartige Wallungen stiegen in mir auf, dann ging alles sehr schnell, sie öffnete ihre dunkle Seidenbluse, darunter hatte sie keinen BH, ihre nackten Brüste berührten mich, zuvor hatte sie mir das Hemd geöffnet, so dass ich ihre Brustwarzen auf meiner nackten Haut fühlen konnte.

      Unsere restliche Kleidung viel zu Boden, bevor wir mein Zimmer mit dem Bett erreichen konnten. Sie legte sich auf den Rücken, sie bewegte sich leicht und rhythmisch und wortlos, ich verweilte dort so lange ich konnte.

      Es war ein seltsames Erlebnis, früher wollte ich fast immer kurz danach entfliehen, diesmal war es anders, ich hatte das Verlangen nach Umarmung und nach Wiederholung, nach mehr, und so blieb es für immer, bis heute.

      Das Examen war fast nur reine Formsache für mich, kurz danach wurde ich vom Geheimdienst angeheuert.

      Top-Studenten bewerben sich nicht bei Top-Firmen, sondern Top-Firmen bemühen sich um Top-Studenten. So kam es auch, dass der Geheimdienst verdeckt mit mir Kontakt aufnahm, bevor ich noch das letzte Semester abgeschlossen hatte.

      Die Anwerbung verlief sehr unspektakulär, es erschienen keine Männer mit Schlapphüten, oder in dunklen Mänteln, es kam nur einer, er nannte sich John und meinte nur, bei uns heißen sie alle irgendwie John, seinem Aussehen nach, hätte er auch Reklame für Zahnpasta machen können. Das Treffen fand auch nicht in einem finsteren Hinterzimmer statt, er hatte mir die Auswahl des Treffpunktes überlassen, so trafen wir uns in meiner alten Kneipe, gleich hinter der Metro.

      Er erzählte mir auch nichts vom Vaterland oder von großen Idealen die verteidigt werden müssen, er meinte nur, wir brachen hoch intelligente Leute, die Meister in ihrem Fach sind, denn sie sind unsere Zukunft.

      Wir brauchen Wissenschaftler mit großen Ideen und Führungsqualität, deshalb bemühen wir uns um die Besten der Besten von den besten Universitäten des Landes, deren Werdegang wir schon lange vorher verfolgen, bevor wir mit ihnen Kontakt aufnehmen. Mein Boss war beeindruckt von deinen Leistungen, er meinte nur, den Mann brauchen wir.

      Wir sind in den letzten Jahren etwas ins Hintertreffen geraten, die andere Seite hat extrem viel im Bereich der Biologie investiert und sich ganze Arsenale aufgebaut, dem können wir bis jetzt nichts Gleichwertiges gegenüber stellen.

      Wie gesagt, wir sind schon einmal ins Hintertreffen geraten, plötzlich kreiste ein Mann in einer Kugel über uns im Weltall, wir waren schockiert und fühlten uns gedemütigt, jetzt sind wir ihnen wieder die Überlegenen, unsere Männer standen bisher als die einzigen auf dem Mond, sie sind sogar dort mit dem Auto herum gefahren, so wurden wir wieder die Besseren. So etwas wie damals darf uns nicht noch einmal widerfahren und du kannst uns dabei helfen. Wir bieten dir fast absolute Forschungsfreiheit und unbegrenzte Mittel an. Bei uns brauchst du keine Forschungsmittel zu beantragen, du musst nur sagen was du brauchst.

      Ich kannte den Aufwand aus meiner Zeit an der Universität von California in Berkeley, der erforderlich ist, um Forschungsgelder zu erhalten. Fast ein Drittel ihrer Zeit verwenden die Wissenschaftler für ihre Anträge und im Durchschnitt wird nur jeder zehnte Antrag unterstützt und ist auch nur auf wenige Jahre begrenzt. Nur deine wissenschaftlichen Ergebnisse darfst du nicht so einfach veröffentlichen, hierfür ist immer die Zustimmung der Firma erforderlich, aber dein Salär wird sehr großzügig sein, mehr als dir jede Universität jemals anbieten kann und der Vertrag muss ja auch nicht für alle Ewigkeiten sein, wenn es dir bei uns nicht gefallen sollte.

      Ich erbat mir eine Woche Bedenkzeit, dann stimmte ich zu, nicht aus Patriotismus heraus, überzeugend war für mich die versprochene Forschungsfreiheit, auch Terri hatte keinen Einwand gegen den Vertrag. Dann brachte mir die Firma die Grundregeln des Geheimdienstes bei, das Wort Moral ist dabei kein einziges Mal gefallen

       3

      Sait war Student im vierten Semester, er wollte eigentlich Chirurg werden, so wie sein Vater. Beide Elternteile stammten aus sehr reichen, einflussreichen Familien und hatten die besten Schulen in der Stadt besucht. Beide begannen im gleichen Jahr an der Universität zu studieren, der Vater Medizin, die Mutter Kunst, dort hatten sie sich auch zum ersten Mal getroffen. Sein Vater hatte seine Fachausbildung als Chirurg an der John Hopkins Universität in Baltimore begonnen und dort nach vier Jahren abgeschlossen. Als er zurück kam, hatten sie geheiratet und zehn Monate später wurde Sait geboren, seine jüngere Schwester verstarb einige Wochen nach ihrer Geburt, so wuchs er als Einzelkind auf, besuchte ebenfalls nur ausgewählte Schulen und begann mit dem Medizinstudium an der gleichen Universität, an der sein Vater Chef der chirurgischen Klinik war. Mit dem Studium hatte er keine Schwierigkeiten, er hatte wohl das naturwissenschaftliche Verständnis von seinem Vater geerbt, von seiner Mutter den Blick für das Schöne.

      Sein Vater hatte Talent, ruhige Hände und als Arzt hatte er eine Art von siebtem Sinn für die Chirurgie. Als Direktor der Chirurgischen Abteilung wurde er schnell als begnadeter Chirurg bekannt und hatte die Prominenz des Landes als Patient.

      Sait hatte ihn oft bei der Arbeit beobachtet, hinter dem OP Saal führte eine steile Treppe zum darüber gelegenen Stockwerk, dort befand sich ein kleiner Raum mit einer großen Glaskuppel in der Mitte, einige Stühle standen immer kreisförmig herum, die Kuppel war genau über den Operationstisch platziert, sie ruhte auf einem stabilen Sockel und die Studenten konnten bequem davor sitzen. Sie befand sich etwa vier Meter über dem OP-Tisch und ermöglichte den Ablauf der Operationen genauestens aus der Vogelperspektive zu verfolgen und das Geschehen in der unmittelbaren Umgebung zu beobachten.

      Saits Vater stand immer auf der linken Seite neben dem Patienten, ihm gegenüber befanden sich zwei Assistenten, die meist nur die Haken halten mussten, um einen freien Zugang zum Operationsfeld zu ermöglichen, rechts neben ihm stand immer die OP-Schwester, sie war immer dieselbe, ihr Gesicht hatte er nie richtig gesehen, sein Vater und sie, die waren ein eingespieltes Team, sie wusste immer genau welches Instrument er als nächstes benötige, nahm es vom Beistelltisch und reichte es ohne Aufforderung in seine rechte Hand, er gab ihr das Gebrauchte zurück, alles lief sehr harmonisch ab.

      Nur die Assistenzärzte wechselten fast täglich, die mussten die benötigte Anzahl von Pflichtoperationen erreichen. Der Narkose Arzt stand immer hinter dem Kopf des Patienten, der war meist auch der gleiche, sein Vater bevorzugte, wenn möglich, immer nur mit dem gleichen Personal zu arbeiten, die Schläuche ragten dem Patienten aus dem Mund, Monitore und Überwachungsgeräte überprüften die Atmung und den


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