Ran an die guten Vorsätze. Cornelia Matthias
Denn wir haben uns für Sie auf die Suche gemacht und konnten ihm auf die Schliche kommen. Wo? Im Reich der Mythen. Für alle, die jetzt seine Nichtexistenz betrauern, da Sie ja nun niemanden mehr haben, dem Sie die Schuld am eigenen Scheitern in vielerlei Hinsicht geben können, haben wir ebenfalls eine gute Nachricht: Sie brauchen ihn nicht! Denn auch das Lösen von Schuldfragen würden wir gerne auf den Haufen der menschlichen Missverständnisse werfen. Warum? Weil die Suche nach dem Schuldigen, wenn überhaupt, im Rahmen des Strafrechts zu einer Lösung führt. Im zwischenmenschlichen Bereich jedoch, wo jedermann eine Geschichte hat, die mit der seiner Vorfahren verbunden ist, funktioniert die Sache nicht. Wir würden zwangsläufig bei Adam und Eva enden, die, wie uns berichtet wird, mit ganz anderen Schuldfragen zu kämpfen hatten.
Aber wenn Sie sich nun fragen, ob es denn gar keine Störfaktoren gibt, die unsere Fähigkeit zur Selbstregulation so schwierig machen, dann möchten wir Ihnen im Folgenden einige Mechanismen aufzeigen, die man durchaus als „Störenfriede“ bezeichnen könnte.
Der innere Schweinehund
Im Grunde ist er Schweinehund ein ganz armer Kerl, bezeichnet er doch ursprünglich nichts anderes als einen Hund, der bei der Jagd auf Wildschweine gehetzt wurde – sein Name: der Sauhund. Er tat, wofür er ausgebildet wurde, und war so gesehen ein Freund und Helfer der Jäger. Dass er im 19. Jahrhundert in der Studentenschaft und beim Militär zum „Sündenbock“ für verweigerte soldatische Tugenden wurde, entbehrt daher jeder Logik und tut ihm unrecht. Noch heute ist er das Sinnbild für Willensschwäche, mangelnde Selbstdisziplin und ganz allgemein für ein Handeln gegen besseres Wissen. Er muss noch immer für den Makel herhalten, seiner Lust nachzugehen, anstatt die Unlust zu überwinden. Erstaunlicherweise gibt es dieses Fabelwesen wohl nur in der deutschen Sprache.
Träume sind Schäume!
Kennen Sie diesen alten Spruch? Wenn ja, dann vergessen Sie ihn bitte schleunigst, denn er gehört zu der oben beschriebenen Kategorie der menschlichen Missverständnisse und ist daher nicht nur falsch, sondern kann durchaus gefährlich wirken. Er hat schon so manchem Kind oder Jugendlichen den Mut und die Freude am Pläneschmieden verdorben. Das ist nicht nur gemein, sondern hat durchaus auch negative langfristige Auswirkung auf unsere erwachsene Psyche.
Sollte sich beim Lesen des Titels unseres Buches der Gedanke breitgemacht haben: „Mit so einem Buch kann ich leider gar nichts anfangen, denn ich weiß beim besten Willen nicht, was ich will“, dann könnten Sie Opfer dieses Spruches geworden sein, denn er besagt, dass wir auf dem sprichwörtlichen „Boden der Realität“ bleiben sollen. Heißt: Es wäre besser, unserer Fantasie, unseren Wünschen oder Sehnsüchten gleich einen Riegel vorzuschieben, um die berühmten „kleineren Brötchen zu backen“ oder um „nicht zu hoch hinaus zu wollen“. Diese Sprüche verhindern es, etwas zu begehren, machen Angst und lassen unsere Energie schrumpfen. Wir werden noch darüber berichten, wie deprimierend es sein kann, ihnen zu folgen. Unsere Meinung ist: Tagträume sind Futter für unsere Kreativität. Deshalb träumen Sie so lange, bis Sie wissen, was Sie wollen, selbst wenn Ihnen so manches Vorhaben als zu ehrgeizig erscheinen mag, denn es könnte sein, dass Sie mehr zustande bringen als gedacht. Wie schön wäre es, Ihnen bei der Verwirklichung Ihrer Pläne zu helfen. Bleiben Sie dran.
Erfolgreiche Träumer ihrer Zeit
Genies mit Geistesblitzen gab es schon immer. Sie erträumten Dinge, die es noch nicht gab. Ob es sich um Leonardo da Vincis Flugmaschinen oder Gutenbergs Buchdruck handelt, erst die kühnen Träume von Tüftlern und Denkern haben unsere Welt verändert. Beispielhaft dafür ist Steve Jobs wohl eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Neuzeit.
Jeder kennt das Bild von Jobs Garage, in der er mit zwei weiteren Erfindern den ersten Apple-Computer entwickelte. Mit dem angebissenen Apfel als Markenzeichen, das Jobs als damals strenger Frutarier erfand, begann der Siegeszug des Heimcomputers, später des Macintosh, der Computermaus, des Smartphones, des Tabletcomputers und vieler weiterer technologischer Entwicklungen. Genial – ein Träumer und Visionär, der das Gesicht unserer Welt verändert hat.
Wer hat das Kommando?
Wir leben in einer Zeit extremer Reizüberflutung, der wir uns nur mit großer Anstrengung entziehen können. Neben der globalen Nachrichtenflut sind es die sozialen Medien und die allzeit präsenten Werbebotschaften, die Spuren in unserer Psyche hinterlassen. Leider ist uns dies nur sehr selten bewusst. Machen wir uns nichts vor, wir alle sind beeinflussbar durch das, was auf uns niederprasselt, und wenn wir nicht aufpassen, sind es diese starken Außenreize, die uns schlimmstenfalls das Heft des Handelns aus der Hand nehmen. Sie geben vor, was wir uns wünschen sollen, wie wir sein sollen, womit wir uns umgeben sollen und wie ein erfolgreiches, glückliches Leben auszusehen hat. Daher stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage: Wer „reguliert“ denn hier wen?
Nehmen wir als Beispiel den weitverbreiteten Trend der „Selbstoptimierung“. Er verlangt von seinen Anhängern eiserne Disziplin, da wird gemessen und gewogen, trainiert und operiert, gepostet und gebloggt. Nichts soll dem Zufall oder gar einer Laune der Natur überlassen werden, denn das Ziel ist hochgesteckt. Jugendliche Frische, Dynamik, makellose Körper und ein erfolgreiches Berufsleben versprechen ein glückliches Leben. Die Anerkennung durch zahlreiche Likes ist dann die Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein.
Ist so ein fremdgesteuertes Leben wünschenswert, selbst wenn es durchgehalten wird? Wir meinen nein, denn erstens wechseln die Moden, Idealbilder von heute können schon bald die von gestern sein. Zweitens verkennt jeder autoritäre Trend etwas sehr Wertvolles, nämlich die Vielfalt und Farbigkeit von Individualität. Was wen wie glücklicher und zufriedener macht, ist von Mensch zu Mensch so verschieden, dass es sich in keinen Trend, in keine Schablone pressen lässt.
Wem das bewusst ist, der wird weniger versucht sein, sich den Vorgaben von Modemachern, Trendsettern oder Influencern (zu gut Deutsch: Beeinflussern!) zu beugen. Sollten Sie diesbezüglich noch Unterstützung benötigen, dann lesen Sie bitte weiter, um den Weg der Selbstbestimmtheit im Gegensatz zur Fremdsteuerung mutiger gehen zu können.
Pleiten, Pech und Pannen
Missgeschicke sind fester Bestandteil von Komödien. Wenn wir jemanden beobachten, der sich trotz großer Anstrengungen in den Widrigkeiten des Lebens verstrickt, dann müssen wir lachen. Von Loriot bis Mr. Bean haben uns Sketche und Filme dieser Komiker amüsiert. Wie schön wäre es, wenn wir es schaffen könnten, mit einem Schuss Humor auch den eigenen Pannen im Alltag zu begegnen. Leider fehlt diese Fähigkeit insbesondere jenen Menschen, die der Meinung sind, ununterbrochen Pech zu haben – es klebe ihnen wie Kaugummi unter den Schuhsohlen. Wie schrecklich, wenn sich ein solches Selbstbild erst einmal verfestigt hat, denn dadurch wird die Wahrscheinlichkeit, sich gar nichts mehr zuzutrauen, stetig größer. Ein anderer Ausdruck dafür ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.
Schwierig ist es auch für diejenigen, die einen echten Rückschlag im beruflichen oder privaten Umfeld erlebt haben. Woher bekommen sie die Unterstützung, sich davon zu erholen, sich aufzurappeln, um zuversichtlich wieder neu zu starten. Da sieht es in Deutschland nicht gut aus. Andere Länder dagegen können das Scheitern auch positiv bewerten. In ihnen überwiegt die Meinung, dass negative Erfahrungen zum Leben dazugehören und unbekannte Potenziale hervorbringen können.
Dieser Meinung möchten wir uns anschließen und plädieren für eine positive Kultur des Scheiterns. Das Streben nach perfekten, reibungslos verlaufenden Lösungswegen ist zwar verständlich – klar macht es einfach mehr Spaß, wenn alles glattläuft –, aber wie realistisch ist es, dies als den Normalfall anzunehmen? Wenn wir uns in unserem Freundes- und Bekanntenkreis umsehen, dann verlaufen die meisten Vorhaben nicht unbedingt stromlinienförmig und Unvorhergesehenes macht den besten Plänen oft einen Strich durch die Rechnung. Frust, Ärger und Wut sind die Folge. Wohl dem, der dann nicht verzweifelt und die Sache ganz bleiben lässt, sondern sich überlegt, wie er aus der Nummer doch noch heil rauskommen könnte, z. B. durch eine Veränderung seiner Strategie oder der Verringerung des Zeitdrucks. Wer unter diesen Umständen zuversichtlich bleibt, wird erleben, dass die besten Ideen häufig dann entstehen, wenn es stressig geworden ist. Sollten Sie noch nicht zu diesen „Pannenkünstlern“ gehören, gibt es eine gute Möglichkeit, das zu lernen.
Das ist ein