7 Wichita Western Oktober 2019 - Wildwest Sammelband 7008: Sieben Romane um Cowboys, Killer, Gunfighter. Pete Hackett

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Bill weiß es nicht so genau.

      Er geht zum Plerd und schiebt Holz ins Feuer. Das Wasser im Kupfertopf über den Flammen singt immer noch nicht.

      „Jackson!"

      „Ja?", fragt Bill und wendet sich um.

      „Wieviel Geld?"

      „Zwanzigtausend Dollar, Tetley", sagt Bill. „Mehr konnte ich nicht finden."

      Tetley scheint zu nicken. Vielleicht ist es auch nur das auf und ab zuckende Licht, das Bill Jackson täuscht.

      „Es stimmt", meint der Marshal mit rasselndem Atem. „Vier Mann haben sich die Arbeit geteilt. Aber nicht das Geld. Einer heißt Dale. Haben Sie … es gehört?"

      „Ja." Bill schiebt noch mehr Holz in das Herdfeuer.

      „Lassen Sie das, Jackson. Es hat keinen Sinn mehr. Wir brauchen kein warmes Wasser."

      „Ich werde Ihnen die ..."

      „Das hat keinen Zweck. Sie wissen es so gut wie ich."

      „Tetley, solange ein Mann lebt, ist auch noch Hoffnung. IBM ..."

      „Sie werden sich neben mich setzen und mir zuhören, Jackson. Glauben Sie mir: ein Mann wie ich weiß, wann es soweit ist."

      Bill zögert einen Moment. Er sieht an dem scharfen Grat auf Tetleys Nasenrücken, wie recht der Mann hat. Seine Zeit ist abgelaufen. Er hat Pech gehabt. Er hat sich geirrt, als er dachte, in der Hütte wäre kein Leben mehr. Irgendwie war er zu hastig.

      Bill zieht sich den Stuhl heran und setzt sich neben den Eisenbahn-Marshal. Der Stuhl wackelt. Es ist der, auf dem der Verletzte saß, den er erschoss. Jetzt liegen die Toten draußen im Schnee. Bald werden sie so steif wie der Büffel sein, den sie auf die Schiene zerrten. Wahrscheinlich hatten sie ihre Pferde dazu genommen, um ihn auf den Bahndamm schleifen zu können.

      Tetleys Hand zittert, als er in die Hosentasche greift. Er bringt seinen silbernen Stern zum Vorschein, auf dem „US Marshal" steht.

      „Ich hatte ihn immer in der Hosentasche", sagt er mit schwacher, fast schon versagender Stimme. „Die Bahngesellschaft hat ihn mir gegeben, als ich anfing. Es war gleich nach Ende des Krieges. Vielleicht eine lange Zeit. Die anderen hatten weniger Glück. Manche gaben auch wieder auf. Du solltest auch wieder aufgeben. Nicht jetzt!"

      Bill blickt auf den Stern, auf dem sich das Licht der Lampe und das Herdfeuer brechen. Er denkt wieder daran, dass er sich viel Ärger erspart hätte, wenn er im Zug geblieben wäre.

      Verdammt, er war Passagier. Er hatte eine Fahrkarte bezahlt! Das Geld der Bahn ging ihn einen Dreck an! Vielleicht hat Ike Bedford wirklich recht, Vielleicht ist er weiter nichts als ein Abenteurer, der ständig neue Abwechslungen und Kämpfe sucht und niemals sesshaft werden kann.

      „Ich ..." Er bricht wieder ab, weil er nicht weiß, was er eigentlich sagen will.

      „Der Schnee und die Kälte haben die Erde hart wie Stein gemacht", sagt Tetley. „Es ist nicht möglich, einem Sterbenden den letzten Dienst zu versprechen. Du weißt, was ich meine."

      Bill steigt etwas in die Kehle. Er hat schon viele Männer sterben sehen. Aber jedesmal war es anders. Und doch immer irgendwie gleich. Er spürt, dass sein Herz rasend schnell schlägt. Er schüttelt den Kopf, sagt aber nichts.

      „Mich brauchst du nicht zu täuschen", meint Tetley. „Ich wurde hier draußen groß. Bei diesem Wetter bringt man einen Toten nicht unter die Erde. Willst du mir etwas anderes versprechen?"

      Bill sieht, wie sich die Hand mit dem Stern in seiner Richtung bewegt. Er weiß, was das bedeuten soll. Er blickt in Tetleys Augen und bringt nicht über die Zunge, was er sagen will.

      „Das Geld muss nach Reno gebracht werden", redet der sterbende Marshal weiter. „Nicht nur die zwanzigtausend Dollar. Alles! Vierzigtausend!"

      Bill schluckt den Kloß hinunter, aber er steigt wieder in seine Kehle.

      „Ich weiß nicht einmal, ob ich als Marshal einen anderen zum Marshal ernennen darf. Wahrscheinlich nicht. Trotzdem bitte ich dich darum. Jackson, nimm den Stern! Wenigstens bis Reno! Die Stadt liegt an der Bahn. An der westlichen Grenze von Nevada."

      Tetley schließt die Augen. Sein rasselndes Atmen wird leiser.

      Bill bewegt sich nicht. Er denkt, dass es nun zu Ende ist, und er hat den Stern nicht genommen.

      Da öffnet Tetley die Augen wieder.

      „Du hast etwas an dir, zu dem ich Vertrauen habe", sagt der Marshal leise aber klar. „Das war es schon, weshalb ich dich mitnahm. Nicht das andere, von dem ich sprach. Natürlich kannst du den Stern wegwerfen, wenn du mit dem Geld etwas anderes vorhast. Aber ich glaube ...“

      Und Bill greift nach dem Stern.

      So etwas wie ein Lächeln zieht flüchtig über das Gesicht des Marshals.

      „Leg mir die Hand mit dem Stern auf den Arm!", fordert Tetley.

      Bill tut es.

      Tetley murmelt eine Eidesformel und fordert Bill auf, nachzusprechen. Bill tut es, ohne sich die Worte merken zu können. Sie sind wohl auch gleichgültig.

      „Du wirst das Geld nach Reno bringen", murmelt Tetley. „Ich spüre das. Geh jetzt hinaus."

      Bill blickt ihn überrascht an.

      Bill spürt den Schweiß, der an seinen Handflächen brennt. Er blickt Tetley nicht an und weiß nicht, ob der die Augen noch offen hat. Vielleicht stirbt er jetzt.

      Plötzlich schämt er sich für diesen Gedanken und dreht den Kopf.

      Tetley hat die Augen doch noch offen.

      „Es ist jetzt soweit. Ich will allein sein. Hörst du die Wölfe heulen?"

      Bill nickt. Das scharfe, ferne Geheul schlägt schon lange an seine Ohren.

      „Sie finden alles", sagt Tetley gedehnt. „Sie scharren auch den tiefsten Schnee weg. Vielleicht solltest du die Hütte anbrennen. Ich wäre dir dankbar dafür."

      Bill geht wortlos zur Tür und tritt in die Nacht hinaus. Der Schnee treibt in sein brennendes Gesicht. Das Heulen der Wölfe klingt näher. Er lauscht in die Hütte hinein, hört aber nichts. Da spürt er, dass er den Stern noch immer in der Hand hat. Er ist ein Marshal. Vielleicht ist er es auf eine Art geworden, die außerhalb der Legalität liegt. Doch er weiß in dieser Minute, dass er sein Versprechen einlösen wird. Er wird für eine Bahngesellschaft reiten, die von seiner Existenz sicher nichts weiß. Für einen Moment ist er versucht, über sich selbst zu lachen. Dann muss er an Tetley denken. Dieser Mann hat die Sache verdammt ernst genommen. Er wird es auch tun. Er wird das Geld beschaffen und nach Reno in Nevada bringen.

      Aus der Hütte dringt immer noch kein Geräusch. Er geht zu den Bäumen hinüber, wo er die Pferde angebunden hat. Die drei Toten liegen in der Nähe, und die Pferde sind unruhig.

      Er fragt sich, wie er einen Mann, der sich Dale nennt, in Hassel Junction finden soll. Vielleicht kehrt der Mann mit zwanzigtausend Dollar in der Tasche gar nicht in die Stadt zurück, aus der er kam. Aber sagten die Banditen nicht, dass er keine Angst vor ihnen in Hassel Junction zu haben brauchte?

      Was mag es für ein Mann sein? Bill denkt daran, dass schon mancher arme Schlucker aus purer Not auf schlimme Gedanken kam.

      Vielleicht ist es wirklich ein in Colorado ansässiger Mann. Vielleicht ein Siedler, der eine große Familie hat und nicht wusste, wie er sie über den Winter bringen sollte.

      Was soll er tun, wenn er auf so einen Mann trifft und die Augen hungriger Kinder auf sich gerichtet sieht? Wird es dann reichen, wenn er daran denkt, dass ein Bahnschaffner und ein Marshal erschossen wurden?

      Der Mann hat den Marshal gar nicht erschossen. Aber der Schaffner war von vier Kugeln durchbohrt. Irgendwie muss Tetleys Theorie stimmen, dass die vier Banditen jeder einen Schuss abgaben, von denen jeder für sich tödlich sein musste.

      Als


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