7 Wichita Western Oktober 2019 - Wildwest Sammelband 7008: Sieben Romane um Cowboys, Killer, Gunfighter. Pete Hackett

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und er denkt, dass diese Horde vollkommen verrückt sein muss. Er hört den Einschlag der Kugel links von sich und feuert zurück.

      Der Kerl an der Tür schreit und springt zurück. Er ist in den Arm getroffen.

      Zwei wollen gleichzeitig zur Tür herein. Bill sieht die Mordlust, die in ihren Augen brennt. Der Colt in seiner Faust kracht. Der eine fällt aufs Gesicht, während der andere eilig verschwindet.

      Jackson stößt die verbrannten Geschosshülsen aus der Trommel und setzt frische Patronen ein.

      „Er ist ein Feuerfresser", sagt draußen auf der Straße eine Stimme. „Zwei Tote und zwei Verletzte, Dale! Der Boss wird verrückt!"

      „Holt die Pferde!"

      Draußen erschallen Schritte, und das Rasseln großer Sporenräder dringt bis zu Bill. Er sieht Gestalten hin und her laufen. Pferde wiehern. Hufschlag klingt auf, und Staub wallt in der Luft vor dem Saloon. Dann wird es sehr ruhig.

      Der Keeper lässt das Schrotgewehr jetzt sinken.

      „Sie haben die Nase voll", sagt er.

      „Bis Big John hiersein kann, vergehen ein paar Stunden. Sie haben einen guten Vorsprung, Stranger. Und noch vielen Dank! Kate Solar hat mir gesagt, was ich Ihnen zu verdanken habe."

      „Schon gut. Wie weit ist mein Bad?"

      „Ich — das Wasser wird kalt geworden sein", sagt Kate und steigt mit hölzernen Bewegungen von der Bühne.

      „Ich möchte auch ein Zimmer", redet Bill an den Keeper gewandt weiter.

      „Sie sollten es besser nicht auf die leichte Schulter nehmen", grollt Bresler. „Big John kommt bestimmt. Schon deshalb, weil Dale alles anders erzählen wird, als es war."

      „Dann werde ich es eben richtigstellen. Das ist doch einfach."

      „Denken Sie. Aber dabei wird Ihnen niemand helfen. Niemand in dieser Stadt! Nicht einmal ich. Schlimm genug, dass ich impulsiv genug bin, mich mit Dale anzulegen. Bei seinem Vater wäre es mein Ruin."

      „Dale sagte Ihnen, dass es früher oder später auch Ihr Ruin sein wird."

      Bresler winkt ab und stellt die Schrotflinte in die Ecke.

      „Bis Big John abtritt, bin ich nicht mehr hier." Er wirft Kate einen Blick zu.

      „Los, geben Sie das Gästebuch her!"

      Schulterzuckend langt der Keeper das Buch aus einem Fach und legt es neben dem Whiskyfass auf die Theke.

      Bill dreht es herum, greift nach dem Federhalter und taucht ihn ein. Dann schreibt er: „Bill Jackson, Cheyenne" in das Buch und dreht es um.

      Knarrend schwingt die Tür auf. Der Sheriff steigt mit bleichem, verzogenem Gesicht über den Toten hinweg und bleibt vor dein zweiten erschossenen Mann stehen.

      „Wer sind Sie?", fragt er.

      „Bill Jackson. Ich habe mit Ihnen sowieso etwas zu besprechen, Sheriff. Sobald ich gebadet habe, komme ich zu Ihnen. Vielleicht sind Sie so freundlich und sagen inzwischen dem Coroner Bescheid. Ich habe die beiden Kerle in Notwehr erschossen. Miss Solar und der Keeper werden das sicher bestätigen."

      Bresler nickt mit saurer Miene.

      „Ja, das stimmt", sagt das Mädchen gepresst und wischt sich über die schweißglänzende Stirn.

      „Sie sind im Irrtum, wenn Sie denken, dass ich Ihnen deshalb etwas am Zeug flicken will, Jackson", murrt der Sheriff. „Ich will Ihnen nur einen Rat geben ...“

      „Das hat der Keeper mir schon geraten", unterbricht Bill den Mann. „Danke! Ich habe hier etwas zu erledigen und muss leider noch bleiben. Und noch etwas: die Sache ging mich gar nichts an. Es war Breslers Streit. Ich dachte, die Stadt wäre mir dankbar dafür. Er war schon so gut wie ein toter Mann."

      „Ja, zum Teufel, das stimmt", knurrt der Keeper.

      „Die Stadt hasst diese wilden Burschen", schnauft der Sheriff. „Das können Sie glauben. Aber die Stadt lebt zum guten Teil von der Ranch Big John Hassels. Well, das dürfen Sie auch glauben. Deshalb sollten Sie uns zu verstehen versuchen. Bis jetzt ist noch niemand ermordet worden."

      „Kent wollte Bresler erschießen!", sagt das Mädchen bestimmt. „Diesmal war es kein Bluff. Irgendwie waren sie sehr wütend und hatten keine Kontrolle mehr über sich selbst."

      Der Sheriff zuckt die Schultern und wendet sich ab;

      „Ich werde mir im Store ein frisches Hemd besorgen", wendet sich Bill an das Mädchen. „Ist das Bad dann soweit?"

      Sie nickt.

      *

      Jackson greift nach seinem Frontiercolt, als es an der Tür klopft.

      „Ja!"

      Es ist Kate, die eintritt. Sie lächelt unsicher.

      „Erschießen Sie mich nicht, Bill!"

      Er legt die Waffe weg und kämmt sich die Haare. Er spürt überall am Körper, dass ihm das Bad gut getan hat.

      „Vielen Dank noch für das warme Wasser", meint er mit einem Lächeln.

      Kate setzt sich auf die Bettkante und blickt ihn an. Dann schaut sie zu dem abgewetzten, schmucklosen Colt weiter. Es ist ein ziemlich altes, großes Modell. Eine Waffe, wie sie Texaner tragen, die sie schon sah. Männer, die damit umgehen können. So wie er, der einem anderen von der Hüfte aus den Colt aus der Hand schießt.

      „Was wollen Sie nun wirklich?", fragt sie. „Einen Job bei Hassel nicht, weil Sie wissen, dass Sie den nie bekommen könnten. Nun nie mehr!"

      Er wirft den Kamm in die Schale vor dem halb erblindeten Spiegel und wendet sich um. Aus der Hosentasche fischt er Tetleys Stern und wirft ihn auf seine Sattelrolle auf dem Bett.

      Kate Solar presst die Lippen fest aufeinander, als sie auf den Stern blickt.

      „Wir fanden die Bahnräuber unterwegs", sagt er. „Drei wurden erschossen. Einer entkam. Er hatte die Hälfte des Geldes bei sich. Tetley wurde tödlich verletzt. Er bat mich, den Stern zu nehmen. Ich soll seinen Auftrag zu Ende bringen. Der, der entkam, wurde mit Dale angerufen. Die anderen riefen ihm nach, er brauchte keine Angst zu haben, sie würden nicht zu ihm nach Hassel Junction kommen. Unterwegs geriet ich in ein zugeschneites Bergtal und kam nicht weiter. Das ist alles."

      Kate schaut noch immer gebannt auf den funkelnden Stern.

      Bill Jackson schlingt sich den Patronengurt um die Hüften und schiebt den Frontiercolt ins Halfter, nachdem er die Trommel mit der ausgestreckten Hand durchgedreht hat.

      „Dale", sagt sie.

      „Er muss kurz nach Ihnen mit zwanzigtausend Dollar hier angekommen sein, wenn ich richtig liege. Ein Mann fällt mit viel Geld in einer kleinen Stadt unter Umständen auf."

      „Oder auch nicht."

      „Eben. Darum sagte ich: unter Umständen! Kate, wer kam nach Ihnen? Dale Hassel?"

      „Dale Hassel? Wieso?"

      „Er heißt Dale. Ich habe vorhin gesehen, dass er ein juniger, wilder, zügelloser Bursche ist. Auch seine Stimme scheint mir zu der zu passen, die ich damals antworten hörte."

      „Unsinn", sagt sie schroff. Sie hebt die weißen Arme und steckt sich den Kamm im Haar zurecht.

      Bill sieht es aus, als wollte sie sich nur beschäftigen, damit er ihr Gesicht nicht sieht. Er steckt den Stern wieder in die Tasche und geht an ihr vorbei zur Tür. Dort bleibt er noch einmal stehen und schaut zurück. Ihr Gesicht ist bleich und verschlossen. Er weiß, dass sie nichts sagen wird. Zugleich weiß er aber auch, dass sie ihm etwas sagen könnte.

      „Na schön, Kate", meint er. „Ich komme auch anders dahinter. Ich weiß, dass ihr alle Angst habt. In so einer Stadt muss ein Mensch vielleicht klein und feige werden."

      Kate steht auf.


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