7 Wichita Western Oktober 2019 - Wildwest Sammelband 7008: Sieben Romane um Cowboys, Killer, Gunfighter. Pete Hackett

7 Wichita Western Oktober 2019 - Wildwest Sammelband 7008: Sieben Romane um Cowboys, Killer, Gunfighter - Pete Hackett


Скачать книгу
schrammen Flammenblitze und Kugeln und heulen ins Zimmer herein. Dale will sich mitsamt dem Stuhl zu Boden werfen, schafft es aber nicht. Bill steht an der Kante neben der Tür. Er springt vor und schießt. Als ihm die Geschosse entgegenwehen, ist er bereits wieder in Deckung.

      „Nicht!", ruft Dale. „Ihr trefft mich!"

      „Verdammt, andere Möglichkeiten gibt es nicht", knurrt draußen eine Stimme. „Jim, aus dem Weg!"

      Stiefel kratzen über die Dielen im Flur.

      Bill streckt die Hand vor und zieht sie sofort wieder zurück.

      Drei Schüsse fallen gleichzeitig. Als die Männer fluchen, weil sie geblufft worden sind, springt er vor und schießt.

      Ein Schrei, ein Fall, dann ein entsetzter Ruf.

      „Was ist?", fragt Jim draußen, der mit seinem verletzten Arm so gut wie kampfunfähig ist.

      „Jules!", ruft eine zweite Stimme. „Jules!"

      „Hölle, tot", sagt Jim. „Boss, jetzt hat er Jules erwischt!"

      Die Treppe herauf wird etwas gerufen, das Bill nicht verstehen kann. Dann schleift etwas über die Dielen und holpert die Treppe hinunter. Sporen rasseln. Die Geräusche entfernen sich nach unten.

      Bill schiebt den Arm aus der Deckung.

      Nichts geschieht. Er wagt sich weiter vor. Immer noch nichts. Der Gang ist leer.

      Bill schiebt die Tür zu, geht zu Dale und zieht ihn mit dem Stuhl bis an die Tür.

      *

      Es ist keine halbe Stunde vergangen, da sind im Flur wieder Geräusche zu hören.

      „Jackson, jetzt wird es eine kleine Sprengung geben!", ruft eine hämische, kichernde Stimme. „Pass auf, dass dir keine Fetzen von der Tür um die Ohren fliegen!"

      Dale ist weiß wie eine frisch gekalkte Wand geworden.

      „Nein!", schreit er. „Nicht! Hört ihr? Er hat mich mit dem Stuhl gegen die Tür gerückt! Ihr bringt mich um!"

      Draußen erschallen ellenlange Flüche. Zwei Männer tuscheln zusammen.

      Bill lehnt sich gegen den Tisch und rollt sich eine Zigarette. Er lächelt dabei etwas. Er hat jetzt den besseren Trumpf in der Hand. Er führt die Regie. Aber noch ist ihm nicht klar, wie er mit Dale den Zug erreichen kann, wenn der bei den Bahnschuppen steht.

      „Sagt meinem Vater, dass es so nicht geht!", ruft Dale, indem er den Kopf soweit nach hinten dreht, wie er das kann.

      Jackson streicht mit einem Schwefellholz über die Tischplatte und brennt die Zigarette an. Langsam wandert er zum Fenster. Draußen vor der Tür entfernen sich Schritte. Minuten erfüllt wieder nichts als das Ticken der Uhr auf dem Kaminsims den Raum. Dann sagt Dale: „Vielleicht wird es so sein, dass wir beide vor die Hunde gehen. Fort bringst du mich jedoch bestimmt nicht!"

      Bill lehnt sich gegen die Wand und blickt den Burschen an.

      „Wieviel hattest du an den Spieler zu bezahlen?", fragte er.

      „Dreizehntausend."

      „Und was hast du mit dem Rest gemacht?"

      Dale lässt den Kopf auf die Brust sinken.

      „Revanche gefordert", meint er.

      *

      Big John Hassel geht zur Theke hinüber, greift nach einem Glas und schenkt es voll. Seine Hände zittern, Sein Gesicht ist von tiefen Furchen zerrissen.

      Der Keeper lehnt hinter der Theke an einem Regal und wagt kaum zu atmen.

      Hassels Männer haben sich im Saloon verteilt. Es ist sehr ruhig.

      Big John wendet sich um und lehnt sich mit dem Rücken gegen den Tresen. Er schaut Jim an, der jetzt einen Verband um den verletzten Arm hat, und dessen Gesicht grau durch das fahle Halbdunkel leuchtet.

      „Licht!", schreit der Rancher auf einmal.

      Der Keeper zuckt zusammen, stottert etwas Unverständliches und geht in die Küche.

      „Jim, du sagst den Leuten, dass sie überall in der Stadt Lampen aufstellen sollen. Es darf keine dunkle Ecke geben."

      „Ja, Boss." Jim verlässt den Saloon.

      Big John trinkt. Er verzieht das Gesicht dabei, als würde es ihm nicht schmecken.

      Der Keeper kommt mit einem Blechkanister aus der Küche zurück und füllt die Lampen auf, ehe er sie ansteckt.

      Jim betritt den Saloon wieder.

      „In fünf Minuten ist es wieder so hell wie am Tag", sagt er.

      Big John schaut zur Treppe, die ins Obergeschoss führt.

      „Denkt daran, dass Dale die Sache auf jeden Fall überleben muss", meint er. „Sonst ist alles umsonst gewesen."

      Seine Cowboys nicken. Er sieht das nicht. Er sieht nur die Treppe.

      Der Keeper schleppt den Kanister in die Küche zurück. Big John nippt noch einmal an seinem Whisky.

      „Soll ich den Posten hinter dem Haus kontrollieren?", fragt Jim.

      „Nein. Er weiß, was von ihm abhängt", entgegnet der Rancher. „Außerdem glaube ich nicht, dass Jackson diesen Weg nehmen wird."

      Die Männer starren ihn ungläubig an.

      „Hier kann er nie durchkommen", meint einer. „Das wird er ganz genau wissen."

      „Wir wollen ihn nicht unterschätzen", knurrt Big John. „Und denkt daran: Dale muss es überleben!"

      Big John stellt sein Glas auf die Theke. Er geht zu einem Fenster in der Straßenfront und schaut hinaus. Es wird schnell dunkel. Überall werden Lampen an den Rändern der Gehsteige aufgestellt.

      Plötzlich schallt das ferne Pfeifen einer Lokomotive in die kleine Stadt herein. Big John zuckt zusammen wie unter einem Schlag. Er dreht sich um und geht zur Theke zurück.

      Drei Minuten später ist entferntes Räderrollen und ein zunehmendes Sirren zu hören, das in den Ohren der Männer zu einem Orkan anwächst.

      „Jetzt", sagt Jim keuchend. Sein Blick saugt sich an der Treppe fest, während sich seine linke Hand um den Kolben des Revolvers schraubt.

      Wieder erschallt das langgezogene Pfeifen der Lokomotive.

      Big John geht auf die Straße hinaus. Er sieht die Männer gegenüber und schreit: „Verschwindet von der Straße!"

      Huschende Gestalten auf der anderen Seite. Türen knallen. Und das Rattern der Eisenräder auf dem Schienenstrang kommt näher wie die Faust des Schicksals, der nichts entrinnen kann.

      Big John geht frierend in den Saloon zurück und trinkt aus der Flasche. Das aufreizende Geräusch, mit dem einer seiner Männer die Trommel des Revolvers durchdreht, erfüllt den Raum. Schweiß glitzert dem Rancher auf der Stirn. Ein kalter Schauer nach dem anderen jagt über seinen Rücken. Irgendwie fühlt er, dass sein Geld und seine sprichwörtlich gewordene Macht versagt haben.

      *

      Bill steht am Fenster. Das Quietschen der Zugräder verstummt. Noch einmal sprühen Funken bei den Bahnschuppen zum Himmel. Dann ist das Ticken der Uhr auf dem Kaminsims wieder zu hören. Dazwischen die Geräusche, mit denen Dales Zähne hart aufeinanderschlagen.

      Bill Jackson schaut in die helle Stadt hinunter. Jeder Befehl, den Big John gegeben hat, ist ausgeführt worden. Und so, wie sie ihn ausführten, so werden sie auch zusehen, wenn ein Mann ermordet wird, der versprochen hat, für das Recht in diesem wilden Land zu kämpfen.

      Sie werden keine Hand dagegen rühren. Sie werden dabeistehen und schweigen. Vielleicht atmen sie sogar auch, weil ihre Angst zu groß ist, als dass sie anders sein könnten.

      Jackson wendet sich um. Durch die Dunkelheit des Raums


Скачать книгу