Roman-Paket Western Exklusiv Edition 11 Romane - Sammelband 7021. Pete Hackett
der für Sie wie maßgeschneidert ist und bei dem Sie glänzend verdienen, dann brauchen Sie sich von Slocum nicht erst zu Big Joe lotsen lassen. Dann sind Sie hier genau richtig. Menschenskind, Larry, Sie sind doch keiner, der auf der Verliererseite kämpft, das sehe ich doch! Schließlich habe ich ja Augen im Kopf. Glauben Sie mir, Big Joe ist schon so gut wie erledigt. Dass er immer noch mit ein paar Dummköpfen versucht, seine letzten drei Frachtwagen nach Salida hinaufzubringen, hat nichts zu bedeuten. Ein letzter, sinnloser Versuch, seinen Lieferkontrakt mit den Store- und Saloonbesitzern am Ponchapass zu retten, von dem seine Existenz abhängt.« Er lachte höhnisch, während sich in Larrys steinernem Gesicht kein Muskel bewegte. »Stellen Sie sich vor, Larry: Drei Wagen, in die dieser sture Büffel sein letztes Geld investiert hat! Sie sind alles, was von seiner einstigen Macht und Größe übrig blieb. Aber Langtry war ja schon immer ein Bursche, der eher bereit war, ins Gras zu beißen, als seine Fehler zuzugeben. Kann er haben! Nein, ich will gar nicht mehr wissen, Larry, was Ihr Aufkreuzen in dieser Gegend zu bedeuten hat, wenn Sie nur begreifen, dass Sie höchstens noch rechtzeitig zu Big Joe Langtrys Begräbnis gekommen sind.« Er spielte kein Theater. Er hatte wirklich keine Ahnung, dass er mit Big Joes Sohn sprach. Old Tate starrte den Reiter an, als wartete er darauf, dass der sich jetzt wie ein Tiger auf den Verbrecher stürzen würde. Doch Coltpoker-Larry reagierte nur mit einem Achselzucken.
»Wenn Sie sich Ihrer Sache so sicher sind, Morrister, wieso wollen Sie dann noch Geld für mich anlegen?«
Morrister lachte wieder.
»Glaubten Sie deshalb, mit Big Joe ins Geschäft kommen zu müssen? Weil bei mir nichts zu holen ist? Na ja, Sie haben in Canyon City sicher einiges läuten gehört. Okay - Ihr gutes Recht, sich umzuhören. Auch bei Leuten, die nicht gerade meine Freunde sind. Aber noch weiß dort keiner - und deshalb auch Sie nicht, dass die Stadt und Langtrys Fuhrgeschäft für mich nur ein Sprungbrett sind. Denn ich werde nicht den Fehler machen wie Big Joe und in Trödelkram steckenbleiben. Wenn ich Canyon City habe, kassiere ich auch die Nester am Ponchapass. Und dann ist es nur mehr eine Frage der Zeit, bis ich mit meinen Dollars und Revolvern das halbe Land bis hinauf nach Denver regiere.«
»Und einer dieser ,Revolver‘ soll ich sein?«
»Warum auch nicht? Sie werden reich dabei, Larry! Schneller und gründlicher als an jedem Pokertisch! Was wollen Sie mehr?«
»Ich will's mir überlegen. Aber nicht hier vor den Kanonen Ihrer Revolverhelden.«
Das Glitzern in Morristers Augen erlosch. Seine Miene vereiste.
»Ich mache jedes Angebot nur einmal.«
»So hat jeder seine Gewohnheiten«, nickte Larry gelassen. »Ich zum Beispiel habe mir angewöhnt, jede angefangene Sache erst zu Ende zu bringen, bevor ich was Neues anpacke. Damit bist du gemeint, Slocum! Steig auf! Wir stecken nun schon lange genug in diesem steinernen Backofen, und ich hab keine Lust, mich rösten zu lassen. Vielen Dank für den Kaffee, Morrister! Wenn Ihre Freunde nun auch noch die Schießeisen verschwinden lassen, kommen wir beim nächsten Mal sicherlich gleich viel besser miteinander aus.«
Morrister kämpfte mit sich. Sein kalter Verstand und seine Beherrschung siegten.
»Lasst sie reiten!«, entschied er rau.
6
Ächzend fuhrwerkte Old Tate mit seinem Ärmel im verschwitzten Gesicht herum, als er sich nach seinem Begleiter umdrehte.
»Zum Teufel, Larry! Wenn du nicht endlich anfängst auszuprobieren, ob dieses gelbgezähnte Vieh, auf dem du sitzt, auch wirklich ein Pferd ist, dann schaffen wir es nie ...«
Verblüfft klapperte er mit den Lidern, als er feststellte, dass er nur zu seinem eigenen Schatten sprach. Coltpoker-Larry war ein Stück weiter zurück abgestiegen. Nicht weit von einer Steilkante lehnte er an einem Felsen und drehte sich ruhig eine Zigarette. Schnaufend und schwitzend zerrte Slocum sein Pferd zwischen den rot in der Sonne leuchtenden Klippen herum. Von dort, wo Larry stand, öffnete sich ein weiter Ausblick. Ein flimmerndes Labyrinth von Canyons und Schluchten verzweigte sich ostwärts zur Prärie. Wie eine glühende Metallkuppel wölbte sich der Himmel über diesen Ausläufern der Sangre de Christo Mountains. Larry, scheinbar ganz in dieses Bild der Einsamkeit vertieft, hielt dem kopfschüttelnden Oldtimer den Beutel mit Tabak und Zigarettenpapier hin. »Auch eine?«
Old Tate reichte es. Er sauste aus dem Sattel, als hätte er kein Pferd, sondern einen Ameisenhaufen unterm Hosenboden.
»Hölle, Pest und Kanonenrohr, die ganze Zeit zerbreche ich mir den Kopf darüber, ob du auch wirklich noch alle Tassen im Schrank hast!«, schimpfte er wie ein Rohrspatz. »Da zockelst du durch die Landschaft, als ging’s lediglich darum, deinem Vierbeiner ein bisschen Bewegung zu verschaffen. Als wüsstest du nicht, dass Morristers Killer hinter uns her sind! Was fehlt dir eigentlich? Erst spielst du den Kaltschnäuzigen, holst mich mitten aus diesem Teufelsrudel heraus, was dir keiner so leicht nachmacht. Dann scheinst du’s nicht abwarten zu können, dass sich diese Hundesöhne doch noch deine Ohren an den Gürtel hängen.«
»Schrei nicht so herum, Tate, du machst ja Mr. Brown ganz nervös!«
Als der Hengst auch noch leise wieherte, als sein Name fiel, glaubte Old Tate schon fast, es nicht nur mit einem, sondern mit zwei Verrückten zu tun zu haben. Verzweifelt riss er sich den Hut herab und raufte sich die schlohweiße Mähne.
»Was glaubst du, wie nervös dein schieläugiger Mr. Brown erst wird, wenn hier die Revolver von Morristers Schießern zu krachen anfangen! Höllenteufelbesenstiel, haben sie dir Topfhenkel statt Ohren hingepappt, weil du nicht hörst, dass sie schon in der Schlucht sind, durch die wir vorhin heraufgekommen sind? Ich wette, in einer halben Stunde sind sie hier!«
»Und ich wette, es dauert höchstens zwanzig Minuten. Und weil du gerade von meinen Horchern redest - wenn du genau hinhörtest, wüsstest du, dass sie nur zu dritt sind. Ich seh’ nicht ein, warum wir sie uns nicht vom Hals schaffen sollten, bevor wir weiterreiten. Hier ist gerade der richtige Platz dafür.«
Slocum knäulte seinen Hut so zusammen, als wollte er ihn sich in den Mund stopfen, um nicht loszuheulen.
»Hör zu, mein Junge«, versuchte er es mit dem Rest seiner Beherrschung, »du hast ja allen Grund, dir auf deine Revolverkünste was einzubilden. Aber wenn du nicht schleunigst wieder deinen Hintern auf Mr. Brown setzt und dieses grinsende Pferdeungeheuer mit den Sporen kitzelst, dann schaffen wir's heute nicht mehr bis zur Puma Gulch.«
»Ich wüsste nicht, was ich dort sollte.«
»Zum Beispiel deinem Vater nach sechs Jahren wieder mal ,Guten Tag‘ sagen«, knirschte Old Tate. »Tu bloß nicht so, als hättest du vergessen, dass man durch die Puma Gulch auf die Hochebene südlich von Salida gelangt! Ein Umweg zwar, aber für Big Joe die einzige Chance ... He, zum Kuckuck, hörst du mir denn überhaupt noch zu?«
Larry blies eine Rauchwolke über die Felskante.
»Wenn du's so eilig hast, dich wieder von ihm herumkommandieren zu lassen, dann reite doch. Ich halte dich nicht. Ich werd’ mit den drei Galgenvögeln, die gleich hier sein werden, auch allein fertig.«
»Hör endlich auf, auf den Nerven eines alten Mannes rumzutrampeln!«, stöhnte Slocum.
»Und du hör auf, so zu tun, als wäre ich bloß hier, für Big Joe die Kastanien aus dem Feuer zu holen!«, fuhr Larry ihn mit einer Schärfe an, dass der Oldtimer zurückprallte.
Erschrocken starrte er in das jäh veränderte, wilde Gesicht des jungen Spielers.
»Du lieber Himmel! Wirst du denn nie vergessen, was einmal war?«
»Wie könnte ich?« Langtry schleuderte heftig die halb gerauchte Zigarette weg. Sein Blick fiel dabei auf eine Staubwolke, die sich im Osten hinter einem sandigen Höhenzug entlang bewegte. Wer immer die Reiter dort waren, sie waren zu weit entfernt, dass sie jetzt zählten. Mit hartem Auflachen wandte sich Larry wieder an Old Tate.
»Jedes Mal wenn ich mich im Spiegel oder auch nur auf der Oberfläche eines Tümpels