Damit die Lichter weiter brennen. Klaus Hellmuth Richardt
manchmal zur Qual wurde, die Feinstaubbelastung hoch war, aber zweimal täglich fuhren Sprengwagen der Stadt durch die Straßen und spülten mit viel Wasser den Feinstaub weg. Statt Mopeds fuhren nur noch Elektroroller, zum großen Teil Eigenbauten, deren kleine Batterien sich schnell und leicht laden lassen. Was macht man bei uns, außer Jammern?
Wir wohnen seit einigen Jahren in einer Dachgeschoßwohnung mit einem schönen Freisitz über den Dächern, unser Haus ist gasbeheizt. Seit neuestem gibt es in der Nachbarschaft Schwedenöfen und Pelletheizungen; an manchen Tiefdrucktagen liegt ein solch dicker Rauch in unserem Dacheinschnitt, dass man weder lüften noch heraussitzen kann. Ist das der Fortschritt?
Ich lege ziemlich alle Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurück.
Wenn ich einmal über Land oder an die Ostsee fahre erlebe ich blühende Landschaften mit vielen Windkraftwerken, die mit Ausnahme jener an der Küste, meistens eines tun: Stillstehen!
Übrigens: Wenn ich fahren kann, denn auf Autobahnen steht man meistens im Stau. Da ist es unerheblich, ob man mit einem Verbrenner oder E-Auto unterwegs ist: Stau bleibt Stau! Fährt man mit der Bahn kommt man oft auch nicht weiter, weil der Zug verspätet ist oder gar nicht kommt.
Apropos China: Chinesische Kinder gehen 6 Tage in der Woche von morgens bis abends zur Schule [1,2,3], mit Sport, Essen und Mittagsschlaf. Ich habe dort keine unglücklichen Gesichter oder Schlägereien aus Frust erlebt, bin aber beeindruckt von deren gutem Benehmen und der Zielstrebigkeit, mit der sich diese jungen Leute um ihre Zukunft kümmern. In meiner Heimatstadt Karlsruhe studieren an der technischen Universität viele junge chinesische Paare; immer gepflegt, das Ziel vor Augen und meistens in der Regelstudienzeit. Und: Gutes Deutsch können sie auch noch.
Und wir? Wir schneiden bei Pisa jedes Jahr schlecht ab, gehen von 5 Schultagen noch an einem für die Zukunft demonstrieren. Engagement ist gut, aber dann bitte nicht während der Schulzeit. Wenn wir als rohstoffarmes Land überleben wollen, brauchen wir eine Elite, die diesen Namen verdient, aber dazu müssen wir mehr, auch lebenslang, lernen.
Last but not Least:
Zum fünfzigsten Jahrestag meines Abiturs habe ich am 15.6.2019 an meinem alten Gymnasium eine Rede gehalten. Vor mir sprach der Bildungsbürgermeister, unter anderem von Deutschland als dem reichsten Land der Welt. Wenn man sich unsere Staatsfinanzen, die Finanzereignisse der vergangenen Jahre, unsere Garantieverpflichtungen im Rahmen der Bankenkrise, die Situation der anderen Länder in der EU und die noch nicht bekannten Auswirkungen der Corona-Krise ansieht sollte man aufpassen, dass man nicht Geld ausgibt, was man gar nicht mehr hat.
Wir müssen bei den Weichenstellungen der nächsten Jahre sehr vorsichtig sein, was wir machen; Spielgeld zum Probieren haben wir nicht mehr.
Dieses Buch ist der Versuch, mit einfachen Mitteln, im Rahmen unserer Möglichkeiten und mit Blick auf unsere begrenzte Bedeutung in der Welt, Wege aufzuzeigen, wie man die Situation auf dem Energie- und Verkehrssektor zum Besseren verändern kann, ohne unserem Land und seinen Bürgern irreversible Schäden zuzufügen.
LITERATURVERZEICHNIS
[1] https://www.studieren-weltweit.de/5-dinge-die-an-chinesischen-schulen-anders-sind
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Schulsystem_in_der_Volksrepublik_China
[3] www.awg.musin.de/fileadmin/schulinfos/fahrten/china/0506/berichte/schulalltag.pdf
2. ALLGEMEIN
Dies ist ein Diskussionspapier. Ich rege dazu an, es genau zu analysieren, zu ergänzen oder zu kritisieren, sollte sich irgendetwas als wissenschaftlich unklar, ergänzenswert oder vielleicht auch falsch herausstellen.
Insgesamt werden folgende Themen behandelt:
• Die Fridays for Future Bewegung
• Die CO2-Belastung in der Welt
• Der Anstieg der Weltbevölkerung als Hauptursache des CO2-Anstieges
• Die Kraftwerke in der Welt und in Deutschland nach Erzeugungsarten
• Die deutschen Besonderheiten
○ in der Energieerzeugung
○ im Verkehrssektor
○ in Gewerbe, Handel und Dienstleistungen
○ in der Industrie
○ in den Haushalten
○ beim Strompreis
○ bei den maroden Staatsfinanzen, die keine großen Sprünge erlauben.
Der Fokus liegt auf Deutschland, wo nach und nach alle Besonderheiten des Energieverbrauchs abgehandelt werden. So wurden bei uns, wie wir im weiteren Verlauf dieses Buches zeigen werden, im Jahr 20171 2591 TWh an Energie verbraucht, davon
• | Im Verkehr | 765 | TWh |
• | In Gewerbe, Handel, Dienstleistungen | 401 | TWh |
• | In der Industrie | 750 | TWh |
• | In den Haushalten | 675 | TWh |
Summe: | 2591 | TWh |
Der Schwerpunkt dieses Buches liegt bei der Stromerzeugung und dem Verkehrssektor, weil diese Bereiche in der aktuellen Situation (Abschaltung Kernkraft- und thermische Kraftwerke, versuchte Abwendung vom Verbrennungsmotor) besonders betroffen sind und der Stromverbrauch aller zusammen mit dem Mineralölverbrauch im Verkehr insgesamt 47,86% des o.g. Gesamtverbrauches von 2591 TWh ausmachen.
Der fossile Energieverbrauch in der Industrie wurde nicht im Detail behandelt, da er, u.a. auch durch Verlagern der Grundstoffindustrien ins Ausland bereits sehr stark zurückgegangen ist.
Das Gleiche gilt für Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, wo meist inhabergeführte Kleinbetriebe auf die Kosten achten müssen, um über die Runden zu kommen, weshalb sie in den letzten Jahren bereits Energie einsparten und deshalb weniger Schadstoffe produzierten.
Bei den Haushalten ist es ähnlich. Viele Leute isolieren ihre Häuser und heizen bereits umweltfreundlich. Die Möglichkeiten, ein Haus oder eine Wohnanlage umweltfreundlich zu gestalten oder zu betreiben sind aber so vielschichtig, dass dies den Rahmen dieses Buches sprengen würde. Zudem werden zurzeit sehr viele Betriebe und Wohnanlagen mit Fernwärme aus Kohlekraftwerken beheizt. Bleibt es bei der beschlossenen Abschaffung aller Kohlekraftwerke, müssen kurzfristig Heizkraftwerke oder andere Lösungen in dicht besiedelten Gebieten geschaffen werden, was die Verhältnisse wiederum gewaltig ändert. Wegen dieser Unsicherheiten und der Vielfalt der möglichen Lösungen wurde hier zunächst auf eine Detaillierung verzichtet. Dies wird später nachgeholt werden.
Ich erwähne die ‚Fridays for Future-Bewegung‘ in diesem Buch, weil viele der meines Erachtens in der Vergangenheit von der Politik getroffenen Entscheidungen mit sehr heißer Nadel gestrickt waren, zum großen Teil gut gemeint aber in der Konsequenz wegen fehlendem Fachwissen und ohne Überblick über die Gesamtsituation zu krassen Fehlentscheidungen geführt haben. Es fehlt ein Gesamtkonzept mit Zeitplan, in dem die einzelnen Maßnahmen mit ihren Wechselwirkungen untersucht und in logischer Abfolge geplant werden. Man kann nicht einfach wesentliche Komponenten unserer Volkswirtschaft abschalten oder abschaffen, ohne rechtzeitig für Ersatz gesorgt zu haben.
Ich möchte erreichen, dass die ‚Fridays for Future‘ - Generation und deren Nachfolger so viel Bildung erwerben, dass sie die besten, sachgerechten, Entscheidungen treffen können, die ihnen und den nachfolgenden Generationen zu einer lebenswerten Umwelt verhelfen.
Vor diesem Hintergrund folgt am Ende des Buches ein Ausblick mit Vorschlägen für die Zukunft der deutschen Stromindustrie und Verkehrswirtschaft unter Berücksichtigung volkswirtschaftlicher Erfordernisse.
2.1 WEEKENDS STATT FRIDAYS FOR FUTURE
Die Bewegung ‚Fridays for Future‘ hat gute Absichten, nur leider verkennt sie zwei Dinge:
Der Freitag ist zum Lernen da, nicht zum Demonstrieren. Wenn man etwas verändern will, sollte man sich zunächst die Kenntnisse aneignen,