Italophil. Eva Kaiser

Italophil - Eva Kaiser


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Er wird aus Glera, einer in der Region beheimateten, weißen Rebsorte hergestellt und als Prosecco bezeichnet. Also ist Prosecco sowohl eine Traube, als auch eine Region.

      Bei schöner Aussicht auf den Wald, die Berge, die Kirche und die Trauben gönnten wir uns ein weiteres Glas herrlichsten Prosecco und planten unsere nächsten Tage in dieser schönen Region.

      Conegliano, die Hauptstadt des Proseccos, war unser Ausgangspunkt. Weiter ging es ins hügelige Gebiet, bis wir zu den spektakulären Steillagen in die Ortschaft Follino kamen. Nach einem Spaziergang gab uns ein kräftiger caffè neue Energie und dann besuchten wir die Enoteca, um mehr überdiesen sprudeligen Wein zu erfahren. Auf den steilsten Hängen gedeihen hier die Trauben in einer faszinierenden Landschaft mit atemberaubendem Ausblick über unzählige Rebzeilen.

      Unser nächster Stopp war im Örtchen Santa Stefano. Steil bergauf ging es zum Gipfel des Weinberges, um in der Ferne das Meer zu sehen.

      Die vielen guten Restaurants laden zum Verweilen ein und sind für ihre herzhaften Fleischgerichte, die am offenen Kamin zubereitet werden, Pastagerichte in allen Variationen, sowie geschmortes Gemüse aus der Region bekannt.

      Im bekannten Weinort Valdobbiadene war es ein besonderes Erlebnis, das Treiben der Einheimischen zu beobachten und italienischen Flair zu spüren.

      Venetien hat das Glück, noch mit einer weiteren Besonderheit aufwarten zu können; dem Grappa (ein Schnaps aus Trauben). Wir beschlossen also, in das pittoreske Bassano del Grappa mit seiner berühmten Holzbrücke zu fahren; im Hintergrund der Berg Monte Grappa, von dem die Stadt ihren Namen hat. Das malerische Städtchen liegt am Fluss Brenta und ein Besuch der charmanten Altstadt mit den historischen Bauwerken hat einen besonderen Reiz. Der wunderschöne Hauptplatz mit den charakteristischen Palazzi sind sehenswert und die Besichtigung einer Destillerie ist unumgänglich.

      Die historische Kleinstadt Marostica ist unbedingt einen Besuch wert. Die mit Zinnen bewehrte Stadtmauer besitzt zwei schöne Burgen und ein Spaziergang durch die malerische Altstadt ist ein Erlebnis.

      Vom faszinierenden Ort Asolo, in dem schon Poeten, Schriftsteller, Künstler und Dichter die Quelle der Inspiration fanden, ließ auch ich mich inspirieren.

      Du wunderschöne Rose,

      die niemals zu verblühen scheint.

      Dein Duft lässt mich verweilen,

      und ich denke an die Zeit,

      als es das Leben nur gut mit mir meinte.

      Ich erblicke deine Stacheln

      und erkenne die Grenzen,

      wie weit ich gehen kann,

      ohne mich daran zu verletzen.

      Du meine Schöne, meine Starke,

      meine ewige Liebe.

       Erst bei Sturm zeigt sich der wahre Kapitän

      Es war ein herrlicher Morgen. Freunde besuchten uns in Grado und wir beschlossen eine Bootstour zu machen. Also schnell die Badesachen eingepackt und los ging es Richtung Hafen. Ein letzter Blick aufs Handy, um den Wetterbericht zu checken. Nachmittags Gewitter und starker Wind. Charly fragte ein paar Gradeser nach der Wetterlage und sie meinten, es gäbe kein Problem. Bis zum frühen Abend dürfte es keinen Regen geben.

      Die Fahrt auf dem offenen Meer war herrlich. Eine sanfte Meeresbrise streifte unsere Haut, der Geruch salziger Luft und die Kulisse von Lignano machten uns alle glücklich. Charly erhöhte die Geschwindigkeit und Christoph unterdrückte seinen Glückschrei nicht und rief: „Yeah, yeah, yeah.“

      In der Nähe einer Sandbank stoppte Charly das Boot und auf „Los“, sprangen wir alle in das wunderbar erfrischende Wasser und hatten jede Menge Spaß. Der Korken des Proseccos knallte laut, wir prosteten auf den herrlichen Tag, plauderten über nette Erinnerungen und ließen uns von der Sonne trocknen. Unser Boot begann mehr und mehr zu schaukeln und Kapitän Charly blickte in alle Himmelsrichtungen. Über Lignano zogen schwarze Regenwolken auf und wir beschlossen, so schnell wie möglich unseren Badeplatz zu verlassen. Der Wind wurde immer stärker und uns blieb nur die Möglichkeit zur nächst gelegen Insel, Porto Buso, zu fahren. Der Wind blies um unsere Ohren, das Boot schaukelte und so eine wetterfeste Regenjacke wäre genau das richtige gewesen. Aber nachdem wir keine echten Bootsfahrer sind, befanden sich in unserer Tasche nur Badesachen, Sonnenmilch und Prosecco

      Endlich waren wir in Porto Buso angekommen, aber Charly fand natürlich keinen Anlegeplatz und so mussten wir uns an ein parkendes Boot anhängen. Offensichtlich erging es vielen anderen ebenso wie uns. In diesem kleinen malerischen Fischerdörfchen befindet sich eine äußerst nette Trattoria „ai ciodi“. Die ersten großen Regentropfen erreichten uns bereits und wir rannten in die Trattoria, öffneten die Tür und sahen dort außer Menschen glatt noch mehr Menschen. An der Bar ergatterten wir ein Plätzchen und wir stärkten uns erst einmal mit einem guten Gläschen … dann noch einem … und dann noch einem … es regnete in Strömen.

      Zum Glück tauschte eine Gruppe freundlicher Italiener mit uns den Platz und wir genossen herrliches Fischcarpaccio, Pasta di Mare, gegrillten Steinbutt, und um das Thema Hunger und Durst brauchten wir uns von da an keine Sorgen mehr zu machen.

      Unsere gute Laune war in der Tat im ganzen Lokal spürbar. Charly erkannte auf einem der Bilder im Gastraum Kaiser Franz Josef, der Grado 1892 zur Kurund Badestadt ernannte. Er sagte zur Kellnerin: „Questo è (das ist) Kaiser Franz Josef, io sono (ich bin) Kaiser Karl.“ Max sagte: „e io sono (und ich bin) Kaiser Maximilian“, worauf die Kellnerin herzlich zu lachen begann. Auf ihr „e tu?“ (und du), antwortete ich ohne zu zögern: „Sissi!“ Das ganze Lokal lachte. Charly und Max griffen beide in ihre Tasche, zogen den Ausweis heraus und zeigten ihn der Kellnerin. Zum Beweis, dass ihre Nachnamen tatsächlich „Kaiser“ lauteten. Der Gesichtsausdruck der jungen Frau wurde plötzlich ernst, und sie sagte: „La prossima bottiglia va la casa“ (die nächste Flasche geht aufs Haus).

      Das Wetter hatte sich ein wenig beruhigt und wir mussten ans Nach-Hause-fahren denken. Zum Glück hatte unser Kapitän noch einen klaren Kopf, und so stiegen wir sommerlich bekleidet auf unser nasses Boot, um den Weg Richtung Grado über die Lagune einzuschlagen. Der Wind blies, hohe Wellen spritzten aufs Boot und das kalte Wasser durchnässte uns bis in die kleinste Pore.

      Charly steuerte das Boot trotz des heftigen Sturms wie ein alter Seebär und so erreichten wir gesund und unfallfrei den Hafen von Grado. Die Touristen schauten uns komisch an und die Gradeser lachten als wir durchnässt durch Grado gingen. Gerade so, als hätten wir just ein Rendezvous mit dem Meer gehabt.

       Ein ganz besonderer Hochzeitstag

      Einen Menschen zu lieben,

      heißt einwilligen,

      mit ihm alt zu werden

       Albert Camus

      Es war unser 25. Hochzeitstag. Natürlich wollten wir diesen besonderen Tag in Zweisamkeit, bei einem besonders guten Dinner und einem sehr guten Gläschen in unserem geliebten Italien verbringen. Unsere Entscheidung fiel auf das feine Restaurant Spinechile in Schio im Bezirk Vicenza. Die Reservierung für den 18. Mai funktionierte problemlos, nur die Hotels in unmittelbarer Umgebung waren alle ausgebucht. In Carre, 15 Kilometer vom Restaurant entfernt, fanden wir eine sehr charmante Unterkunft „Locanda la corte dei galli“. Ein Steinhaus in einer alten Villa aus dem 18. Jahrhundert. Es beeindruckt mit sehr geschmackvoll eingerichteten Zimmern mit liebevollen Details und bestem Service.

      Nachdem wir das überaus reizende Hotel genossen hatten und unsere Freude auf den bevorstehenden Abend groß


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