Rom kämpft um den Rhein. Walter Krüger
Bedeutung der Lage des Stammesgebiets
Siedlungsstruktur
Siedlungen und befestigte Plätze
Die Bedrohung durch die Römer
Was geschah im Umfeld des Stammes seit 59 v.Chr.
Unruhe ergriff die Treverer
Caesars Zug gegen die Treverer Anfang 54 v.Chr.
Zwischenspiel 54 v.Chr.
Das Winterlager Labienus 54 v.Chr.
Der Angriff auf das Winterlager Labienus 54 v.Chr.
Das Ende Indutiomarus
Der Feldzug an den Mittelrhein
Vorbereitungen
Die Rüstung gegen die Treverer
Der Angriff des Legaten Labienus
Die endgültige Unterwerfung der Treverer
Nach den Treverern
Aufstand
Der letzte Schlag?
DIE NACHWIRKUNGEN DER KRIEGE
Abbildungsverzeichnis
Einleitung
Der Titel des Themas und Buches heißt „Rom kämpft um den Rhein“. Es erscheint in drei Teilen, die hintereinander veröffentlicht werden. Sie tragen folgende Untertitel:
Teil I - | Caesars Kriege 58 v.Chr. gegen Helvetier und Sweben |
Teil II - | Caesars Kriege gegen die Belger 57 v.Chr. - 51 v.Chr. |
Teil III - | Caesars Kriege gegen die Germanen 57 v.Chr. - 50 v.Chr. |
Die Teile I und II wurden bereits veröffentlicht. In ihrer Gesamtheit sollen diese Bücher von wichtigen Ereignissen berichten, die sich während des sogenannten Gallischen Krieges, der von 58 v.Chr. bis 50 v.Chr. dauerte, zugetragen haben. Ausgelöst wurde dieser Krieg von dem Prokonsul Gaius Julius Caesar (100 v.Chr. - 44 v.Chr.). Als Statthalter der römischen Provinz Gallia Transalpina und ausgestattet mit einem über fünf Jahre gültigen Kommando überschritt er 58 v.Chr. die nördliche Provinzgrenze und fiel in keltische Gebiete ein, um sie zu unterwerfen. Caesar selbst hat diesen Krieg ausführlich in seinem Buch „De Bello Gallico“ beschrieben. Da er Feldherr und Autor in einer Person war, sind seine Kommentare entsprechend seines persönlichen Weltbildes und seiner persönlichen Ansichten das Ergebnis einer nicht ungefährlichen Gratwanderung zwischen Wunschträumen und Wirklichkeit. Sein Buch ist jedoch die einzige Quelle eines Zeitgenossen. Eine andere oder gar bessere gibt es nicht. Nachfolgende Historiker und Autoren haben stets auf diese Quelle zurückgreifen müssen. Da die betroffenen Völker, die Kelten, die Belger und die Germanen, keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen haben, konnten Caesars Kommentare fast unangetastet überdauern.
Jeder, der sich mit diesem Thema beschäftigt, steht vor der schweren Entscheidung über die Glaubwürdigkeit der von Caesar beschriebenen Ereignisse. Eine Trennung in richtige und falsche Fakten wäre anmaßend und zugleich ein ungeeigneter Versuch, denn es gibt viele Zwischenstufen. Insofern ist der Umgang mit diesen Fakten stets ein subjektiv gefärbter Prozess. Zeitgeist und Weltbild des Autors spielen in ihn hinein. Am Ende stehen Caesars Kommentare selten in Frage, aber deren Interpretation führt möglicherweise zu neuen Erkenntnissen. Das Buch „Rom kämpft um den Rhein“ will das Buch „De Bello Gallico“ nicht nacherzählen. Es behandelt nur einige, wenn auch bedeutende Ausschnitte seines Krieges.
Im Teil I, der bereits erschienen ist, wird auf die fadenscheinigen Begründungen eingegangen, die Caesar für seine Feldzüge benennt. Der Schwerpunkt dieses Krieges ist die Veränderung der Einflussgebiete an der nördlichen Provinzgrenze. Er vertreibt die Helvetier (ich nenne sie Tiguriner) aus den haeduischen und sequanischen Stammesgebieten, behält diese zugleich als römischen Besitz ein und besiegt Ariovist, den König der Sweben nahe Mühlhausen im Elsass, um dessen Eingreifen in römische Angelegenheiten auf Dauer zu verhindern. Caesar kämpfte demnach im ersten Kriegsjahr nicht gegen Kelten (von den Römern Gallier genannt), sondern gegen germanische Stämme. Und er stand zum ersten Male am Rhein; für kurze Zeit.
Im Teil II wird der Eroberungsfeldzug Caesars in den belgischen Stammesgebieten beschrieben. Weitab von der römischen Provinz Gallia Transalpina und weitab von den Konflikten im dortigen Grenzvorland wird sichtbar, dass es Caesar weder um den Schutz römischer Interessen noch angegriffener römischer Bundesgenossen ging, sondern ausschließlich um die Eroberung fremder Territorien. Anfänglich noch zögerlich, lässt er nunmehr die Maske fallen und strebt offen danach, eine neue Provinz zu erobern, die alle Gebiete Westeuropas von den Pyrenäen und den Westalpen bis an den Rhein umfasst. Mit der Unterwerfung der belgischen Stämme, der nördlichen Nachbarn der Kelten, bekäme Caesar den wichtigsten Wasserweg zwischen dem Rhein und der britannischen Insel sowie die Häfen und reichen Ressourcen des belgischen Hinterlandes in die Hände. Die Unterwerfung der Belger war die Voraussetzung für den weiteren Vorstoß zum Rhein, der an beiden Ufern von Germanen bewohnt wurde.
Im Teil III, der vorliegenden Arbeit, werden nur ausgewählte Abschnitte des „De Bello Gallico“ behandelt, die sich mit der Unterwerfung der germanischen Stämme links des Rheins beschäftigen. Es handelt sich um die Gebiete Westeuropas, die im Norden an die belgischen und im Osten an die keltischen anschließen und bis an den Nieder- und Mittelrhein reichen. Der Krieg gegen die Germanen dauerte fast ebenso lange wie der gesamte Gallische Krieg: sieben Jahre. Aus Caesars Buch wurden alle Abschnitte, die dort verstreut entsprechend den Jahresberichten enthalten sind, ausgewählt und als zusammenhängende, nur diese Stammesgemeinschaft betreffende, historische Abhandlung wiedergegeben; sozusagen eine Geschichte der linksrheinischen Germanen von 57 v.Chr. bis 50 v.Chr. Und es erstaunt, dass die Feldzüge ab 57 v.Chr. wiederum nicht-keltische, sondern germanische Stämme trafen. Bereits der Titel seines Buches müsste deshalb Anstoß erregen: Der „Gallische Krieg“. Anders gesagt: Der Krieg Caesars in Gallien?
„Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum…. “ so beginnt er sein erstes Buch. Zu keiner Zeit hat es ein Land, ein Volk, eine Landschaft, eine sprachliche, kulturelle oder politische Einheit gegeben, die eine solche Bezeichnung verdient hätte. „Gallien“ ist eine Erfindung Caesars. Er bezieht diese Bezeichnung nicht auf das Gebiet, das nur von Galliern, wie die Römer zu den Kelten sagten, bewohnt war, sondern auf das, was er für seine neue Provinz im Auge hatte, ungeachtet dessen, dass auch andere Ethnien darin lebten. In den Jahren 27 v.Chr. bis 16 v.Chr. wurde seine Eroberung in drei kaiserliche Provinzen „Gallia Belgica, Gallia Lugdunensis und Gallia Aquitania“ eingeteilt, weil er zwischen Belgern, Kelten und Aquitaniern eindeutig unterschieden hatte. Der Begriff „Gallien“ wurde als verbindendes Glied benutzt, hatte demnach nur eine administrative Bedeutung.
Und dennoch hielt sich Caesars Begriff Gallien mit dem entsprechenden Inhalt jahrhundertelang und sorgte für erhebliche Konflikte. Die französischen Herrscher beriefen sich auf ihn, identifizierten sich mit Gallien und kämpften gegen Deutschland um den Rhein als Staatsgrenze. Und noch heute gibt es genügend Historiker, sowohl französische als auch deutsche, die den Rhein vor und während der Römerzeit als ethnische Grenze betrachten und alles, was links davon lebte, als keltisch bezeichnen. Die archäologischen Forschungen über die Zeit der römischen Eroberung sind bemerkenswert. Sie erlauben uns, ziemlich genaue Vorstellungen zur Lebensweise und Kultur der damaligen Bewohner zu entwickeln. Was sie nicht können ist, ihre ethnische Zugehörigkeit zu bestimmen. Deshalb ist jede kritische Auseinandersetzung mit Caesars Werk zugleich mit einem dauerhaften Streit über die Rolle des Rheins als ethnische Grenze zwischen Kelten und Germanen verbunden. Darauf wird im nachfolgenden Text öfters Bezug genommen.
Die Idee zu dem Buch „Rom kämpft um den Rhein“ entstand nach der Fertigstellung meines Buches: „Die Kimbern und Teutonen kamen nicht aus Jütland“. Bereits in dieser Arbeit rückte der niederrheinische Raum in den Mittelpunkt meines Interesses. Dort siedelte ich die germanisch sprechenden Stämme, zusammengefasst