Von der Vermessung der Künste. Petra Lötschert

Von der Vermessung der Künste - Petra Lötschert


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Kommentare, ein bisschen Faulenzen

      Meine Kopfschmerzen lassen sich nicht wegschlucken

      Sie begleiten mich bis in den Morgen

      Acht Uhr wieder auf der Straße, die Inder schließen auf

      Der arabische Friseur hat heute zu, er will in die Staaten ziehen

      Zeitungen klemmen linkisch hinter manchen Türklinken

      Keiner schaut in sie hinein. Noch nicht

      Reklameblätter zieren unfein bis unbeachtet den Bordstein

      Der Regen presst sie unübersehbar ins Straßenpflaster

      Flingern, du hässliche Schöne, du Charakterdarstellerin unter

      Düsseldorfs Stadteilen – Löwenzahn wächst aus deinen Fugen

      Du verdaust die Säufer, die Dealer - die, die Bushaltestelle belagern

      Du lässt einbeinige Tauben auf Straßenbahnschienen hüpfen

      Die Härte der Realität kennt keine Grenzen, ein Zug rattert vorbei

      Zwei Autos sind ineinander gefahren, typisch Gerresheimer Straße

       Mond über Rolandseck

      Freitag – 23. Juni 2000

      Wie ein dicker Champagnertropfen schwimmst du thronend am Firmament

      Bei untergehender Sonne wie ein unberechenbares Nachtgewächs

      Ich wechsele die Rheinseite, Wolken verdecken dich, mit tränenden Streifen

      Die du anleuchtest magisch schön. Blätterraunende Wälder erreichen mein Ohr

      Klatschmohn punktiert die Landschaft, Margeriten sagen tschüss, komm wieder

      Wenn es nicht mehr weiter geht. Die Autoschlange blinkt

      Hochzeitsautos rauschen tutend vorbei, Motorräder atmen Freiheit. Zeit zu entfliehen

      Erhebe dich mit dem Habicht, spür den Luftstoß in deinem Gesicht. Hoch geht’s

      Atemberaubend schön – die Tannenhügel, die die Wolken berühren, einfach so

      Genießen - sich gehen lassen. Der Wind trägt dich, nicht irgendwohin, sondern zu dir

       Die Braut, die davonfliegt, erzählt

      Januar 2005, Bremen – Institut Francais

      Du fliegst die Sonne mehrmals an

      Auf verschiedenen Tönen, summend

      Ohne über die Schulter zu schauen

      Angezogen vom kosmischen Nektar

      Der blauen Weite des reinen Bewusstseins

      Dem großen Düfte-Farbenmeer dahinter

       Hörst du, es raschelt, die bunten Farben - riechst du sie

      Du findest wieder zurück auf deinen Boden

      Um mich mit Gelee Royal zu füttern

      Stillst das Männerheer um mich herum

      Berühren sie mich, lässt du sie sterben

      Unbeeindruckt von ihrer Schönheit

      Summend, dich badend im Pollenfeld

       Was rot – ist nicht die Himbeermarmelade, es ist das Tierblut

      Du pflegst das Leben, dass ich gebe

      Erbrichst warmen Honig in die meinen

      Der süße Saft berauscht sogleich

      Sonne steht auf unserem Speiseplan

      Spuren der Süße noch auf deinen Lippen

      Der süße Wabenwein stillt jeden Schmerz

       Löse das Kreuzworträtsel ohne Worte, benutze die Wanderwege

       2005

      Dein Kuchenkuss wirkt jetzt lebensverjüngend

      Tropfend wie die Himmelstränen der Sonne

      Sinkt der Druck in meinem Blut zur inneren Ruhe

      Hänge dich wie an eine Honigtraube an mich

      Konserviere den Augenblick, um uns, um ihn

      Wieder unendlich gelb, langsam zerfließen zu lassen

      Lecke dabei genüsslich an den Honigmuscheln deiner Kindheit

       Gedicht für die Bremer Ausstellung von N. Morello, 2005

      KÜNSTLER-BÜCHER I

      Bilderfragmente A – für Nicole Morello / MOMA New York Dep. Artist Books

      Montag – 29. August 2005, Ackerstraße, Düsseldorf, 11.01 Uhr

       Zurück zu Dir

      Gott berührte sanft die Erde und sprach: „Es sei“

      Und das Leben wuchs heran, rannte wie ein Hund davon

      Um sich dann ab und an zur Erholung unter den

      Sonnigen Regenbogen zu legen und nachzudenken

      Rot ist der Lebenssaft, der uns ausweist, kräftigt, uns von

      Einander identifiziert, denken lässt. So läuft noch bis

      Heute jedes höhere Lebewesen mit gläsernen Röhren

      Ausgestattet herum in denen Petroleum des Kosmos fließt

      Unter den Baum soll der Mensch sich legen, um sich auszuruhen

      Gesund zu bleiben oder um zu meditieren. Und so schlafen

      Mensch und Tier gern im Wald, um sich mit viel Energie

      Dann wieder ins Leben zu stürzen

      Manchmal müssen Menschen Dinge verbrennen, um wieder

      Frei zu werden. Manchmal müssen Menschen verlieren, um

      Wieder mit dem inneren Licht und den Geistern des Lichts und

      Mutter Erde in Berührung zu kommen, um zu wissen, wer sie sind

      Im Kleinen Großes vollbringen – so kommt es vor, dass

      Eine Ameise den Berg zum Drachen trägt, der es gutheißt

      So baut nur Zäune um die Natur, die bedroht sich zeigt und lasst

      Sonst die Fensterläden offen für jedes Vogellied und Wiesenduft

      Du kannst nicht bleiben allein in deiner Sucht, du brauchst den

      Geist des Waldes, um dich mit allem in Frieden zu verbinden

      Dieser große Geist rettet auch die Seele. Drum sei beeindruckt

      Von seiner Größe und Liebe zu dir, diene ihm, du dienst dir selbst

       Gedanken, um zu sein

      03. September 2005, 14.07 Uhr – am Rheinufer

      Empfange den Ruf der goldenen Töne

      Er bricht die Sinne auf, ich folge ihnen

      Und lass Sonne in meine Mitte ziehen

      Um die Dunkelheit zu beruhigen

      Rot ist die Liebe, Rot ist der Tod

      Rot soll in mir überleben, pulsieren, denn

      Ich muss lernen zu folgen, mich anzupassen

      Mit einem Schluck Rotwein, fällt das leichter

      Kehre


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