Drei Thriller um Liebe und Geheimnis Februar 2019. Alfred Bekker
aber... Das ist kompliziert.“
„Wo wohnst du jetzt?“
„Bei Robert.“
Sie sagte es einfach so dahin, und dann war es heraus. Aber vielleicht war es gut so. Irgendwann musste sie es ohnehin erfahren. Besser früher als später...
Und wenn sie wirklich länger blieb, vielleicht sogar den ganzen Sommer hindurch und auf das Studium pfiff...
„Ich verstehe nicht...“
„Ich habe einen Mann kennengelernt. Und bei dem lebe ich jetzt.“
„Daher weht also der Wind!“
„Ja, daher weht der Wind, Mama!“
„Ich hoffe nicht, dass du deswegen dein Studium...“
„Nein, keine Sorge!“
Aber in Wahrheit war es genau das, woran sie gedacht hatte.
„Wie alt ist er? Was macht er?“
Elsa hatte keine Lust auf ein weiteres Verhör.
„Mama, es wird zu teuer für mich. Ich muss jetzt Schluss machen!“
„Ja, aber...“
„Tschüss!“
„Pass auf dich auf, Elsa. Wann höre ich wieder von dir?“
„Mal sehen. Wenn ich es einrichten kann.“
Elsa war froh, als der Hörer wieder in der Gabel hing. Sie fühlte sich wie befreit.
Es war Abend.
Elsa legte den Kopf an Roberts Schulter und fand, dass er gut roch. Ihre Hand glitt über seine behaarte Brust. Sie spürte Roberts ruhigen Atem und seinen Arm an ihrem Rücken.
„Ich liebe dich“, murmelte sie. Und dann, nach einer kurzen Pause: „Hast du eigentlich gehört, was ich gesagt habe?“
„Ja.“
„Liebst du mich auch?“
„Ja.“
„Sex mit dir ist wunderbar. Ich glaube, ich könnte süchtig nach dir werden, Robert!“ Sie lachte. „Wahrscheinlich bin ich es längst.“
Dann schwiegen sie eine Weile.
Elsa schloss die Augen. Sie war glücklich.
Eine wohlige Müdigkeit hatte sich ihrer bemächtigt. Um ihre Lippen spielte ein entspannter Zug.
Dann schreckte sie plötzlich Roberts Stimme auf.
„Ich muss für einige Zeit weg“, sagte er.
Elsa war sofort wieder sehr aufmerksam. Sie setzte sich auf und blickte ihn verwundert an.
„Was?“
„Eine Geschäftsreise. Du wirst eine Weile allein hier wohnen, vorausgesetzt, du willst hierbleiben.“
„Natürlich will ich hierbleiben!“
„Musst du nicht irgendwann zurück nach Deutschland?“
„Warum?“
„Ich denke, du studierst...“
„Ich werde das Sommersemester aussetzen. Ich muss mir ohnehin über verschiedenes klarwerden, und vielleicht ist das eine gute Gelegenheit dazu.“
„Du meinst, du willst das Studium abbrechen?“
„Ich will damit sagen, dass ich noch nicht so genau weiß, ob ich das eigentlich will, was ich da tue...“
Die Wahrheit war viel einfacher. Sie wollte bei Robert sein. Jeden Tag, jede Sekunde. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass dieser Traum einmal zu Ende sein sollte. Nicht einmal der Gedanke an eine Unterbrechung war ihr erträglich.
„Du hast erwähnt, dass du fort müsstest, Robert...“
„Ja.“
„Für wie lange?“
„Vielleicht eine Woche. Plus minus ein paar Tage. Ganz genau kann ich das noch nicht sagen.“
„Wohin geht es?“
„Erst mal Madrid.“
„Könnte ich dich nicht begleiten?“
„Nein!“
In seinem Tonfall lag etwas Endgültiges. Sie wusste, dass es keinen Zweck hatte, ein zweites Mal zu fragen. Er würde seine Meinung nicht ändern. Nicht nach diesem Nein; so gut kannte sie ihn inzwischen schon.
„Wann geht's los?“, fragte sie.
„Morgen.“
„Oh, morgen schon?“
„Ja.“
„Schade.“
„Es lässt sich nicht ändern, Elsa.“
„Ja, mag schon sein...“
„Irgend wovon muss dies alles hier, das Haus und so weiter, ja bezahlt werden. Und ab und zu muss ich halt auch etwas dafür tun.“
„Es ist trotzdem schade.“
„Ich komme ja wieder, Elsa!“
„Ich kann es schon jetzt kaum erwarten, obwohl du doch noch gar nicht weg bist und hier neben mir liegst!“
Sie bewegte sich wieder zu ihm hinunter und legte sich in seine Armbeuge.
Auf einmal begann sie zu frieren und zog die Decke bis zu den Schultern hoch.
5
Am Morgen war Robert schon früh aufgestanden.
Undeutlich nahm Elsa wahr, wie er ein paar Sachen aus dem Kleiderschrank holte und in einen Koffer packte. Es dauerte ein bisschen, aber dann war sie hellwach.
„So früh?“
„Ja.“
„Willst du hier noch frühstücken? Ich könnte die Kaffeemaschine...“
„Nein. Dazu ist kaum noch Zeit. Hast du einen Führerschein?“
„Ja.“
„Dann lasse ich dir den Landrover hier.“
„Und du?“
„Ich rufe mir ein Taxi.“
„Wenn du meinst...“
„Ja.“
Er schloss den Koffer zu und verließ das Schlafzimmer. Sie hörte ihn die Treppe hinuntergehen, schlug die Bettdecke zur Seite und stand auf. Dann warf sie sich ein paar Sachen über und folgte ihm.
Als sie die Treppe hinabstieg, sah sie seinen Koffer, den er flüchtig abgestellt hatte. Darüber hatte er sein Jackett geworfen. Aus dem Wohnzimmer hörte sie Roberts Stimme beim Telefonieren. Er rief wohl gerade das Taxi, was sie allerdings nur vermuten konnte, denn er sprach Arabisch.
Sie wollte schon weitergehen und