Arizona Gunfighter - 10 Western: Sammelband Januar 2018. Pete Hackett

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      Reilly war sich darüber im Klaren, dass die Kerle, die ihm aufgelauert hatten, seine Spur wieder aufnehmen und ihm hier her folgen würden.

      Und sie würden es ihm kaum in der kurzen Zeit verziehen haben, dass er sich von ihnen kein Loch in den Kopf hatte brennen lassen.

      Sobald sie auftauchten, würde es also vermutlich Ärger geben, aber Reilly sah dem gelassen entgegen.

      Aber er hatte einen Vorsprung und so konnte er sich zunächst einmal frei in der Stadt bewegen. Es kannte ihn niemand hier und ein Blick über die Passanten auf der Straße zeigte, dass er durchaus nicht der einzige Amerikaner in Magdalena war.

      Das war gut so.

      Er würde nicht so auffallen, wie in San Pedro.

      Und vielleicht würde er auf Spuren stoßen, die ihn direkt in das Nest von El Tigre führten. Der Name Burnett kam ihm wieder in den Sinn. Und die Stimme...

      Es würde mich nicht wundern, wenn einer der Yankees hier diesen Namen trägt!, überlegte er.

      Um hier zu leben musste man einen guten Grund haben. Und bei den meisten, die über die Grenze gekommen waren, bestand er vermutlich einfach darin, dass sie zu Hause mit dem Gesetz in Konflikt gekommen waren und sofort ins Loch oder an den Galgen gekommen wären, würden sie sich dort noch einmal blickenlassen.

      Nach seinem Aufenthalt in Pacos Bar in San Pedro und seinem Ritt durch die Einöde war Reilly nun nach etwas besserem und so fragte er einen Mexikaner nach einer guten Bar.

      Der Mann nannte ihm eine und beschrieb ihm in gebrochenem Englisch den Weg.

      Die Bar hieß El Dorado und war alles andere, als ein feiner Salon. Aber, wie es schien, das Beste, was Magdalena zu bieten hatte und allemal besser, als jene namenlosen Scheunen, in die man ein paar Tische und eine Theke gestellt hatte...

      Im El Dorado war noch nicht viel los. Der Hauptbetrieb würde erst später beginnen. Ein paar unentwegte Zecher saßen hinter ihren halbleeren Gläsern und starrten stumpf vor sich hin.

      Hinter der Theke stand außer einem mexikanischem Barkeeper noch eine junge Amerikanerin. Sie hieß Lisa Maxwell und war nicht etwa ein Animiermädchen, sondern die Geschäftsführerin.

      Reilly kam mit ihr ins Gespräch, während der Barkeeper ihn mit misstrauischen Blicken bedachte.

      "Was verschlägt jemanden wie Sie hier her, Ma'am?"

      "Ach, das ist eine lange Geschichte, Mister. Ich glaube kaum, dass Sie die hören möchten. Niemand möchte das..."

      Sie schenkte ihm Whisky nach und er führte das Glas langsam zum Mund, ehe er es dann mit einem einzigen, entschlossenen Zug leerte.

      Dann trafen sich ihre Blicke kurz. Reilly sah ihre ebenmäßigen, feingeschnittenen Züge. Das lange braune Haar hatte sie kunstvoll hochgesteckt.

      Eine hübsche Frau, dachte er. Aber in ihren dunklen Augen lag eine Spur von Bitterkeit und Trauer, die sie nicht verbergen konnte, so sehr sie sich vielleicht auch darum bemühte.

      "Vielleicht möchte ich Sie hören, Ma'am..."

      Reilly konnte selbst nicht so genau sagen, weshalb er das gesagt hatte. Da war etwas an ihr, das ihn ansprach.

      "Ich bin mit meinen Eltern nach Mexiko gekommen, als ich noch ein Kind war", erzählte sie. "Mein Vater hat diese Bar gekauft und das daraus gemacht, was Sie heute hier sehen..."

      "Dann sind Sie nicht nur Geschäftsführerin, sondern auch Besitzerin des El Dorado!", meinte Reilly anerkennend. "Alle Achtung!"

      Aber sie schüttelte den Kopf.

      "Nein, nicht mehr..."

      Reilly hob die Augenbrauen.

      "Wie meinen Sie das?"

      "So, wie ich es sage. Meine Eltern sind nacheinander gestorben. Meine Mutter war krank und Vater kam bei einer Schießerei ums Leben... Damals war ein Mann hier in der Gegend aufgetaucht, der den Namen Walker trug und sich mit seinen Taschen voller Geld alles zu kaufen versuchte, was man für Dollars haben kann. Ihm gehört eine Hacienda hier in der Gegend und er wollte unbedingt das El Dorado haben. Aber mein Vater wollte nicht verkaufen..."

      "Aber jetzt gehört es doch diesem Walker...", schloss Reilly und sie nickte.

      "Ja. Er fing an, uns zu terrorisieren. Es wurde Feuer gelegt, die Einrichtung von unbekannten Schlägern zerstört und so fort. Sie können sich das sicher ausmalen. Und es würde mich nicht wundern, wenn jene Männer, die meinen Vater umbrachten, auch von diesem Walker geschickt worden sind."

      Sie zuckte mit den Schultern und nahm selbst einen Whisky.

      "Ich kann es nicht beweisen und selbst wenn, so würde es nichts nützen."

      "Weshalb nicht?"

      "Walker gehört so ziemlich alles hier in Magdalena. Und diejenigen, die eigentlich das Gesetz durchsetzen müssten, stehen ebenfalls auf seiner Lohnliste... Jedenfalls hatte ich nach dem Tod meiner Eltern nicht mehr die Kraft, gegen Walker durchzuhalten..."

      "Aber er hat Sie als Geschäftsführerin behalten..."

      "Ja. Warum auch nicht? Der Laden war gut geführt worden. Ich verstehe mein Fach."

      "Bekommen Sie keinen Ärger, wenn Sie solche Dinge erzählen?

      Ich meine, diesem Walker dürfte es nicht allzusehr gefallen, wenn Sie überall herumerzählen, dass er vielleicht ein Mörder ist..."

      "Stimmt, Mister!", hörte Reilly eine sonore Männerstimme in seinem Rücken. Reilly wandte sich um und sah einen für die Verhältnisse von Magdalena ungewöhnlich elegant gekleideten Mann durch die Schwingtüren treten.

      Er hatte zwei blitzende Augen und ein hageres Gesicht, mit hervorspringenden Wangenknochen. Am Kinn hatte er eine rote Narbe, die Aussah, als würde sie aus einer Messerstecherei stammen.

      Zwei Bewaffnete betraten mit ihm die Bar, ein Amerikaner und ein Mexikaner. Sie folgten ihrem Herren wie zwei Schatten zur Theke.

      Lisa errötete und schluckte. Aber der Mann im eleganten Anzug wandte sich zunächst nicht an sie, sondern an Reilly.

      "Ich bin Walker", sagte er und reichte ihm die Hand. Reilly zögerte, bevor er sie ergriff.

      "Und wer sind Sie?"

      "Tut nichts zur Sache..."

      Reilly glaubte, das Gesicht seines Gegenübers irgendwann schon einmal gesehen zu haben.

      Wäre die Narbe nicht gewesen, hätte er nichts darauf gegeben, aber so war er sich ziemlich sicher.

      Allerdings wollte ihm im Moment nicht einfallen, wann oder wo dieser Mann ihm schon einmal über den Weg gelaufen war...

      "Verstehe... Was haben Sie ausgefressen? Bankraub? Mord? Oder sind Sie nur ein Taschendieb?"

      Reilly gab keine Antwort und Walker schien auch keine zu erwarten. Er deutete mit einer knappen Handbewegung auf Lisa, in deren Gesicht Furcht zu sehen war. "Sie hat Ihnen Ihre Geschichten erzählt, nicht wahr?"

      "Ja."

      "Glauben Sie nichts davon. Sie hat ein wenig zu viel Phantasie, die sie meistens dazu einsetzt, um bei Männern wie Ihnen Mitleid und Beschützerinstinkt zu erregen. Sie sollten nichts darauf geben. Niemand in Magdalena tut das." Er bedachte Lisa mit einem spöttischen Blick, dem sie auszuweichen suchte. "Stimmt doch alles, was ich gesagt habe, nicht wahr, Schätzchen?"

      Er lachte rau.

      "Was willst du?", fragte sie fast flüsternd. Ihre Stimme zitterte ein wenig. Sie klang unsicher.

      Walker verzog den Mund.

      "Na, was wohl? Ich war gerade in der Stadt, da dachte ich mir, ich könnte auch gleich die Wocheneinnahme mitnehmen."

      "Warte... Nur einen Moment!"

      Walker


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